Gott suchen in der Krise. Отсутствует

Gott suchen in der Krise - Отсутствует


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      Wichtige Zutaten …

      Aber natürlich, Glaube in der Krise lebt auch von guter Einsicht und bewährten Verhaltensweisen. All das trägt zum Durchkämpfen von Krisen-Situationen bei:

      Die Segel reffen im Sturm – eine Krise bewusst annehmen und sich nicht überlasten mit Nebenthemen.

      Bewusst Tag für Tag leben – und sich nicht von den Sorgen morgen und übermorgen und in der Langfrist-Perspektive Kraft nehmen lassen.

      Den Tagen Rhythmus geben – sich einen Plan machen und ihn einhalten, Lasten und Freuden einteilen – Ruhn und Tun, Bogen und Verlauf achten.

      Die Situation umarmen – und nicht verdrängen oder nicht wahrhaben wollen. Was ist jetzt dran? Was gilt? Im Annehmen liegt Frieden und Kraft und Fokus. Für und gegen das Richtige kämpfen lernen.

      Sich Gutes tun – Dankbarkeit und Vorfreude sind für mich die großen Glücks-Tugenden des Lebens. Wofür kann ich jetzt Danke sagen, worauf kann ich mich heute freuen? Weiser Medienkonsum: Was baut mich auf, was zieht mich runter? Was ernährt Seele und Geist? Information ist gut und wichtig – Über-Konsum von schlechten Nachrichten verzerrt meine Wahrnehmung. Ich muss nicht das Leid der gesamten Welt bewältigen.

      Den Glauben ernähren – aussprechen, was ist. Denn Beten bedeutet das Ausschütten meines Herzens vor Gott und ist konstantes Gespräch. Gutes lesen, Bibelverse, Liedtexte. Meine Glaubens-Hymnen hören oder singen, die mich trösten und aufbauen.

      Familie und Freunde – sind meine Beziehungen so in Ordnung und bereinigt, dass Freundschaft und Familie jetzt stärken?

      Bereit sein für eine Krise – das Wesen der Krise ist die Überraschung. Bin ich vorbereitet – in meinen Beziehungen, mit Kindern und Freunden, mit meinem Besitz, mit dem, was zu ordnen ist nach mir? Bereitsein entlastet und fokussiert für den Kampf.

      … und keine Formel

      All das und vieles andere, von dem man in diesem Buch lesen wird, hilft – jede/r muss seinen Weg darin suchen. Zentral war für mich, dass ich mich an Jesus festhalten konnte. Mein großes C – war Christus. Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist – egal, welche Beziehungsebene zur Dreieinigkeit die vertrauteste für Sie ist. Mein Halt war, dass sich das Gewollte und Erlernte in der Krise bewährt hat. Glauben wollen, Gott meine Not sagen, im Gespräch bleiben, meinen Tag zu ihm hin leben – und von ihm her. Mich ausliefern, hinhalten, festhalten.

      In einer ähnlichen Krise und großer Angst habe ich mal im Schlaf einen Bibelvers geträumt oder unbewusst wahrgenommen, der mich zum Wesentlichen gerufen und an das erinnert hat, was ich leben will. Ich empfinde darin Gottes Aufruf, Mahnung und Zuspruch – und er fasst zusammen, was mir wichtig ist: »Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, wir sind des Herrn.« (Römer 14,8; LUT) Darum geht es!

      Allerdings, nein, Augenblick – das ist keine Formel! Kein frommer Spruch. Das ist ein Leben in Beziehung, voll Auf und Ab und Kampf und Wüstenstrecken und sonnig-grüner Wiese. Das habe ich nicht sicher in der Tasche, sondern es will gelebt, ausgesprochen, gewagt, getan werden. »Danke, Jesus!« Das ist die Summe meines Glaubens. Das große C hält.

image Ulrich Eggers ist Verleger und Geschäftsführer der SCM-Verlagsgruppe und 1. Vorsitzender von Willow Creek Deutschland. Er ist verheiratet mit Christel, hat vier erwachsene Kinder und lebt in Cuxhaven.

       [ Zum Inhaltsverzeichnis ]

      Was wirklich zählt

      Von Stephan Holthaus

      Bergamo – der Name wird mir mein Leben lang im Gedächtnis bleiben. Diese norditalienische Stadt, vor der Corona-Krise den meisten höchstens durch die dortige Fußballmannschaft bekannt, wurde nun zum Inbegriff von allem Schrecklichen, was danach jedes Land unbedingt vermeiden wollte. Nirgends sonst gab es dermaßen viele Infizierte, nirgendwo sonst in Europa so viele Tote. Die Krankenhäuser waren völlig überlastet, die Kranken lagen in den Gängen. Ärzte und Pflegepersonal arbeiteten Tag und Nacht. Es fehlte an Beatmungsgeräten. Die Mediziner mussten entscheiden, wer behandelt wird und wer nicht, weil nicht genug Intensivbetten vorhanden waren – für jeden Arzt der Super-GAU. Öffentliche Beerdigungen fanden nicht mehr statt, weil zu viele zu schnell starben. Unfassbar die Bilder im Fernsehen, als die Armee die Toten auf Lastwagen zu anderen Friedhöfen abtransportierte, weil die Kapazität der Leichenhäuser nicht mehr ausreichte. An einem Tag, dem 15. März 2020, erschienen in der dortigen Tageszeitung L’Eco di Bergamo sage und schreibe fast 160 Todesanzeigen – 160!

      Bergamo machte selbst den letzten Leugnern deutlich: Corona ist da, und brandgefährlich. Andere Großstädte stehen als Synonyme für die weltweite Bedrohung – seien es Wuhan oder New York City. Ja, sogar New York, die Stadt, die niemals schläft. Ein kleines, unsichtbares Virus wird zu einer der größten Bedrohungen der Menschheit. Kein Impfstoff vorhanden. Die Menschen sind ihm fast schutzlos ausgeliefert.

      Und plötzlich steht unsere so unruhige, pulsierende Welt still. Lockdown überall. Die Uhr ist einfach über Nacht stehen geblieben. »Rien ne va plus« – nichts geht mehr. Einkaufshäuser und Schulen werden geschlossen, ganze Wirtschaftszweige kommen zum Erliegen. Lieferketten funktionieren nicht mehr, Auftragsbücher bleiben leer. Millionen werden arbeitslos oder gehen in Kurzarbeit. Von heute auf morgen stehen Unternehmen vor dem Aus. Besuche in Alten- und Pflegeheimen werden verboten. Gottesdienste finden nur noch online statt. Hochzeiten ohne Publikum, Beerdigungen nur im kleinsten Kreis, leere Fußballstadien, verwaiste Fußgängerzonen, Menschen mit Mund- und Nasenschutz, lange Schlangen vor den Bäckereien und Apotheken. Jeder geht auf Distanz. Und das weltweit, in jedem Land.

      Corona macht mich sehr nachdenklich. Das Virus lehrt uns so vieles:

      Corona zeigt uns – unser Leben ist unglaublich fragil und begrenzt. Es ist eine eigentümliche, kränkende Erfahrung in einer Zeit, in der doch alles unbegrenzt scheint. Unbegrenzt reisen. Unbegrenztes Wachstum. Unbegrenzte Möglichkeiten. Online sind wir weltweit unterwegs, immer mobil, alles steht uns offen. Und plötzlich sind wir eingesperrt, isoliert, können nur begrenzt eingreifen. Ohnmächtig stehen wir daneben, der Stift ist uns aus der Hand genommen. Wir können nur noch reagieren, nicht mehr agieren.

      Corona ist eine bittere, aber heilvolle Botschaft an uns Menschen: Wir sind begrenzt. Wir haben nicht alles in der Hand. Corona macht demütig, zeigt unsere Abhängigkeit. Wir sind nur Geschöpfe, nicht Schöpfer, immer die vorletzte Instanz, nie die letzte. Eine harte Erfahrung, aber vielleicht auch heilsam. Sie rückt uns in die rechte Dimension, hebt uns herunter vom Sockel, führt uns zurück auf den Boden der Tatsachen. Wir sind Abhängige, Ohnmächtige.

      Corona zeigt uns auch: In der Krise denken viele zuerst an sich. Hamsterkäufe offenbaren etwas sehr Grundsätzliches. Sie zeigen, was tief in uns steckt. In der Not ist jeder sich selbst der Nächste. Man macht die Schotten dicht, dreht die Augen nach innen, macht zu. Auch die Staaten schotten sich ab. Jeder will die Gesichtsmasken zuerst für sich haben. Rangeleien um Toilettenpapier, so kurios sie erscheinen, lassen tief blicken.

      Das Virus legt eben auch manche dunkle Seite in uns offen. Wir sind nicht so gut, wie wir dachten. Corona erinnert an ein anderes Virus, das in uns allen steckt: das Virus der Sünde, der Selbstsucht. Corona zeigt: Wir sind alle erlösungsbedürftig.

      Corona zeigt uns aber auch die andere Seite, was wirklich im Leben zählt. Unter Druck zeigt sich, worauf unser Leben ruht. Dieser weltweite Stresstest führt uns zum Wesentlichen zurück.

      Solidarität und Mitgefühl brechen auf. Jahrelang vernachlässigte Nachbarschaftshilfe keimt auf. Die Alten und Schwachen werden geschützt, gerade die, die vorher wenig oder nichts galten. Ärzte,


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