Feuerkuss und Flammenseele. Eileen Raven Scott

Feuerkuss und Flammenseele - Eileen Raven Scott


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      Die Frau stellte sich vor Aruni und sagte nur: „Miau.“

      Aruni musterte die Frau von hinten. Sie hatte einen schlanken Körper, langes schwarzes Haar und fast schwarze Haut. Ihre Fingerspitzen endeten in kleinen, weißen Krallen und ihre Muskeln waren gespannt, als ob sie zum Sprung ansetzte. Lierd ging unwillkürlich ein paar Schritte zurück.

      „Aruni, sag mir, dass das nicht wahr ist! Du treibst es mit einem Meereself und wohnst mit einer Gestaltwandlerin zusammen? Einer Katzenfrau? Verdammt, was ist nur mit dir los?“ Verwirrt fuhr er sich mit der Hand durch die Haare und blieb dabei mit dem Ärmel an einem Horn hängen. Niemand lachte.

      „Ash?“, flüsterte Aruni.

      Die Frau drehte sich um und nickte. Dann ging sie tänzelnd einige Schritte auf Lierd zu und drückte ihren Zeigefinger auf seine Brust. „Und du? Wieso bist du so viel besser als Ilvio und ich?“, fragte sie in einem beinahe knurrenden Ton. Dabei klang ihre Stimme zugleich samtig. Aruni wusste nicht, wo ihr der Kopf stand. All die Jahre, hier unten und oben in London, hatte sie mit einer Gestaltwandlerin zusammengewohnt! Und sie für eine gewöhnliche Katze gehalten!

      Aruni sah zu Lierd. Im ersten Moment sah es aus, als würde ihm nichts dazu einfallen. Er starrte auf Ashs bohrenden Finger und dann in ihr Gesicht.

      Aber Lierd konnte stur sein, wenn er etwas nicht wollte. „Es geht hier nicht um besser oder schlechter“, stellte er fest. „Es geht darum, dass Aruni eine Dämonin ist und wir unter uns bleiben. Das ist das Beste.“

      „So?“, schnurrte Ash und ließ ihre Hand wieder sinken. Sie strich langsam um Lierd herum und begutachtete ihn von allen Seiten. Lierd ließ sie nicht aus den Augen, aber Aruni sah, wie er schluckte. „Das Beste also ...“, fuhr Ash fort und ging zurück zu Aruni.

      „Nun. Dann ist dir sicher aufgefallen, dass Aruni nicht einfach eine Dämonin ist. Sie ist ein Mischling, sie hat das Beste von zwei Rassen. Sie ist so viel mehr als eine Dämonin. Aruni besitzt ein Herz. Sie ist tolerant und sie würde nie im Leben jemanden verachten, nur weil er kein Dämon ist.“

      Ash baute sich vor Aruni auf und starrte Lierd an. Aruni wusste nicht, was sie tun sollte. Natürlich hatte Ash recht, genauso fühlte sie sich. Sie war es schon früh leid gewesen, immer nur unter Dämonen zu bleiben, und sie hatte ihren Vater suchen wollen. Nach ihrem 15. Geburtstag war er nie wieder aufgetaucht. Sein Geschenk, das sie damals ausnahmsweise an der Oberfläche in Empfang nehmen durfte, hatte sie aber immer noch. Das Geschenk war eine schwarze Katze gewesen. Und Aruni hatte es nicht geahnt.

      Lierd sah aus, als würde er um seine Beherrschung kämpfen. Aber er sagte nichts und verließ den Raum. Die Tür knallte hinter ihm ins Schloss.

      „Er hat nicht abgeschlossen“, bemerkte Ash, die sich jetzt langsam zu Aruni umdrehte. „Hast du wirklich nicht gewusst, was ich bin?“

      Aruni schüttelte den Kopf. „Mit einer Gestaltwandlerin habe ich überhaupt nicht gerechnet, obwohl ich sagen muss, dass ich oft das Gefühl hatte, du würdest mich verstehen. Sag mal, kanntest du meinen Vater schon, bevor er dich mir geschenkt hat?“ Das Wort ging ihr nur schwer über die Lippen.

      Konnte man andere Geschöpfe überhaupt verschenken?

      Ash lächelte versonnen. „Ja, er kannte mich schon vorher. Ich habe bereits ein paar Jahre bei ihm gewohnt und ich glaube auch, dass er geahnt hat, was ich bin. Gezeigt habe ich mich ihm in dieser Gestalt jedoch nie. Aber er hat mich gebeten, auf dich aufzupassen und ihn zu holen, wenn dir etwas passiert. Nur leider habe ich ihn seitdem nicht mehr getroffen. Er war lange nicht mehr in seiner alten Wohnung. Dort wohnt längst jemand anderes.“

      Aruni spürte, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich. „Meinst du, ihm ist etwas passiert? Angeblich ist er umgezogen, Treffen hat er immer abgesagt. Die erste Zeit kamen noch Briefe von einer anderen Adresse, aber ich war dort. Da wohnte nur eine ältere Dame, die die Post für ihn annahm. Die holte er jedoch nie ab. Und Lierd hat vorhin behauptet …“ Nein, das konnte sie nicht aussprechen. Lierd musste sich irren. Ihr Vater war nicht tot.

      Ash setzte sich anmutig auf die Bettkante und zog Aruni zu sich herunter. „Ich weiß es nicht. Aber vielleicht weiß es deine Mutter“, sagte sie leise.

      „Sein letzter Brief kam vor zwei Jahren, eine Woche, bevor ich in die Menschenwelt gezogen bin, da bin ich mir sicher. Danach habe ich nichts mehr von ihm gehört.“ Aruni ließ die Schultern hängen. „Aber Ash, wie kommen wir hier wieder raus?“

      „Soll ich mal kundschaften gehen?“ Ash wartete keine Antwort ab und verwandelte sich vor Arunis Augen. Sie wurde so schnell kleiner und änderte ihre Form, dass Aruni kaum folgen konnte. In einem Moment stand dort Ash als Frau, im nächsten Moment umgab sie eine Art Nebel, und dann saß da wieder ihre Katze. Ash miaute und lief zur Tür. Sie zuckte ungeduldig mit dem Schwanz, bis Aruni hinüber ging und die Tür für sie öffnete.

      Ash schlüpfte hindurch und verschwand im dunklen Gang. Aruni sah ihr nach. Weder Lierd noch ein anderer Dämon war zu sehen. Von irgendwoher driftete der Klang von Schreien, Gelächter und lautem Technobeat zu ihr.

      Kapitel 15

      „Aruni!“, brüllte Ilvio und kämpfte gegen die Fesseln, die ihn am Bett hielten. Die blonde Dämonin, Jenna, tanzte aufreizend vor dem Bett und wedelte mit einem Seidenschal über ihrem Kopf wie mit einem Lasso. „So einen wie dich hatte ich noch nie“, schnurrte sie. „Und ich glaube, dass es mir gefallen wird.“ Sie kam näher und ließ den seidigen Stoff über seine Brust gleiten. „Soll ich dir die Augen verbinden? Oder lieber den Mund stopfen?“ Sie sprang über das Bett und landete an der Tür.

      „Aruni wird dich jetzt vielleicht gehört haben, aber nützen wird es dir nichts. Es wird dich möglicherweise interessieren, dass mir ihr Bruder hörig ist und dass Aruni und ich ... nun ja ... wir sind nicht gerade beste Freundinnen. Es wird sie wurmen, dass ich mir dich gekrallt habe. Sie hat ja so ein verdrehtes Verständnis von Treue und Liebe. Und dabei muss man nur einem treu bleiben: sich selbst.“

      „Ich werde nicht mit dir schlafen“, sagte Ilvio fest. Er zog noch einmal an den Fesseln, aber es war nichts zu machen. An Land besaß er keine übermäßige Stärke. Gerade so viel wie ein Mensch. Er biss die Zähne zusammen.

      „So?“, fragte sie. „Glaub mir, am Ende der Nacht wirst du mich darum bitten.“ Sie kniete sich aufs Bett und schmiegte sich an ihn, geschmeidig wie eine Katze. Ihre Hörner glänzten im Schein der Kerzen, die rundherum an den Wänden angebracht waren. Ihre Augen funkelten gierig.

      „Untersteh dich!“, sagte er wütend, als sie eine Hand nach ihm ausstreckte. Jenna zog ihre Krallen langsam über seine Haut und hinterließ schmale rote Streifen auf seiner Brust. Ilvio bäumte sich auf, aber er gab keinen Laut von sich.

      „Gefällt dir das?“, säuselte Jenna.

      „Nimm deine Krallen von mir“, knurrte er.

      „Oh.“ Jenna tat erstaunt. „Tut dir das weh? Da weiß ich was.“ Und im nächsten Moment malte ihre spitze Zunge eine feuchte Spur über die Kratzer. Die Haut heilte augenblicklich.

      Ilvio spürte Jennas Hände, Krallen und Haut überall an seinen Beinen und an seinem Bauch. Er versuchte krampfhaft, nicht an Aruni zu denken, an die Zeit mit ihr. Arunis Haut hatte sich genauso angefühlt wie die von der blonden Dämonin, die in diesem Augenblick seinen Bauchnabel leckte. Ilvio schauderte.

      Arunis Gesichtsausdruck fiel ihm wieder ein, als er gesagt hatte, dass er sie schön fand, trotz ihrer dämonischen Haut. Da spürte er Jennas Fingerspitzen am Reißverschluss seiner Hose. Ein leises Stöhnen entfuhr ihm und er biss sich auf die Zunge. Nur am Rande bekam er mit, dass etwas an der Tür kratzte. Krallen auf Holz.

      Jenna hörte auf, mit ihrer Zunge die Konturen seiner Muskeln nachzuzeichnen, aber ihre Finger fuhren weiter an dem Bund seiner Hose entlang, als sie zur Tür sah. „Wer stört?“, rief sie ungeduldig.

      „Miau“, war die Antwort.

      „Arunis


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