Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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      Die junge Dame, die das Herz des Polizisten von St. Johann im Sturm erobert hatte, saß auf dem Ponyhof draußen am Tisch und schrieb und rechnete. Morgen nachmittag war der Termin bei der Bank, dann sollte der neue Darlehensvertrag unterschrieben werden. Aus diesem Grund war Nina Kreuzer seit Stunden damit beschäftigt, auszurechnen, wieviel sie wohl noch aufnehmen mußten, damit sie auch eine eventuelle Durststrecke überstehen konnten.

      Nina hatte gerade eine Pause eingelegt, als sie den Polizeiwagen auf den Hof fahren sah. Sie schmunzelte, als sie Max Trenker hinter dem Steuer entdeckte. Fesch schaut’ er schon aus, dachte sie. Aber gewiß ist er auch ein Hallodri! Ich wette, es gibt so manches gebrochenes Herz auf seiner Strecke.

      Max war ausgestiegen und kam herangeschlendert.

      »Grüß’ dich«, nickte er dem schwarzhaarigen Madel zu. »Ich wollt’ mal schau’n, wie’s bei euch weitergeht.«

      »Alles bestens«, antwortete sie. »Setz’ dich doch. Magst einen Kaffee?«

      Sie lächelte.

      »Oder bist’ im Dienst?«

      Max lachte mit ihr.

      »Nein, nein, ein Kaffee ist schon erlaubt – wenn kein Schnaps d’rin ist.«

      Nina eilte ins Haus und kam mit einer Tasse zurück. Die Kanne mit dem Kaffee stand noch auf dem Tisch.

      »Bist ganz allein?« erkundigte sich der Beamte.

      »Anja ist mit Markus in die Stadt gefahren. Sie besorgen ein paar Sachen, um die Elektrik in Ordnung zu bringen«, erklärte sie. »Und Sandra ist mit Hubert und Stephan zu den Ponys hinaus. Der Tierarzt wollte kommen und sehen, ob die Tiere gesund sind.«

      »Was ich dich fragen wollt’«, sagte Max Trenker, »magst am Samstag mit zum Tanzabend gehen? Ich tät’ mich freuen…«

      Nina tat, als müsse sie überlegen, dabei war es längst beschlossene Sache. Aber nur nicht gleich zusagen. Man muß den Fisch ein bissl zappeln lassen, dann hatte man ihn um so sicherer an der Leine.

      »Warum net«, antwortete sie schließlich. »Ein bißchen Abwechslung wird uns allen guttun. Ich bin sicher, daß die anderen mitkommen.«

      »Prima«, freute sich Max. »Dann werd’ ich einen Tisch freihalten.«

      Er trank seinen Kaffee aus und stand auf.

      »Also, ich muß jetzt – leider –, aber ich freu’ mich auf Samstag abend.«

      »Ich mich auch«, antwortete Nina und sie merkte, daß es nicht gelogen war.

      Nachdenklich schaute sie dem davonfahrenden Wagen nach. Sie freute sich tatsächlich darauf, mit dem feschen Max Trenker zu tanzen.

      *

      Wie er es schon richtig geahnt hatte, mußte Markus in die Kreisstadt fahren, um die Dinge zu kaufen, die für die Renovierung der elektrischen Leitungen be

      nötigt wurden. Anja Burger freute sich natürlich darüber. Um so länger war sie doch mit ihm alleine.

      Am Rande der Kreisstadt gab es einen Baumarkt, in dem Markus alles fand, was er auf seine Liste geschrieben hatte. So hatten sie den Einkauf schnell erledigt. Als sie vom Parkplatz herunterfuhren, hatte Anja eine Idee. Selbstverständlich hatte sie überhaupt keine Lust, schon nach St. Johann zurückzufahren.

      »Laß uns doch noch ein bißchen bummeln gehen«, bat sie. »Ich möcht’ so schrecklich gern’ mal wieder in ein Eiscafé. Ich sterbe für Spaghettieis!«

      »Um Himmels willen, nur das nicht«, ging Markus auf ihre Bemerkung ein. »Da muß ich sofort etwas dagegen unternehmen.«

      Statt auf die Umgehungsstraße fuhr er die Richtung zur Innenstadt. Sie stellten den Wagen in einem Parkhaus ab und schlenderten vergnügt durch die Fußgängerzone.

      »Ach, ist das herrlich«, schwärmte das Madel. »Also, ich muß sagen, auf dem Ponyhof ist es ja schön ruhig und idyllisch, aber ab und zu ein Schaufensterbummel, der muß sein.«

      Sie deutete auf einen Pullover in der Auslage eines Geschäftes.

      »Ist der nicht todschick?«

      Ihre Hand war schon nach der Tür ausgestreckt, als sie sie wieder zurückzog.

      »Nee, lieber nicht«, meinte sie. »Der kostet ja fast hundert Mark. Das Geld kann ich lieber sparen. Es wird sowieso knapp genug in der nächsten Zeit.«

      »Komm’, da drüben ist ein Eiscafé, ich lad’ dich ein«, sagte Markus und zog sie mit sich. »Ich find’ es übrigens toll von dir und Nina, daß ihr Sandra so zur Seite steht.«

      »Und ich find’s toll, daß ihr, du und Stephan, so hilfsbereit seid.«

      Sie waren stehengeblieben. Markus hielt sie immer noch am Arm fest. Anja spürte ihr Herz schneller pochen als er sie an sich zog.

      »Am tollsten find’ ich dich«, flüsterte er und beugte sich über sie.

      Die anderen Passanten gingen schmunzelnd an dem Paar vorüber, das sich da so innig küßte, doch ein älteres Ehepaar blieb stehen.

      »So hast’ mich aber lang’ net mehr in den Arm genommen«, sagte die Frau vorwurfsvoll zu ihrem Mann.

      Der schaute sie einen Moment verdutzt an, dann legte er seinen Arm um sie und drückte sie an sich.

      »Was die jungen Leut’ können, das können wir schon lang’«, meinte er zu seiner Frau und küßte sie liebevoll.

      *

      Jeden Samstag ging es beim Löwenwirt hoch her. Das allwöchentliche Tanzvergnügen lockte immer wieder die Leute aus St. Johann und Umgebung, und natürlich nahmen sehr gerne die Touristen daran teil, die in dem Bergdorf ihren Urlaub verbrachten. So war es nur gut, daß Max einen Tisch hatte reservieren lassen. Als die fünf vom Ponyhof den Saal betraten, herrschte schon eine Bombenstimmung. Der Dorfpolizist wartete ungeduldig. Als er Nina und die anderen in der Tür stehen sah, winkte er ihnen zu.

      »Schön, daß ihr da seid«, rief er durch die laute Musik und rückte dem Madel den Stuhl zurecht.

      Eine der Saaltöchter nahm die Bestellung auf, und schon bald zog es Anja und Markus auf die Tanzfläche. Die beiden machten aus ihrer Liebe keinen Hehl, und die anderen freuten sich mit ihnen.

      »Wollen wir auch?« fragte Stephan, als auch Nina und Max tanzten.

      »Warum net?« lachte Sandra. »Deshalb sind wir ja hergekommen.«

      Stephan Rössner führte sie auf das Parkett, leicht wiegte sie sich in seinen Armen. Sandra hatte das Gefühl zu schweben, als sie über die Tanzfläche glitten.

      Es war eine wundervolle Stimmung, in der sich das junge Madel befand. Gestern hatten sie und die beiden Freundinnen den Vertrag mit der Bank unterzeichnet. Damit waren sie alle drei zu Eigentümerinnen des Ponygestüts geworden, auch wenn die Partnerschaft erst noch notariell besiegelt werden mußte. Aber auch das würde in der nächsten Woche geschehen. Die Hauptsache war ja die finanzielle Seite abzusichern, und das war gestern geschehen.

      Dank der Hilfe durch Pfarrer Trenker. Sandra wußte, daß sie und die anderen sich gar nicht genug dafür bedanken konnten. Aber sie hatten sich schon vorgenommen, ein großes Fest für alle Bewohner des Dorfes zu geben. Einerseits, um sich allen vorzustellen, andererseits aber auch, um ein wenig Reklame für den Ponyhof zu machen. Pfarrer Trenker würde auf jeden Fall der Ehrengast sein.

      Und dann gab es noch einen Grund für Sandra, glücklich zu sein – Stephan hielt sie in seinen Armen.

      Glückselig tanzte sie und schaute ihn verliebt an.

      Stephan, dem dieser Blick nicht verborgen bleiben konnte, lächelte sie an. Ohne ein Wort zu sagen, hatte jeder dem anderen verständlich gemacht, was er für ihn empfand.

      Dann und wann schwebten Nina oder Anja mit ihren Tanzpartner vorbei, und auch ihnen war anzusehen, daß sie im siebten Himmel


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