Um die Pfote gewickelt. Katharina Messner

Um die Pfote gewickelt - Katharina Messner


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      „Dein Frauerl hat angerufen, dass du abgängig bist. Sie hat sich solche Sorgen gemacht. Jetzt werde ich sie gleich zurückrufen, dass du wieder zuhause bist!“

      Die anderen beiden Male, da ich für ein paar Stunden abgängig war, war das auf meine Jugend und Unerfahrenheit zurückzuführen.

      Einmal, ich war noch ein halbes Baby, hielt ich den alten Dackel vom nächsten Häuserblock für einen Katzenfresser. Natürlich weiß ich das heute besser. Lachhaft, wie naiv ich damals war. Aber ich hatte eben noch die warnende Stimme meiner klugen Mutter Alice in den Ohren: „Lass dich nicht mit fremden Hunden ein!“

      Ich sah den dicken Krummbeinigen um die Ecke kommen und flüchtete. Klugerweise auf den nächsten Baum. Dummerweise kletterte ich viel zu hoch hinauf. Schwindelerregend! Da saß ich nun fest. Herauf war es so leicht gegangen, aber zurück! Brrr. Alles in mir miaute Alarm. Irgendwie bekam ich dann doch wieder festen Boden unter den Pfoten. Genau kann ich es selbst nicht sagen, wie ich das geschafft habe. Bestimmt büßte ich damals eines meiner neun Katzenleben ein. Ab da waren’s eben nur noch acht. Und mit denen lebte es sich fortan auch noch gut.

      Das dritte Mal, als ich kurzfristig abgängig war, ist mir das – Pfote aufs Herz – einfach passiert. Ich übersah schlicht die Zeit zum Heimgehen. Jugendlicher Leichtsinn. Gedankenlosigkeit. Ich war fasziniert von Vogelgezwitscher und Mäusetanz. Der Biotisch für meine kulinarischen Neigungen war reichlich gedeckt. Ich wollte nicht wahrhaben, dass die Nacht schon fast um war. Die Lerche war’s und nicht die Nachtigall – man kennt das ja. Plötzlich waren viele fremde Menschen unterwegs, eilten an mir vorbei, der ich nur wenig geschützt unterm Gestrüpp saß. Zitternd. Es möge mich nur niemand bemerken!

      Bis ich mir endlich ein Herz fasste und heimtrabte – in ganz kleinen Etappen, immer nur kurz ungeschützt, dann wieder ins Gebüsch, volle Deckung. Habe Stunden gebraucht für die Entfernung von ein paar hundert Metern.

       Zeugungsfähigkeit ade

      Im vorletzten Kapitel habe ich Ihnen von den Stadtstreunerkatzen erzählt. Von der Friedhofsgang.

      Mein Vater war auch ein Streuner. Allerdings einer der ländlichen Art, einer jener wilden, unkastrierten Bauernhofkater, die kilometerweit rennen, nur um bei einer rolligen Katzendame Casanova zu spielen. Kaum haben sie ihre amourösen Pflichten erfüllt, sind sie auch schon wieder fort, unterwegs zur nächsten und übernächsten Kätzin. Und Tierschützer können dann schauen, wo sie ordentliche Plätze für die vielen unerwünschten Katzenbabys herbekommen.

      Sicher wäre ich auch so wie mein Vater geworden, hätten nicht die Menschen, bei denen ich lebe, beschlossen, mich kastrieren zu lassen. Es hat zwar eine Gegenstimme zu dieser Operation „Zeugungsfähigkeit ade“ gegeben. Einer hat den Verlust meiner Männlichkeit heftig bedauert. Er wurde vom Familienrat überstimmt. Zu Ihrer Beruhigung: Ich habe das Ganze nicht wirklich mitbekommen.

      Man packte mich im zarten Alter von sieben Monaten in den Katzenkorb, trug mich ins Auto und fuhr mit mir an einen Ort, wo es steril und aufregend zugleich roch, wo es blitzte vor Apparaturen, und Menschen in weißen Kitteln beruhigend auf mich einredeten: „Braver Tizian, lieber Tizian, ist gleich alles vorbei.“ An mehr kann ich mich nicht erinnern. Man hat mich mit einer langen spitzen Nadel ins Fell gepiekst, natürlich ohne mich vorher um Erlaubnis zu fragen, und ab da weiß ich von nichts mehr. Ich muss wohl stundenlang geschlafen haben. Ich war im Land der schönsten Katzenträume. Schließlich wachte ich auf und hatte nur einen einzigen Gedanken: Hunger! Dieser Gedanke ist mir treu geblieben, all die Jahre. Davon wird hier noch öfter die Rede sein. Von diesem Damoklesschwert in Dosenöffnerform, das über meinem Leben baumelt: Bekomme ich wohl genug zu essen? Oder muss ich spätestens in drei Stunden verhungern?

      Heute jedenfalls, als kastrierter Kater, bin ich rundum glücklich und zufrieden. Ich lebe wie Garfield auf dem Sofa, mir geht nichts ab, wirklich nicht. Meine Hormone zwingen mich nicht, mich nächtelang durchs Viertel zu raufen. Ich markiere nicht alles rundum mit diesem übel riechenden Drüsensekret, auf das meine unkastrierten Geschlechtsgenossen so stolz sind.

      Im Gegenteil: Ich dufte richtig, so etwa nach trockenem Heu. Die Jüngste meiner Menschenfamilie steckt oft die Nase tief in mein Fell und sagt: „Tizian, du riechst ganz wunderbar!“

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