Schlüssellochfantasien. Nina Schott

Schlüssellochfantasien - Nina Schott


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denn sie konnte diesen Schnösel nicht ausstehen.

      In der Gemeinschaftsküche kam es dann zur Begegnung. Sie wollte sich gerade einen Joghurt aus dem Kühlschrank nehmen, als seine durchdringende Stimme hinter ihr ertönte. Er hätte auch Schauspieler werden können, dachte sie.

      »Hallo Prinzessin. Wie wäre es, wenn wir uns in zehn Minuten zum Lunch treffen?«

      Das war genau seine Masche – Augen zu und durch.

      »Tut mir leid, aber ich bin heute noch gar nicht zum Arbeiten gekommen. Das werde ich jetzt nachholen.«

      »Hm?«, Gregor überlegte. »Ich würde es mir an deiner Stelle noch einmal überlegen. Du tätest gut daran, dich mit mir zum Essen zu treffen. Also, in zehn Minuten bei Paolo.« Sein Gesicht verzog sich zu einer Fratze. Dann verließ er die Küche genauso schnell, wie er sie betreten hatte.

      Was war das denn für ein Auftritt gewesen? Und diese Ausdrucksweise zum Lunch? Stellas Appetit war mit einem Mal verflogen, doch ein seltsamer Beigeschmack blieb. Der hatte ja wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank. Da sie mit ihm noch ein Hühnchen zu rupfen hatte, würde sie sich auf den Weg machen und bei Paolo vorbeischauen. Und nur deshalb!

      Wenig später betrat sie die Pizzeria, die sich in der nahe gelegenen Hubertusallee befand und nicht zum zentralen Stützpunkt der Kanzlei gehörte. Die meisten gingen lieber ins Il Buco, das größer und angesagter war. Gregor saß bereits an einem Tisch in der hintersten Ecke und fummelte an seinem Smartphone herum. Als er Stella erblickte, grinste er noch dümmer als sonst. Dem würde das Lachen schon noch vergehen und wenn der sich einbildete, dass sie ab sofort öfter mit ihm dinieren würde, dann hatte er sich ordentlich geschnitten. Es gab nur etwas zu klären. Seine merkwürdigen Andeutungen vorhin hatten Stella stutzig gemacht, aber im Prinzip wusste jeder, dass Gregor sonderlich war.

      »Setz dich«, forderte er sie auf. »Die haben ausgezeichnete Pizza.«

      Als ob sie das nicht wusste.

      »Bilde dir nicht ein, dass wir das hier wiederholen«, zischte sie angriffslustig.

      Stella setzte sich auf die gegenüber liegende Seite des Tisches. Sie hatte nicht vor, lange zu bleiben.

      »Was willst du?«

      Mit diesen Worten knallte sie ihm das Buch, das er freundlicherweise auf ihrem Schreibtisch hinterlegt hatte, vor den Latz.

      »Danke, aber aus den Kinderschuhen bin ich lange raus!«

      Erstaunt drehte er das Cover zu sich herum, um den Titel besser lesen zu können. Dann lachte er laut auf.

      »Soll das ein Geschenk sein? Wie reizend von dir.«

      Entweder, dieser Mann taktierte, oder er hatte wirklich nichts mit der Aktion zu tun. Stella war fast gewillt zu glauben, dass er das Buch tatsächlich zum ersten Mal sah.

      »Also hast du mir das nicht in mein Büro gelegt?«

      »Ich? Dir? Warum sollte ich, ich habe schließlich andere Dinge zu tun.«

      Dann hatte sie sich getäuscht? Trotzdem war und blieb Gregor ein Vollidiot. Stellte sich nur die Frage, was er von ihr wollte? Da sie nun schon einmal hier war, bestellte sie ein Mineralwasser und ein Vitello tonnato, da sie am Morgen nur ein paar Cornflakes gegessen hatte. Sie wiederholte ihre Frage:

      »Was willst du von mir?«

      »Ok.« Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Kommen wir mal auf den Punkt: Ich kenne dein Geheimnis.«

      Erwartungsvoll lauerte Gregor auf eine Reaktion, doch so einfach ließ seine Kollegin sich nicht aus der Reserve locken. Sie schaute ihm tief in die Augen, wobei ihre grauen Zellen zu arbeiten begannen.

      »Ich weiß, was du so treibst, werte Kollegin.«

      Langsam wurde Stella unruhig. Worauf wollte er hinaus? Er konnte unmöglich über ihr Doppelleben im Bilde sein. Sie versuchte zu pokern.

      »Woher denn?«

      »Aus dem Rechner natürlich.«

      Was sollte das heißen ›Aus dem Rechner‹?. War sie zu unvorsichtig gewesen? Es war einige Male vorgekommen, dass sie abends, nachdem alle Kollegen die Kanzlei verlassen hatten, im Chat mit ihren Sexpartnern kommunizierte. Sicherlich wusste sie, dass das gefährlich war, aber wie sollte jemand dahinter kommen? Dieser verfluchte Mistkerl.

      »Das geht dich gar nichts an!«, wiegelte sie ab. »Wie kommst du überhaupt dazu, in meinem Privatleben herumzuschnüffeln?«

      Gregor verstand nur Bahnhof. Aber wiederum passte es zu ihr, dass sie die Kanzlei mit ihrem Privatleben gleich setzte.

      »Es ist mir egal, wie du es nennst; Fakt ist, ich werde der Presse einen Wink geben. Es sei denn, du tust mir einen kleinen Gefallen.«

      Stella war mehr als irritiert. Was hatte die Presse mit ihrem Doppelleben zu tun? Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Es ging gar nicht um sie persönlich. Gregor hatte geschnüffelt und etwas herausgefunden, was er für wichtig hielt. Natürlich. Der aktuelle Fall, den Lübben ihr anvertraut hatte. Scheidungen unter Prominenten waren immer eine heikle Sache. Dieses kleine Arschloch, was bildete der sich ein!

      »Das kannst du knicken, wie komme ich darauf, dir einen Gefallen zu tun?«

      Stella versuchte, Ruhe zu bewahren.

      »Ganz einfach«, entgegnete Gregor. »Ich weiß, wenn erst einmal die Presse auf die bevorstehende Schlammschlacht im Hause Bergbach aufmerksam geworden ist, wird Lübben eins und eins zusammenzählen und alles fällt auf dich zurück. Seine Prinzessin ist nämlich die Einzige, die solche Fälle auf den Tisch bekommt.«

      Damit hatte er gar nicht so unrecht. Bei Prominenten aus der A-Liga verstand Lübben keinen Spaß. Die sollten nicht nur positiv mit seinem Namen in Verbindung gebracht werden, sondern bedeuteten zudem ein äußerst lukratives Geschäft. Nun saß sie in der Falle und es lag außerhalb ihrer Vorstellungskraft, wie weit Gregor mit seiner Drohung gehen würde. Und herauszufinden, wie Lübben auf diesen Fauxpas reagierte, dass Stella mit streng geheimen Informationen so achtlos umgegangen war, bereitete ihr Unbehagen. Dieser schmierige Typ, der ihr gegenüber genüsslich in seiner Pizza stocherte, hatte sie am Wickel. Sie war wütend über ihre eigene Nachlässigkeit. Sie erinnerte sich daran, wie sie das Büro heute Vormittag überstürzt verlassen hatte, um pünktlich bei der Schauspielerin zu erscheinen. In der Eile hatte sie vergessen, ihren Computer auszuschalten und Gregor dadurch ein Ass zugespielt.

      »Was willst du?«, drängte sie.

      Stella verspürte zwar gar keinen Hunger mehr, aber um Selbstsicherheit vorzutäuschen, nahm sie den nächsten Happen Vitello auf die Gabel.

      »Wenn du mich so fragst«, genoss Gregor seinen Triumphzug, »dann lass uns zusammen ausgehen. Mal sehen, was der Abend so bringt.«

      Erwartungsvoll suchte er in ihrem Gesicht nach Zuspruch.

      Da lag also der Hase im Pfeffer. Wie primitiv er war, seine Dreistigkeit auf diese Art und Weise auszuspielen und sie zu einem Date zu verpflichten. Das Schlimmste, was er ihr hätte vorschlagen können! Wenn sie sich vorstellte, mit ihm einen ganzen Abend zu verbringen, damit er Ruhe gab, wurde ich jetzt schon schlecht.

      »Woher weiß ich, dass du mich dann in Ruhe lässt?«

      »Aber Prinzesschen, das ist doch Ehrensache, oder möchtest du, dass ich einen Vertrag aufsetze?«

      Dabei schüttete er sich aus vor Lachen über seinen eigenen Witz und zum ersten Mal bemerkte Stella noch etwas anderes als Dummheit in seinen Augen.

      Die Situation mit Gregor ärgerte sie maßlos. Den gesamten Rückweg über hatte sie nachgedacht, wie sie aus der Sache rauskam, doch leider war ihr auf die Schnelle nichts eingefallen.

      Nun saß sie abwesend an ihrem Schreibtisch und starrte vor sich hin. An arbeiten war nicht zu denken. Zum Glück hatte sie keinen Termindruck, sodass sie zumindest hier auf der sicheren Seite war. Ein weiterer Punkt zum Aufatmen war mit Abstand der, dass das Trüffelschwein nicht


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