Viribus Unitis. Martina Winkelhofer

Viribus Unitis - Martina Winkelhofer


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Hofdiener verkaufen Informationen über den Hof – Kaiserliche Verlautbarungen auf Toilettenpapier – Nacktbilder aus der Silberkammer – Ein Erzherzog heiratet eine Prostituierte – Ein Erzherzog ruft den Obersten Gerichtshof gegen den Kaiser an – Ganz Wien lacht über den Nepotismus des Obersthofmeisters

       XIIHof und Politik

       Der junge Kaiser und seine Berater – Die obersten Hofbeamten und ihre politische Bedeutung – Die Hofwürdenträger werden ins Herrenhaus berufen – Obersthofmeister Hohenlohe stimmt für die liberalen Ehegesetze – Die Konservativen kritisieren den liberalen Hof – Kaiser und Hof sind für das allgemeine Wahlrecht – Obersthofmeister Montenuovo will den Ministerpräsidenten stürzen

       XIIIZeitenwechsel – der Hof in der Krise

       Der kranke Obersthofmeister schult seinen Nachfolger ein – Prinz Rudolf Liechtenstein – Obersthofmeister Konstantin Hohenlohe stirbt – Korruption in der Hofwirtschaft – Der Kanzleidirektor greift hart durch – Der Selbstmord des Oberstküchenmeisters – Alle Hofabteilungen werden streng geprüft – Verwarnungen wegen der schmutzigen Hofwäsche – Sparmaßnahmen – Die Küchenkatzen fallen dem Sparpaket zum Opfer – Mäuseplage in der Hofburg – Schlägerei in der Generalintendanz – Unstandesgemäße Vermählungen – Der Kaiser im Zwiespalt zwischen Tradition und Öffnung – Die Hofwürdenträger kritisieren die jungen Habsburger scharf

       XIVDie letzten Jahre unter Kaiser Franz Joseph

       Der alte Kaiser vereinsamt – Obersthofmeister Liechtenstein beschwichtigt die beleidigte Katharina Schratt – Alfred Montenuovo wird letzter Obersthofmeister – Die Feindschaft zwischen Obersthofmeister und Thronfolger – Die unstandesgemäße Heirat Franz Ferdinands sorgt für zeremonielle Schwierigkeiten – Unüberbrückbare Differenzen spalten den Hof – Schwere gesundheitliche Krise des Kaisers – Der Kontakt mit dem Kaiser wird beschränkt – Das Begräbnis des ermordeten Thronfolgers sorgt für Unmut – Öffentliche Kritik gegen das strenge Hofzeremoniell – Die sozialistische Arbeiterzeitung verteidigt Kaiser und Hof – Der ganze Hof kümmert sich um den alten Kaiser – Der Tod Kaiser Franz Josephs

       XVDas Ende des Hofes

       Das Begräbnis von Kaiser Franz Joseph – Änderung bei Hof unter Kaiser Karl – Das Ende der Monarchie – Die Republik übernimmt den Hof – Der Hof erhält einen staatlichen Verwalter – Die Auflösung der vier Obersten Hofämter – Probleme mit der Verwertung von Hofvermögen – Niemand braucht die ehemaligen Hofbediensteten – Der Verlust der sozialen Sicherheiten – Die Liquidierung des Hofes 1921 – Das Ende der »Backhendl-Zeit«

       Danksagung

       Anhang

       Quellen- und Literaturverzeichnis

       Fußnoten

       Register

       Einleitung

      Dieses Buch will Geschichte erzählen. Die Geschichte einer Schicksalsgemeinschaft, die von einer Majestät von Gottes Gnaden bis zum niedrigsten Diener ungefähr 1500–2000 Menschen umfasste und in ihrer Traditionalität in Europa einzigartig war. Bei der Arbeit in den Archiven, der Grundlage historischen Forschens, war dabei immer die Frage nach dem »Wie« Ausgangspunkt und Richtschnur zugleich: Wie lebten die Menschen in den Mauern der Hofburg? Welche Erwartungen wurden an sie gestellt? Wie organisiert und führt man eine Wirtschaftseinheit, die nach heutigen Maßstäben als Großunternehmen gelten würde? Wie und woraus finanzierte sich dieser älteste aller europäischen Höfe?

      Über den Hof von Kaiser Franz Joseph, dessen Aufbau und Ablauf, aber auch von den Menschen, die mit und unter dem Kaiser gelebt und gearbeitet haben und unmittelbare Zeitzeugen des längstregierenden Kaisers waren, den Österreich je hervorgebracht hat, weiß man heute fast nichts mehr. Fast hat es den Anschein, als gäbe es nichts, das von der kleinen Stadt innerhalb der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien erzählen könnte. Es wurden keine Erinnerungen hinterlassen, weder von Mitgliedern der kaiserlichen Familie noch von Bediensteten, es gibt keine Fotografien, die den Hofalltag darstellen, vor allem aber verschwand nach 1918 die traditionell mündliche Weitergabe von Wissen, die eine Hofführung erst ermöglicht. Jahrhundertealte Kenntnis über Ablauf und Organisation eines Hofes, von Generation zu Generation weitergegeben, ging gemeinsam mit der Monarchie unter. Jene Menschen, die noch in den Hofalltag hineingeboren worden waren oder noch bei Hof gelernt hatten und etwas über den Hof hätten erzählen können, wurden nie nach ihren Erinnerungen gefragt und sind im 21. Jahrhundert alle längst verstorben.

      Im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv aber lagert das historische Gedächtnis des Hofes und seiner Menschen. Verteilt auf über 3500 Kartons schlummern nicht nur die gesamte Geschichte des kaiserlichen Hofes unter Franz Joseph – von den Kanzleiakten bis zu den Zeremoniellprotokollen –, sondern auch die Geschichten der Menschen, die Teil dieses Komplexes waren. Jeder einzelne Akt, so trocken er auch sein mag, die meisten von ihnen zum ersten Mal seit Ende der Monarchie wieder geöffnet, erzählt eine kleine Geschichte – von korrekten Hofbeamten, die den Akt fein säuberlich bearbeitet und abgelegt haben, von den Mühen der Verwaltung, von Problemen in der Kommunikation, von Auszeichnungen und Verwarnungen. Aber auch berührend Persönliches, die Sorgen und Probleme von Menschen einer vergangenen Epoche schildern die Quellen: Bitten an den Kaiser um Hilfe bei Schwierigkeiten, die Hoffnung auf Versorgung der Kinder durch den Hof, die Wünsche nach Aufstieg und Karrieremöglichkeit. Selbst das Ende des Hofes, die Auflösung einer 600-jährigen Institution und das Ende eines unausgesprochenen, aber stets allgegenwärtigen Paktes zwischen dem Herrscher und seiner Hausgemeinschaft ist minutiös festgehalten und gibt wieder, wie jene Menschen, die in nächster Nähe des Monarchen gelebt haben, den Systemwechsel erlebt haben.

      Auch in diversen Privatarchiven haben bedeutende Quellen die Zeiten überlebt. Hier bietet sich im Unterschied zu den oftmals nüchternen Hofakten ein Blick auf den Hof aus ganz persönlicher Sicht, aus dem Blickwinkel jener, die – oftmals in bedeutenden Positionen – rund um den Kaiser gearbeitet und gelebt haben.

      Erst durch die Verbindung von administrativen Hofquellen und persönlichen Nachlässe von Zeitgenossen des Kaisers lässt sich ein facettenreiches und umfassendes Bild des kaiserlichen Hofes rekonstruieren.

      Eine nähere Betrachtung des Themas Hof bringt aber auch neue und bisher unbeachtet gebliebene Facetten der historischen Gestalt Kaiser Franz Josephs ans Licht, bietet auch viel Überraschendes: Wie ging der Kaiser mit den Schwächsten in seiner Umgebung um? Wo sah er die kulturpolitischen Aufgaben seines Hofes? Welche Erwartungshaltung hatte der Kaiser gegenüber den gesellschaftlichen Spitzen seines Hofes, der Elite? Wie manövrierte er seine Hausgemeinschaft durch die turbulenten und wechselhaften Zeiten seiner 68-jährigen Regentschaft?

      Eine wissenschaftliche Untersuchung der Beziehung zwischen Kaiser und Hof zeigt ein anderes Bild von Kaiser Franz Joseph, jenseits des oft unwidersprochen übernommenen Klischees eines starren Herrschers zwischen zwei Aktendeckeln. Es zeigt, wie Franz


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