Home Run für die Liebe. Paris Sanders

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      „Wie geht es dir?“, fragte ihre Mutter.

      „Gut. Kann nicht klagen“, murmelte Sabrina. Ihre Eltern wussten nichts von ihrer Schreibblockade und dabei würde es auch bleiben. Wenn sie davon erzählte, müsste sie sich nur endlose Vorträge anhören, dass sie einen „richtigen“ Beruf ergreifen solle.

      „Wie schaut’s an der Männerfront aus?“

      Natürlich. Die Frage kam von Marion.

      „Nicht schlecht. Wo ist Achim?“

      „In China.“ Es war kaum möglich, aber Marion sah noch zufriedener aus als sonst. „Er ist jetzt für das Asiengeschäft verantwortlich.“

      „Prima. Dann könnt ihr ja daran gehen, für Nachwuchs zu sorgen.“ Sabrina grinste. Sie wusste genau, wie sehr Marion dieses Thema hasste, denn ihre Mutter ließ keine Gelegenheit aus, sie daran zu erinnern, wie gerne sie endlich Großmutter werden wollte. Und richtig …

      „Sabrina hat recht. Wann geht ihr endlich die Familienplanung an? Ich werde nicht jünger.“

      „Mutter! Das haben wir schon x-mal diskutiert.“

      Sabrina widmete sich ihrem Essen. Jetzt würde sie mindestens eine ungestörte halbe Stunde haben.

      20

      Wieder beobachtete Don, wie elegant sich Sabrina durch die Tische schlängelte. Heute trug sie eine schwarze, enge Hose und einen hellblauen Sweater.

       Vielleicht sollte ich meinen Charme an ihr austesten?

      Nach dem letzten Treffen mit ihr hatte er beschlossen, sich auf seine Rückkehr in die USA zu konzentrieren. Den Sprachunterricht setzte er nur fort, weil ihm langweilig war. Jetzt aber kam ihm ein neuer Gedanke. Sie wusste nicht, wer er tatsächlich war. Und sie schien ihn nicht besonders zu mögen, wenn er danach ging, wie eisig sie bei ihrer letzten Stunde geklungen hatte.

      Sie ins Bett zu bekommen wäre eine Herausforderung. Genau das, was er brauchte. Außerdem könnte er sich damit beweisen, dass er Frauen haben konnte, die nicht an seinem Promistatus interessiert waren.

      Der Gedanke ließ ihn innehalten. Offensichtlich hatten die Worte seiner Mutter mehr Wirkung gehabt, als er gedacht hatte. Er musste nichts beweisen. Alles, was er wollte, war ein wenig Spaß.

      „Das mit letzter Woche tut mir leid. Ich war müde und habe mich nicht konzentrieren können.“ Don versuchte so auszusehen, als sei es ihm ernst mit seiner Entschuldigung. Es fühlte sich so an, als würde er eine Grimasse ziehen. Wahrscheinlich lag das an der fehlenden Übung. Er entschuldigte sich selten.

      „In Ordnung. Ich habe überreagiert und das tut mir leid.“

      „Dann können wir heute also neu anfangen?“

      „Absolut.“ Sabrina entnahm ihrer Umhängetasche mehrere Bücher. „Ich habe dir einen Thriller zum Lesen mitgebracht.“

      „Ein Buch?“

      „Ja. Liest du nicht gerne?“

      „Meist habe ich keine Zeit dazu“, log er. Dann nahm er den Wälzer, den sie ihm hinhielt. „Das ist ziemlich dick.“

      „Ich dachte mir, du bevorzugst spannende Bücher, und die von Stieg Larsson gehören zu den besten.“

      „Okay.“ Don betrachtete das Taschenbuch, als wäre es ein Baseball, der mit 150 Stundenkilometern auf ihn zuraste.

      „Wie sieht es mit den Aufgaben aus, die ich dir gestellt habe? Hattest du Schwierigkeiten?“

      „Nein. Das war okay.“ Don schob das Aufgabenheft zu ihr hinüber und sie überflog seine Lösungen.

      „Das ist sehr gut.“

      „Ich hatte Zeit.“ Don lehnte sich in seinem Stuhl zurück und beobachtete Sabrina, die mit gerunzelter Stirn in einem Buch blätterte. Wenn er bei ihr Erfolg haben wollte, musste er sie besser kennen. Sie beobachten und analysieren, genauso, wie er es bei einem Pitcher der gegnerischen Mannschaft täte. Wie sah sie aus, wenn sie genervt war oder wenn sie etwas sagte, was nicht der Wahrheit entsprach? Was gefiel ihr, womit verbrachte sie ihre Freizeit und worüber freute sie sich?

      Sabrina sah auf und lächelte, aber das Lächeln erreichte nicht ihre Augen. Freundlich, aber distanziert.

      „Du sagtest, du hättest eher Probleme dabei, dich zu unterhalten. Wie wäre es, wenn du mir von deinem Beruf erzählst? Ich korrigiere dich, wenn du Fehler machst.“

      „Das wird langweilig werden für dich.“

      „Das macht nichts.“ Sabrina lächelte wieder. Auch dieses Mal erreichte es nicht ihre Augen.

      „Ich spiele in der Minor League“, begann Don.

      „Ist das eine hohe Spielklasse?“

      „Ziemlich, aber es ist nicht die höchste Klasse. Das wären entweder die National League oder die American League. Ich spiele in der Minor League in einem Triple-A-Team. Es ist okay, aber ich habe nie den Sprung in die Top-Leagues geschafft.“ Don zog eine Grimasse. Der letzte Satz war gleichbedeutend mit dem Eingeständnis, ein Verlierer zu sein. Es fiel ihm nicht leicht, so zu tun, als hätte er es in seinem Beruf nicht wirklich an die Spitze geschafft.

      „Du bist noch jung, das kannst du bestimmt noch schaffen.“

      „Nein. Ich bin dreißig Jahre alt, der Zug ist abgefahren.“ Allmählich hatte er genug von seiner "Ich-bin-ein-Verlierer"-Geschichte. „Was ist mit dir? Wie kommt es, dass du Sprachlehrerin geworden bist?“, fragte er, um von sich abzulenken.

      „Ich habe Germanistik studiert.“ Sabrina wich seinem Blick aus und blätterte in einem der Bücher. „Nach dem Studium war es nicht leicht, einen Job zu finden. Eine Sprachschule bot mir eine Stelle an und ich blieb dort hängen. Aber das ist gut so, denn ich habe flexible Arbeitszeiten und tagsüber viel Zeit, weil die meisten Unterrichtsstunden nachmittags und abends stattfinden.“ Sie markierte einige Übungen und reichte ihm das Arbeitsheft. „Das sind deine Hausaufgaben für Mittwoch. Jetzt machen wir mit Grammatikübungen weiter.“

      „Okay.“ Don nahm das Heft und setzte sein Pokerface auf. Alles an ihrer Körpersprache und ihrer Reaktion verriet, dass sie gerade gelogen hatte. Die Frage war nur, warum?

      Zwei Stunden später war er zurück in seiner kleinen Wohnung. Er setzte sich auf die Couch und betrachtete nachdenklich das Buch, das Sabrina ihm mitgegeben hatte. Er hatte nie gern gelesen. In der Schule war es eine lästige Pflicht gewesen, der er ausgewichen war, indem er sich Zusammenfassungen der für den Unterricht notwendigen Bücher besorgt hatte.

      Der Wälzer wog schwer in seiner Hand. Verdammt viele Wörter für jemanden, der noch nie einen Roman gelesen hatte.

      Trotzdem schlug er die erste Seite auf. Er wollte einen guten Eindruck machen, also würde er das Ding lesen, auch wenn er vor Langeweile dabei einschlief.

      Eine Stunde später klingelte sein Handy.

      „Don, wo steckst du? Wir hatten einen Telefontermin vor einer halben Stunde.“

      Trevor. Er klang nicht glücklich.

      „Sorry, aber ich habe die Zeit vergessen.“ Don legte das Buch zur Seite. Stieg Larsson wusste, wie man Spannung aufbaute. Don hätte nie gedacht, dass er es einmal bedauern würde, wenn ihn jemand beim Lesen unterbrach. „Gibt’s was Wichtiges?“

      „Nein, ich wollte nur hören, wie es dir geht, und sicherstellen, dass du nicht vor Langeweile und Einsamkeit in Depressionen versinkst.“

      „Sehr witzig. Wenn es nichts zu besprechen gibt, lass uns morgen telefonieren. Ich bin beschäftigt.“

      „Womit? Hast du eine Frau bei dir?“

      „Du klingst wie meine Mutter. Ich melde mich morgen.“ Don unterbrach das Gespräch, bevor Trevor weitere Fragen stellen konnte.


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