Quantumdrift. Tilo Linthe

Quantumdrift - Tilo Linthe


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ist denn los mit Ihnen, Mann? Sie müssen Ihre Füße senkrecht in die Höhe ziehen, sonst lösen sich die Magnethalterungen nicht so gut."

      "Ich mache das zum ersten Mal …", versuchte Sam sich zu rechtfertigen. Wieso waren hier eigentlich alle so feindselig?

      "Wir haben das alle irgendwann zum ersten Mal gemacht, aber keiner hat sich so dämlich angestellt wie Sie." Reiniger drehte sich um und wollte weiter pflügen.

      "Seien Sie nicht zu hart, Reiniger! Er ist schließlich nur ein Zivilist."

      Abrupt blieb der Stier stehen und drehte sich zu dem Mann um, der gerade hinter Sam aufgetaucht war. Die Überraschung lockerte den Strich der Missbilligung und ließ die Augenbrauen in ungläubigem Erstaunen nach oben wandern - sie sahen aber immer noch düster aus.

      "Wie meinen Sie das?"

      "Haben Sie es noch nicht gehört?", fragte die kalte Stimme hinter Sam. Eine ebenso kalte Hand legte sich leicht auf seine Schulter, nagelte ihn mit unerklärlicher Entschiedenheit an seinem Platz fest. "Mr. Njuman ist kein Soldat. Er ist der Erste seiner Art, wenn Sie so wollen. Da müssen Sie ein wenig nachsichtig sein."

      Schweigen.

      "Ein Zivilist?!"

      Sam sah, wie es hinter Reinigers Stirn arbeitete. Diese Information brachte sein Weltbild offenbar gehörig ins Wanken, als hätte er nach dem Zusammenbau einer Maschine eine überzählige Schraube gefunden, mit der er nichts anfangen konnte.

      "Was sollen wir denn mit so einem anfangen?"

      "Wir werden sehen", ertönte die kalte Stimme und der Unbekannte grub seine Finger in Sams Schulter. "Eine angemessene Beschäftigung wird sich schon finden, nicht wahr?"

      Zu Sams Erleichterung lösten sich die Finger von ihm.

      "Ach so, deshalb ..." Reiniger schüttelte den Kopf und marschierte weiter.

      Sam wurde hinterhergeschubst, was ihn aus dem Gleichgewicht brachte und stolpern ließ.

      "Los, los! Schnell hinterher, sonst verlieren Sie wieder den Anschluss!"

      Die Stimme erzeugte einen Schauder über Sams Rücken, als hätte ihn eine Brise arktisch kalter Luft gestreift. Er wagte es nicht, sich umzudrehen, versuchte stattdessen, Reiniger nicht aus dem Blick zu verlieren - der verschwand gerade um die Ecke. Sam hatte Mühe, ihm durch die Korridore und Abzweigungen zu folgen, und schon nach kurzer Zeit hatte er völlig die Orientierung verloren. Er fragte sich, woher Reiniger wusste, wo er langgehen musste. Immer wieder schüttelte der Stier den Kopf und murmelte etwas vor sich hin, bis sie schließlich durch eine dicke Stahltür in einen kreisrunden Raum mit kuppelartiger Decke kamen. Die Wand war von Konsolen gesäumt, deren Zweck Sam nicht einmal erraten konnte. Jeder Quadratzentimeter wurde ausgenutzt - es gab nur an drei Stellen eine Lücke mit schwerer Stahltüre. In der Mitte des Raums standen auf einem Podest einige Sessel, und ein Teil der Wand war von einem riesigen Panoramabildschirm bedeckt, der die schematische Darstellung eines spindelförmigen Objekts anzeigte. Das musste eine Darstellung der Arkanos sein. Sie verjüngte sich nach beiden Seiten und lief in abgerundeten Enden aus. An der dicksten Stelle, in der Mitte, hatte sie eine Wulst, die sich um seine Drehachse zog. Die Abbildung war bis auf ein rot blinkendes Segment in einem Grünton gehalten.

      "Willkommen an Bord des leichten Kreuzers Arkanos. Ich bin Captain John Connor! Wie ich sehe, haben Sie unser Problem bereits erkannt."

      Sam zuckte zusammen. Er hatte so gebannt auf den Bildschirm gestarrt, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie jemand neben ihn getreten war. Er wandte dem Captain den Kopf zu und blickte in ein kantiges Gesicht. Darin bewegte sich kein einziger Muskel. Der Captain des Schiffs wirkte distanziert, aber nicht kalt oder unfreundlich. Die Augen blickten ihn neugierig an, und trotz seiner unscheinbaren Statur strahlte Connor eine Autorität und Präsenz aus, die ihn größer wirken ließ, als er in Wirklichkeit war.

      "Sir, kann ich jetzt gehen? Ich muss mich um dieses Problem kümmern. Ich habe eigentlich gar keine Zeit, Schiffsführungen für Zivilisten zu veranstalten!" Reinigers Doppelkinn wackelte, als er eine heftige Kopfbewegung in Sams Richtung machte. "Und warum musste ich ihn überhaupt hierher eskortieren?!"

      Connor strich mit entschiedener Geste seine Uniformjacke glatt.

      "Weil ich noch einen Auftrag für Sie habe. Sie sollen helfen, die Auflösung unserer Sensoren zu erhöhen. Wir müssen endlich wissen, was da draußen los ist."

      "Kann das nicht Theresa machen?"

      "Die kümmert sich gerade um das Loch. Sie sagte, sie würde das auch ohne Ihre Hilfe hinkriegen."

      Reiniger brummelte unwillig. Ihm passte diese Anweisung ganz offensichtlich überhaupt nicht - aber auch er konnte sich der Autorität des Captains auch nicht entziehen.

      Wieder eine knappe Bewegung der Hände über die Uniformjacke.

      "Theresa ist Ihre beste Technikerin, Reiniger. Haben Sie ein bisschen Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Außerdem sind Sie der Einzige, der dem Ortungsoffizier bei den Sensoren helfen kann."

      "Also gut …", sagte Reiniger und pflügte wortlos über die Brücke davon.

      "Sie haben hier irgendwo ein Loch?", fragte Sam, als sich Connor ihm wieder zuwandte.

      "Ja. Ein Meteorit hat eines in unsere Außenhülle gerissen. Zum Glück war niemand im betroffenen Bereich, als wir ihn abgeschottet haben. Jetzt müssen wir die Stelle finden und abdichten."

      "Passiert so was häufiger?"

      "Gelegentlich …", antwortete der Captain vage. "Wäre unsere Außenhülle aus Synthmetall, wie die Konvergenzstationen, wäre vieles einfacher."

      "Synthmetall?"

      "Das goldene Zeug, das Sie drüben auf der Station gesehen haben. Es ist extrem widerstandsfähig."

      Auf der schematischen Darstellung der Arkanos wechselte ein rot blinkender Bereich auf Grün. Jemand von der Brückenbesatzung kam auf den Captain zu.

      "Wir haben die Stelle abgedichtet, Sir. Die Arkanos ist wieder voll einsatzbereit."

      "Na bitte … geht doch." Er quittierte ein Formular und wandte sich an Sam. "Der Papierkram verfolgt uns sogar bis in den Weltraum. Wenn Sie mich für einen Augenblick entschuldigen würden? Ich bin gleich wieder bei Ihnen."

      Während der Captain mit einem seiner Offiziere sprach, ließ Sam die Atmosphäre der Brücke auf sich wirken. Es herrschte rege Geschäftigkeit. Die vielen verschiedenen Stimmen bildeten einen chaotischen Chor.

      Nach einigen Minuten kam der Captain wieder auf ihn zu, wurde aber von Reiniger abgepasst.

      "Wir wären dann so weit, Sir. Wir haben die Auflösung erhöht - mehr ist aus den Sensoren nicht rauszuholen."

      "Dann hoffen wir, dass es reicht. Ortung: Wir fangen mit Suchgitter eins an!", sagte Connor.

      Die Arkanos verschwand vom Panoramabildschirm und machte dem Sternenhimmel Platz, vor dessen Hintergrund Broken mit seinem Krater aussah wie das Bild eines Surrealistischen Malers. Darüber erschienen die grünen Striche eines Gitternetzes, dessen erstes Quadrat grün blinkte. Selbst Sam verstand, dass die Sensoren den ersten Bereich intensiv scannten.

      "Kann ich endlich gehen, Sir? Ich habe noch jede Menge zu tun."

      Der Captain nickte Reiniger zu, der sich umgehend davonmachte. Nachdenklich blickte Connor ihm hinterher.

      "Der beste Chefingenieur, den man sich wünschen kann. Ein Zauberer, wenn es um Maschinen geht …"

      "Nur mit Zivilisten scheint er so seine Probleme zu haben", fiel Sam ihm ins Wort.

      Wieder strich der Captain seine Jack glatt.

      "Mit Zivilisten haben wir hier oben alle Probleme."

      "Warum? Weil sie nicht in Ihre genormte militärische Welt passen?"

      "Das ist nicht der Grund …" Mit einladender Geste deutete Connor auf das Podest mit den Sesseln. Sam nahm Platz und schnallte sich


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