Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa Frank

Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman - Marisa Frank


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seinen Blick schweifen. »Du sollst nicht ständig hier heraufkommen. Das ganze Gebälk ist schon morsch.«

      »Soweit ist es noch nicht!« entgegnete Angela heftig.

      »Angela, du willst die Tatsachen nicht sehen.« Oliver schüttelte den Kopf. Er machte eine ausholende Handbewegung. »Diese Zeiten hier sind vorbei. Du kannst den Glanz nicht aufrechterhalten. Es ist schade, daß die Gemälde hier verrotten.« Er wandte sich ab.

      »Oliver, bitte!« Sie ging ihm nach. »Wir wollen nicht schon wieder deswegen streiten.«

      Er wandte sich zu ihr um, und endlich nahm er sie in die Arme. Sanft zog er sie an sich, küßte sie zärtlich. »Du machst es einem nicht leicht, Liebes! Ich lebe in ständiger Angst um dich.«

      »Das brauchst du nicht! Ich bin hier gut aufgehoben.« Jetzt sah sie ihn an, und sie lächelte dabei.

      »Unsinn! Du meinst doch nicht, daß diese… diese…« Es fehlte ihm an Worten, und er schluckte, ehe er fortfuhr: »Es sind Bilder, Gemälde! Vielleicht wurde eines davon von einem bedeutenden Maler gemalt. Wenn du Glück hast, bekommst du dafür Geld.«

      »Das kannst du nicht verstehen.« Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. »Sie gehören zu mir. Ich stamme von ihnen ab. Ich werde mich nie von ihnen trennen können.«

      »Du machst es dir nur unnütz schwer!« Er legte ihr beide Hände auf die Schultern. Er wollte nicht, daß etwas Trennendes zwischen ihnen war. Gleich darauf fragte er jedoch erwartungsvoll: »Hast du Erfolg gehabt?«

      Angela konnte seinen Gedankengängen nicht folgen. »Wie?« fragte sie verwirrt.

      »Bei den Verhandlungen! Nun bin ich hier, jetzt kann ich dir behilflich sein.«

      »Verhandlungen«, wiederholte Angela. Sie dachte nur an Ste­phan. Herrn Pleil hatte sie bereits völlig vergessen.

      »Mit diesem Konzern! Herr Pleil hat dich doch noch einmal aufgesucht?« Er rüttelte sie sanft. »Angela, das war wichtig!«

      Sie streckte das Kinn nach vorn. »Es kam zu keinen Verhandlungen!«

      »Warum?« Er versuchte, sie festzuhalten, doch mit einer heftigen Bewegung befreite sie sich aus seinen Händen.

      »Weil ich nicht wollte!«

      Jetzt war es seine Miene, die ausdruckslos war. Er hatte so gehofft, daß das Angebot des Konzerns akzeptabel war, daß durch diesen Herrn Pleil, den er leider nicht kennengelernt hatte, Angelas Schwierigkeiten behoben waren.

      »Wo ist dieser Mann?« Oliver wollte die Hoffnung noch nicht aufgeben.

      Unter seinem Blick wuchs An­gela. »Ich weiß es nicht! Ich habe ihn weggeschickt. Oliver, ich habe ihn nicht einmal angehört.«

      Oliver schüttelte den Kopf. Er konnte es nicht glauben. »Das war die Chance, Angela! Du hättest die Bedingungen notieren können. Deine Zukunft wäre gesichert gewesen.« Tief zog er die Luft ein. »Kennst du die Adresse des Konzerns?«

      Ihr Blick war arrogant. »Du scheinst nicht zu verstehen. Ich habe nicht die Absicht zu verkaufen. Wir haben uns schon so oft darüber unterhalten, daß du es eigentlich wissen müßtest.«

      »Was willst du dann tun?«

      Da Angela darauf keine Antwort wußte, eilte sie die Treppe hinunter. Langsam folgte er ihr. Sie ging in ihre Wohnung, und als er eintrat, war sie gerade dabei, die Kaffeemaschine anzuschalten. »Du trinkst doch eine Tasse Kaffee?« fragte sie, ohne ihn anzuschauen.

      »Bitte!« Erst als das Schweigen zwischen ihnen belastend wurde, fuhr er fort: »Ich habe mir unser Wiedersehen anders vorgestellt.«

      »Wie?« Sie fuhr herum. »Hast du wirklich geglaubt, daß ich an einen Konzern verkaufe? Das hier ist das Land meiner Väter. Ich kann meine Heimat nicht verschachern.«

      »Das ist doch Unsinn, Angela! So einen Besitz kann man in den heutigen Zeiten nicht halten. Viele von uns haben dies einsehen müssen.«

      Ihre Augen verengten sich. Sie musterte ihn. »Wenn ich dich nicht so gut kennen würde, könnte ich jetzt fast meinen, du bist hinter meinem Geld her. Welche Pläne hast du denn? Wie wollen wir das Geld investieren?«

      Es tat weh, denn in diesem Moment schien ihn nichts mehr mit ihr zu verbinden. Er hielt ihrem Blick stand. In seinem Gesicht zuckte es. War das das Ende ihrer Freundschaft? Er richtete sich auf. »Es ist besser, wenn ich gehe.«

      Er trat bereits hinaus auf den Flur, als sie ihm nacheilte. »Nein, Oliver, verzeih!« Sie warf sich in seine Arme. »Es tut mir leid! Ich weiß, daß du nicht so denkst. Nur, ich kann nicht verkaufen. Ich bringe es einfach nicht fertig. Bitte, Oliver, versteh das doch!«

      Er sah die Qual in ihrem Gesicht. »Ich versuche es, Liebling, wirklich!« Er streichelte sie, dann küßte er ihr die Falten von der Stirn. Fester nahm er sie in die Arme. Er liebte diese Frau, die verzweifelt versuchte, das Unmögliche möglich zu machen.

      Unter seinem Kuß vergaß Angela Stephan. In ihre Augen kehrte der warme Glanz zurück. »Es ist schön, daß du da bist.« Sie bot ihm ihre Lippen. »Wir wollen Kaffee trinken, und dann machen wir einen Spaziergang. Du hast Zeit?«

      »Erst in vierzehn Tagen muß ich wieder in die Staaten fliegen. Ich hoffe, du kommst während dieser Zeit auch einmal mit mir nach München. Wir werden uns schöne Tage machen.«

      Angela nickte, den Gedanken an Stephan Dorr schob sie weit von sich.

      *

      Arm in Arm schlenderten Prinzessin Angela und Graf Oliver durch den Innenhof der Burg, als ihnen Stephan Dorr entgegenkam.

      »Hallo!« Lächelnd löste sich Angela von ihrem Freund. Ehe sie noch etwas anderes sagen konnte, fragte Oliver scharf: »Was tun Sie hier? Das ist Privatbesitz!«

      Stephan war enttäuscht. Er hatte nicht damit gerechnet, Angela in Begleitung anzutreffen. Sorgfältig hatte er sich einige Formulierungen zurechtgelegt. Er hatte ihr Vorschläge machen wollen. »Ich weiß«, sagte er, und seine Augen suchten Angela.

      »Oliver, das ist Herr Dorr! Ich bin noch nicht dazu gekommen, dir von ihm zu erzählen.«

      »Du hast also doch Besuch erwartet?«

      »Ja… nein!« Warum benahm sie sich denn wie ein Backfisch? Mit Olivers Rückkehr hatte sie noch nicht gerechnet gehabt, aber sie hatte gehofft, daß Stephan noch einmal den Weg zu ihr herauffinden würde. Sie hatte ihn dazu aufgefordert. Nun wich sie Stephans Blick aus, sah ihren Freund an.

      »Stephan interessiert sich für die Burg. Seine Vorfahren stammen aus Deutschland. Ich möchte euch miteinander bekannt machen. Stephan Dorr – Graf Oliver!«

      Förmlich neigte Oliver den Kopf. »Oliver von Eckhold«, sagte er, ohne Stephan die Hand zu reichen. Sie standen sich gegenüber und wußten nichts zu sagen. Auch Angela war unsicher.

      Oliver musterte den Amerikaner mit hochgezogenen Augenbrauen. »Interessieren Sie sich für alte Burgen?« fragte er spöttisch.

      »Von dieser Burg hier habe ich mich besonders angezogen gefühlt. Ich war Angela daher auch sehr dankbar, daß ich mir alles ansehen konnte.« Stephan deutete Graf Olivers Gesichtsausdruck richtig, und so setzte er hinzu: »Prinzessin Angela.«

      »Nein, belassen Sie es bei Angela.« Angela lächelte. »Du mußt wissen, Stephan hielt mich für eine Angestellte. Es war wirklich lustig. Stephan hatte sich an Frau Geißler gewandt, um etwas über die Burg zu erfahren. Diese wollte jedoch nicht noch einmal ins Fettnäpfchen treten, also verweigerte sie ihm die Auskunft.« Sie sah, daß sich Olivers Lippen aufeinanderpreßten, trotzdem fuhr sie munter fort: »So glaubte Stephan, daß die Burg unbewohnt sei. Ich trug eine Schürze und ein Kopftuch, ich war bei der Gartenarbeit.«

      »Ich muß mich dafür wirklich noch einmal entschuldigen«, fiel ihr Stephan ins Wort. »Ich begreife nicht, wo ich meine Augen gehabt habe.« Voll Bewunderung lag nun sein Blick auf Angela. Diese lächelte.

      »Es war meine Schuld! Ich hätte diesen


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