Samoafahrten. Otto Finsch
Häuser. — Wir sollen Krieg führen. — Waffen. — Wurfspeere. — Pfeil und Bogen. — Kein Pfeilgift. — Keulen. — Schilde. — Exkursion an der Küste. — Zuckerrohr. — Musterhafter Landbau. — Sago. — Geologisches. — »Gold«-Flimmern. — Lobenswerte Moralität. — Töpferei. — Kanus und Schiffahrt. — Bilibili sehr versprechend — namentlich für Mission. — Jambom (Colomb-Insel). — »Dreißig« Inseln. — Im »Archipel der zufriedenen Menschen«. — Grager (Fischel-Insel). — Unruhige Nacht in Elisabeth-Bucht. — Marsap, großes Fest. — Festschmuck der Männer. — Bemalen. — Hundezähne. — Kunstvolle Zieraten. — Kampf-Brustschmuck. — Physiognomische Verschiedenheit. — Wir entdecken Friedrich-Wilhelms-Hafen. — Beschaffenheit desselben. — Vogelleben. — Exkursionen. — Armut an Blumen. — Urwaldbild. — Prinz Heinrich-Hafen. — Ausdehnung des Archipels. — Port Alexis. — Tiar (Aly-Insel). — Dasem, Versammlungshaus. — Sonderbare Schnitzereien. — Fischerei. — Bilia (Eickstedt-Insel). — Ein Verrückter. — Szirit, Versammlungshaus. — »Tohn«, ein verehrtes Instrument. — Tabugebrauch aus Schlauheit. — Verkehr mit den Eingeborenen. — Große Schamhaftigkeit. — Festschmuck der Frauen. — Tabir, Schüsseln. — Sprachgewirr. — Bäumefällen. — Geringe Körperkräfte der Eingeborenen. — Wir hissen die deutsche Handelsflagge. — Abschied von Friedrich- Wilhelms-Hafen.
Die Samoa dampfte längs der Küste von Astrolabe-Bai langsam vorwärts. Sie gleicht einer weiten offenen Rhede[21], rings von einem Sandstrande eingefaßt, an welchem auch bei ruhigem Wetter Dünung das Landen erschwert, z. T. ganz hindert. Die Bewohner des »gelben Dorfes« Bogadschi (Bogati) eilten in ihren Kanus herbei, um zu schachern und brachten allerlei neue und interessante Sächelchen, darunter breite, hübsch mit eingraviertem Muster ornamentierte Armbänder aus Schildpatt, (vergl. Atlas XIX 2), Brustschmucke aus Cymbiummuschel (Koambim), sehr eigentümliche Leibschnüre aus aufgereihten Abschnitten einer Septariamuschel, Gogu genannt, (Atl. XXIV 1.), die äußerst wertvoll schienen, sogar ein paar Telum, (Atl. XV. 1) jene Holzfiguren, die meist als »Götzen« gedeutet werden. Schon an den Namen gewisser gewöhnlicher Tauschsachen ließ sich die Verschiedenheit des hiesigen Dialekts mit dem von Bongu leicht erkennen. So hieß der Bogen statt Aral hier »Manembu«, Pfeil statt Gé »Kolle«, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Obwohl manche Eingeborene sich nur mit Zittern und Zagen an Bord wagten, fand doch bald ein reger Verkehr statt und die Leute zeigten sich dabei minder gut als in Konstantinhafen. Dort war uns nicht das Geringste abhanden gekommen, hier wurde gleich ein Dieb in flagranti erwischt. Er hatte soeben seinen Genossen im Kanu ein Hobeleisen zugesteckt, natürlich nicht mit den Händen, sondern mit den — Zehen. Ich kannte diese beliebte Manier, mit der fast nackte Menschen trotz strengster Aufsicht zu eskamotieren wissen, schon längst, drehte dem jungen Mann, der sich unbemerkt glaubte, in sein Halsstrickchen fassend, sanft die Kehle zu, und das gestohlene Gut wurde sogleich zurückgegeben. Der vor Schreck erbleichte Sünder (denn auch farbige Menschen erbleichen sichtbar) drückte sich nach diesem mißglückten Versuche stillschweigend unter Spott und Gelächter seiner Landsleute.
Hinter Bogadschi treten die Berge weiter zurück, es zeigt sich mehr mit dichtem Urwald bestandenes Vorland, das hinter Gorima-Huk sich zu ebenfalls dicht bewaldetem Flachland, einer Art Ebene, ausdehnt, die nördlich von einer niedrigeren Bergkette begrenzt wird. Es ist die etwa 1200[22] Fuß hohe von mir »Hansemann-Berge« benannte Kette, die Guntowa Mana der russischen Karte, inland des »Archipels der zufriedenen Menschen«. Allem Anschein nach wird dieses flachere Land zwischen Gorima und Bilibili das schönste Kulturland in Astrolabe-Bai abgeben und von Wichtigkeit werden, zumal da es nicht an Wasser fehlt. Wir bemerkten mehrere kleine Flüsse, von denen der Gorima der größte und die erwähnte Ebene zu bewässern scheint. Seine Mündung wurde jetzt durch ausgedehntes Röhricht angedeutet, aber bei einem späteren Besuche im Monat Mai sehen wir das Wasser der Bai auf eine ziemliche Strecke trüb grün gefärbt.
Wir steuerten Bilibili zu, einer kleinen ca. eine halbe Seemeile langen Insel, etwa vier Meilen nördlich von Gorima-Huk, die gleichsam den Anfang des »Archipels der zufriedenen Menschen« bildet, wie derselbe von dem Entdecker Maclay benannt wurde. Hervorragend hohe, mächtige Bäume, deren dichte Belaubung fast die ganze Insel wie mit einem Dache überdeckt, kennzeichnet dieselbe schon von weitem. Sie besteht, wie fast die ganze Küste von Astrolabe-Bai aus gehobenem Korallfels, der an der Ost- und Nordseite z. T. Steilufer bildet, an welchem das Meer mächtig bricht. Aber an der Westseite dehnt sich ein flacher weißer Sandstrand aus, auf dem nicht weniger als 13 stattliche Kanus, bunt bewimpelt und mit allerlei Ausputz verziert, lagen. Das gab im Verein mit den idyllisch unter dem Gelaube mächtiger Bäume versteckten und von Kokospalmen beschatteten Häusern des Dorfes ein gar liebliches Bild. Dazu das Gewimmel fröhlicher brauner Menschen, die mit grünen Zweigen winkten und bald in Kanus abkamen und uns an Land einluden.
Wir eilten ihnen zu folgen und waren überrascht von der Fülle neuer und interessanter Eindrücke. Alles zeugte hier von Wohlhabenheit und Reichtum. Die Häuser waren größer und stattlicher als die bisher gesehenen, wie die mit reichem Ausputz versehenen Eingeborenen selbst. Sie zeigten sich anfangs ziemlich scheu und zurückhaltend. Namentlich kostete es Mühe, die schlanken, braunen Mädchen heranzulocken, die in ihren bunten Grasschürzchen und reich mit Schmuck aus Muscheln und Hundezähnen behangen, das Haar mit brennendroten Hibiscusblumen geschmückt, gar niedlich aussahen. Einige kleine Geschenke machten sie bald zutraulicher und eine um die andere kam zögernd heran, um ihre Gabe an Glasperlen oder rotem Zeugstreifen in Empfang zu nehmen und dem weißen Fremdlinge schüchtern die Hand zu geben. Unter diesen Mädchen gab es übrigens viele recht hübsche Gestalten von tadellosem Körperbau und mit recht artigen Gesichtchen.
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