DARK ISLAND. Matt James

DARK ISLAND - Matt James


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Klinge flink beiseite. Als Nächstes packte Ian Wandus Handgelenk und zog ihn näher zu sich heran, gefolgt von einem harten Ellbogenstoß gegen die Nase des dickeren Mannes, der sich jetzt in seiner Reichweite befand. Der beleibte Einheimische torkelte rückwärts, das Gesicht mit Blut verschmiert.

      Während ihr Anführer zurückwich, gingen die Typen mit den Baseballschlägern zum Angriff über. Ian wich einem von ihnen gelassen durch einen Schritt zur Seite aus und blockte die Attacke des anderen mit seinem muskulösen Unterarm ab. Die Wucht des Aufpralls schien ihm kaum etwas auszumachen; tatsächlich schien es, als hätte die Keule Ian allenfalls locker gestreift.

       Dabei hatte der Kerl richtig fest zugeschlagen.

      Wie um sein Geschick zu demonstrieren, wirbelte Ian herum und vollführte mit dem Bein aus der Drehung heraus einen gezielten Kick, um dem ersten Keulenschwinger mit seinem Fuß mitten ins Gesicht zu treten. Bei dem Kerl gingen schlagartig alle Lichter aus und er sackte zu Boden wie eine Lumpenpuppe. Der Zweite indes ließ sich nicht so einfach auf die Bretter schicken – genauso wenig wie Wandu, was das betraf.

      Erzürnt und halb blind, schlug der blutende Mann wie wild mit seiner Machete um sich. Doch anstatt sich zur Wehr zu setzen, packte Ian den zweiten Schlägertypen am Shirtkragen und hielt ihn wie einen Schutzschild vor sich, in Richtung der herabsausenden Machete.

      Der dünnere Einheimische schrie und riss seinen Baseballschläger in die Höhe, was Wandu zögern ließ, seinen Angriff stoppte und Ian gleichzeitig Gelegenheit gab, seinerseits zu reagieren. Er stieß den Schlägertypen vorwärts und versetzte ihm dann einen Tritt in den Rücken, um ihn geradewegs gegen Wandus mächtige Brust zu befördern. Beide Männer stürzten als Knäuel aus Gliedmaßen zu Boden, fast wie im Zeichentrickfilm.

      Ian wich zurück, wischte sich Wandus Blut vom Ellbogen und wartete. Er ging nicht selbst zum Angriff über, und Mack wusste auch, warum.

      Genau wie Babo. Er lächelte. »Er ihnen zeigen, wer hier Boss.«

      Ian ließ seinen Blick über die Menschen schweifen, die sich vor Fossas Lokal versammelt hatten, und sorgte dafür, dass sie genau mitbekamen, was als Nächstes geschah. Sogar Fossa selbst verfolgte das Gefecht von drinnen durch das große Frontfenster der Bar. Doch wenn das Gesicht des Barkeepers überhaupt etwas ausdrückte, dann Langeweile. Er wusste bereits, wie die Sache ausgehen würde.

       Ian will diese Typen vor den Augen aller lächerlich machen.

      Wandu brüllte zornig und schlug erneut mit der Machete nach Ian, diesmal noch ungestümer als zuvor. Doch schneller, als sie realisieren konnte, kickte Ian den Baseballschläger von einem der Männer mit dem Fuß in die Luft, fing ihn auf und schlug damit die Klinge beiseite. Bislang hatte Ian bemerkenswerte Zurückhaltung an den Tag gelegt. Fast erwartete Mack, dass sich daran auch nichts ändern würde.

      Doch sie lag falsch.

      Anstatt den schwankenden Mann davontorkeln zu lassen, duckte Ian sich unter einem weiteren kraftlosen Angriff weg, ließ sich auf ein Knie sinken und prügelte mit dem Schläger brutal auf Wandus rechtes Bein ein. Der übergewichtige Gauner kreischte und umklammerte seine zertrümmerte Kniescheibe, als er zu Boden stürzte. Mack wusste, dass Ian Wandu auch einfach hätte abhauen lassen können, doch zugleich war ihr klar, dass er es dann irgendwann einfach erneut versuchen würde. Vielleicht mit mehr Männern. Das Ganze mochte eine brutale Art und Weise sein, um jemandem eine Lektion zu erteilen, doch einige Leute lernten nun einmal nichts dazu, wenn man sie nicht dazu zwang.

       Manchmal wirkte ein bisschen Gewalt wahre Wunder.

      Und Wandu gehörte definitiv zu diesen Leuten.

      Ian marschierte vorwärts und drückte die abgesplitterte Spitze des Baseballschlägers gegen Wandus Kehle, um sein schmerzerfülltes Geheule zumindest für den Moment zum Schweigen zu bringen. Er presste das Holz so fest gegen Wandus Hals, dass der andere Mann würgte.

      »Falls du mir oder meinen Leuten noch ein einziges Mal drohst, töte ich dich«, sagte Ian auf Englisch, ehe er den Schläger fallen ließ, als wäre es ein Mikrofon. »Dies ist deine letzte Warnung.« Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Nächstes Mal zertrümmere ich dir deinen verfluchten Schädel.«

      Unbewaffnet wandte er sich dem anderen Schlägertypen zu und seine Miene wurde noch finsterer, als sie ohnehin schon war. Der Einheimische ließ hastig seine Waffe fallen und hob die Hände, um sich zu ergeben. Dann begann er Wandu davonzuschleifen, ohne auf die Blicke der Menge um sie herum zu achten. Der ältere Schlägertyp – der immer noch bewusstlos war – lag weiter reglos am Boden, doch niemand versuchte, ihm zu Hilfe zu kommen.

      Mack wollte gerade fragen, was sie mit ihm anstellen sollten, hielt jedoch inne, als Fossa durch die Vordertür ins Freie trat und dem Mann schweigend einen vollen Wischeimer über den Kopf schüttete. Das widerlich stinkende Wasser riss den Kerl sogleich aus seiner Ohnmacht. Er brauchte trotzdem einen Moment, um sich darüber klarzuwerden, wo er sich befand und was passiert war.

      Ian verschränkte die Arme vor der Brust und wartete.

      Sobald der angeschlagene Einheimische Blickkontakt zu dem stinksauren Amerikaner hergestellt hatte, sprang er auf die Füße und rannte davon. Fossa klopfte Ian auf die Schulter und kehrte ohne ein einziges Wort in seine Bar zurück.

      Ian wandte sich zu Mack um und tupfte sich die eingerissene Lippe mit seinem Hemdsärmel ab. »Also, was diesen Job angeht …«

      ***

      Ian wohnte in einem kleinen Ein-Zimmer-Apartment über Fossas Kneipe. Die Wohnung, die er vor einigen Jahren vom Besitzer der Bar angemietet hatte, war lediglich über eine Treppe an der Rückseite des Gebäudes zugänglich. Fossa selbst lebte außerhalb der Stadt und hatte die spartanische Unterkunft ursprünglich als Kurzzeitquartier für Mitarbeiter seines Handelsimperiums genutzt. Doch als er und Ian gemeinsam Geschäfte zu machen begannen, hatte Fossa für andere Leute keine Verwendung mehr. Ian sollte das nur recht sein, da er ohnehin eine Wohnung brauchte. Abgesehen davon kostete ihn die Bleibe nichts.

      Ian schloss auf, trat ein und hielt Mack die Tür auf. Sie und Babo folgten ihm hinein. Der Einheimische ging geradewegs zum Kühlschrank, schnappte sich eine Wasserflasche und warf sie Ian zu, ohne auch nur richtig hinzusehen. Dann drehte er sich um und hielt auch Mack eine Flasche hin, die dankbar nickte. Babo lupfte sie ihr unter der Hand zu und Mack hatte ein bisschen Mühe, sie aufzufangen.

      Es war keine große Geste, doch sie verriet Ian, dass diese Frau auf sich selbst aufpassen konnte. Ihr Körper sagte ihm, dass sie Sport trieb. Basketball? Ungeachtet ihres athletischen Hintergrunds war er nach wie vor ungemein beeindruckt davon, wie wacker sie sich geschlagen hatte, als plötzlich Wandu und seine Männer aufgetaucht waren.

      Auf dem Weg in seine Wohnung hatte Ian seinen Freund mit Macks Jobangebot vertraut gemacht. Und so wie sonst auch verlor Babo kein einziges Wort darüber. Er bedachte Ian bloß mit einem knappen Nicken und ging weiter. Ian nahm an, dass sie beide so gut miteinander auskamen, weil er Babo niemals als Selbstverständlichkeit ansah. Beide hatten sie einen gewissen Nutzen füreinander, und bislang hatte die symbiotische Beziehung zwischen ihnen sie noch nie im Stich gelassen.

      »Also«, sagte Mack, nachdem sie einen langen Zug aus ihrer Wasserflasche genommen hatte. »Wegen dieses Kampfes …«

      »Was ist damit?«, fragte Ian und ließ sich in einen ramponierten Lehnsessel sinken.

      »Sie haben diese Typen ausgeschaltet, ohne dabei auch nur ins Schwitzen zu geraten.«

      »Das stimmt nicht«, widersprach Ian. »In dieser Gegend schwitzt man immer.« Babo gluckste amüsiert, doch Mack blieb ernst. Enttäuscht von ihrer Reaktion – oder besser, ihrer fehlenden Reaktion −, beließ er es dabei und fuhr fort. »Die drei waren nicht unbedingt ein sonderlich einschüchternder Haufen.«

      Sie verschränkte die Arme und hob eine Augenbraue.

      »Hören Sie, Mack, wie wär´s, wenn Sie mir einfach erklären, wie ich die Kerle besiegen konnte. Immerhin scheinen Sie ja ohnehin alles über mich zu wissen.«


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