AUF LEBEN UND TOD. Martin S. Burkhardt
Müssen wir uns ebenfalls rasieren?«
Der König warf ihm einen angewiderten Blick zu.
»Der König wird euch ganz gewiss nicht kontrollieren«, sagte er langsam. »Bei den Jungen ist es dem König egal, ob sie sich rasieren oder nicht. Dieses Gesetz ist ausschließlich für die Mädchen angefertigt worden.«
»Es gibt da noch einen zweiten Punkt, und der gilt für alle«, fuhr der König nach einem Augenblick fort. »Eure Kämpfe erscheinen mir in letzter Zeit ein wenig zu unblutig. Vielleicht, weil ihr euch inzwischen immer besser kennenlernt?« Der König brummte nachdenklich. »Das bleibt in so einer Umgebung ja leider nicht aus. Aber in meinem Kopf wachsen schon Pläne, die dem entgegenwirken werden. Einschneidende Veränderungen. Ihr werdet es sehen.«
Aldiana dachte an den Kampf zwischen Delia und der bemitleidenswerten Bela. Ein Gefecht konnte kaum noch grausamer geführt werden, als es Delia gemacht hatte. Was für eine Schande, dass der König an diesem Tag nicht zugesehen hatte. Delia schien ähnliche Gedanken zu haben, denn sie meldete sich zu Wort und räusperte sich, als der König ihr zunickte.
»Ich prügel immer, so stark ich kann. Und wenn die Andere dabei dumm wird oder krepiert, ist mir das total egal.«
»Sehr löblich«, sagte der König zufrieden. »Ich habe deinen Kampf übrigens verfolgt.«
Aldiana sah, wie Delia den König mit großen Augen anstarrte. Und Delia war nicht die Einzige. Eine Menge Jungen und Mädchen schauten den Herrscher mit gekräuselter Stirn an. Ihr selbst ging es ja nicht anders. Wieso hatte der König Delias Kampf gesehen? Der König war seinerzeit nicht in der Halle gewesen und Versteckmöglichkeiten gab es in dem übersichtlichen Raum auch keine. Hatte der König zu allem Überfluss ihre Niederlage gegen Alona ebenfalls mitbekommen? Auf einmal wünschte Aldiana sich, dass sie Alonas schönes Gesicht doch ruiniert hätte, als es ihr angeboten wurde.
»Wie kann das sein?«, fragte Delia und wirkte plötzlich furchtbar aufgekratzt.
»Das werde ich dir nachher vielleicht zeigen. Möchtest du die Nacht in meinem Gemach verbringen«?
»Sehr gern.«
Delia strahlte wie ein Honigkuchenpferd und allein dafür hätte ihr Aldiana am liebsten die Fresse poliert.
»So sei es.« Der König lächelte selig und war einen Moment wieder in seinen Gedanken gefangen. Dann wurde er ernst und hob die rechte Hand. »Und ich möchte zukünftig, dass ihr alle so wie Delia kämpft und keinerlei Nachsicht mit dem Gegenüber zeigt. Als Zeichen, dass ihr euch stets daran erinnert, schmiert ihr euch drei dicke Streifen vom Blut des Gegners auf die Oberarme, sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt. Dies ist noch kein Gesetz. Ich habe bisher kein Papier mit dieser Anordnung niedergeschrieben. Aber ich werde es tun, wenn ihr bei der nächsten Auseinandersetzung nicht auf meine Worte hört.«
Aldiana runzelte die Stirn. Die Vorstellung, mit voller Absicht das Blut ihrer Gegnerin auf den eigenen Armen zu verstreichen erfüllte sie schon ein wenig mit Ekel. Das erste Mal würde es ihr sicherlich einen gewissen Grad an Überwindung kosten. Dennoch wird sich der König bei dieser Vorschrift etwas gedacht haben, und sie hatte nicht den Vorsatz, ihn in dieser Hinsicht zu enttäuschen.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.