Home Run für die Liebe. Paris Sanders

Home Run für die Liebe - Paris Sanders


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du willst brutal ehrlich sein und den Männern sagen, dass du sie schrecklich findest.“

      Dieses Treffen war kein Notfall, so viel stand schon jetzt fest.

      „Hier, dein Cocktail“, Timo stellte das Glas vor Sabrina auf den Tisch und lächelte sie an.

      „Danke.“

      „Du bist also eine selbstbewusste Frau?“

      „Äh, ja. Wieso fragst du?“

      „Es stand in deinem Profil und war einer der Gründe, weshalb ich Kontakt mit dir aufnahm.“ Wieder ein strahlendes Lächeln. Seine Zähne waren weiß. Sehr weiß. Geht regelmäßig zur professionellen Zahnreinigung, schoss es Sabrina durch den Kopf.

      „Du magst also selbstbewusste Frauen?“ Sabrina legte den Kopf schief und probierte ihren Augenaufschlag an ihm aus. Die Pose hatte sie von Daniela. Bei ihrer Freundin sah das gut aus.

      „So etwas turnt mich total an.“

      „Oh.“ Sabrina hob ihr Glas und nahm einen großen Schluck. Prompt geriet ihr das Getränk in die falsche Kehle. Als der Hustenreiz vorbei war, glühte ihr Gesicht. Mist, jetzt sehe ich aus wie ein gekochter Hummer.

      „Alles in Ordnung mit dir?“ Timo, der ihr sanft den Rücken geklopft hatte, um ihr zu helfen, sah sie besorgt an.

      „Alles bestens. Tut mir leid. Ich habe mich verschluckt.“

      „Was tust du denn so mit bösen Jungs?“ Jetzt war es Timo, der den Kopf schief legte und sie anlächelte.

      Jetzt bin ich sicher. Ich habe wie ein Vollidiot mit Nackenschmerzen ausgesehen, dachte Sabrina.

      „Böse Jungs?“ Nur gut, dass sie gerade nicht getrunken hatte, sonst wäre sie an ihrem Drink erstickt. Ein ungutes Gefühl stieg in ihr auf. Es sah ganz so aus, als hätte dieser Timo nicht alle Latten am Zaun, oder Tassen im Schrank, oder … Wie immer, wenn sie auf der Suche nach Vergleichen war, verlor sich Sabrina in Gedanken. Wenn ich diese Szene in einem Buch beschreiben würde, wären diese Ausdrücke zu lahm. Ich bräuchte etwas Witziges, etwas, das sich einprägt.

      „Sabrina?“ Timo sah sie fragend an.

      „Entschuldige. Du sagtest etwas von bösen Jungs. Das war ein Witz, nicht wahr?“

      „Nicht wirklich“, sagte Timo langsam. „Weißt du, in der SM-Szene ist ‚selbstbewusste Frau‘ ein Code für ‚Domina‘“.

      „Domina?“

      „Ja.“

      „Und du bist dann ...? Oh!“ Sabrina wurde rot. Sie sprang so plötzlich auf, dass ihr Stuhl umfiel. „Tut mir leid, das ist nichts für mich.“

      „Daniela, es war nicht nur ein Desaster, sondern ein Frontalzusammenstoß mit einer fremden Spezies. Einer, die auf SM steht.“ Sabrina streckte die Beine aus und legte sie auf dem Couchtisch ab.

      „Ich komme rüber. Mit einer Flasche Rotwein und einer Pizza.“

      „Du bist ein Engel.“

      Eine halbe Stunde später stand Daniela vor Sabrinas Haustür. In der einen Hand eine große Pizza Margherita, in der anderen eine Flasche Rioja.

      „So kann das nicht weitergehen“, stellte sie fest, nachdem sie alles auf dem Couchtisch deponiert hatte und Sabrina mit Besteck und Tellern aus der Küche zurückkam. Sabrina setzte sich und öffnete die Weinflasche. „Ich habe viele schreckliche Dates gehabt über diese Internetseiten, aber du schlägst alles, was ich bisher erlebt habe. Wo findest du diese Typen?“

      „Ich weiß es nicht. Ihre Profilbilder sehen sympathisch aus. Sie schreiben mir nette E-Mails und ich denke: ‚Das könnte er sein.‘ Sobald ich ihn treffe, ist es aus und er verwandelt sich entweder in einen Langweiler, einen Dauerredner oder einen, der auf seltsame Sexpraktiken steht.“

      „Das ist ja schlimmer als bei meinen Verabredungen.“ Daniela schenkte sich großzügig ein und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Sie hob das Glas und prostete Sabrina zu. „Wir sollten dir schleunigst einen Freund finden. Der Single-Markt ist kein Zuckerschlecken.“

      „Eines ist sicher, ich treffe mich nie wieder mit jemandem von diesen Internet-Dating-Seiten.“ Sabrina nahm sich ein Stück Pizza. Sie wollte es nicht zugeben, aber ihre letzten Begegnungen mit Männern hatten sie in ihrer Überzeugung gefestigt, dass es besser war, alleine zu leben. Blöderweise konnte sie seitdem keine Liebesromane mehr schreiben. „Ich habe heute an Susanne eine E-Mail geschickt und ihr geschrieben, dass ich für Sprachkurse zur Verfügung stehe.“

      „Du hast was?“ Das Stück Pizza, das gerade auf dem Weg in Danielas Mund war, schwebte in der Luft. „Du willst doch nicht wieder als Deutschlehrerin arbeiten?“

      „Doch. Mir bleibt nichts anderes übrig. Die Rechnungen stapeln sich, und bis ich den nächsten Vorschuss für ein Buch bekomme, muss ich meine monatlichen Kosten decken. So wie es im Moment mit dem Schreiben vorwärtsgeht, wird es lange dauern, bis ich Geld bekomme.“

      „Oh nein. Du hast so lange an deiner Karriere als Schriftstellerin gearbeitet.“

      Sabrina zuckte mit den Schultern. „Ist nicht so schlimm. Auf diese Weise komme ich unter die Leute. Du sagst doch immer, ich lebe zu zurückgezogen. Jetzt werde ich viele Menschen kennenlernen. Wer weiß, möglicherweise treffe ich meinen Traummann.“

      11

      Die Deutschen waren ein seltsames Volk. Don quälte sich durch den Verkehrsstau auf dem mittleren Ring. Sein Navi zeigte an, dass er in zwanzig Minuten sein Ziel erreichen müsste. Er glaubte es nicht, denn er stand seit Ewigkeiten an der gleichen Stelle. Alle fünf Minuten bewegte sich die Blechlawine um einige Zentimeter nach vorne, aber es war nicht der Stau, der ihn erstaunte.

      Nein, nach den ersten zwei Tagen, die er in München verbracht hatte, war ihm eines klar geworden. Die Deutschen liebten verwinkelte, schmale Gassen, die den Namen Straße nicht verdienten. Außerdem hatten sie eine Abneigung gegen Parkplätze. Anders konnte er es sich nicht erklären, dass es in dieser verdammten Stadt keine Möglichkeit gab, sein Auto loszuwerden. Gestern hatte er über eine Stunde damit verbracht, durch das Viertel zu kurven, in dem seine Wohnung lag. Heute sah es ganz so aus, als würde er zwei Stunden damit verbringen, die paar Kilometer nach Schwabing zu kriechen. Um dann erneut nach einem Parkplatz zu suchen. Wenn es die Möglichkeit gäbe, die Blechkiste, die sich Auto nannte, irgendwo abzustellen, wäre er längst gelaufen. Aber natürlich war das nicht möglich, denn Parkplätze waren eine Rarität und die Parkhäuser voll.

      Okay. Die ersten Tage in einer neuen Umgebung sind nie einfach, versuchte er seinen aufkeimenden Ärger zu ersticken. In Tampa war der Verkehr auch mörderisch. Nur hatte er dort eine Garage neben seinem Haus.

      Er zog eine Grimasse. Die Maveriks hatten eine Wohnung für ihn organisiert. Zelle wäre eine bessere Beschreibung. Das Zweizimmer-Appartement war ungefähr so groß wie seine Eingangshalle in Tampa. Als der Münchner Verein anbot, eine Wohnung für ihn zu suchen, war er froh darüber gewesen. Eine Sache weniger, um die er sich vor seiner Abreise kümmern musste. Jetzt wäre es ihm lieber gewesen, er hätte sich selbst umgeschaut.

      Trevor hatte ihn unter einem falschen Namen bei den Maveriks gemeldet. Deshalb dachte man dort, er sei ein Minor-League-Spieler, der über ein begrenztes Einkommen verfügte. Also hatten sie ihm eine Wohnung besorgt, die für Münchner Verhältnisse nicht allzu teuer war. Er hätte allerdings etwas Größeres vorgezogen. Mitten in Schwabing gelegen, befand sie sich in einer Umgebung, die ihm fremd war. Bis in den späten Abend hinein drang der Lärm der Kneipen zu ihm herauf.

      Etwas Gutes hatte die Lage. Er brauchte nur aus der Haustür zu treten und konnte zwischen mehreren Bars wählen, die das Einzige servierten, was Deutschland erträglich machte: Bier.

      Genau das, was ich jetzt brauche. Wieder kroch er einen Meter nach vorne. Sein Auto hatte keine Automatik, was bedeutete, dass er ständig schalten und auskuppeln


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