Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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      Nachdenklich sah Sandra ihr zu. Daß der Bruder des Pfarrers auffallend oft auf dem Ponyhof war, hatte sie natürlich bemerkt. Aber offenbar kam er nicht so zum Zuge wie er es gerne gehabt hätte…

      Sandra ahnte nicht, daß sie

      mit ihrer Vermutung goldrichtig lag.

      *

      Auch Sebastian merkte, daß irgend etwas seinen Bruder bedrückte. Bei den Mahlzeiten verhielt er sich äußerst schweigsam und schien seinen Gedanken nachzuhängen.

      »Wie geht’s denn, d’roben am Hof?« erkundigte sich der Geistliche beim Mittagessen.

      Max zuckte die Schulter.

      »Wie soll’s schon gehen?« antwortete er kurz angebunden.

      »Heut’ abend ist Richtfest.«

      »Das weiß ich«, schmunzelte Sebastian. »Schließlich sprech’ ich ja den Segen. Ich mein’, wie steht’s denn mit dir und der Nina. Ich hab’ doch gemerkt, daß du ein Aug’ auf sie geworfen hast.«

      Max ließ einen tiefen Seufzer hören.

      »Net so gut«, bekannte er. »Sie weicht mir irgendwie aus. Dabei geb’ ich mir wirklich alle Mühe.«

      Er schüttelte mutlos den Kopf, und sein Bruder sah ihn mitleidig an. So wie es ausschaute, hatte der fesche Max zum erstenmal wirklichen Liebeskummer!

      Am frühen Abend glich der Ponyhof eher einem Rummelplatz als einem Gestüt. Unzählige Leute liefen herum, eine Musikkapelle spielte, und über dem Gebälk der neuen Scheune hing der Richtkranz, den Frauen von den Nachbarhöfen geflochten hatten.

      Natürlich gab es Essen und Getränke, und nach dem Segen durch Pfarrer Trenker ließen sich die Bewohner und Gäste an langen Tischen und Bänken nieder.

      Max hatte sich seinen Platz neben Nina gesucht, die ihn fröhlich anlachte, als er sich neben sie setzte. Himmel, wie klopfte das Herz des Schwerenöters, als er dieses Lachen sah. Sie prosteten sich zu, und als die Musik wieder zum Tanz aufspielte, zog Max das schwarzhaarige Madel hoch.

      Sie tanzten die ersten beiden Tänze, dann bat Nina um eine Pause. Langsam schlenderten sie zur Scheune hinüber. Unter dem Vordach war eine provisorische Bar aufgebaut, an der Hubert Bachmann Sekt ausschenkte. Mit den Gläsern in der Hand schauten sie auf das Bauwerk.

      »Da habt ihr aber eine tolle Arbeit geleistet«, lobte Max.

      »Naja, das meiste hat Stephan getan«, wiegelte Nina ab und griff nach seinem Arm. »Aber dir haben wir auch viel zu verdanken.«

      Der Polizeibeamte schaute in ihre Augen, die wie dunkler Samt schimmerten.

      »Danke schön«, sagte das Madel und gab ihm einen Kuß.

      Max Trenker zog sie ganz in seine Arme.

      »Weißt du, daß du mich ganz narrisch machst, Madel?« fragte er.

      Nina nickte keck.

      »Ich weiß«, antwortete sie mit einem schalkhaften Lächeln. »Du mich aber auch!«

      »Wirklich?« fragte er ungläubig. »Dabei hab’ ich schon beinah’ alle Hoffnung aufgegeben.«

      Er beugte sich zu ihr und küßte sie sanft. Nina erwiderte den Kuß.

      »Komm, laß uns ein Stück gehen«, sagte sie und nahm seine Hand.

      Sie schlenderte von der Scheune fort zu der Koppel hinüber. Dort am Zaun blieben sie stehen.

      »Weißt’ Max, ich hab’ dich wirklich gern«, begann das Madel. »Aber ich fürcht’, mehr als gute Freunde können wir nicht werden.«

      Der Dorfpolizist schluckte.

      »Ich möcht’ einen Mann, der mir ganz und gar gehört«, fuhr das Madel fort. »Und net einen, wo ich fürchten muß, daß er anderen Frauen nachsteigt. Sei net bös’, aber wenn du ehrlich bist, dann wirst’ zugeben, daß du net nur einer treu sein kannst.«

      Den letzten Satz hatte sie mit einem Augenzwinkern gesagt. Max nickte. Er war nun mal ehrlich und er wußte, daß sie recht hatte.

      »Weißt’, ich möcht’ net nur eine unter vielen sein. Wenn ein Mann mich bekommt, dann will ich die einzige sein!«

      Der Polizist zog sie in seine Arme.

      »Ich versteh’, was du meinst, Madel«, antwortete er. »Und ich freu’ mich, daß wir Freunde sind. Aber jetzt komm’, ich möcht’ mit dir tanzen, und am Sonntag, da wird net gearbeitet, da machen wir zwei einen Ausflug zum Achsteinsee.«

      Sebastian Trenker, der zwischen Resi Angermeier und Sandra Haller saß, beobachtete seinen Bruder. Ihm war nicht verborgen geblieben, daß Max mit dem Madel verschwunden war. Jetzt, nachdem die beiden wieder aufgetaucht waren, schien der Bruder viel gelöster als seit Tagen. Schmunzelnd schaute der Pfarrer zu, wie die zwei einen Tanz nach dem anderen drehten. Offenbar hatten sie sich ausgesprochen, und das Ergebnis schien Max glücklich zu machen.

      Der Geistliche schickte ein Dankgebet zum Himmel. Sollte Max endlich die Frau seines Lebens gefunden haben? Konnte man wirklich hoffen, daß aus dem Hallodri doch noch ein braver Ehemann wurde?

      Nachdenklich schaute Sebastian in sein Weinglas, als wollte er darin die Zukunft lesen. Dann schüttelte er den Kopf. Wenn er es recht bedachte, dann war es völlig unmöglich, daß Max plötzlich den Pfad der Tugend gefunden haben sollte…

      *

      »Schau’, da sind der Himmelspitz und die Wintermaid«, deutete Walter Rössner aus dem Autofenster. »Und da drüben, daß muß die Korber-Alm sein, weißt du noch, wo wir immer diesen herrlichen Bergkäse gekauft haben.«

      »Den du mit nach Hause nehmen wolltest und ihn dabei schon heimlich in der Pension aufgegessen hast. Wie könnte ich das vergessen?«

      Sie lachten beide, als sie sich erinnerten.

      Stephans Vater schaute auf den Kilometerzähler.

      »Dann ist es ja nicht mehr weit bis nach St. Johann.«

      Seine Frau deutete nach vorn.

      »Schau’ doch nur, die vielen Autos!«

      »Ja, offenbar ist das kleine Bergdorf ein beliebtes Ausflugsziel geworden. Ich bin froh, daß wir ein Zimmer reserviert haben. So kurz vor Pfingsten war es gar nicht so einfach. Ich hatte schon befürchtet, daß wir nach Garmisch oder Berchtesgaden ausweichen müßten.«

      »Aber wir haben ja Glück gehabt. Ich bin schon ganz gespannt auf das Hotel. Damals war es ja nur ein einfaches Gasthaus.«

      »Ja«, lachte ihr Mann. »Aber für uns noch zu teuer.«

      Wenig später passierten sie das Ortsschild. Es war, als hätten sie eine Reise in die Vergangenheit gemacht. Kaum etwas hatte sich verändert. Noch immer war St. Johann ein schmuckes Bergdorf, dessen Häuser weiß erstrahlten und mit den typischen Lüftlmalereien verziert waren. Erst als sie auf den Hotelparkplatz fuhren, sahen sie, daß die Zeit keineswegs stehengeblieben war. Wo einst ein Dorfwirtshaus gewesen war, stand heute ein großes Hotel.

      »Wo könnten die beiden nur stecken?« fragte Ingrid Rössner, nachdem sie sich bei einer Tasse Kaffee von der Fahrt erholten.

      »Ich überlege die ganze Zeit schon«, entgegnete ihr Mann. »Am besten fragen wir einfach in den Pensionen nach. Irgendwo werden sie schon sein.«

      Bis zum Abend hatten sie überall dort nachgefragt, wo Fremdenzimmer vermietet wurden. Aber jede Auskunft war negativ gewesen. Erst bei der vorletzten Pension hatten sie Glück. Die Wirtin erinnerte sich an die beiden jungen Männer. Mehr noch, sie konnte sogar sagen, wo die beiden abgeblieben waren.

      So erfuhren Ingrid und Walter Rössner alles über ihren Sohn, dessen Freund und den Ponyhof. Die Zimmerwirtin beschrieb ihnen den Weg, und sie machten sich unverzüglich auf, Stephan zu finden.

      *

      »Eine


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