Der neue Sonnenwinkel Box 2 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Box 2 – Familienroman - Michaela Dornberg


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entdeckt, manchmal mit Jörg, mit Hannes sowieso.

      Niemand hatte sie korrigiert!

      Oder wussten Ricky, Jörg und Hannes überhaupt nicht, dass sie nicht zu den Auerbachs gehörte?

      Es zerriss sie beinahe.

      Bambi vergaß ihren Eisbecher, der sich mittlerweile in eine undefinierbare Pappe verwandelt hatte.

      Die Bedienung kam vorbei, sah den kaum berührten Eisbecher, erkundigte sich besorgt. »Ist etwas nicht in Ordnung?« Bambi bekam nichts mit. Sie bemerkte weder die Frau, noch verstand sie deren Frage.

      Die Bedienung wiederholte ihre Frage, und als sie wieder keine Antwort bekam, ging sie achselzuckend weiter.

      Ein bisschen komisch war es schon. Was war mit der Kleinen los? Die gehörte auch zu den Jugendlichen, die in Windeseile ihre Becher auslöffelten.

      Und wie war sie überhaupt drauf? Überhaupt nicht ansprechbar! Für die Bedienung gab es nur eine Erklärung. Wahrscheinlich hatte sie eine Arbeit versemmelt und überlegte nun, wie sie das ihren Eltern beibringen sollte. Kam öfter vor.

      Bambi hatte von nichts eine Ahnung.

      Sie dachte noch immer an die Worte der Frauen, die sich schmerzhaft in ihr eingebrannt hatten.

      Sie war keine Auerbach!

      Irgendwann stellte sie sich die Frage, ob es irgendwie vorbestimmt gewesen war, dass sie ausgerechnet zu der Zeit zu »Calamini« gegangen war, als die Frauen sich nebenan über Adoption unterhalten hatten und als zufällig ihr Name gefallen war.

      Ja, es hatte so sein müssen!

      Und es war gut so!

      Sonst wäre sie noch immer in dem Glauben, eine typische Auerbach zu sein und würde weiterhin peinliche Ähnlichkeiten aufstellen, die es ja überhaupt nicht geben konnte, weil sie eben keine Auerbach war, sondern jemand, den man aus lauter Mitleid bei sich aufgenommen hatte.

      War sie eine Deutsche, oder kam sie aus dem Ausland?

      Alles war möglich.

      Bambi schreckte zusammen, als sie eine Stimme vernahm: »Entschuldigung, ist hier noch frei?«

      Sie bemerkte erst jetzt, dass sich das »Calamini« mittlerweile noch mehr gefüllt hatte. Nun ja, es war Kaffeezeit, und die Waffeln hier waren legendär und auch die anderen süßen Köstlichkeiten, die nachmittags neben dem Eis geboten wurden.

      Vor ihrem Tisch standen zwei Frauen mittleren Alters.

      Sie starrte sie an, was eine der Frauen bemüßigte zu sagen: »Ich möchte nur gern wissen, ob wir uns zu dir an den Tisch setzen können.«

      Bambi nickte, und als die Bedienung vorbeikam, rief sie diese, um zu bezahlen.

      »Oh, wir wollen dich aber nicht vertreiben«, sagte eine der Frauen.

      Bambi winkte ab, murmelte etwas von eh weg müssen.

      Sie stand auf und wäre davongelaufen, wenn die Bedienung sie nicht zurückgehalten hätte, um ihr das Wechselgeld zu geben, immerhin hatte sie ja mit zwanzig Euro bezahlt, dem Geld, das ihr Bruder Hannes ihr zugesteckt hatte. Ach ja, er war ja nicht mehr ihr Bruder, und das löste eine erneute Schmerzwelle in ihr aus.

      Die Bedienung räumte den Überraschungsbecher ab, von dem sie gerade mal zwei oder drei Löffel gegessen hatte.

      Überraschungsbecher …

      Sie hatte eine Überraschung erlebt, und was für eine! Das war so bitter, dass es ihr nicht einmal leidtat, diesen Becher nicht gegessen zu haben, wo sie doch eine so große Naschkatze war.

      Und mitleidig waren sie, die Auerbachs. Sie spendeten großzügig für Kinder in der Not, für Hungerleidende, für Tiere, für in Seenot geratene, für Erdbebenopfer. Die Liste ließe sich fortführen. Sie spendeten, wenn es eine Katastrophe gab, und wenn sie der Meinung waren, da helfen zu müssen.

      Bambi hatte ihre Eltern dafür immer bewundert und sich vorgenommen, es ihnen gleichzutun.

      Sie gehörte auch in diese Liste, und das zu wissen, war ganz schrecklich.

      Wer war sie, fragte sie sich erneut.

      Bambi, hatte sie den Namen von den Auerbachs bekommen, oder hatten ihre Eltern sie schon so genannt? Und Pamela, wie sie eigentlich hieß, wie verhielt es sich damit?

      Bambi begann zu zittern.

      Was sollte sie jetzt tun?

      Sie konnte doch nicht in den Sonnenwinkel zurückkehren und so tun als sei nichts geschehen, dann wäre sie eine Verräterin, und das würde sie auch nicht aushalten.

      Manuel kam ihr in den Sinn, ihr Freund seit frühester Kindheit.

      Was würde der zu allem sagen?

      Für ihn gehörte sie, wie für alle anderen Leute ja auch, zu den angesehenen Auerbachs, dem weltbekannten Professor und seiner liebenswürdigen Frau.

      Es hatte sich immer so gut angefühlt, und jetzt wusste sie, dass sie mit ihnen nichts, aber überhaupt nichts gemein hatte.

      Wieder die nächste Frage, die in ihr kreiste.

      Wer waren ihre Eltern?

      Im Hinausgehen hörte sie ein »Hallo, Bambi.«

      Sie hatte die Mädchen bemerkt, die an einem der Tische sassen und Waffeln aßen. Die waren aus einer Parallelklasse, aber sie verstanden sich gut, und normalerweise hätte Bambi sich zu ihnen gesetzt.

      Das ging nun überhaupt nicht, sie tat so, als habe sie nichts gehört und stürmte hinaus.

      Es hatte sich noch mehr zugezogen, und gleich würde es anfangen zu regnen. Na prima! Und nun?

      Bambi hatte keine Ahnung. Auch wenn es schrecklich war, so etwas überhaupt ansatzweise zu denken. Sie wusste es, aber in diesem Augenblick wünschte sie sich, sie wäre tot.

      *

      Bambi wusste nicht, was sie tun sollte. Sie rannte durch die Straßen, ohne überhaupt richtig wahrzunehmen, wo sie war.

      Als sie den Marktplatz überqueren wollte, entdeckte sie Rosmarie Rückert.

      Rasch presste sie sich an die Seitenwand eines Zeitungsstandes.

      Rosmarie Rückert war die Letzte, die sie sehen wollte. Die tat zwar immer ganz freundlich, aber Bambi mochte die Frau nicht.

      Dabei war Rosmarie mit ihren Geschwistern …, nein, sie war mit Ricky und Jörg verbandelt, die, es war kaum zu glauben, die Geschwister Stella und Fabian Rückert geheiratet hatten. Bambi hatte das immer lustig gefunden, doch jetzt ging es sie ja nichts mehr an. Nichts ging sie mehr etwas an, weil sie nicht dazugehörte.

      Würde Rosmarie überhaupt noch mit ihr sprechen, wenn sie erfahren würde, dass sie keine Auerbach war? Wusste sie es gar und war deswegen so herablassend?

      Bambi wischte sich die Tränen weg, die, ob sie es nun wollte oder nicht, über das Gesicht liefen, dann wagte sie einen vorsichtigen Blick um die Ecke. Von Rosmarie war zum Glück nichts mehr zu sehen.

      Und was nun?

      Es fing an zu tröpfeln, sie konnte sich in Hohenborn schon irgendwo unterstellen, doch das war keine Lösung. Sie musste eine Lösung finden, aber mit den ihr verbliebenen Euro kam sie nicht weit.

      Als sie ein Hinweisschild sah, ging sie dem nach.

      Für die nächsten ein, zwei Stunden, vielleicht auch mehr, war sie untergebracht, und dann musste sie weitersehen.

      Als sie vor dem großen grünen Tor stand, klingelte sie.

      Sie befand sich vor der Tür des Tierheims des Hohenborner Tierschutzvereins, in dem sie ihre Luna geholt hatte, nachdem ihr geliebter Jonny gestorben war.

      Jonny war älter geworden, als es Collies normalerweise wurden, aber dennoch.

      Sie war untröstlich gewesen, und als


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