Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
Selbstverständlich besaß Mike Rander alle erforderlichen Lizenzen. Hinzu kam, daß er und sein Butler immer wieder von den verschiedenen Abteilungen der nationalen Geheimdienste um Mitarbeit gebeten wurde.
Die beiden reizenden jungen Damen standen also in der Höhe des Eingangs zum Stadtbüro und plauderten angeregt miteinander. Dabei beobachteten sie intensiv den Eingang und waren wie elektrisiert, als plötzlich Josuah Parker die Straße betrat.
Auf ihn hatten sie gewartet.
Sie mischten sich sofort unter die Passanten, die den Gehsteig bevölkerten, schoben sich geschickt an den Butler heran und nahmen ihn zwischen sich.
„Mister Parker“, sagte die junge Dame, die das Kostüm trug, „in meiner Handtasche befindet sich eine fast lautlose Preßluftpistole!“
„Wie interessant“, stellte der Butler ohne jede Verblüffung fest, „darf ich höflichst fragen, um welches Modell es sich handelt?“
„Um eine Preston Eins-Null!“ gab die verblüffte Dame unwillkürlich und äußerst prompt zurück, um sich Bruchteile von Sekunden später darüber ungemein zu ärgern.
„Der Hellman würde ich den Vorzug geben“, entschied Parker, „ihre Durchschlagkraft ist wesentlich stärker, wenngleich sie allerdings den Nachteil hat, ein wenig größer und schwerer zu sein.“
„Ob Preston oder Hellman“, sagte die zweite junge Dame nervös, „wir werden schießen, falls Sie nicht sofort mit uns in den Wagen steigen!“ „Darf ich unterstellen, daß eine gewisse Tante Ethel meine Wenigkeit zu sprechen wünscht?“
„Richtig! Kommen Sie!“
Sie ließen den Butler nicht aus den Augen und führten ihn hinüber zu ihrem Chrysler. Die junge Dame im Kostüm nahm neben Parker Platz, die andere junge Dame übernahm das Steuer und lenkte den Chrysler geschickt in den Verkehr.
„Gehe ich richtig in der Annahme, daß Tante Ethel sich für gewisse Memoiren interessiert?“ erkundigte Parker sich höflich.
„Sie gehen richtig“, beschied ihm die junge Dame, „glauben Sie nur ja nicht, uns mit irgendwelchen Tricks hereinlegen zu können.“
„So etwas oder Ähnliches würde ich mir niemals erlauben“, erwiderte Parker höflich und entschieden, „schließlich habe ich es mit jungen Damen zu tun, die mit Höflichkeit zu behandeln sind.“
„Auch diese Tour zieht bei uns nicht“, rief ihm die junge Dame vom Steuer zu. „Wahrscheinlich haben Sie überhaupt keine Ahnung, auf was Sie sich da eingelassen haben.“
Während der Fahrt durch die Stadt tat Josuah Parker selbstverständlich nichts, um wieder Herr der Situation zu werden. Vielleicht tat er es deshalb nicht, weil er sich als Herr dieser Lage betrachtete. Es wäre ihm leichtgefallen, diese beiden jungen Damen zur Ordnung zu rufen, doch seine Neugier auf Tante Ethel war zu groß.
Die Fahrt endete nach fast dreißig Minuten zu Parkers Überraschung in einer Bungalowsiedlung, die fast vor der Fertigstellung war. Sämtliche Häuser, übrigens gleichförmig, was den Stil anbetraf, besaßen schon Fenster und Türen. An Bungalows im Hintergrund vor einer Baumgruppe wurde noch gearbeitet.
„Steigen Sie aus“, sagte die Dame im Kostüm, „gehen Sie dort auf die Tür zu! Wir sind dicht hinter Ihnen!“
„Wie Sie es wünschen, meine Damen.“ Parker verließ den Chrysler und ging zu der bezeichneten Haustür. Hinter sich hörte er das Klappern diverser Absätze das wie aufgeregtes Kastagnettenstakkato klang.
Die Tür wurde geöffnet.
Parker trat ohne Zögern oder Angst ein. Er wußte, wie gut im Moment noch seine Position war. Schließlich wollte man von ihm erfahren, wie er vermutete, wo sich gewisse Aufzeichnungen eines Mister Paul Wake befanden.
Zwei weitere junge Damen, sie mochten schätzungsweise fünfundzwanzig Jahre alt sein, empfingen ihn und brachten ihn hinüber in einen Wohnraum, dessen Fenster- und Terrassenjalousien heruntergelassen worden waren. In diesem Wohnraum brannten zwei starke Kleinscheinwerfer, deren Licht sich auf einen noch leeren Stuhl konzentrierte.
Parker wurde bedeutet, auf diesem Stuhl Platz zu nehmen. Was er höflichst und etwas umständlich tat. Er legte seine schwarz behandschuhten Hände über den Griff seines Universal-Regenschirms und duldete das gleißende Licht.
„Ich möchte keineswegs versäumen, der Regie meine Anerkennung auszudrücken“, sagte er dann in das Licht hinein, Jene Dame, die sich am Telefon Tante Ethel nannte, scheint über hinreichende und entsprechende Erfahrung zu verfügen.“
„Danke, Mister Parker“, reagierte eine Stimme hinter den Scheinwerfern, „dieses Lob aus Ihrem Mund bedeutet schon einiges.“
„Sie möchten vor mir erfahren, ob ich die Memoiren des Mister Wake gefunden habe?“ Parker kam sofort zur Sache.
„Richtig, Mister Parker! Ich freue mich, daß Sie das geplante Verfahren abkürzen wollen. Wo also befinden sich diese Memoiren?“
„Sollten Sie nicht möglicherweise damit gerechnet haben, daß ich solch eine Auskunft verweigern könnte?“
„Natürlich habe ich damit gerechnet. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie zu einer Aussage erst gezwungen werden wollen. Sie sollten doch wissen, Mister Parker, daß man jeden Menschen zum Sprechen bringen kann.“
„In der Tat, Madam.“
„Also, lassen Sie’s darauf lieber nicht ankommen. Wo befinden sich also die Memoiren?“
„Wahrscheinlich werden Sie mir nicht glauben, wenn ich Ihnen mitteile, daß ich diese Memoiren nicht gefunden habe …“
„Sicher sogar … Meine Freundinnen haben genau gesehen, daß Sie mit einem Päckchen aus Wakes Wohnung kamen.“
„Da ich mit einer Beobachtung rechnete, habe ich mir erlaubt, dieses Päckchen zurechtzumachen. Es enthielt allerdings nur einige wertlose Magazine.“
„Lassen Sie diese faulen Ausreden, Parker!“ Tante Ethels Stimme wurde schrill, obwohl Parker die Wahrheit und nichts als die Wahrheit gesagt hatte.
„Ich hielt mich durchaus an die Tatsachen, Madam!“
„Machen Sie mich nicht ärgerlich, Parker! Ich gebe Ihnen genau eine Minute Zeit, die Wahrheit zu sagen.“
Die vier jungen Damen schoben sich in die Lichtflut. Und sie sahen nun gar nicht mehr sonderlich nett und freundlich aus. Dies hing wohl mit den Reitpeitschen zusammen, die sie in ihren Händen trugen.
Zur Schonung ihrer Kleider hatten sie sich schwere Gummischürzen umgelegt, wie sie von Röntgenärzten bevorzugt werden. Sie sahen darin drohend und gefährlich aus
„Ich fürchte, ich habe Sie ein wenig unterschätzt, Madam“, sagte Parker in Richtung der beiden Scheinwerfer.
„Noch fünfundvierzig Sekunden“, antwortete Tante Ethel.
„Sie überschätzen die Memoiren“, fügte Parker hinzu.
„Noch dreißig Sekunden“, erwiderte Tante Ethel. Ihre Stimme vibrierte ein wenig, aber ganz sicher nicht aus Angst.
„Könnte man sich nicht einigen?“ schlug Josuah Parker vor.
„Noch fünfzehn Sekunden“, drohte Tante Ethel.
„Ihre Stoppuhr geht eindeutig zu schnell“, monierte der Butler und zog an der schweren Chromnickelkette seine zwiebelförmig aussehende Taschenuhr aus der Westentasche, eine Bewegung, die die Damen duldeten.
Von ihrem Standpunkt aus hätten sie es besser nicht getan, denn Parker ließ den Deckel aufspringen, worauf ein ungemein greller Blitz selbst das Licht der beiden Scheinwerfer verdunkelte.
Tante Ethel, wahrscheinlich geistesgegenwärtiger, feuerte mit leichter Verzögerung einen Schuß auf Parker ab, doch der Butler hatte es vorgezogen, seinen Stuhl zu räumen. Wirkungslos pfiff das Geschoß an ihm vorbei in die Wand des