Eigenständige Kinder – Entspannte Eltern. Damon Korb

Eigenständige Kinder – Entspannte Eltern - Damon Korb


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schon zusammen gecampt, nun campten wir aber zum ersten Mal zu zweit. Beim Campingplatz angekommen, habe ich unsere Sachen schnell entladen und dann die anderen Väter begrüßt – in der Annahme, dass meine Tochter mit den anderen Mädchen spielen würde. Als ich jedoch nach 15 Minuten nach ihr schaute, hatte sie schon das Zelt aufgebaut und mit Schlafsäcken und Kissen ausgestattet. In ihrem fünfjährigen Verstand hat sie einen Plan entworfen und ausgeführt, was beim Campen zuerst erledigt werden sollte.

      In den folgenden Kapiteln beschreibe ich wichtige vorausschauende Fähigkeiten. Dazu gehören Antizipieren, Vorhersagen, Planen und Einschätzen. Wenn Kinder in der Zeit reibungslos vor- und zurückdenken können, beherrschen sie diese Fähigkeit schon sehr gut. Sie können dadurch mittels ihrer Erfahrungen und ihres Wissens die besten Optionen für die Zukunft ausloten. Kinder mit Beeinträchtigungen wie ADHS, kognitiver Einschränkung, Down-Syndrom, fetalem Alkoholsyndrom und Autismus haben häufig Probleme mit vorausschauendem Denken und Schwierigkeiten, aus ihren Fehlern zu lernen – und das ist okay. Denn auch Kinder in diesen Umständen werden Fortschritte machen, wenn auch vielleicht langsamer. Denken Sie daran, dass Fehler auch Teil der Lernerfahrung sind, und als Eltern sind wir Lehrer. Bestrafungen für Fehler sind keine Lösung. Eltern brauchen Geduld. Erklären Sie den Fehler, empfehlen Sie Verbesserungsvorschläge und geben Sie Kindern die Möglichkeit, erfolgreich zu sein. Konsequenz ist hierbei elementar, denn Kinder lernen durch Wiederholung. Sie entwickeln die Fähigkeit zum vorausschauenden Denken schrittweise. Vor dem Alter von etwa vier Jahren können Kinder kaum planen. Erst mit sechs Jahren weisen Kinder diese Fähigkeiten auf. Und mit zehn Jahren können Kinder noch ausgeklügelter planen. Dennoch benutzen einige Zehnjährige diese Fähigkeit nur sehr unregelmäßig. Fehlende Übung führt zu Atrophie (Schwächung der neuronalen Verbindungen („Muskeln“) für Planung), sodass es hierbei große Unterschiede unter Teenagern gibt.

       Rückblick und Voraussicht

      Wie ich schon erwähnte, ist vorausschauendes Denken kompliziert, weil es gleichzeitige Verarbeitung erfordert. Rückblick und Voraussicht sind das Fundament für vorausschauendes Denken. Dies erfordert mehrstufige Erkenntnisverarbeitung. Unsere Erfahrung leitet unsere Sicht auf die Zukunft. Hierfür müssen verschiedene Gehirnregionen zusammenarbeiten. Um vorauszudenken, muss ein Kind den Unterschied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erkennen. Sobald ein Kind die Vergangenheit (Rückblick) und die Zukunft (Voraussicht) beachtet, ist es schon eher in der Lage, eine logische Vorhersage zu machen oder Schätzung abzugeben.

       Vorhersagen und Schätzen

      Schätzen ist ein Prozess vorausschauenden Denkens. Dabei wird ein bestimmtes, zukünftiges Ereignis aus unvollständigen Informationen hergeleitet. Kinder lernen Schätzen vor allem in der Mathematik. Aber es gibt noch so viel mehr Möglichkeiten. Schätzungen ermöglichen es uns, richtige Handlungsweisen für die Zukunft zu erkennen. Zum Beispiel denkt ein Kind vielleicht, dass es doch gestern kalt war und man heute vielleicht eine Jacke mitnehmen sollte. Und ein Schüler überlegt bei einem neuen Lehrer, welche Anforderungen seine früheren Lehrer an ein Referat oder eine Präsentation hatten. Die eigene Erfahrung für die Vorhersage der Zukunft zu benutzen, ist eine wertvolle Eigenschaft eines organisierten Denkers.

       Antizipieren

      Antizipation ist eine zentrale Fähigkeit für angemessenes Verhalten sowie sozialen Erfolg und kann nur geschehen, wenn ein Kind vorausdenkt. Und gerade durch Routinen und feste Zeitpläne können Kinder Ergebnisse besser antizipieren. So spaßig Überraschungen auch sein können, mögen Kinder sie meistens nur, wenn sie angenehm sind, wie eine spontane Reise in das Disneyland. Kinder mögen Vorhersehbarkeit. Und ein Kind, das nicht in der Lage ist vorauszudenken und zu antizipieren, lebt in einer unberechenbaren Welt. Unvorhersehbare Veränderungen sind daher für viele schwierig. Und für manche Kinder ist es sogar eine Tortur, die zu einem emotionalen Zusammenbruch führt. Diese Kinder brauchen konstante Routinen im Alltag; für das Aufräumen der Schulsachen nach der Schule, das Händewaschen vor dem Abendessen und das Schlafengehen. Wie schon erwähnt, haben Kinder unter fünf Jahren Probleme vorauszudenken. Deshalb können sie meistens zwischen zweieinhalb und viereinhalb Jahren besonders schlecht mit Veränderung umgehen. Wann Kinder lernen, flexibel zu sein, variiert stark – manche Erwachsene haben noch Schwierigkeiten mit Flexibilität! Eltern können ihren Kindern helfen, Antizipation zu erlernen, indem sie Zeitpläne verwenden und sie zum Vorausdenken motivieren.

       Planen

      Die Erziehung vorausschauenden Denkens kann in mehrere Etappen eingeteilt werden. Vor dem fünften Lebensjahr werden Kindern Routinen beigebracht. Diese Zeit kann dazu genutzt werden, Planen vorbildhaft zu demonstrieren. Eine Mutter kann beispielsweise sagen: „Lass uns erst die Spielsachen aufräumen, uns umziehen und dann in den Zoo gehen.“ Indem sie ihren Plan laut vorträgt, bekommt das Kleinkind schon eine Idee von Planung. Nach dem fünften Geburtstag können Eltern ihre Kinder zunehmend zum Vorausdenken animieren. Ein Elternteil könnte fragen: „Lass uns in den Zoo gehen, aber was sollten wir vorher noch erledigen?“ Nun hat das Kind die Möglichkeit, einen eigenen Plan zu entwickeln. Ihr Kind sagt „Aufräumen und Umziehen!“ und schlägt vielleicht vor, das Lieblingsspielzeug oder den Hund gleich mitzunehmen. Im Alter von zehn Jahren ist es sinnvoll, das Kind zur eigenständigen Alltagsplanung anzuhalten. Neben der Vorbereitung von Schule und Sport können Kinder ihre Hausaufgaben einteilen und ihre Spielzeit selbst gestalten. Teenager können zur eigenen Zukunftsplanung angeleitet werden. Sie können sich Ziele setzen und die benötigten Schritte und Hürden ausloten.

      Planung scheint vielen Erwachsenen automatisch. Aber diese Fertigkeit zu beherrschen, ist dennoch sehr schwierig. Als Eltern ist es unsere Aufgabe, unsere Kinder bei diesem Lernprozess zu unterstützen. Sie brauchen Gelegenheiten, um Eigeninitiative zu ergreifen. Heutzutage sind Zeitpläne fast völlig vorbestimmt, sodass Kinder selten die Möglichkeit haben, selbst zu planen. In der wenigen Freizeit wenden sich Kinder automatisierten Videospielen zu, die das meiste Denken für die Kinder übernehmen. Schüler müssen lernen, Spielverabredungen selbst zu organisieren. So können sie gemeinsame Zeit mit Freunden planen. Schüler in weiterführenden Schulen können ihre Wochenenden planen. Und Teenager sollten in der Lage sein, Übungszeiten und Termine selbst zu organisieren. Wenn Eltern keinen Raum für eigene Planung lassen und erlauben, sich Technik hinzugeben, versäumen Kinder wertvolle Übungsgelegenheiten für diese Fertigkeit.

      Manche Kinder werden sich gegen den Gebrauch dieser Fähigkeiten wehren, denn wie alle neuen Dinge, ist vorausschauendes Denken anstrengend. Wenn Kinder heranwachsen, werden sie hunderte Fehleinschätzungen machen. Und manchmal ist es für Eltern einfacher, Dinge für das Kind schnell selbst zu erledigen, jedoch sollten Sie hier vorsichtig sein und diesem Drang möglichst widerstehen. Lassen Sie Ihr Kind aus den eigenen Fehlern lernen, vor allem, wenn Ihr Kind noch jung und die Konsequenzen geringfügig sind. Indem Sie Ihrem Kind einige Schwierigkeiten selbst überlassen, stärken Sie dessen Unabhängigkeit mit der Zeit. Und später können Sie Ihrem Kind bei wichtigeren Entscheidungen im Teenageralter viel mehr vertrauen. Vorausschauendes Denken passiert nicht einfach von selbst; es ist eine erlernte Fähigkeit und Eltern können diese mit Aufmerksamkeit vermitteln.

      Schritt 5: Fördere Problemlösung

      Denken Sie an die am besten organisierte Person, die Sie kennen. Denken Sie an einen Freund, der viele verschiedene Aufgaben gleichzeitig elegant im Griff hat. Vielleicht ist es der Vater, der das Fußballteam seiner Tochter trainiert. Oder vielleicht ist es die Mutter, die für ihren Sohn im Elternbeirat sitzt und deswegen eine Teilzeit-Stelle hat. Die Kinder dieser Eltern sind bei einem Termin selten verspätet und erklären sich häufig bereit, einen freiwilligen Beitrag für ein Fest zu leisten. Um organisiert zu sein, ist es von grundlegender Bedeutung, mehrere Dinge gleichzeitig im Griff zu haben. Ich für meinen Teil denke an einen Kollegen, der immer die passende Antwort zu haben schien. Wenn ich eine Präsentation vorbereitet hatte, wusste er, welche Stichpunkte betont werden sollten. Wenn ich ein Forschungsprojekt geplant hatte, half er mir, die Leitfrage exakt zu formulieren. Wenn es gerade Zeit war, für ein Examen zu lernen, konnte er schon den Inhalt der Prüfung abschätzen. Mein Kollege besitzt eine brillante Auffassungsgabe für das große Ganze. Genau wie eine „Supermom“ oder ein „Superdad“, die jederzeit eine wundervolle Wahrnehmung für das


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