Turmstraße 4. Hans Weinhengst
ein zufälliges Zusammentreffen mit seinen Saufkumpanen die guten Vorsätze abrupt vom Tisch. Eventuelle Gewissensbisse beruhigte er, indem er sich einredete, irgendwann in der Zukunft, aber spätestens, sobald er eine dauerhafte Beschäftigung gefunden hätte, einen neuen Anfang suchen und sich über die Realisierung seiner bescheidenen, doch ambitionierten Pläne Gedanken machen zu wollen.
Seine Angehörigen wussten wenig über sein Innenleben. Sie nahmen ihn so, wie er sich für gewöhnlich gab, und wenn er seine »guten Tage« hatte, schrieb man die Veränderung einer Krankheit oder einer Depression zu.
Auch er empfand die Arbeitslosigkeit als drückend, vor allem, weil er sich ihretwegen kaum Vergnügungen leisten konnte. Zudem verdammte sie ihn zu ziellosem Nichtstun und hielt ihn in Abhängigkeit von anderen. In seinem schönsten Zukunftstraum sah er sich als Besitzer eines Geschäfts oder einer Werkstatt, kurz: als selbstständiger Unternehmer in bescheidenem Rahmen. Doch dieses Ziel durch eigener Hände Arbeit zu erreichen, war ihm schon als ein zu langwieriges, wenn nicht gar aussichtsloses Unterfangen erschienen, als er noch ein regelrechtes Einkommen gehabt hatte. Für einen Arbeitslosen war das nicht zu machen. Daher zerbrach er sich den Kopf, wie er mit einem Schlag reich werden könnte. Kein Wunder, dass er, der immer schon beachtliche Summen von seinem Verdienst für Lotto und Glücksspiele abgezweigt hatte, selbst jetzt noch einen Teil seines Arbeitslosengeldes dafür ausgab. Ein nennenswerter Gewinn stellte sich allerdings nie ein.
Eines Morgens brachte der Briefträger ein Schreiben. Es enthielt die Mitteilung, dass Antons Antrag auf Verlängerung der Arbeitslosenunterstützung wegen Überziehung der Anspruchsfrist abgelehnt worden war.
Zunächst wusste er nicht, wie er es den anderen beibringen sollte, aber nach einiger Zeit sorgenvollen Grübelns überreichte er den Brief wortlos seiner Mutter. Diese las, was sie in Händen hielt, langsam, beinahe Buchstaben für Buchstaben. Als sie verstand, ließ sie mit einem Aufschrei des Entsetzens das Papier fallen. Die Hände über den Kopf zusammenschlagend rief sie: »Großer Gott! Jetzt können wir wirklich verhungern! Das hat uns noch gefehlt!«
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