Schlüssellochfantasien. Nina Schott

Schlüssellochfantasien - Nina Schott


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Gerichtsgebäude verließ, stattete sie der Damentoilette noch einen Besuch ab. Im Spiegel stellte sie überrascht fest, dass sie heute besonders frisch aussah, was nach der letzten Nacht, die viel zu schnell geendet hatte, nicht unbedingt zu erwarten gewesen war. Oft hatte sie erlebt, dass mit einer Richterin nicht zu spaßen war, gerade dann, wenn der Anwalt eine Frau war. Heute jedoch hatten alle Damen zusammengehalten, von Stutenbissigkeit keine Spur, wodurch das Urteil vielleicht sogar härter ausgefallen war, als Stella zu hoffen gewagt hatte. Was für ein guter Start in den Tag.

      Zurück auf der Straße zeigte der Himmel an, dass sie sich beeilen musste, um nicht in den Regen zu kommen. Schnell überquerte sie die Straße zu ihrem Parkplatz, wo bereits die nächste Überraschung auf sie wartete. Das Scheusal von eben musste seit einer kleinen Ewigkeit dort stehen und auf sie gewartet haben. Seltsam, dass er wusste, welcher ihr Wagen war.

      »Na, schöne Frau, da haben Sie Ihren Feldzug ja mit Pauken und Trompeten durchgezogen.«

      »Ich stehe nicht gerne auf der Verlierer-Seite.«

      Stella antwortete, ohne ihm in die Augen zu schauen und kramte dabei in ihrer Handtasche.

      »Sie wissen doch gar nicht, was es bei mir zu gewinnen gibt.«

      Der Verlierer legte einen Dackelblick auf, mit dem Männer immer dann um die Ecke kamen, wenn sie etwas unbedingt haben wollten. Es war die ganze Zeit nicht zu übersehen gewesen, dass er auf Stella angesprungen war.

      »Schade, wenn sich nicht bewahrheitet hätte, dass Sie ein Arschloch sind, wäre ich glatt mit Ihnen essen gegangen.«

      Stella wusste, dass sie das nicht sagen durfte, aber sie waren nicht mehr im Gericht und es war weit und breit niemand zu sehen. Parallel öffnete sie die Tür und schwang sich elegant ins Auto, indem sie ihre schlanken Beine hinterher zog. Lüstern musterte ihr Verfolger jeden Zentimeter ihrer Figur und aus seinen Augen sprach Aggressivität. Bevor Stella die Wagentür schließen konnte, musste dieser Kerl, der keine Anstalten machte, einen Schritt zurücktreten. Das tat er aber nicht.

      »Man sieht sich immer zweimal im Leben, mein Fräulein.«

      »Genau, ein erstes und ein letztes Mal«, konterte Stella, schnappte sich den Türgriff und zog.

      Sie rammte ihm die Tür in die Waden, sodass er jaulend zur Seite sprang und Stella sah zu, dass sie so schnell es ging den Motor startete. Mit quietschenden Reifen manövrierte sie ihren Wagen aus der Parklücke und brauste davon. Sie begann zu begreifen, warum Frau Zuckermann solche Angst gehabt hatte und sie war froh, dass sie mit diesem Mann nie wieder etwas zu tun haben würde.

      Bereits eine Ecke weiter widmete sie sich voll und ganz dem Radio, das ihr mit einem Lieblingslied die Laune schlagartig wieder verbesserte.

      Um halb zwölf traf sie in der Kanzlei ein. Sie hatte einen Coffee to go in der Hand und erntete prompt einen mehr als überflüssigen Kommentar von Gregor.

      »Na, ausgeschlafen oder die Nacht nicht zu Hause verbracht?«

      »Guten Morgen. Und ich dachte, das wäre Top Secret? Aber dann wisst ihr ja, dass ich gestern mit dem Big Boss und Wowi essen war. Ist etwas später geworden.«

      Ohne weitere Erklärung setzte Stella ihren Weg fort und freute sich heimlich über die herunter gefallene Kinnlade ihres nervigsten Kollegen. Dann schaute sie bei Lübben vorbei, um sich zu erkundigen, ob etwas Wichtiges anstand. Da dem nicht so war, aber sein Protégé offensichtlich nichts Besseres zu tun zu haben schien, jedenfalls nach seiner Einschätzung, drückte er ihr eine zehnseitige Anklageschrift in die Hand mit der Bitte um Korrektur – Dackelblick inklusive. Stella verdrehte die Augen. Natürlich konnte sie ihm diesen Gefallen nicht ausschlagen. Nicht, weil er ihr Chef war und sie niemals anzüglich anpacken würde, sondern weil sie wusste, dass es um einen persönlichen Auftrag ging, um den er niemand anderen gebeten hätte.

      Den Rest des Tages verbrachte die Retterin aller Frauen in ihrem stillen Kämmerlein und saß noch lange, nachdem alle anderen die Villa verlassen hatten, über den kniffligen Formulierungen, die Lübben der Anklage beigemischt hatte. Dieser Fuchs. Von ihm konnte sie noch eine Menge lernen.

      Die wenigsten Kollegen lieferten mehr als den Dienst nach Vorschrift ab und ein Freitagnachmittag diente als weiteres Argument, den Bleistift eher früher als später fallen zu lassen. Als Stella endlich fertig war, befand sich somit niemand mehr im Haus. Bevor sie sich auf den Heimweg machte, wollte sie die überarbeitete Fachlektüre auf Lübbens Schreibtisch deponieren. Eine kleine Randnotiz beinhaltete folgende Mitteilung: »Bis auf ein paar Kleinigkeiten ok – wenn da dem Gegner nicht die Ohren schlackern, dann weiß ich aber auch nicht. Felicitas«

      Zu ihrem großen Erstaunen brannte noch Licht, als Stella die Tür zu seinem Büro öffnete. Natürlich, er war noch da. Nie im Leben hätte er verlangt, dass einer seiner Schützlinge mehr arbeitete als er. Nein, sie hatten härter zu arbeiten, um das zu erreichen, was er vorgelegt hatte, aber nicht länger. Lächelnd betrat Stella das Zimmer und präsentierte ihre Arbeit.

      »Niemand hat von Ihnen verlangt, dass Sie das heute fertig machen.«

      »Niemand will das mit ins Wochenende nehmen. Gute Nacht.«

      Stolz, ihm ein weiteres Mal bewiesen zu haben, dass er zu recht an sie glaubte, winkte sie zum Abschied an der Tür und verließ vor Energie strotzend die Kanzlei. Lübben würde noch eine weitere Stunde dran hängen, um ihre Verbesserungsvorschläge genauestens zu studieren. Von nichts kam nichts.

      Stella hatte mit ihrem heutigen Gast vereinbart, dass sie sich melden würde, wenn sie zu Hause war. Da die Uhr bereits kurz vor zehn anzeigte, schaltete sie sofort ihren Laptop ein, nachdem sie die Wohnung betreten hatte. Ein Signal deutete daraufhin, dass Sascha sich im Chat befand und auf sie wartete. Umgehend formulierte sie eine Message:

      ES IST ANGERICHTET

      Sein TROPFT SIE SCHON? war eine rein rhetorische Frage, denn erstens musste er davon ausgehen, nach alldem, was die beiden in den letzten Wochen miteinander besprochen hatten, und zweitens wartete er ihre Antwort gar nicht mehr ab. Wahrscheinlich verließ er auf der Stelle sein Zuhause.

      Deshalb wollte Stella keine Zeit verlieren. Sie hatte jetzt Pi mal Daumen eine halbe Stunde Zeit, bis Sascha eintraf und ihr die Pussy wund leckte. Das reichte allemal, um unter die Dusche zu springen. Rasiert war sie und viel anziehen würde sie eh nicht.

      Sie entschied sich für eine Unterwäsche, die sie kürzlich im KaDeWe erstanden hatte. Sie genoss Einkäufe dieser Art und bei vulgären Outfits konnte es passieren, dass sie auf dem Weg nach Hause nass wurde und in ihrer Wohnung, spätestens bei der Anprobe, erst einmal Hand anlegen musste.

      Fürsorglich nahm sie die Reizwäsche aus einer der drei Schubladen, die ausschließlich Dessous beinhalteten und ihr Allerheiligtum darstellten. Der transparente Stoff, der über den Nippeln und ihrer Schnecke mit Löchern versehen war, schimmerte schwarz und wurde außen von einer kleinen violetten Kante umrandet. Satinbänder aus zartem Rosa waren an den jeweiligen Öffnungen befestigt, um als Schleife gebunden oder bei Bedarf geöffnet zu werden. Sie hatte sich für die Kategorie sinnlich verrucht entschieden, weil das nach ihrer Einschätzung am ehesten dem Naturell ihres Besuchers entsprach. Nachdem sie eine wohlriechende Bodylotion auf ihrer Haut verteilt hatte, zog sie ihre neuen Lieblingsstücke an. Dann trat Stella in ihrem Ensemble vor den großen Standspiegel, der sich im Schlafzimmer neben dem Bett befand, um das Ergebnis zu betrachten. Nicht übel. Für Drüber tat es das kleine Schwarze, das sie mit roten Lackpumps kombinierte. Ihre Mähne war locker hochgesteckt und verlieh dem Ganzen einen Hauch von Sweet Sixteen. Stella, der kleine blonde Unschuldsengel.

      Zufrieden schloss sie ihren Kleiderschrank, beseitigte im Bad die letzten Duschspuren und staunte nicht schlecht, dass es in diesem Moment an ihrer Wohnungstür klopfte. Normalerweise war die Tür unten abgeschlossen und die Besucher des Hauses mussten klingeln, um eingelassen zu werden. Verwundert stöckelte Stella zur Tür. Ihre Schritte hallten auf den alten Dielen nach. Zum Glück gab es einen Spion, der sie vor den ganz bösen Überraschungen bewahrte. Als sie hinaus spähte, wedelten drei weiße Calla, die ihr der junge Mann dahinter zur Begrüßung ins Guckloch hielt. Nette Begrüßung. Sie öffnete zaghaft die Tür und schob


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