Home Run für die Liebe. Paris Sanders
„Honey, für heute Abend habe ich mir etwas ganz Besonderes ausgedacht.“ Cherry sah ihm tief in die Augen und leckte sich mit der Zunge über die Lippen. Sie beugte sich über den Tisch zu ihm. Ihr Dekolleté war so tief ausgeschnitten, dass Don jede Sekunde mit einem Unglück rechnete.
„Ja?“ Don lehnte sich in seinem Stuhl zurück und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. Die letzte Nacht war lang gewesen, ihm fehlte Schlaf. Wenn er ganz ehrlich war, rief die Aussicht auf einen weiteren Sexmarathon keine Vorfreude hervor. Im Gegenteil. Mit Schrecken dachte er daran, was passieren würde, wenn er auf Cherrys Vorschlag einging.
Mit einem Seufzen schloss Don die Augen.
Ein Fehler, denn Cherry saß plötzlich auf seinem Schoß und knöpfte sein Hemd auf. Ihr Blick auf ihr Ziel fokussiert: Ihm den besten Sex zu geben, den er je gehabt hatte.
Nicht schon wieder, dachte er, seinen Blick wie hypnotisiert auf ihre flinken Hände gerichtet.
Ich sage ihr, sie soll damit aufhören.
Wenn ich das tue, steht morgen in der Zeitung, ich bekomme ihn nicht mehr hoch.
Warum ruft meine Mutter nicht an? Wenn ich mich einmal über ihren Anruf freuen würde, hört man nichts von ihr.
Cherry streifte ihm das Shirt von den Schultern, beugte sich über ihn und fuhr mit ihrer Zunge seinen Hals entlang.
Kann sie nicht aufhören?
Ach verdammt. Was soll’s?
Wie von selbst strich seine Hand ihren Rücken entlang, fand den Reißverschluss und zog ihn nach unten.
4
Noch immer die „1“.
Kein Text.
Keine Eingebung.
Nichts.
Das Exposé lag neben ihr. Die Geschichte stand in ihren Grundzügen fest. Die Charaktere mit ihren Eigenheiten ebenso. Sie musste nur schreiben, aber die Worte wollten nicht kommen. Sabrina kam sich vor, als stolperte sie durch eine Wüste. Keine Oase in Sicht.
„Okay. Dann wird es eben eine Liebesgeschichte“, sagte sie laut in den Raum hinein. „So, wie alle es von mir verlangen. Komplett mit Happy End, Hochzeit und allem, was dazugehört.“
Aus Phil wird statt eines egoistischen Idioten ein bindungsscheuer Idiot, flüsterte eine hämische Stimme in ihrem Kopf. Warum sollte er sich ändern? Er wird Alexia verführen, sie in dem Glauben lassen, ihre Beziehung habe eine Zukunft, und sie bei der ersten Gelegenheit verlassen.
Sabrina sprang auf und ging zu ihrem Trainingsrad. Wenn das mit der Schreibblockade so weiter ging, konnte sie sich nächstes Jahr für den Ironman anmelden.
„Das hast du Eve gezeigt?“ Daniela schüttelte den Kopf, warf das Exposé auf den Couchtisch und lehnte sich in dem Sofa zurück. „Warum hast du nicht erst mich gefragt?“
„Weil ich wusste, was du sagen würdest.“
„Aber du wirst das Buch nicht schreiben, nicht wahr?“ Ihre Freundin streckte ihre langen Beine von sich und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Mit dem kurzen schwarzen Haar, der dunkelgrünen Cargo-Hose und dem grauen Sweatshirt sah sie aus wie eine Frau, die wenig Wert auf ihre Weiblichkeit legte. Aber das stimmte nicht. Sie hatte nur keine Lust, außerhalb des Büros in unbequemen Klamotten zu stecken.
„Natürlich werde ich das. Ich kann auch ohne Eve einen Verlag finden.“
„Das ist nicht dein Ernst!“
„Doch. Wer will schon ständig die gleiche Liebesgeschichte lesen? Mit einem Happy End, das es in der Realität nicht gibt.“
„Ich will so etwas lesen. Und das sage ich nicht, weil ich deine Freundin bin, sondern weil ich deine Bücher liebe. Wenn ich ein Buch lese, möchte ich in eine andere Realität transportiert werden. Ich will meine Alltagssorgen vergessen und den Glauben an die Männer wiedergewinnen.“
„Das sind Lügen und das weißt du genau! Schließlich bist du diejenige von uns, die keine feste Beziehung will.“
„Das heißt nicht, dass ich nicht an wahre Liebe glaube, ich bin nur nicht auf der Suche danach.“
„Und das soll ich dir glauben.“
„Natürlich.“
„Ich habe eine Schreibblockade“, gab Sabrina endlich zu.
„Natürlich hast du die. Schreibe eine Liebesgeschichte. So wie immer. Du wirst sehen, die Worte sprudeln nur so aus dir heraus.“
„Nein, das tun sie nicht.“ Sabrina schüttelte den Kopf. „Ich habe es versucht. Das Exposé umgeschrieben, ein Happy End hinzugefügt. Trotzdem sitze ich vor dem Computer und in meinem Gehirn herrscht Leere. Seit David mich verlassen hat, glaube ich nicht mehr an die Liebe, aber ich kann mir das nicht leisten, Daniela. Wenn ich nicht schreibe, verdiene ich kein Geld.“
„Dann gibt es nur eines, was du tun kannst.“
„Und das wäre?“
„Du musst dich verlieben, wenn du deine Schreibblockade überwinden möchtest.“
„Tolle Idee. Im Moment finde ich Männer in etwa so anziehend wie Kakerlaken.“
„Wie wäre es mit einer Affäre? Keine großen Gefühle, dafür guter Sex?“
„Vergiss es.“
„Du musst es versuchen, Sabrina. Deine Existenz hängt davon ab.“ Daniela sah sie streng an.
„Prima. Meine Existenz hängt von einem Mann ab, den ich noch nicht einmal kenne. Das letzte Mal ist es schief gegangen. Warum sollte es jetzt anders sein?“
„Weil du nicht den gleichen Fehler ein zweites Mal machen wirst.“
„Und was war mein Fehler?“
„Du hast dich in einen egoistischen Idioten verliebt.“
5
Sabrina nahm einen großen Schluck von ihrer Piña Colada. Der Abend war nur mit Alkohol zu überstehen, so viel war nach den ersten fünf Minuten klar. Sie hätte sich niemals von Daniela überreden lassen sollen. Diese Internet-Datingseiten waren die Hölle. Heute hatte sie die erste Verabredung, aber der Typ, der ihr gegenübersaß, war langweilig.
„Ich bin der Meinung, wir müssen alle wieder zu Selbstversorgern werden.“ Pascal breitete seine Arme aus, als wollte er die ganze Welt umarmen. „Solange wir von den großen Konzernen abhängig sind, wird es immer Krankheiten geben. Die Menschen sind zu dick, weil die Lebensmittel ungesunde Inhaltsstoffe haben, die den Appetit fördern.“
Er hatte recht. Wirklich. Es war nur so entsetzlich langweilig, einem Monolog zuzuhören, der seit zwei Stunden andauerte. Hätte er sie wenigstens einmal zu Wort kommen lassen, hätte sich Sabrina nicht nur für seine Themen erwärmen können, sondern mit ihm zusammengearbeitet. Sie hatte schon seit Langem das nagende Gefühl, dass es nicht ausreichte, Online-Petitionen zu unterschreiben. Nein. Man musste etwas tun. Aktiv sein. Wenn man gegen Genmais, Fracking und Atomstrom war.
„Ich finde auch, dass …“, versuchte sie zum x-ten Mal etwas zur Unterhaltung beizutragen.
„Die Konzerne spielen mit uns. Wir sind nur noch dazu da, Geld in ihre Kassen zu spülen“, wurde sie von Pascal unterbrochen.
„Pascal.“
„Es kann nicht sein, dass die EU Gesetze erlässt, die gegen die Interessen der Bürger gerichtet sind.“
„Pascal!“ Dieses Mal war Sabrina so laut, dass die anderen Gäste des Kalango sich nach ihr