Die Göttin nebenan. Nicolas Scheerbarth
da überhaupt noch jemand war. Das Wasser war ruhig. Zuerst nahm ich an, dass die beiden jungen Frauen ins Haus zurück gegangen waren. Doch dann erkannte ich, dass das unförmige Gebilde auf der Decke neben dem Pool keineswegs die achtlos zusammengeworfenen Handtücher waren, für das ich es zunächst gehalten hatten. Nein - dort lagen Johanna und Nina in engster Umklammerung und schienen sich intensiv zu küssen und zu streicheln. Hatten die beiden nicht mitbekommen, dass Larissa mich zum Bleiben eingeladen hatte? Oder dachten sie, sie seien in der Dunkelheit nicht mehr zu erkennen? Wahrscheinlich waren sie einfach so intensiv mit sich beschäftigt, dass sie gar nichts mitbekamen!
Ich war unschlüssig, wie ich mich verhalten sollte. Sicher, ich war ganz offiziell eingeladen, sogar hinunter in den Pool. Doch wenn ich nun das Falsche tat, war dies vielleicht die letzte Einladung, die ich je erhielt. Natürlich erregte mich die Vorstellung, was diese jungen Frauen dort in der Dunkelheit trieben, und am Vormittag hatten sich Johanna und Nina auch alles andere als zimperlich gezeigt. Doch zwischen jenem leicht provokanten Spaß und den ernsthaften Intimitäten jetzt lag doch ein gewaltiger Unterschied.
So beschloss ich, zunächst auf mich aufmerksam zu machen. Ich räumte mit betont lautem Klappern die Teller und Bestecke zusammen, und wollte den Stapel gerade in die Küche tragen, als ich Johannas Stimme hinter mir hörte.
"Robert," rief sie, "lass das doch stehen. Wir räumen nachher schon ab. Willst du nicht lieber in den Pool springen? Oder nimm dir noch ein Glas Wein. Mutter wird nicht lange fort bleiben."
Mit diesen Worten war Johanna aufgestanden und näher gekommen, direkt an den unteren Rand der kleinen, als Steingarten gestalteten Böschung, die Terrasse und Poolumrandung trennte. Als sei überhaupt nichts dabei, stand sie vor mir, nackt und herrlich anzuschauen im warmen Licht der Lampen. Sie war wirklich sehr schlank, fast so mager wie ihre Freundin, und wie ich schon vermutet hatte, wölbte sich der knabenhafte Busen kaum vom Brustkorb empor. Völlig glatt rasiert, war sie sichtbar erregt, was bei so mageren Frauen besonders deutlich erkennbar wird - ihre äußeren Schamlippen stark angeschwollen, die inneren dunkel hervortretend.
Ich konnte nicht anders; mein Blick glitt über ihren Körper, und es war mir in diesem Moment egal, ob mein Starren sie störte. Doch in diesem Haushalt schienen alle mit Nacktheit und auch eindeutig sexuellen Signalen so umzugehen, wie man anderswo zu Hause im bequemen Jogginganzug herumlief oder sich die Nase putzte.
Johanna wiederholte ihre Aufforderung, ich solle mir doch keine Mühe mit dem Geschirr machen, und da ich auch keine Miene zeigte, ins Wasser zu springen, schlug sie mir vor, ich könne mir auch im Haus ein Buch suchen und ein wenig lesen, bis Larissa zurückkam.
Diesen Vorschlag griff ich gerne auf. Noch waren nicht alle Bücher eingeräumt, doch selbst eine flüchtige Musterung der bereits bestückten Regale würde mich sicher länger als zwanzig Minuten beschäftigt halten. Ich trat in den Grünen Salon und wendete mich der ersten Bücherwand zu. Der Zufall wollte es, dass hier Reiseliteratur und Bildbände über alle möglichen Regionen der Erde gesammelt waren. Da musste ich nicht lange nach etwas suchen, das mich interessierte. Ich griff mir einen Band mit Fotografien aus der Bretagne, wo ich bereits zweimal Urlaub gemacht hatte, und kehrte zu meinem Sessel zurück.
Doch es wurde nichts mit dem Bilderanschauen. Zu fesselnd war das Schauspiel unten auf der Decke, selbst wenn im unruhigen Schein der Windlichter nur Ausschnitte und Andeutungen zu erkennen waren. Die beiden ließen sich in ihrem Tun durch mich auch nicht im geringsten stören - und ein recht intensives Tun war es geworden! Nina lag auf dem Rücken, die Beine angewinkelt. Johanna hockt etwas seitlich vor ihr - und schob in langsamen Bewegungen ihre eine Hand in Ninas Möse hin und her, während sie mit der anderen die Schenkel, den Bauch und wohl auch den Kitzler ihrer Freundin streichelte. Dazu stöhnte Nina so laut und lustvoll, dass man es bis zu den Nachbarn hätte hören können - wenn der einzige direkte Nachbar nicht oben auf der Terrasse gesessen hätte und sich mühsam bezwang, seine Hände nicht in die Hose zu schieben.
Irgendwann schien Nina das bedächtige Gleiten zu langsam. Sie setzte sich auf, packte Johannas Unterarm und schob ihn mit kräftigeren Stößen selbst in sich hinein. Dann legte sie sich wieder zurück, wand und drehte sich auf der Decke, während Johanna sich auf den Bauch gleiten ließ und ihren Kopf zwischen Ninas Schenkeln vergrub.
Schließlich kam mit einem Aufbäumen der Höhepunkt. Nina warf sich wie unter Strom hin und her, schrie ihre Lust laut heraus, um dann zurückzusinken und schwer atmend liegen zu bleiben. Langsam und vorsichtig zog Johanna ihre Hand zurück, legte sich neben Nina und nahm sie in den Arm.
IV
Ich saß eine ganze Weile wie gebannt, den Bildband auf den Knien, das Glas in der Hand, in dem der Weißwein langsam warm wurde, und versuchte, meine Gedanken zu ordnen, ja überhaupt erst einmal wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Ich bemerkte auch nicht, wie Larissa zurückkam. Plötzlich stand sie einfach vor mir und lächelte mich an.
"Ich sehe, du hast dich umgeschaut," meinte sie mit einem Blick auf das Buch. "Kennst du die Bretagne?"
"Äh ... ja ... doch ..." fuhr ich aus meiner Erstarrung auf. "Ich war schon dort. Zwei Mal. Es ist ... schön ..."
"Ja, das finde ich auch. Eine wunderbare, alte Kulturlandschaft. So unberührt und urwüchsig, vor allem auch im Inneren. Sehr mystisch ..."
"Hm, das Innere haben wir damals gar nicht so beachtet. Wir waren eher an der Küste, im Süden. Carnac haben wir natürlich besucht. Die Steinreihen .."
"Beeindruckend, nicht wahr? Aber sag mal, hast du keine Lust, ein bisschen mit zu schwimmen? Ich glaube, ich brauche jetzt ein Bad."
"Ja, schon. Eigentlich keine schlechte Idee. Ich gehe nur schnell und hole mir eine Badehose."
"Ach was! Du brauchst doch bei uns keine Badehose. Wir baden grundsätzlich ohne. Oder genierst du dich?"
"Nein, ich glaube nicht. Wenn es für euch in Ordnung ist ..."
"Na sicher ist es das!" lachte sie und zog mit einer raschen Bewegung das Kleid über den Kopf. Darunter war sie nackt. Ihr schlanker, sehniger Körper hielt auch auf kurze Distanz, was er von weitem versprochen hatte: einige gut erkennbare Muskeln und kein Gramm Fett zu viel, nicht sehr breite Hüften, die kräftig entwickelten Brüste, die leicht herabhingen, mit relativ kleinen Warzen und runden, fest vorstehenden Nippeln, und schließlich die nackte, glatte Scham. Ich konnte nicht anders, ich musste sie mit erkennbarem Interesse betrachten.
"Gefällt dir, was du siehst?" fragte sie mit einem leichten Lächeln.
"Ja ... sicher ... ganz bestimmt."
Ich sollte mir dringend das Stottern wieder abgewöhnen! Doch andererseits hatte ich auch selten in meinem Leben so viele gute Gründe zum Stottern gefunden wie am heutigen Tag.
"Dann gibt es ja keinen Grund mehr zu warten. Los, raus aus den Klamotten und rein ins Wasser!"
Lachend wendete sie sich um, ging hinunter zum Pool und glitt mit einem eleganten Hechtsprung hinein. Ich hatte nicht viel auszuziehen, doch ich war einigermaßen verlegen, denn mein Schwanz war noch halbsteif von der Erregung, die die beiden Freundinnen ausgelöst hatten, und der Anblick von Larissas Körper hatte diesen Zustand auch nicht vermindert. So stand ich noch in der Unterhose, unschlüssig, wie ich das Problem lösen sollte, als mir Larissa aus dem Wasser zurief, ich solle doch die Poolbeleuchtung einschalten, bevor ich hinunter käme.
Das verschaffte mir eine Galgenfrist. Ich versuchte, an etwas anderes zu denken als an den sich aufbäumenden Körper von Nina im von Windlichtern beschienenen Halbdunkel und den nicht minder atemberaubenden Körper von Larissa. Doch in dem Moment, als ich den Schalter drückte und der Pool sich mit einem leicht bläulichen Feenlicht füllte, stellte ich fest, dass es eigentlich egal war. Hier herrschte eine so weitgehende Freizügigkeit, dass ich vermutlich den ganzen Abend mit einem steil aufgerichteten Schwanz herumlaufen konnte, ohne dass eine der Frauen peinlich berührt wäre oder auch nur eine dumme Bemerkung gemacht hätte.
Ich ging zu meinem Sessel zurück und streifte entschlossen die Unterhose ab, ohne mir länger Gedanken über den Eindruck zu machen, den meine Gastgeberinnen von mir und meinem unübersehbar erregten Prachtstück