Jürgen Klinsmann - Fußball ohne Grenzen. Erik Kirschbaum
Fabian Johnson, DeMarcus Beasley und Philipp Köster für ihre Zeit und Einblicke. Dank an Detlef Kessler und Axel Mütze vom AMA Verlag für ihre kräftige Unterstützung so wie auch an Michael Kammarman bei U.S. Soccer für seine Ideen. So sehr ich es auch mag, unter dem Druck einer Deadline zu arbeiten, war dieses die Frist, die mich bisher am meisten gefordert hat. Dank auch an Dr. Maike Kessler und Brigitte Windolph, die das Buch ins Deutsche gebracht haben. Und Dank auch an alle Freunde und Verwandte, die dieses Buch altruistisch gelesen und kritisiert haben und ganze Kapitel und Abschnitte infrage gestellt haben: Tom Wagner, Karolos Grohmann, Scott Reid, Iain Rogers, Mike Collett, Simon Evans, Joseph Nasr, David Crossland, Julie Kirschbaum, Martin Simon, Markus Büttner, Miriam Dieter, Ingrid Kirschbaum, Karin Scandella, Don Grant, Lisa Luera, Tom Heneghan, Michelle Martin, Steven Kirschbaum, Rick Ostrow, Nick Fellows, Dean Grant, Thomas Krumenacker, Herbert Rossler, Markus Lepper, John Blau, Alex Mleczko, René Wagner, Deyan Sabourian, Georg Merziger, Udo Grelzik, Ramona Böttcher, Rüdiger Jaeger, Orrey Dean Kennedy und Christian Eisenbarth.
Erik Kirschbaum
Berlin, August 2016
Anmerkungen des Autors
Gemeinsam mit Millionen amerikanischer Baby-Boomer wuchs ich, was Fußball betrifft, in den USA im Dunkeln auf. Zunächst leider ziemlich unfähig, die Attraktivität dieses Spiels zu schätzen und zu verstehen, in dem so wenige Tore fallen, das so anders und unamerikanisch schien, von dem es kaum Fernsehübertragungen gab, das so fremdländisch anmutete, blieben die Feinheiten und der Reiz des Fußballs über Jahrzehnte für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Ich konnte die Begeisterung für eine Sportart, bei der für so wenige Tore so viel herumgerannt wird, einfach nicht begreifen.
Wie Millionen uneingeweihter Amerikaner behielt ich die Scheuklappen auf, in unbekümmerter Unkenntnis der Finessen dieses Spiels, das dem Rest der Welt schon lange ganz einfach als „the beautiful game“ bekannt war. Weltmeisterschaftsspiele wurden in den USA bis 1982 nicht einmal im Fernsehen übertragen und erst seit der WM 1998 in Frankreich werden alle Spiele live übertragen, wie dies in den meisten Ländern der Welt schon lange der Fall war.
Demnach war es für mich als Teenager 1976, unterwegs zu meinem ersten Fußballspiel im Stadion – ein New-York-Cosmos-Play-off-Spiel –, ein Schock, als ein Freund versuchte mir klarzumachen, dass Fußball tatsächlich die weltweit beliebteste Sportart sei. Was? Niemals! Der Rest der Welt muss da komplett falschliegen, war unsere ethnozentrische Denkweise im Bus auf dem Weg zum Shea-Stadion, um das Spiel zu sehen. Ausländer waren vermutlich nicht in der Lage, die Feinheiten von amerikanischen Sportarten wie Fußball, Basketball und Baseball zu verstehen. Behaltet nur euren Fußball zusammen mit eurem seltsamen metrischen System! Abgesehen davon machte die Erkenntnis, dass die Welt den Fußball Sportarten wie American Football vorzog, das Spiel für mich umso rätselhafter. Wie bizarr, dass so viele Leute einen Sport spielten und verfolgten, in dem es nicht einmal erlaubt war, die Hände zu benutzen – die geschicktesten Körperteile!
Sogar viele Jahre später, nachdem ich 1982 zum ersten Mal in das fußballverrückte Deutschland umgezogen war, schenkte ich der Sportart kaum Beachtung. Stattdessen blieb ich bis weit nach Mitternacht europäischer Zeit auf, um verwackelte NFL- oder NBA-Übertragungen auf dem American Forces Network (AFN) zu verfolgen, ein Kanal ohne Werbeunterbrechungen, der für die amerikanischen Streitkräfte eingerichtet worden war, die in Westdeutschland stationiert waren. Ich spielte in der Freizeit Touch Football (sanftere Art des American Football, bei dem der Gegner berührt wird, statt zu Fall gebracht zu werden) mit anderen amerikanischen Expatriates, und wir waren die Exoten in den Parkanlagen, wo es überall sonst von spontanen Fußballspielen wimmelte. Und ich erinnere mich daran, wie ich in Diskussionen mit deutschen Freunden und Arbeitskollegen stur darauf beharrte, dass die National Football League (NFL), National Basketball League (NBA) und Major League Baseball (MLB) alle weit interessanter seien als die Fußball-Bundesliga in Westdeutschland und sogar als die Fußball-Weltmeisterschaft – aber all diese Argumente entstammten meiner Ignoranz und waren auf bedauerliche Weise engstirnig.
Die Offenbarung kam spät in meinem Leben, nämlich 2004, als ich schon weit über 40 war und insgesamt fast zwei Jahrzehnte in Deutschland, Österreich und England verbracht hatte. Es dämmerte mir plötzlich, warum Fußball in Ländern wie Deutschland und England so viel mehr als ein Sport ist und warum seine Beliebtheit Kulturen, Grenzen, Religion und Politik überschreitet. 2004 feierte Deutschland das 50-jährige Jubiläum seines ersten Weltmeistertitels von 1954 und der Deutschlandfunk sendete eine Wiederholung der Rundfunkübertragung des Endspiels von 1954, in dem Westdeutschland Ungarn schlug. Die Übertragung wurde komplett wiederholt, und zwar zu der gleichen Uhrzeit wie die Originalübertragung am 4. Juli 1954. Es war ein magisches Erlebnis für mich, ein halbes Jahrhundert zurückversetzt zu werden und die Kraft dieses wunderbaren Momentes deutscher Fußballgeschichte nachzufühlen – die Ursprünge der Liebesaffäre dieses Landes mit dem Fußball zu verstehen und plötzlich den tiefen Einfluss zu begreifen, den dieses Spiel auf die Kultur dieses Landes, seine Psyche, Identität und seine gesamte Nachkriegsgeschichte ausübt.
Zur selben Zeit 2004 war es für einen Journalisten verwunderlich, Deutschlands monatelange, mühsame Suche nach einem neuen Fußballtrainer zu verfolgen, nachdem das Team bei der Europameisterschaft unerwartet in der ersten Runde ausgeschieden war, ohne ein einziges seiner Gruppenspiele zu gewinnen. Zeitweise schien für die meisten Deutschen die Suche nach einem neuen Fußballtrainer sogar wichtiger zu sein als ein neuer Bundeskanzler, und alle anderen Nachrichten in Deutschland verschwanden für fast einen Monat von den Titelseiten, während der DFB sich wochenlang abmühte, einen Trainer zu finden, der unerschrocken genug war, diesen schwierigen Job anzunehmen – und das nur zwei Jahre, bevor Deutschland Gastgeber der WM 2006 sein würde. Was als ein Problem begann, wurde zur kompletten Farce. Aber letztendlich entwickelte sich die Krise zu einer fantastischen Gelegenheit zur Veränderung, als die vom DFB ins Leben gerufene „Trainerfindungskommision“ (TFK) das Zepter an Jürgen Klinsmann überreichte.
Es war faszinierend, Klinsmann dann von einem Platz in der ersten Reihe aus zu sehen: ein Ex-Spieler ohne Erfahrung als Trainer, wie er dem ehrwürdigen DFB selbstbewusst seine revolutionären