Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman - Günter Dönges


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bitte? Äh … Also denken Sie nur ja nicht, ich …“ Der Mittelgroße brachte seinen Satz nicht zu Ende, sondern hüstelte nervös.

      „Wann?“ wiederholte Mike.

      „Also, ich bin übermorgen unterwegs nach Detroit und treffe mich da mit meinen Vertretern … Ich hätte also ein Alibi!“ Nun konnte der Mittelgroße schnell und flüssig reden. Er schien sich vorher bereits alles zurechtgelegt zu haben, was diesen Punkt der Sache anbetraf.

      „Wie hoch sind Sie versichert?“

      „Mit … Mit 75.000 Dollar …“ Der Mittelgroße sah Mike unsicher an.

      „Also mit 100.000 …!“ Mike nickte nur. „Zwanzig Prozent davon gehen an uns.“

      „Ja, natürlich.“

      „Vorkasse!“

      „Soviel? Also, wissen Sie, soviel habe ich nicht. Ich müßte erst …“

      „Dann tun Sie, was Sie erst noch müssen.“ Mike erhob sich. Für ihn war die Verhandlung so gut wie beendet. „20.000 Dollar Vorkasse. Bringen Sie das Geld in kleinen und gebrauchten Scheinen pünktlich um 18.00 Uhr zum Bahnhof und mieten Sie sich dort ein Schließfach. Den Schlüssel geben Sie der Person, die sich Ihnen als Tante Ethel vorstellen wird. Alles klar, oder noch Fragen?“

      „Ich … werde … ich werde pünktlich sein“, stotterte der Mittelgroße beeindruckt, „ich kann mich aber darauf verlassen, daß Sie alles so hinbekommen, daß …?“

      „Wir sind doch keine Anfänger“, sagte Mike knapp, „die Versicherungsgelder sind Ihnen schon jetzt völlig sicher!“

      Ein Pulk spielender Kinder riß Mund und Nase auf, als ein seltsam anzusehendes Vehikel die Straße herunterkam und dann vor dem Holzhaus anhielt. Bevor der Motor abgeschaltet wurde, produzierte der Doppelauspuff eine gewaltige, dunkle Rauchwolke, die das Fahrzeug fast vollkommen einnebelte.

      Durch diesen Dunst schritt Josuah Parker, schwarz gekleidet wie immer. Auf seinem Kopf saß unverrückbar fest die schwarze Melone. Über dem linken Unterarm hing korrekt ein altväterlich gebundener Regenschirm, der aus der Zeit des Biedermeiers zu stammen schien.

      Parker übersah souverän die erstaunten Gesichter der Kinder und schritt würdevoll auf das Haus des Mister Paul Wake zu. Dabei registrierten seine kühlen, grauen Augen, daß auf der Auffahrt zur Garage ein dunkelgrauer Ford stand, an dessen Steuer ein Mann von schätzungsweise 40 Jahren saß, der in einer Zeitung las.

      Parker läutete.

      Im Innern des Hauses rührte sich daraufhin eine Art Glockenspiel, das allerdings leicht verstimmt war. Bevor ihm die Tür geöffnet wurde, hörte Parker hinter sich schnelle Schritte. Dennoch drehte er sich nicht um. Er schien sie überhaupt nicht zur Kenntnis genommen zu haben.

      „Los, rein und keine Zicken machen!“ Irgendein harter Gegenstand preßte sich gegen Parkers Rücken. Die männliche Stimme hinter ihm klang sanft, dennoch ging von ihr eine böse Drohung aus.

      Die Tür öffnete sich.

      Der Mann hinter dem Butler drückte Parker nachdrücklich in das Haus hinein, dann schnappte die Tür wieder zu.

      „Mein Name ist Parker, Josuah Parker“, stellte der Butler sich dem Mann vor, der ihm die Tür geöffnet hatte. Es handelte sich um einen stämmigen, untersetzten Typ von etwa 45 Jahren, der einige Jahre in diversen Boxringen gestanden haben mußte. Er besaß jene typischen Blumenkohlohren, die man sich in Ringschlachten einzuhandeln pflegt, hinzu kam eine zerknautschte Nase, deren Knorpel nicht mehr existierte.

      „Und mein Name ist Hase“, erwiderte der Stämmige und grinste. „Klopfen Sie keine Sprüche, Mann! Mund halten und mitkommen!“

      Parker folgte dem Stämmigen in das Wohnzimmer. Hinter ihm blieb der zweite Mann, der ihn so überaus nachdrücklich und freundlich zum Nähertreten eingeladen hatte.

      „Darf ich höflichst fragen, ob hier ein Tornado mittleren Ausmaßes sein Unwesen getrieben hat?“ Parker deutete mit der Schirmspitze auf das Chaos im Wohnraum. Hier war alles auf den Kopf gestellt worden. Der Boden war mit Papieren, zerrissenen Büchern, mit Kissenfüllungen und zertrümmerten Kleinmöbeln bedeckt.

      „Was wollen Sie hier?“ fragte der Stämmige und baute sich vor dem Butler auf. Der zweite Mann kam um den Butler herum und stellte sich neben seinen Partner. Er hielt eine automatische Pistole in der Hand, auf deren Mündung ein Schalldämpfer aufgeschraubt war. Es handelte sich um den jungen Mann aus dem Ford.

      „Ich könnte Ihnen antworten, der Vertreter des Bestattungsunternehmens zu sein“, gab der Butler höflich und gemessen zurück, „da ich Lügen jedoch verabscheue, möchte ich der Wahrheit die Ehre geben und erklären, daß ich Butler bin!“

      „So sehen Sie auch aus“, sagte der Stämmige und grinste.

      „Und was wollen Sie hier?“ fragte der Mann aus dem Ford.

      „Ich hatte die Absicht, mich mit den Angehörigen des Mister Paul Wake in Verbindung zu setzen.“

      „Und weshalb?“ Der Stämmige sah den Butler wachsam und mißtrauisch an.

      „Ich interessiere mich für die Memoiren, die Mister Wake schreiben wollte. Genauer gesagt, für das, was er bis zu seinem Tod hatte niederschreiben können.“

      Der Stämmige und der Mann aus dem Ford warfen sich wechselseitig je einen schnellen Blick zu. Der Hinweis auf Memoiren schien ihnen etwas zu sagen.

      „Was wollen Sie denn mit den Memoiren?“ Nun war der Mann aus dem Ford an der Reihe.

      „Gewisse Theorien Mister Wakes interessieren meine bescheidene Wenigkeit.“

      Die beiden Männer wußten mit dieser blumig umschriebenen Antwort im Moment nichts anzufangen und sahen sich leicht irritiert an.

      „Ich darf es wohl so formulieren“, präzisierte der Butler, „meines Wissens wollte Mister Wake den Beweis an treten, daß es in dieser Stadt gewisse Personen gibt, die gegen Barleistungen bereit sind, Feuer zu legen und so Versicherungsgelder zu vereinnahmen.“

      Der irritierte Blick der beiden Männer wurde noch intensiver. Jetzt hatten sie verstanden und sie waren ehrlich überrascht. Mit solch einer offenen Antwort hatten sie ganz sicher nicht gerechnet. Sie konnten ja nicht ahnen, daß diese Offenheit Parkers Taktik war. Damit verblüffte er immer wieder und forderte seine Gegner zu Dummheiten heraus.

      „Haben Sie Wake gekannt?“ erkundigte der Stämmige sich endlich.

      „Dazu kam es leider nicht mehr“, entgegnete der Butler, „der plötzliche und tödliche Unfall, der in meinen Augen übrigens ein Mord gewesen sein muß, hinderte mich daran, Mister Wakes Bekanntschaft zu machen.“

      „Ruf mal besser an!“ sagte der Mann aus dem Ford zu dem Stämmigen. „Entweder haben wir’s mit ’nem Verrückten zu tun, oder aber mit ’nem ganz ausgekochten Burschen!“

      Der Stämmige nickte und ging ans Telefon. Als er wählte, verdeckte sein Körper die Wählscheibe. Er wollte vermeiden, daß Parker sich die Nummer einprägte. Er konnte nicht wissen, daß Josuah Parker es durch intensives Training soweit gebracht hatte, am Klicken und Sirren der zurückgleitenden Wählerscheibe die Nummer zu erkennen.

      „Umdrehen!“ kommandierte der Mann aus dem Ford und umfaßte seine Waffe noch fester. Er hatte die feste Absicht, Parker niederzuschlagen.

      „Darf ich Sie vorher noch auf ein Versäumnis aufmerksam machen?“ Parker sah den Mann aus dem Ford bedeutungsvoll an.

      „Na?“ fragte der Mann neugierig zurück.

      „Würden Sie freundlicherweise einmal auf den Bambusgriff meines Regenschirms sehen?“

      Der Mann aus dem Ford kam diesem Wunsch wie unter einem fremden Zwang nach und schob sein Gesicht vor. Dadurch exponierte sich gleichzeitig sein Kinn.

      Parker legte nun den bleigefütterten Bambusgriff


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