Eigenständige Kinder – Entspannte Eltern. Damon Korb

Eigenständige Kinder – Entspannte Eltern - Damon Korb


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regelmäßigen Mahlzeiten und tröstenden Umarmungen haben sie alle physischen und psychischen Bedürfnisse erfüllt. Hatte Alex wieder einen emotionalen Zusammenbruch, haben sie nie überreagiert. Und sie machten jegliche Schulwechsel so reibungslos wie nur irgend möglich, indem sie jede Schule vor der Einschreibung besichtigten. Alex ging in der Grundschule bis an das Limit, doch seine Eltern hielten fest an ihren Prinzipien, indem sie ihm die natürlichen Konsequenzen für sein Verhalten aufzeigten. Zusätzlich bereicherte die Familie Alex mit Kunst und Kultur. Sie lasen ihm jeden Abend vor. In der Oberstufe änderten sich die Dinge. Er kümmerte sich um seine Hausaufgaben und verwickelte sich nicht mehr in Schwierigkeiten. Er machte seinen Schulabschluss und ging auf ein Junior College. Dort erhielt er sehr gute Noten, sodass er für seine letzten zwei Jahre auf eine Elite-Universität wechseln konnte. Es hat lange gedauert, aber die beständige Erziehung hat sich für Alex ausgezahlt.

      Berechenbarkeit beruhigt die meisten von uns, während Widersprüchlichkeit und Chaos Ängste verstärken. Tatsächlich kann intensiver oder chronischer Stress der Gehirnentwicklung schaden. Beständige Eltern sind berechenbar. Das beruhigt Kinder, sodass sie einfacher lernen können und besser vor Stress geschützt sind. Ein Kind konsequenter Eltern kann sich sicher sein, dass die eigenen Bedürfnisse erfüllt werden, und kennt die Grenzen des eigenen Verhaltens. Schließlich kann es damit rechnen, nach einem Regelbruch verbessert oder sachlich kritisiert zu werden. Umgekehrt wird das Kind für positives Verhalten konsequent gelobt. Für einen Säugling ist die beständige Erfüllung der Bedürfnisse beruhigend – und auch, wenn es schwer zu glauben ist – zu einem Jugendlichen „Nein“ zu sagen, kann auch eine beruhigende Wirkung haben.

      Selbst ein beständig erzogenes Kind kann Schwierigkeiten haben, Regeln und Grenzen zu akzeptieren. Seien Sie geduldig. Denken Sie daran, dass organisiertes Denken ein komplexer Prozess ist. Folglich benötigt die Vermittlung von eigenständigen Fähigkeiten und Benehmen seine Zeit. Das Ziel liegt darin, ein Kind zu einem glücklichen und ausgeglichenen Erwachsenen zu erziehen und nicht unbedingt darin, ein „perfektes Kind“ zu haben. Denken Sie an all die Gelegenheiten, in denen Eltern stetig und zuverlässig sein können: Nähren des Kindes, Händehalten auf dem Parkplatz oder bei einer Straßenüberquerung, Einführen von Bett-Routinen, Limitierung der Fernseh-Zeit, eine feste „Nach-Hause-kommen-Zeit“ und die Betonung der Wichtigkeit von Bildung – nur um ein paar zu nennen. Es gibt so viele Möglichkeiten konsequenten Handelns, dass Eltern wachsam sein müssen. Sie wollen nicht bei einem Fehler ertappt werden und einen unerwünschten Präzedenzfall auslösen. Dieser könnte dann zu monatelangen Einreden führen (in einem typischen „das ist aber unfair“-Ton): „Aber letzte Woche durfte ich doch Fernsehen vor dem Abendessen schauen.“

      Kurzsichtige Verhaltensweisen sind einfach für Eltern, denn kurzfristig mögen sie vielleicht funktionieren. Manche Eltern denken, dass Schreien und Versohlen zu schnellerem Gehorsam des Kindes führt. Aber diese Erziehungsweise hat Konsequenzen. Die Amerikanische Akademie für Pädiatrie empfiehlt, mit anderen Methoden zu reagieren. Studien zeigen, dass Prügel und andere physische Strafen ungeeignet sind, um das Verhalten von Kindern zu verändern. In erste Linie beängstigt dieses Verhalten Kinder und kann ihnen durch extremen Stress massiv schaden. Zweitens ist es schwierig diese gewaltsamen Verhaltensweisen mit Konsequenz zu begründen. Denn sie hängen stark von der Laune des Elternteils ab und geschehen meist spontan. Drittens kann Schreien zu einer neuen Schwelle für das Verhalten des Kindes werden. Der Verstand des Kindes missinterpretiert die Botschaft dann. In anderen Worten: Das Kind denkt vielleicht: „Ich muss den Fernseher nicht ausschalten, bis Mama schreit.“ Oder: „Ich kann schreiend durch das Haus rennen, bis Papa mich schlägt.“ Viertens ist Schlagen ein negatives Vorbild für aggressives Verhalten. Wenn die wichtigste Person im Leben eines Kindes schlägt, denkt es wahrscheinlich: „Hmm, Schlagen ist okay.“ Stattdessen ist eine beständige Annäherung langfristig der beste Weg, um Kindern Regeln zu vermitteln.

      Die Prinzipien der Eltern begleiten das Kind ein Leben lang. Die Strategien für ein stabiles Umfeld hängen von der Entwicklungsphase ab. Eltern von Säuglingen müssen zum Beispiel jederzeit auf die physischen und emotionalen Bedürfnisse (z. B. Windelwechseln, Füttern sowie Umarmungen, um zu trösten) reagieren. Wenn ein Kind älter wird, müssen Eltern es beschützen und selbst in Zeiten der Frustration über das Verhalten des Kindes beständig reagieren. Inkonsequente Reaktionen und Überreaktionen verwirren das Kind, wenn es gerade die Konsequenzen und Grenzen des eigenen Verhaltens lernt. Eltern können vielmehr klare Regeln und plausible Erwartungen an das Kind festlegen. Und dieser Prozess muss auf dem Weg des Erwachsenwerdens stetig fortgeführt werden. Die Einführung von Routinen ist eine erste wichtige Strategie , um ein stabiles Umfeld zu erschaffen. In jedem folgenden Kapitel wird Ihnen eine Übersicht sowie Empfehlungen für die jeweilige Altersgruppe bereitgestellt: für Säuglinge, Kleinkinder, Kindergartenkinder, Schüler und Teenager.

      Schritt 2: Führe Ordnung ein

      Wenn man es herunterbricht, kann jede Aufgabe, jede Handlung auf eine Abfolge von Schritten reduziert werden. Jede Durchführung, egal wie groß oder klein sie ist, hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Mit anderen Worten: eine Vorbereitungsphase, eine Handlungsphase und eine Wiederherstellungsphase. Zur Essenszeit wird das Essen beispielsweise zunächst vorbereitet, dann serviert und gegessen und schließlich wird die Küche aufgeräumt. Beim Brettspielen wird ein Spiel aufgebaut, gespielt und schließlich weggeräumt. Das Konzept von Ordnung wird durch die Eltern immer wieder vermittelt. Dabei überrascht es nicht, dass diese Art von Ordnung bei Kindern häufig nicht zu erkennen ist. Die betroffenen Kinder haben Schwierigkeiten, rechtzeitig fertig zu sein, Dinge zu erledigen, und machen häufig unachtsame Fehler, da sie wichtige Handlungsschritte auslassen.

      Nicole ist eine zwölfjährige Schülerin, deren Eltern über ihre Schulleistungen verärgert waren. Sie hatte immer „glatte Einsen“ in der Grundschule, aber ihre Noten gingen in der weiterführenden Schule steil bergab. Sie hatte zwar sehr gute Noten in Klassenarbeiten, aber ihre nicht eingereichten Hausaufgaben zogen ihre Noten runter. „Das Frustrierendste“, erzählte mir Nicoles Vater, „ist, dass sie ihre Hausaufgaben zwar erledigt, sie dann aber zu Hause vergisst.“

      Während Nicole Schwierigkeiten in der weiterführenden Schule hatte, gab es schon frühe Zeichen, dass sie Probleme mit der sequenziellen Verarbeitung besaß. Zunächst hatte sie Probleme, komplizierte Bewegungsaufgaben durchzuführen. Sie spielte Baseball und hatte beim Lernen des Wurfes mehr Schwierigkeiten als Gleichaltrige. Fangen hingegen war kein Problem. Ihre Handschrift war leserlich, aber das Schreiben frustrierte sie ab der fünften Klasse extrem. Nicole hatte Schwierigkeiten, Anweisungen zu folgen. Als junges Mädchen erkannten ihre Lehrer und Eltern, dass sie ihr immer nur eine Aufgabe auf einmal geben konnten. Sie aufzufordern, ihre Zähne zu putzen, ihr Gesicht zu waschen und dann den Schlafanzug anzuziehen, war unrealistisch.

      Nicoles Geschichte ist bei Schülern mit schlechter sequenzieller Verarbeitung üblich. Sequenzielle Verarbeitung basiert auf dem „sequenziellen Arbeitsspeicher“. Durch den sequenziellen Arbeitsspeicher, auch prozessuales Gedächtnis genannt, können wir Alltagsaufgaben erledigen, ohne bewusst über diese nachzudenken. Er ist unsere Anleitung. Fahrradfahren, Schuhe binden und Geschirr waschen sind alles Aufgaben, die prozessuales Gedächtnis benötigen. Selbst Aufgaben, die wir als „natürliche Dinge“ sehen wie Laufen benötigen prozessuales Gedächtnis. Solche Dinge machen wir zwar einfach, jedoch fällt es uns häufig schwer, den exakten Ablauf zu beschreiben. Diese Art von Gedächtnis findet in anderen Gehirnregionen statt, als unser episodisches Gedächtnis (Gedächtnis von Erfahrungen und bestimmten Ereignissen) – mit einer Gehirnverletzung kann eine Person die eine Fähigkeit verlieren und die andere jedoch behalten. Das ist auch der Grund, warum Personen, die durch eine Amnesie viel ihres persönlichen Lebens vergessen haben, immer noch prozessuales Gedächtnis haben. Sie können beispielsweise nach wie vor eine Gabel benutzen oder Autofahren.

      Der Arbeitsspeicher erlaubt dem Gehirn, mehrere Dinge gleichzeitig zu verarbeiten. Damit öffnet er die Tür zu organisiertem Denken. Für das Verständnis von zeitlicher Ordnung bedeutet das, dass ein Kind bereits einen Schritt vorausdenkt. Der sequenzielle Arbeitsspeicher hilft Kindern, sich die Reihenfolge von Aufgaben zu merken. Folglich können wir durch dieses Gedächtnissystem in beide zeitlichen Richtungen denken, Voraussicht und Rückblick. So können Kinder das Prinzip von Zeit verstehen. Und damit gehen wiederum


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