DARK ISLAND. Matt James

DARK ISLAND - Matt James


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den. Tut mir übrigens leid, wie die Sache gelaufen ist. Bob und ich haben hier in der Gegend ziemlich viele Feinde. Ich bin sicher, das können Sie nachvollziehen. Sie sind schon ein bisschen in der Welt herumgekommen, richtig? Sie haben erlebt, wie gewisse Dinge außerhalb der Vereinigten Staaten erledigt werden.«

      »Das ist wahr.« Sie beruhigte sich sichtlich. »Ich war schon in so ziemlich jedem Winkel der Erde und habe gesehen, wie die Dinge an Orten wie diesem laufen.« Sie warf Fossa einen raschen Seitenblick zu, der sie feindselig anstarrte. »Nicht an Orten wie diesem, natürlich.« Mack nahm einen Schluck von ihrem Drink, zog eine Grimasse und sah Ian an; sie hatte nicht vorgehabt, derart ins Fettnäpfchen zu treten. Sie kippte den Rest ihres Lagerbiers hinunter und knallte, als sie fertig war, den Krug auf den Tisch. »Haben Sie sonst noch jemanden im Sinn?« Sie rülpste, ohne sich darum zu scheren, was die anderen Gäste wohl von ihr denken mochten. »Und übrigens, diese fünf Riesen sind für Sie. Abgesehen davon habe ich bloß noch zweitausend von meinem eigenen Geld dabei. Alles, was darüber hinausgeht, müssen wir von Ihrem Lohn bezahlen.«

      Er tat ihre Bedenken mit einem Winken ab. »Diese Burschen arbeiten für ‘n Apfel und ‘n Ei, Bob inklusive.«

       »Diese Burschen?«

      Er lächelte. »Ja, diese. Wir müssen jemanden dazu bewegen, uns zu begleiten, aber …«

      »Aber was?«, fragte sie besorgt.

      »Na ja, er ist ein bisschen ungehobelt.«

      Mack schnaubte. »Und wer sind Sie, Don Juan DeMarco?«

      Er lachte. »Verglichen mit Nash absolut.«

      Macks Entschlossenheit geriet ins Wanken, um innerhalb eines Lidschlags von zuversichtlich zu unsicher zu wechseln. Dabei wollte Ian ihr überhaupt keine Angst einjagen.

      »Überlassen Sie das Reden einfach mir, okay?«

      Sie nickte stumm.

      Ian erhob sich und ging zur Vorderseite der Schenke. Mack folgte ihm dicht auf den Fersen. Die einzige Reaktion, die er von Fossa erhielt, war ein knappes Nicken. Ian stieß die Tür der Kneipe auf, trat in die Spätnachmittagssonne hinaus und kniff die Augen zusammen. Gerade, als sein Fuß die Erde berührte, traf ihn etwas von der Seite. Ein harter Schlag gegen seinen Kiefer.

      Jemand hatte ihm ohne Vorwarnung einen Hieb verpasst, völlig unvorbereitet, wie ein Feigling.

      Mack schrie überrascht auf und versuchte Ian wieder auf die Beine zu helfen, doch einer der drei Angreifer packte sie und schleuderte sie zu Boden. Ian begegnete ihrem verängstigten Blick, und in ihm regte sich etwas, das er schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gefühlt hatte. Einst hatte er geschworen, andere zu beschützen; seit Abigails Tod war dieses Verlangen in ihm nicht mehr so stark gewesen wie in diesem Moment.

      Unbewaffnet wie er war, rappelte er sich auf und stellte sich den drei Schlägern entgegen. Er kannte jeden einzelnen von ihnen, insbesondere ihren Anführer. Er war ebenfalls ein Schmuggler, ein Pirat, so wie Ian, doch außerdem betrieb er einen privaten Sicherheitsdienst. Und auf diesem Gebiet war Ian so etwas wie der hiesige Marktführer.

      »Das hättest du nicht tun sollen, Wandu.« Ian streckte die Hand aus und half Mack behutsam auf die Beine. Er vergewisserte sich, dass sie okay war, ehe er sie zu Babo hinüberschob, der sich sogleich zwischen sie und die anderen Männer stellte. Der größere, weniger bedrohliche Einheimische hatte eine geschwollene Lippe und eine blutige Nase.

      Offensichtlich hatten sie ihn ebenfalls überrumpelt.

      Babo sah Ian an, doch der Amerikaner schüttelte nur ruhig den Kopf, ehe sein Blick zu Mack wanderte. Er wollte, dass Babo auf sie achtgab, während er sich um ihre Angreifer kümmerte. Wurde dieser Riese von einem Mann provoziert, konnte er gewaltigen Schaden anrichten, doch Ian sah grundsätzlich davon ab, ihn zu bitten, zu kämpfen, sofern es nicht absolut unvermeidlich war.

      Und das war hier keineswegs der Fall.

      Ian wischte sich das Blut von den Lippen und starrte das Trio an. »Das hättet ihr lieber nicht tun sollen.«

      Kapitel 4

      Abgesehen von dem Martyrium, das sie mit ihrem Vater durchlitten hatte, war es schon eine ganze Weile her, seit Mack das letzte Mal richtige Angst gehabt hatte. Und wenn man hinter das Wort »Angst« noch »um ihr Leben« setzte, dann war es sogar noch viel länger her. Sie erinnerte sich, wie sie in Westafrika einst mitten in einen Bürgerkrieg hineingeraten war, während sie an einer Story über eine wiederentdeckte Pflanzenart arbeitete. Offensichtlich war ihrem Guide nicht bewusst gewesen, wie sehr sich der Konflikt mittlerweile zugespitzt hatte, als er Mack und ihr Team geradewegs ins Territorium einer Ortsmiliz geführt hatte.

      Das war ganz zu Anfang ihrer Laufbahn gewesen, und Mack fand die Situation absolut furchteinflößend. Sie hatte regelrechte Todesangst. Bei dem Anblick, der sich ihr jetzt darbot, erging es ihr ähnlich. Diese drei Männer wollten ihnen körperlichen Schaden zufügen. Die Männer im Kongo wollten meinen Körper. Die Erinnerung daran bescherte ihr selbst jetzt noch Gänsehaut.

      Der Einheimische namens Wandu hielt eine rostige Machete in Händen, während die Männer links und rechts von ihm hölzerne Baseballschläger schwangen.

      Ian hingegen war unbewaffnet.

      Verblüfft verfolgte sie, wie der bärtige Amerikaner kopfschüttelnd in ihre Richtung blickte und sich dann wie beiläufig seinen Angreifern zuwandte. »Das hättet ihr lieber nicht tun sollen.«

      Wandu und seine Schläger lachten bloß, wie um den Leuten ringsum eine anständige Show zu bieten. Bei jedem schallenden Lachen wogte und wackelte der gewaltige Bauch des Anführers. Einstmals mochte sein Unterhemd vielleicht weiß gewesen sein, doch mittlerweile war es nur noch ein zerlumpter, gelblich-brauner Fetzen. Der Kerl war gut und gern fünfzig Pfund schwerer als Ian und auch um einiges größer. Die anderen Männer hatten in etwa Ians Größe, waren jedoch nicht so kräftig gebaut wie er.

      Babo übersetzte leise für sie, während Wandu mit Nachdruck sprach. Sein gebrochenes Englisch war besser, als sie erwartet hatte.

      »Du Glück, ich dich nicht töten, Geist.«

      Ians Kiefer verkrampfte sich. Für Mack war ziemlich offensichtlich, dass ihm dieser Spitzname nicht sonderlich gefiel. Da sie die einzigen Weißen in der Gegend waren, wusste Mack, dass sich die Bezeichnung auf seine Hautfarbe bezog und damit eine Beleidigung darstellte. Wenn sie ihn einen »Geist« nannten, würden sie sie vermutlich als »Banshee« bezeichnen oder mit irgendeinem anderen geringschätzigen Namen wie »Hexe« verunglimpfen.

       Oder sie gehen aufs Ganze und nennen mich Schlampe oder Hure.

      »Ihr mich erhellen«, entgegnete Ian Babo zufolge, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. »Wofür ich sollte sein euch dankbar?« Mack fand Ians Gelassenheit wirklich bemerkenswert. Möglicherweise wartete er auf den richtigen Augenblick. Entweder das, oder er versuchte sogar, den Kampf gänzlich zu vermeiden.

      »Du nehmen unsere Arbeit, Geist.«

      Ians rechte Faust ballte sich noch ein bisschen fester zusammen.

      Uups, dachte Mack, während sie darauf wartete, dass er zuschlug.

      Doch das tat er nicht.

      »Nein«, übersetzte Babo. »Ihr das sehen falsch. Ich euch nicht nehmen Arbeit weg. Man mir geben eure Arbeit, weil ich sein besser. So funktionieren diese Geschäft, richtig?«

      Mack lehnte sich zu Babo hinüber. »Ian nimmt kein Blatt vor den Mund, hm?«

      Der riesige Mann schüttelte nur schweigend den Kopf.

      Und auch sonst schien Ian nicht darauf aus zu sein, sich in irgendeiner Form zurückzuhalten.

      Wandu sprang vor und stieß mit seiner Machete nach Ians Kopf, verfehlte ihn aber. Der Ex-SEAL hielt sich mit seiner Vergeltung nicht zurück. Mack konnte nichts weiter tun, als dazustehen und


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