Gesammelte Werke. Джек Лондон

Gesammelte Werke - Джек Лондон


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sa­gen, ich hät­te Sie nicht be­lo­gen, Fräu­lein Sangs­ter, und Sie ha­ben recht. Ich habe es nicht ge­tan.«

      Er mach­te eine Pau­se, in der er krampf­haft nach Wor­ten such­te.

      »Wol­len Sie nicht ver­su­chen zu glau­ben, was ich Ih­nen jetzt sa­gen wer­de? Wol­len Sie sich auf das Wort ei­nes – Bo­xers ver­las­sen?«

      Sie nick­te ernst und sah ihm in die Au­gen, über­zeugt, dass er jetzt die Wahr­heit sa­gen wür­de.

      »Ich habe im­mer ehr­lich und an­stän­dig ge­kämpft. Ich habe nie im Le­ben un­sau­be­res Geld an­ge­rührt, nie einen un­sau­be­ren Trick aus­ge­übt.

      Das möch­te ich zu­nächst fest­stel­len.

      Sie ha­ben mir durch das, was Sie er­zähl­ten, einen ge­hö­ri­gen Schre­cken ein­ge­jagt. Ich weiß gar nicht, was ich da­von hal­ten soll. Aber es sieht sehr ver­däch­tig aus. Das ist es, was mich quält. Denn se­hen Sie, Stu­be­ner und ich ha­ben den Kampf be­spro­chen, dass ich in der sech­zehn­ten Run­de Schluss ma­chen soll.

      Und jetzt kom­men Sie und er­zäh­len es mir. Wo­her wuss­te der Re­dak­teur es? Von mir nicht. Stu­be­ner muss es sich ha­ben ent­schlüp­fen las­sen … es sei denn …«

      Er schwieg einen Au­gen­blick, um nach­zu­den­ken. »Es sei denn, der Re­dak­teur hät­te es zu­fäl­lig ge­ra­ten. Ich kann nicht klug dar­aus wer­den. Da ist nichts zu ma­chen, als die Au­gen of­fen­zu­hal­ten und ab­zu­war­ten. Je­des Wort, das ich Ih­nen ge­sagt habe, ist wahr. Hier mei­ne Hand dar­auf!«

      Wie­der stand er auf, dass er sie in sei­ner vol­len Grö­ße über­rag­te.

      Ihre klei­ne Hand wur­de von sei­ner großen, der sie auf hal­b­em Wege ent­ge­gen­kam, er­grif­fen, und nach­dem sie sich of­fen und ehr­lich in die Au­gen ge­blickt hat­ten, sa­hen bei­de un­be­wusst auf die ein­an­der um­schlie­ßen­den Hän­de nie­der.

      Sie fühl­te, dass sie sich ih­rer Weib­lich­keit noch nie so be­wusst ge­we­sen war wie in die­sem Au­gen­blick. Die­se Er­kennt­nis kam ihr in der­sel­ben Se­kun­de, in der ihre wei­che, zar­te Hand den Druck sei­ner kräf­ti­gen, männ­li­chen spür­te.

      Glen­don brach das Schwei­gen zu­erst.

      »Wie leicht könn­te ich sie zer­bre­chen«, sag­te er, und im sel­ben Au­gen­blick fühl­te sie, wie sein har­ter Griff sich lo­cker­te und fast lieb­ko­send sanft wur­de.

      Sie er­in­ner­te sich der Vor­lie­be ei­nes al­ten preu­ßi­schen Kö­nigs für Rie­sen und lach­te über die­se un­ge­reim­te Ge­dan­ken­ver­bin­dung, wäh­rend sie ihm die Hand ent­zog.

      »Ich freue mich, dass Sie heu­te ka­men«, sag­te er.

      Dann wur­de er ver­le­gen und sag­te schnell – und sei­ne Wor­te wi­der­spra­chen der war­men Be­wun­de­rung, die aus sei­nen Au­gen leuch­te­te:

      »Ich mei­ne, weil Sie mir viel­leicht die Au­gen ge­öff­net ha­ben.«

      »Sie ha­ben mich wirk­lich über­rascht«, be­haup­te­te sie. »Sie müs­sen ganz an­ders als an­de­re Bo­xer sein.«

      Er nick­te.

      »Es war nicht schwer, mich an der Nase her­um­zu­füh­ren. Das heißt, es soll sich erst zei­gen, ob man das ge­tan hat. Jetzt will ich es näm­lich selbst her­aus­krie­gen, wis­sen Sie.«

      »Und es än­dern?« frag­te sie fast ton­los, völ­lig über­zeugt, dass er im­stan­de war, al­les zu tun, was er sich vor­nahm.

      »Nein, Schluss ma­chen«, ant­wor­te­te er. »Wenn es kein ehr­li­ches Spiel ist, will ich nichts mehr da­mit zu tun ha­ben.

      Und so­viel ist si­cher: Die­ser Kampf mit Nat Power wird nicht in der sech­zehn­ten Run­de en­den. Wenn die Äu­ße­rung des Re­dak­teurs wirk­lich be­grün­det ist, dann sol­len sie dies­mal alle an­ge­führt wer­den. Das wer­den Sie se­hen.«

      »Und ich darf dem Re­dak­teur nichts da­von er­zäh­len?«

      Sie war auf­ge­stan­den und schick­te sich zum Ge­hen an.

      »Auf kei­nen Fall! Wenn er nur ge­ra­ten hat, so las­sen Sie ihm sei­ne Chan­ce. Wenn was faul an der Ge­schich­te ist, dann ver­dient er es, sei­ne Wet­te zu ver­lie­ren.

      Es soll ein klei­nes Ge­heim­nis zwi­schen uns bei­den sein. Ich will Ih­nen sa­gen, was ich tue: Ich las­se den Kampf nicht bis zur zwan­zigs­ten Run­de dau­ern, son­dern er­le­di­ge Nat Po­wers in der acht­zehn­ten.«

      »Und ich wer­de kei­nem et­was da­von ver­ra­ten«, ver­si­cher­te sie ihm.

      »Ich möch­te Sie um einen Ge­fal­len bit­ten«, sag­te er zö­gernd. »Vi­el­leicht ist es ein großer Ge­fal­len, den Sie mir er­wei­sen kön­nen.«

      Ihre Mie­ne drück­te eine Füg­sam­keit aus, als hät­te sie schon al­les be­wil­ligt, und er fuhr fort:

      »Ich bin selbst­ver­ständ­lich über­zeugt, dass Sie in Ihrem In­ter­view nichts von un­se­rer Verab­re­dung er­wäh­nen wer­den. Aber ich gehe noch wei­ter. Ich möch­te, dass Sie über­haupt nicht schrei­ben.«

      Sie sah ihn mit ei­nem for­schen­den Blick ih­rer grau­en Au­gen an und war bei­na­he selbst er­staunt über die Ant­wort, die sie ihm gab.

      »Ge­wiss«, sag­te sie. »Es wird nichts ver­öf­fent­licht. Ich wer­de nicht eine Zei­le dar­über schrei­ben.«

      »Das wuss­te ich«, sag­te er ein­fach.

      Ei­nen Au­gen­blick war sie ent­täuscht, dass sie kei­nen Dank emp­fing, gleich dar­auf aber freu­te sie sich dar­über, dass er ihr nicht ge­dankt hat­te.

      Sie fühl­te, dass er sich in die­ser Stun­de, die er mit ihr ver­brach­te, eine ganz neue Grund­la­ge schuf, und es dräng­te sie, al­les zu er­fah­ren.

      »Wie konn­ten Sie das wis­sen?« frag­te sie.

      »Das weiß ich nicht.« Er schüt­tel­te den Kopf. »Er­klä­ren kann ich es nicht. Aber mir ist, als wüss­te ich vie­les über Sie und mich.«

      »Aber warum soll ich das In­ter­view nicht ver­öf­fent­li­chen? Wie Ihr Ma­na­ger sagt, ist es doch eine gute Re­kla­me?«

      »Das weiß ich«, ant­wor­te­te er lang­sam. »Aber ich möch­te Sie nicht auf die­se Wei­se ken­nen. Ich glau­be, es wür­de mir weh tun, wenn Sie es ver­öf­fent­lich­ten. Ich möch­te Sie nicht von der ge­schäft­li­chen Sei­te ken­nen­ler­nen. Ich möch­te mich an die­se Un­ter­re­dung am liebs­ten er­in­nern als an eine Un­ter­re­dung zwi­schen ei­nem Mann und ei­ner Frau. Ich weiß nicht, ob Sie ver­ste­hen, was ich mei­ne. Aber so füh­le ich nun ein­mal. Ich möch­te es in der Erin­ne­rung be­hal­ten als et­was, das zwi­schen Mann und Frau vor­ging.«

      Und wäh­rend er sprach, lag in sei­nen Au­gen al­les, was ein Mann aus­zu­drücken ver­mag, wenn er eine Frau an­blickt.

      Sie fühl­te sei­ne Kraft und sei­nen Wil­len und merk­te, dass sie nichts sa­gen konn­te. Sie war ver­le­gen vor die­sem Man­ne, von dem sie ge­hört hat­te, dass er schweig­sam und ver­le­gen sei. Wenn ein Mann über­zeu­gend zu re­den ver­stand, so war er es.

      Er be­glei­te­te sie zu ih­rem Wa­gen, und es durch­zuck­te sie noch ein­mal, als er sich ver­ab­schie­de­te. Ihre Hän­de tra­fen sich, und er sag­te:

      »Ei­nes


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