Strategie als Beruf. Maximilian Terhalle

Strategie als Beruf - Maximilian Terhalle


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at arm’s length | with Karl-Theodor zu Guttenberg

       18 The Munich Consensus and the Purpose of German Power | with Bastian Giegerich

       IV. Strategic Studies als „black elephant“ der deutschen Internationalen Beziehungen

       19 Ungestellte Machtfragen I – Warum das Governance-Axiom gescheitert ist: eine notwendige Kritik

       20 Ungestellte Machtfragen II – Kritische Anmerkungen zur „Politisierung internationaler Institutionen“

       21 Gewollte Praxisferne – IB-Professionalität als Praxisferne? Ein Plädoyer für Wandel

       Nachweise der Orte der Erstveröffentlichung

       Weitere Veröffentlichungen des Autors zum Thema (seit 2015)

      Die Notwendigkeit dieses Buches erschließt sich nicht. Zumindest nicht einem internationalen Betrachter – ob nun Amerikaner, Chinese, Inder, Russe, Franzose, Pole, Brite oder Australier.

      Warum? Weil sie wissen, dass ihre Staaten einer conditio sine qua non unterliegen, ohne die sie sich auf internationaler Ebene politisch, wirtschaftlich und kulturell nicht erfolgreich behaupten können: der Fähigkeit, strategisch zu denken und entsprechend handeln zu wollen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Solange in einer Welt unterschiedlicher Machtgewichte und Wertesysteme Staaten die Möglichkeit besitzen, mit Mitteln aller Art andere Staaten angreifen zu können oder diese mindestens so erpressbar zu machen, dass sie zum Handeln wider Willen gezwungen werden können, ist die Notwendigkeit strategischen Denkens und Handelns von überragender Bedeutung. Nicht zuletzt dann, wenn sich eine Weltordnung im Umbruch befindet.

      In Deutschland ist solches strategisches Denken nicht integraler Bestandteil der politischen Kultur. Dieses im europäischen Vergleich (im internationalen ohnehin) sehr begüterte Land ist unabhängig von seinem Hang zur Mäkelei ein selbstzufriedenes, moralisierendes und introvertiertes Land geworden, dem das politische Bewusstsein für die Grundlagen seiner Freiheit, Sicherheit und seines Wohlstands abhandengekommen sind – so scheint es. Dem entspricht eine weitestgehend idealistische Weltsicht, gepaart mit einer von grundsätzlicher Passivität gekennzeichneten Herangehensweise und nicht zuletzt eine erprobte Erschütterungsresistenz, wann immer internationale Realitäten diesem Ansatz robust den Spiegel vorhalten.

      Das vorliegende Buch erkennt diesen Status quo an. Es bietet aber genau aus diesem Grund ein konzeptionelles und praktisches Ideengerüst an, mit dem es dem Buch vielleicht gelingt, diesen Status quo minimal zu verändern. Der Titel dieses Bandes, Strategie als Beruf, spiegelt die drei Hauptleserschaften wider: Es zielt auf zukünftige politische Entscheider, die qua der gängigen Sozialisation von Berufspolitikern nur in seltenen Fällen systematisch strategisches Denken kennengelernt haben, aber – ab einem gewissen Level – unweigerlich das internationale Umfeld strategisch verstehen müssen. Auf Studenten, deren frühe Berührung mit strategischem Denken in Zukunft zumindest einen Teil der Absolventen besser vorbereitet in den öffentlichen Raum treten lässt. Und zuletzt auf Forscher, die unter dem eigentlich schwer zu übersehenden Eindruck, wie es der Außenbeauftragte der EU, Josep Borrell, im Februar 2020 sagte, „[of] a world increasingly characterized by raw power politics“, vielleicht doch ihre Scheuklappen vor dieser Welt abnehmen und einen realistischeren Blick entwickeln.

      Die politische und theoretische Einseitigkeit der Mehrheit des Fachs Internationale Beziehungen, häufig millionenschwer zementiert durch Sonderforschungsbereiche und durch zu viele Doktorandenschulen ungut perpetuiert, ist dabei nicht nur intellektuell fragwürdig. Sie hat auch den Motor aller Wissenschaft, jene humboldtianische Offenheit für grundsätzliche und radikal unbeschränkte Neugierde, die unplanmäßig und stöbernd durch längere Auslandseindrücken genährt werden kann, gleichsam zum Erliegen gebracht.

      Das Spiegelbild dieser Welt hat der Autor unzählige Male im nahen und fernen Ausland erlebt, wenn seine Gastgeber oder Gesprächspartner unnachgiebig bohrten, wie es den sein könne, dass Deutschland auf internationaler und wissenschaftlicher Ebene, von Ausnahmen abgesehen, in Sachen Strategie mithin nicht-existent sei. Selbst dort, wo grundsätzliches Wohlwollen vorhanden war, war nachdenkliches Kopfschüttelns noch eine der verständnisvolleren Antworten.

      Großen Dank empfinde ich deshalb für die vielen stimulierenden Diskussionen während meines vierjährigen Lehr- und Forschungsaufenthalts in den USA bei Yale mit Paul Kennedy und John Gaddis, bei Columbia mit Robert Jervis und Jack Snyder und in den letzten Jahren bei King’s College London mit Lawrence Freedman und John Bew, bei Cambridge University mit Brendan Simms und KC Lin sowie am Belfer Center der Harvard University mit Stephen Walt. Das Londoner International Institute for Strategic Studies (Bastian Giegerich), zusammen mit der Hanns-Seidel-Stiftung, hat mehrfach ein großartiges Forum geboten, um Fragen, die an deutschen Universitäten nicht behandelt werden, vertieft zu durchdenken. Die Stiftung hat dankenswerter Weise auch die von mir initiierte Kooperation mit dem Centre of Geopolitics and Grand Strategy der Universität Cambridge zum Thema „German Strategic Culture“ gefördert. Neben vielen Reisen nach China empfand ich einen längeren Aufenthalt an der Pekinger Renmin Universität (Wu Zhengyu) während meines Sabbaticals 2017 sehr bereichernd.

      Die universitäre Welt der Politikwissenschaften, zumal in Deutschland, definiert sich gerne gegen, oder gar ohne, die Welt der Praxis. Einige Vertreter der letzteren Welt, sich selbst so nennende Pragmatiker definieren sich ebenso gerne gegen, oder gar ohne, die Welt der strategischen Reflektion. Ich halte beide Ansätze für grundlegend falsch und habe allzu häufig gesehen, wie schwierig gegenseitig fruchtbare Austausche seien können, wenn Kommunikation und Wille fehlen. Dass strategisches Denken und Entscheiden erst ab einer gewissen Flughöhe einsetzen, lässt manchem Beobachter beides zuweilen nicht als naheliegend erscheinen. Aus vielen Verbindungen und Gesprächen mit Entscheidern sowie aus meiner eigenen mehrjährigen, praktischen Tätigkeit in der nationalen wie internationalen Sicherheitspolitik jedoch bin ich jedoch überzeugt, dass die Notwendigkeit strategischen Denkens, um strategisches Entscheiden zu ermöglichen, fundamental wichtig ist, nicht zuletzt, weil Intuitionen und Analogien ohnehin entscheidendes Gewicht hierbei haben.

      Last but not least, die Gelegenheit zu einem anderthalbstündigen Privatgespräch mit Henry Kissinger im Herbst 2019 war eine einmalige Möglichkeit, die großen strategischen Fragen unserer Zeit konzeptionell und historisch durchzudeklinieren. Seine Präzision, analytische Neugierde, sein Wille zum Widerspruch und seine vor Ideen vibrierende Sicht auf die Zukunft (mit 96 Jahren!) waren höchst beeindruckend.

      Großen und herzlichen Dank schulde ich den folgenden Denkern, Planern und Freunden für ihre großzügige Bereitschaft, das Thema Strategie über viele Jahre hin kritisch-konstruktiv mit mir zu durchdenken: Matthias Herdegen, Klaus Naumann, Andrew Hurrell, Chris Coker, Michael Stürmer, Hans-Jörg Detlefsen, Richard Barrons, Peter Watkins, Karl-Theodor zu Guttenberg, Mike Sweeney, Leon Mangasarian, Olaf Schneider, Boris Ruge, Francois Heisbourg, Beatrice Heuser, Lorenz Hemicker, Sönke Neitzel, Ulrich Speck, Heinrich Brauss, Wilfried von Bredow, Thomas Jäger, Beate Heuser, Thomas Kleine-Brockhoff und Ulrich Schlie.

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      Meinen größten und herzlichsten Dank jedoch schulde ich meiner lieben Frau Alexandra. Ihre Geduld, weit überstrapaziert von meiner Arbeit, hat mit liebevoller Großherzigkeit immer wieder aufs Neue ein Lächeln für mich bereitgehalten. Nicht zuletzt haben mich ihre amerikanische Herkunft und seit 2005 nicht weniger als 50 längere Besuche sowie ein vierjähriger Aufenthalt in den USA dieses gewaltige, faszinierende und harte Land weit besser verstehen lassen, als ich es je durch die stets knappen Eindrücke in „D.C.“ hätte verstehen können. Amerika ist nicht Europa, aber Europa wird ohne Amerika nicht Europa bleiben. Trotz aller Verfehlungen Amerikas, die viele verwöhnte Deutsche so gerne moralisierend hervorheben, ohne sich einen Deut zu bemühen, die machtpolitischen Grundlagen anzuerkennen, auf denen ihre Freiheit und ihr Wohlstand beruhen, sind wir aufgerufen, intensivst am „keeping the Americans in“ zu arbeiten.

      Das Buch ist unseren lieben vier Gottesgeschenken gewidmet: Felicity, Fritz, Caroline und Constantin. Ich habe nun wirklich alles in meiner kaum zu verheimlichenden Ohnmacht Stehende getan, um Euch – reichlich ungelenk


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