Schlüssellochfantasien. Nina Schott

Schlüssellochfantasien - Nina Schott


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Stella.«

      Seine Stimme klang angenehm sanft, was einen deutlichen Kontrast zu seiner stattlichen Figur darstellte. Die braunen Haare waren streng zurück gegelt. Er war Brillenträger und ein dunkles Horn-Modell umrandete seine ebenfalls braunen strahlenden Augen. Für den heutigen Abend hatte auch er sich in Schale geworfen, zumindest war das Stellas Vermutung, wissen konnte sie es nicht. Er trug ein weißes Hemd, eine schwarze Bundfaltenhose und einen schwarzen Gürtel. Er machte den Eindruck, als hätte er gute Manieren und wenn er lächelte, vertieften sich seine Grübchen rund um den Mund. Etliche Augenfalten deuteten darauf hin, dass er viel lachte, alles in allem eine sehr sympathische Erscheinung. Es war erstaunlich, in wie wenig Sekunden sich ein erster Eindruck bildete. Auch Stella konnte sich dem ebenso wenig entziehen, andere Menschen innerhalb eines Augenblickes nach dem Bauch zu beurteilten. Dieses Urteil war soeben positiv ausgefallen. Sie nahm die Blumen in die Hand und bedankte sich mit einem Knicks.

      »Nicht so förmlich«, scherzte Sascha.

      Offenbar gefiel ihm ihr Humor. Damit war das Eis geschmolzen und Stella froh, dass die Chemie stimmte, was die Vorfreude auf das nahende Liebesspiel noch verstärkte. Wenn er hielt, was sein Mitbringsel versprach, konnte sie sich auf einen sündigen Abend freuen. Nur wenige Pflanzen waren so ausdrucksstark wie die exotische Calla und regten die Fantasie bei bloßer Betrachtung an. Dass Sascha überhaupt Blumen mitgebracht hatte, zeugte von Höflichkeit. Denn dass er die Frau, deren Wohnung er gerade betreten hatte, heute würde vernaschen können, war bereits beschlossene Sache.

      »Hast du ein Handtuch für mich?«

      Stella musste lachen, denn erst jetzt registrierte sie, dass seine Haare vom Regen überrascht worden waren. Bei näherer Betrachtung fiel ihr auf, dass alles an ihm recht nass war. Sie verschwand für einen kurzen Augenblick im Bad und kam mit einem Handtuch zurück. Er hatte sich nicht vom Fleck bewegt. Ohne Aufforderung entledigte er sich seiner Schuhe. Was für ein Gentleman. Stella war mit ihrer Wahl zufrieden und die lockigen Haare, die nun unter dem Handtuch zum Vorschein kamen, machten ihn noch attraktiver. Er setzte seine Brille wieder auf.

      »Darf ich mich umsehen?«

      Seine Umgangsformen überzeugten Stella auf Anhieb.

      »Gerne«, erwiderte sie. »Darf ich bitten?«

      Sie reichte ihm den Arm für eine kleine Führung durch ihr persönliches Reich auf. Die Wohnung einer Person verriet viel über ihr Wesen und ihre Vorlieben. Theoretisch konnte jeder Mann während seines Aufenthaltes die Räume in Augenschein nehmen, aber interessanterweise war bislang niemand auf die Idee gekommen, danach zu fragen.

      Der lange Flur, von dem jedes Zimmer abging, war in einem hellen Apricot gestrichen und beherbergte eine Menge Fotografien und Bilder. Stella hatte nie überlegt, sie abzuhängen, denn alle Männer, und es hatte noch keine Ausnahme gegeben, interessierten sich nicht im geringsten für diese Galerie. Sie waren ausschließlich auf das Fleisch fixiert, dem sie gehörte.

      »Sind die von dir?«

      Saschas Frage galt nicht den Kinderfotos, die Stella im Alter von eins bis 18 zeigten und ein Geschenk ihrer Mutter zum achtzehnten Geburtstag gewesen waren, sondern den Pinselstrichen, die sie zwar selten, aber immer, wenn ihre Launen es zuließen, auf eine Leinwand brachte. Sie bejahte.

      »Welches gefällt dir am besten?«

      Sascha überlegte einen Augenblick und entschied sich für ein Bild in knalligen Rottönen. Es zeigte eine nackte Frauengestalt, die vor ihrer Scham einen azurblauen Ball in den Händen hielt. Um sie herum loderten Flammen, die dem Betrachter förmlich entgegen züngelten.

      Es war lange her, dass dieses Gemälde entstanden war. Wieso erstaunte es sie nicht, dass seine Wahl ausgerechnet auf ihr Lieblingsstück fiel?

      »Schade, es ist das Einzige, das ich nicht selbst gemalt habe«, log sie.

      Damit trat Stella den Rückzug an. Sie wollte nicht zu viel von sich preisgeben. Die Vertrautheit, die sich zwischen ihnen einschlich, verunsicherte sie. Das war sie nicht gewöhnt und es gehörte nicht zu ihrem Plan. Schnell entfernte sie sich von dem Bild und zog Sascha hinterher in die Küche. Auf dem Tisch lag eine ungeöffnete Packung Chicken Wings. Sie war nicht mehr dazu gekommen, ihr Abendessen zu sich zu nehmen.

      »Habe ich dich etwa unterbrochen?«

      Saschas Aufmerksamkeit war verblüffend und leugnen zwecklos.

      »Wenn ich dich nachher verwöhne, sollst du dich entspannen. Wie kann das mit einem leeren Magen funktionieren?«

      Volltreffer! Nicht nur, dass Stella tatsächlich großen Hunger verspürte, auch die Aussicht auf das, was bald mit ihr passieren würde, löste ein Prickeln aus. Ein warmes wohliges Gefühl durchströmte ihren Körper. Sascha schnappte sich die Packung und bewegte sich Richtung »Wohnzimmer?« »Ja.« Sie folgte ihm. Es dauerte nicht einmal zwei Minuten und die ehemals warme Mahlzeit war vertilgt.

      »Darauf verbringst du deine Abende?«, fragte Sascha.

      Er stand auf und vertiefte sich in die Anzeigetafel des Crosstrainers. Stella wurde misstrauisch. Vielleicht hatte das Gerät zu wenig Zeit zum Trocknen gehabt; immerhin war es gestern für ein feucht-fröhliches Amüsement missbraucht worden. Die Erinnerung daran zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen und verstohlen warf sie einen flüchtigen Blick in die Dachgeschoss-Wohnung gegenüber. Sascha bekam von alldem nichts mit und zur Antwort das, was er hören wollte.

      »Ich treibe so oft Sport, wie es meine Zeit erlaubt.«

      »Kenne ich«, pflichtete er ihr bei. »Wenn ich nicht regelmäßig ins Studio komme, drehe ich durch.«

      Na bitte. In der letzten halben Stunde hatte sie fast den Eindruck gewonnen, es mit einem Philosophen zu tun zu haben.

      »So eine Wohnung wie da oben hätte ich gerne.«

      Stellas Besucher trat ans Fenster und zeigte nach oben. Sie stellte sich daneben. Es war ihr schon einige Male in den Sinn gekommen herauszufinden, wie ihr Beobachter eigentlich wohnte. Natürlich war es immer spannend, hinter die Kulissen anderer Menschen zu gucken, aber diese weckte im besonderen Maße ihr Interesse. Komischerweise hatte sie ihn, bis auf die persönlichen Male im Treppenhaus, noch nie durch seine Wohnung laufen sehen oder in Flagranti erwischt. Dennoch war sie sich ganz sicher, dass er sie observierte.

      »Bestimmt heiß im Sommer?«

      Diese Frage stellte sie nur, um vom Thema abzulenken.

      »Das ist doch völlig egal«, entgegnete Sascha. »Hauptsache Dachgeschoss.«

      Aus dieser Perspektive hatte sie die Sache noch nie betrachtet. Sascha war ein Handwerker, der vermutlich hart für sein Geld arbeitete und für den das Leben in einer Dachgeschosswohnung puren Luxus symbolisierte. Stella hingegen hatte sich bislang nur über den Bewohner dieser Vier Wände Gedanken gemacht. Sie seufzte. Heute würde ihr Zuschauer nicht viel Freude haben, da draußen ein unsäglicher Regen vom Himmel prasselte, den Berlin in der Form selten erlebte. Die Sicht beschränkte sich auf höchstens zwei Meter.

      Während sie ihren Gedanken nachhing, spürte sie, wie der Reißverschluss ihres Kleides geöffnet wurde. Ihr Rohrverleger, der eben noch von dem Leben in den oberen Etagen geträumt hatte, war von hinten an sie heran getreten.

      »Ich werde jetzt anfangen«, raunte er leise in ihr Ohr. »Dieses Sauwetter aber auch.«

      Sie pflichtete ihm bei, dass das Wetter fürchterlich war und dass er natürlich endlich anfangen sollte! Das Essen hatte in ihrem Magen Platz gefunden, sodass es keines weiteren Aufschubs bedurfte.

      Seine rechte Hand rutschte unter den Stoff ihres Kleides und tastete sich bis zu den Brüsten vor, während Stella die farblosen Strippen beobachtete, die an ihrem Fenster vorbeirauschten. Ihr entwich ein wohliges Stöhnen, als Sascha seine linke Hand auf ihre Taille legte und das Becken sanft, aber fest zu sich heranzog. Er drückte sie so dicht an sich, dass sie sein Geschlechtsteil in ihrem Rücken spürte. Wie in Trance und mit blindem Vertrauen warf sie ihren Kopf in den Nacken, um ihre verletzlichste Stelle preiszugeben. Sie bot sich ihm an und er verstand.


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