Red Dirt Heart: Lodernde Erde. N.R. Walker

Red Dirt Heart: Lodernde Erde - N.R. Walker


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ihr das bei euch wirklich Micky-Dee?«

      »Ja, tun wir. Und um ehrlich zu sein, hab ich da nie oft gegessen, aber weil ich es nun sechs Monate lang nicht haben konnte, will ich es jetzt. Ich werd's wahrscheinlich zwanzig Minuten nach dem Essen schon bereuen, es auch nur in Erwägung gezogen zu haben, aber ja, ich will jetzt Micky-Dee.«

      »Macca.«

      »Ich hab zwar einiges an Slang von dir übernommen, aber bei Macca ist für mich Schluss.«

      Ich lachte darüber. »Wir kürzen nicht alles ab.«

      »Du bist der einzige Mensch auf dem Planeten, der mich Trav nennt.«

      Ich lächelte ihn an und ließ meine Augen zwischen der Straße und ihm hin und her wandern, während ich fuhr. »Trav passt zu dir.«

      »Wie auch immer«, fuhr er fort und ignorierte mich völlig, »wie ich bereits sagte, können wir ausgehen und etwas trinken und tanzen.«

      »Tanzen?«, sagte ich so ziemlich eine Oktave höher als normal. »Ich tanze nicht.«

      »Wirst du aber.«

      »Nein, werde ich nicht.«

      »Du wirst mit mir tanzen«, sagte er leichthin in diesem Widerspruch ist zwecklos-Ton, den ich hasste. Und liebte.

      »Weißt du, was ich am meisten möchte?«, fragte er, während er aus dem Fenster sah. »Ich möchte irgendwo übernachten, wo es Duschen gibt, in die wir beide zusammen reinpassen und mit genug Wasser, dass wir eine halbe Stunde unter der Dusche verbringen können, und ich möchte Samstag und Sonntag den ganzen Vormittag mit dir im Bett verbringen.«

      »Also, das kriege ich hin.«

      Dann schwieg er und lächelte die vorbeiziehende Landschaft an. Es wurde langsam heller und der violette Himmel färbte sich am Horizont blau, als die Sonne aufging. »Hey, willst du vielleicht fahren?«, fragte ich.

      »Ich hab dir schon mal gesagt,« antwortete er schlicht, «ihr sitzt im Auto auf der falschen Seite und fahrt auch auf der falschen Seite der Straße. Nein, ich will nicht fahren.« Trav streckte sich aus, sodass er fast quer über seinem Sitz lag, sein Kopf an meiner Schulter und die Füße am Beifahrerfenster. Er zog seinen Hut – meinen alten Hut – über seine Augen und lächelte. »Und jetzt halt die Klappe und lass mich schlafen.«

      * * *

      Ich buchte uns ein Zimmer in einem der besseren Hotels der Stadt, und als die Dame am Empfang Travis draußen bei dem alten Truck sah, schien sie sich nichts dabei zu denken. Ich scherzte sogar mit ihr darüber, dass ich das Doppelbett nehmen würde und er das kleine Beistellbett nehmen könnte.

      Da war immer diese beißende Angst, dass jemand es herausfinden würde. Dass sie irgendwie wissen würden, dass wir zusammen waren. Ich wusste, Travis war es scheißegal, ob die Leute es wussten…

      Aber mir nicht.

      Ich war dafür noch nicht bereit. Ich war nicht bereit, Sutton Station den homophoben Tod sterben zu lassen, weil andere Farmer mit einem schwulen Farmer keine Geschäfte machen würden, nichts von ihm kaufen, ihm nichts verkaufen, ja nicht einmal mit ihm reden würden.

      Travis sagte, dass er das verstand. Und zu Hause, wenn wir allein waren, sogar in Mas und Georges Gegenwart, mussten wir uns nicht verstecken. Wir konnten einfach wir selbst sein. Wir beschränkten unser Privatleben auf das Haus und verhielten uns bei der Arbeit vollkommen professionell. Die letzten sechs Monate waren verdammt großartig gewesen.

      Aber dies war nun unser erstes Wochenende, das wir gemeinsam – als Paar – woanders verbrachten. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht ein bisschen Angst hatte.

      »Alles in Ordnung?«, fragte Travis. Er sah mich ein wenig seltsam an. »Du machst dein typisches Ich denke zu viel nach-Gesicht.«

      Ich konnte nicht anders, als ihn anzulächeln. »Ja, es ist alles bestens.« Ich warf ihm den Zimmerschlüssel zu und holte unsere Taschen hinten aus dem Pick-up. »Wir können unser Zeug hierlassen und uns direkt zum Co-Op aufmachen.«

      Travis schloss das Hotelzimmer auf und ging als Erster hinein. Ich folgte ihm mit unseren Taschen und sah ihn da stehen und das Bett anstarren. »Oder wir können auch erst eine Weile hierbleiben.«

      Ich warf unser Gepäck in die Mitte des großen, weißen, weich aussehenden Doppelbetts. »Genau deshalb müssen wir zuerst zum Co-Op«, sagte ich zu ihm. »Ich weiß, wenn wir hierbleiben, dann schaffen wir es niemals zum Laden, bevor er zumacht.«

      Travis seufzte und seine Stimme wurde tiefer. Rauchiger. »Ich bin sicher, dass wir alles, was wir brauchen, auch noch morgen besorgen können.«

      Ich war mit dem, was diese Veränderung seiner Tonlage zu bedeuten hatte, nur allzu vertraut. »Und ich bin sicher, dass du morgen Früh auch nicht aus dem Bett wollen wirst«, sagte ich.

      »Du meinst, ich darf allen Ernstes morgen ausschlafen?«, fragte er. »Länger als bis sechs Uhr? Keine Hunde zu füttern, keine Pferde zu tränken, bevor die Sonne aufgeht? Und Ma wird nicht nach uns brüllen, dass wir unsere faulen Knochen aus den Federn heben sollen? Wahnsinn, das ist ja wie Ferien machen!«

      Ich wusste, er meinte es nicht so, aber seine Worte waren irgendwie verletzend. Ich lächelte ihn an, aber es fiel mir schwer. »Sieht ganz so aus.«

      Er legte seine Hände auf meine Hüften. »Hey, ich meine es nicht böse«, sagte er. Ich hab nur einen Witz gemacht.«

      »Ich weiß«, antwortete ich, immer noch bemüht zu lächeln. Ich wusste, dass es ein Witz sein sollte, aber die Wahrheit war, dass er jeden Morgen meines ganzen Lebens so beschrieben hatte, als wäre es etwas Schlechtes. Ich musste das Thema wechseln. »Komm, lass uns gehen und beim Co-Op mein Bankkonto plündern.«

      Und das taten wir dann auch beinahe. Na ja, nicht ganz, aber ich musste all den Zaundraht ersetzen, den wir letzte Woche verbraucht hatten, und mehr als zwei Kilometer Draht war nicht gerade billig. Der arme Junge hinter der Theke dachte, wir würden Witze machen, als wir unsere Bestellung aufgaben. Und dann dachte Travis, dass der Junge hinter der Theke Witze machte, als er den Preis hörte.

      Der Geschäftsführer – ein älterer Kerl namens Brian, den ich schon als Kind gekannt hatte – kam herüber, als er mich sah, nannte mich beim Namen und schüttelte mir die Hand. Ich stellte Travis als einen meiner Farmarbeiter vor, und wir unterhielten uns eine Weile – über die Farm, über meinen alten Herrn, den Brian sein ganzes Leben lang gekannt hatte, dann übers Wetter und was es in der Stadt Neues gab.

      Schließlich kamen wir dazu zu bestellen, was wir so brauchten. Ich unterschrieb auf unserem Kundenkonto und organisierte es so, dass alles am Montag geliefert werden würde, und dann waren wir fertig.

      Als wir wieder in den Pick-up stiegen, war Travis sehr schweigsam. »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte ich.

      »Sicher«, sagte er schnell. Nach einer Weile muss es ihn dann übermannt haben. Ich dachte, er wäre vielleicht sauer, weil ich ihn als meinen Angestellten vorgestellt hatte, aber das war es gar nicht. »Das war eine Menge Geld. Und ich weiß, es geht mich nichts an, aber ich muss dich fragen. Kannst du dir das wirklich leisten?«

      Ich legte den Rückwärtsgang ein und setzte den Pick-up lachend aus der Parklücke. »Du machst dir Sorgen, dass das Konto nicht gedeckt ist?«

      »Nein, nein«, sagte er kopfschüttelnd. »Mir war klar, dass das viel kosten würde, aber lieber Himmel, das waren dreißig Riesen! Wenn ich gewusst hätte, dass es so viel wird, hätte ich nicht auch noch das ganze Gartenzeugs für Ma obendrauf gepackt.«

      »Ein paar Säcke Gartenerde, einige Leitungsrohre und alte Eisenbahnschwellen machen bei der Menge Geld wirklich nicht viel aus«, sagte ich zu ihm. »Außerdem wird Ma es lieben. Du hast recht, weißt du. Ich hätte das schon vor Jahren machen sollen.«

      Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und schüttelte den Kopf. Während ich durch die Stadt fuhr, schwieg er, aber als ich in die Hotelauffahrt einbog, sah er mich an. »Charlie, du musst mir


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