Feuerkuss und Flammenseele. Eileen Raven Scott

Feuerkuss und Flammenseele - Eileen Raven Scott


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einem hautengen dunkelblauen Kleid kam geradewegs auf ihn zu. Sie sah ihn einen Moment an und Ilvio ergriff sofort die Gelegenheit.

      „Wissen Sie, wie ich nach Camden Town komme? Ich bin nicht von hier.“

      Sie stutzte, dann lächelte sie.

      „Nehmen Sie die Victoria Line, die blaue, Richtung Seven Sisters bis Euston. Da müssen sie umsteigen in die Northern Line, eine schwarze. Richtung Edgware, ich glaube, High Barnet geht auch. Und dann kommen sie automatisch an Camden Town vorbei.“

      „Die Bahnen haben Farben?“, fragte Ilvio, während er sich hektisch Notizen machte.

      Die Frau lachte. „Oh, Sie sind wirklich nicht von hier. Die Lines haben verschiedene Farben. An den Wänden sind farbige Fliesen als Streifen und auf den Wegweisern sind die Farben auch. Ganz einfach. Kein Ding. Das schaffen Sie schon!“ Sie sah ihn einen Moment an.

      „Kommen Sie mit, ich muss auch die Victoria Line nehmen. Ich zeige Ihnen wenigstens den ersten Zug.“

      Ilvio ging dankbar mit. Sie kamen durch einen gefliesten Tunnel auf eine Plattform. Hier schien es nicht weiterzugehen. Eine Art unterirdischer Bahnhof also. Die Frau deutete auf ein Schild mit leuchtender Schrift.

      „Noch drei Minuten, dann kommt die richtige Bahn.“

      Als ein niedriger Zug mit knallroten Türen kam, folgte Ilvio der Frau ins Innere. Er verlor sie schnell aus den Augen zwischen all den Menschen, aber er würde es schon schaffen. Eng gedrängt zwischen einem dicken Mann im Trenchcoat und einem gepiercten Mädchen blieb er stehen und hielt sich an einer Stange fest, als die Bahn ruckelnd anfuhr.

      Kapitel 5

      Aruni sah sich im Geschäftsraum um. Es war kein Kunde da. Ein paar junge Frauen gingen am Laden vorbei und zeigten kichernd auf einige der Kleidungsstücke im Fenster. Touristinnen. Aruni schüttelte den Kopf, winkte aber freundlich. Gleich war Feierabend. Party-Zeit. Lange hatte sie überlegt, ob sie sich trauen sollte, ihre echten Hörner heute Abend zu zeigen. Auf der Halloween-Party würde sie nicht auffallen. Ja, heute würde sie es wagen. Sich endlich einmal nicht verstecken. Aber zuerst würde sie ein wenig die Ständer abstauben. Mit den letzten Kunden kam die Dunkelheit. Endlich, geschafft. Ihre Schicht war zu Ende. Zeit, sich schick zu machen.

      Aruni schloss die Tür und hängte ein „Bin gleich zurück“-Schild an die Fensterscheibe. Als Kostüm wählte sie eine knappe, rot-schwarze Korsage und einen kurzen, schwarzen Rock. Dazu passten ihre Stiefel perfekt. Sie schminkte sich vor dem Spiegel in der Umkleidekabine Smokey Eyes und feuerrote Lippen. Langsam löste sie die Satinbänder und ließ ihre dicken schwarzen Haare in langen Wellen über die Schultern hängen. Dann legte sie das Geld für ihr Kostüm in die Kasse und begutachtete sich nochmal im Spiegel. Sie zog eine Grimasse und zeigte ihre schwarz lackierten Krallen. Darüber musste sie lachen. Oh ja, das wirkte teuflisch. Nicht einmal ihre Mutter hätte daran etwas auszusetzen gehabt.

      Als Aruni aus der Kabine trat, kam Lilly, ihre Ablösung für den Abend. „Du bist ja schon verkleidet! Mann, du siehst heiß aus!“ Sie drückte ihr einen Kuss auf jede Wange und sah sich Aruni noch einmal an. „Mensch, irre. Die Hörner sehen total echt aus. Wo hast du die nur wieder her? Hier, ich hab dir dein Abendessen mitgebracht.“

      Arunis Kollegin trippelte in ihrem bodenlangen schwarzen Kleid à la Morticia Adams zum Tresen, legte ihre Tasche ab und reichte Aruni eine Papiertüte mit einem rosa-weißen Logo.

      Aruni schnupperte und riss die Tüte auf. „Oh, Lilly! Meine Lieblingsdonuts mit Karamellfüllung und Schokoladenglasur! Du bist ein Schatz!“ Mit geschlossenen Augen biss sie in das süße Gebäck. „Himmlisch...“, gurrte sie. Lilly lachte. „Und das aus dem Mund einer Teufelin.“

      Aruni vergaß weiter zu kauen und sah Lilly erschrocken an, aber die beschäftigte sich schon wieder mit dem Kassenbuch. Ach ja, das Kostüm. Sie entspannte sich wieder und kaute weiter.

      „Kommst du nachher auch? Am Camden Lock steigt eine riesige Open Air Party heute. Petunia ist bestimmt schon ganz wild aufs Tanzen. Sie hat sich letztens schon die Karten gelegt und meinte heute würde sie den Mann fürs Leben kennenlernen. Einen Tänzer“, erzählte sie zwischen zwei Bissen und verdrehte die Augen ein wenig.

      „Ja, vielleicht. Ich ruf dich an“, sagte Lilly und wandte sich zwei Touristen zu, die gerade den Laden betreten hatten. Die Sache mit Petunia hatte sie anscheinend gar nicht gehört. Aruni zuckte mit den Schultern.

      „Gut, ich bin dann mal weg, Lilly. Bis nachher!“ Aruni leckte sich die Finger ab und verließ den Laden.

      Noch den süßen Geschmack im Mund genießend, schlenderte sie die Straße entlang in Richtung Lärm und Licht und Raucheffekte. Männer und Frauen, die heute aussahen wie Geister, Zombies, untote Schulmädchen, rosa Bunnies und spitzhütige Zauberer, schrammten an ihr vorbei. Ein Mann in einem Skelettanzug warf Aruni einen lüsternen Blick zu und legte ihr dann im Vorbeigehen einen Arm um die Schulter. Er flirtete: „Na, du süßer Teufelsbraten! Willst du mich nicht mal in die Hölle einladen?“

      Aruni lachte und sagte: „Nein, tut mir leid. Ich hatte heute nicht vor, dorthin zurückzukehren.“

      Er ließ von ihr ab und gesellte sich wieder zu seinen laut grölenden Kumpels. Aruni zog ihr Korsett zurecht und überquerte die Straße. Laute Musik und Gelächter wehten zu ihr herüber. Sie mischte sich unter die Leute und kaufte sich ein Bier. Daran nippend, bahnte sie sich einen Weg durch die vielen Kostümierten. Ein Dämon lief an ihr vorbei. Ob es ein echter war? Sie kannte ihn jedenfalls nicht. Aruni drehte sich nach ihm um und stieß mit dem Rücken gegen jemanden. „Oh, Verzeihung“, sagte sie schnell.

      „Da gibt es nichts zu verzeihen“, sagte eine sonore Stimme. „Eine so schöne Frau darf mich jederzeit gerne wieder anrempeln.“

      Was für ein Sound! Diese Stimme ging ihr durch und durch. Ob der Typ wohl genauso feurig war wie seine Stimme? Aruni drehte sich langsam um und sah direkt in zwei tiefblaue Augen. Sie ließ ihren Blick schnell über seinen Körper huschen. Wow, er hatte eine richtige Traumfigur. Schmale Taille, muskulöser Oberkörper, blaues Hemd, blaue Jeans und – barfuß. Verwundert musterte Aruni seine Füße.

      „Entschuldigung“, sagte er nach einer Weile, nachdem sie nicht antwortete. Er hatte einen merkwürdigen Akzent, der Aruni sofort gefiel. Er hatte so etwas Vertrautes an sich. Und was für eine Stimme … tief wie ein Vulkan und mindestens genauso glühend.

      „Woher kommst du?“, fragte sie.

      „Von der Küste“, sagte er. „Ich heiße Ilvio.“

      „Aruni, sehr erfreut.“

      Ilvio starrte auf Arunis Hörner.

      Die Musik schwoll plötzlich an. Aruni spürte den Beat bis in die Schwanzspitze, die leider immer noch fest an ihren Körper gedrückt war.

      „Du bist ja gar nicht verkleidet, Ilvio“, schrie Aruni über den Lärm hinweg. „Oder gehst du als Filmstar? Oder Model?“

      Sie lachte, spürte aber wie ihre Wangen rot wurden.

      Ilvio senkte seinen Blick und sah nun in Arunis Augen. „Ich bin erst heute in der Stadt angekommen. Ich wusste nichts von dieser Feier“, erklärte er.

      „Was? Aber Halloween gibt es doch in ganz England. Heute wird überall gefeiert, vermutlich fast überall auf der Welt! Unter welchem Stein lebst du denn?“

      Sie lächelte und bot ihm ihre Bierflasche an. Dieser Kerl war wirklich eine Wucht. So lange war es her, dass sie einen Dämon gehabt hatte. An Menschen hatte sie sich bisher noch nicht herangetraut. Ob sie nicht vielleicht heute eine Ausnahme machen und diesen Typen mit nach Hause nehmen konnte? Immerhin war Halloween. Möglicherweise würde er alles an ihr für ein Kostüm halten. Nein, vermutlich nicht. Ihren Schweif würde er wahrscheinlich nicht als Kostüm durchgehen lassen. Besonders nicht, wenn der sich bewegte. Ach, und dann war da ja natürlich noch ihre rot-schwarze Haut um ihre Körpermitte. Sehr ärgerlich, dass sie nicht wie die Vampire die Fähigkeit


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