Schweres Blut. Aho Juhani

Schweres Blut - Aho Juhani


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Sommern. Wenn sie will, versteht sie auch mit der Axt umzugehen. Obwohl sie damals schon erwachsen war, habe ich sie nicht mit dem Finger angerührt. Waren wie Bruder und Schwester bis zur Trauung und auch noch etwas danach. – Gieß mir einen Eimervoll über den Rücken, Bester! Brrr ... gut, gut...«

      »Habt ihr Kinder?« fragte Schemeikka danach.

      Es war Juha, als sei er aus etwas erwacht. Was war das eigentlich? Wer war denn der dort, zu dem er von Marja gesprochen hatte? Was mochte er alles gesprochen haben?

      »Nein,« antwortete er kurz und sagte dann nichts weiter.

      Aber Marja empfand Ärger und Scham. Solch ein Narr, solch ein Töffel! Was braucht er sich und mich denn vor dem Fremden lächerlich zu machen! Wenn er auch von sich redete, brauchte er denn von mir anzufangen?

      Als sie hörte, daß sich die Männer abspülten, huschte sie hinter die Wand des Vorstübchens. Sie war kaum hinaus, als Schemeikka kam und, ohne sie zu bemerken, langsam auf den Hof zuschritt, während seine rotbraune Haut in der kühlen Abendluft dampfte – lang, schlank, wohlgebaut – und Marja kam nicht mit den Augen von ihm los, bis sich Juha gebeugt, mit langem Rücken, kurzen Beinen aus der Tür hervorschob und, mehr als sonst hinkend, hinter jenem her eilte. Er holte den jungen Mann ein, bevor sie auf dem Hofe waren. Sie schritten nebeneinander dahin, ein Elch der eine, der andere ein Zugstier ... Und als sie sie anschaute, entfuhr Marja, während sie sich zum Bad entkleidete, ein ausgelassenes, schallendes Lachen; sie wußte selbst nicht, weshalb sie lachen mußte, aber sie mußte es auch noch in der Badestube, als sie sich mit dem Quast peitschte, daß es auf der Haut biß.

      Als sie herauskam und zum Hof hinanging, saß Juha nackt – mit dem Hemd in den Armen – auf der Haustürtreppe. Er schmunzelte Marja von dort zu.

      »Hast du auch schon gebadet? Hättest du gerufen, dann hätte ich dir für Dampf gesorgt.«

      Hätte Marja tun können, was ihr gelüstete, so hätte sie nach ihm geschlagen.

      »Solltest das Hemd anzieben und dich nicht nackt da herumrekeln!« zischelte sie im Vorbeigehen.

      »Na, wart doch, bis wir uns abgekühlt haben!«

      Aber auf dem Flur wandte sich Marja um und sagte freundlicher:

      »Hier ist auch das Essen für dich und den Gast fertig!«

      Als Marja in die Stube kam, saß Schemeikka da, mit einer silbernen Flasche und einem kleinen silbernen Becher auf der Tischecke und mit dem geöffneten Ranzen vor sich auf dem Fußboden. Er hatte reine Wäsche angezogen, weißes Unterzeug, ein Hemd wie aus Seide, am Hals und auf den Achseln rot und hellblau gestickt, zart wie ein Frauenhemd.

      »Will nicht auch die Frau kosten, was der Gast anzubieten hat?« fragte er.

      »Was ist es denn? Branntwein?«

      Juha trat gerade ein in sackleinenem Hemd, mit behaarten nackten Beinen.

      »Das ist kein Branntwein,« sagte er, – ist wohl auch welcher darunter, aber das hat noch einen anderen, wunderbaren Geschmack; weiß nicht, was es ist. Schmeckt wohl auch einem Weibermund?«

      »Ich würde auch nichts anbieten, was dem Mund nicht schmeckt.«

      Und Schemeikka reichte Marja den kleinen silbernen Becher hin, sah die ganze Zeit nach ihr, als sie langsam ihre Lippen damit befeuchtete, sah nach ihr, als sie, wieder aufgefordert, von neuem kostete, sah noch hin, als er den Becher zurücknahm und austrank, was Marja darin gelassen hatte – und Marja blickte nach ihm, die Lippen an dem Becher, die Augen an Schemeikka, einer gleichsam den anderen betastend.

      »Das war gut, vielen Dank,« sagte Marja.

      Aber Schemeikka hörte trotzdem nicht auf, Marja anzusehen.

      »Es ist wahr, was du gesagt hast, Wirt.«

      »Was hat er gesagt?« fragte Marja.

      »Hat seine Liebste nicht umsonst gelobt. Aber gehörte sie mir, die dir gehört, dann schlänge ich sie in Seide. Wollen wir etwas Schmuckes für ihren Hals aussuchen, Wirt?«

      »Wollen wir, wollen wir,« ereiferte sich Juha, vergnügt, daß sie sich nicht zu sträuben schien, obwohl ihr sonst kein Geschenk gefiel.

      Schemeikka senkte schon die Hand in den Ranzen, und als er sie hervorhob, bauschte sich in seinen Fingerspitzen ein seidenes Tuch, rötlichgelb, geblümt, raschelte, flog auseinander und flatterte Marja ins Gesicht.

      »Ja, das ist was, das ist was!« bewunderte Juha.

      »Was das wohl kosten mag?« bebte Marjas Stimme, als ihre Hände das Tuch ausbreiteten.

      »Frag nicht nach dem Preis,« sagte Juha.

      »Darüber werden wir schon einig werden,« sagte Schemeikka.

      »Du willst es mir kaufen – dies?«

      Juha fragte sie, Schemeikka sah sie dabei an.

      »Er gibt es dir aus Liebe,« versicherte Schemeikka.

      »Gehört es auf den Kopf oder um den Hals?«

      »Um den Hals,« sagte Schemeikka, stand auf, nahm Marja das Tuch aus der Hand, warf es ihr über die Schultern, zog es im Rücken zurecht, glättete es auf der Brust, hieß sie es an den Zipfeln festhalten, damit es sitze, und drehte sie um und schob sie vor Juha.

      »Jetzt ist deine Liebste, wie sie sein muß!«

      »Ja gewiß, ja...«

      Und Juha summte und lachte, drehte sich hin und her, machte ein paar Schritte, hielt an, summte aber gleich wieder vor sich hin. Und Schemeikka summte in demselben Tone mit, Auge in Auge mit Marja darüber lachend.

      »Nun fehlt noch eine Spange.«

      »Gib auch eine Spange her, gib auch eine Spange, wenn du eine hast!« stimmte Juha bei.

      »Ich habe ja schon eine Spange,« sagte Marja.

      »Eine aus Messing – ja?« fragte Schemeikka.

      »Meinst du etwa eine goldene?«

      »Messing mag zum Linnen passen, Seide mußt mit Gold du fassen.«

      »Gold?« barmte Marja.

      Juha sah, daß es sie danach verlangte. Einmal verlangte doch auch Marja nach etwas! Und wenn es den Preis eines Pferdes kostete, sie soll haben, was sie sich wünscht.

      »Zeig deine Spangen, zeig!«

      Wieder taucht Schemeikka die Hand in den Ranzen, hebt ein Bündel hervor, das in seidenen Stoff eingeschlagen, mit vielen Bändern verknotet ist, öffnet es, löst es mit den langen, geschickten schlanken Fingern auseinander, indem er die Litzen mit den Lippen sammelt, – in seinen Händen enthüllt sich ein Kästchen voller Dinge, die in immer feinere Seide gewickelt sind, von vielerlei Gestalt, von vielerlei Größe, die legt er auf den Tisch in einen Haufen, packt sie wieder weg – silbern schimmern, golden glänzen sie – eins läßt er schließlich zurück, wickelt es auseinander, zwischen Daumen und Zeigefinger hängt ihm eine Brustspange von goldener Farbe, mit leuchtenden Perlen, mit einer Kette auf beiden Seiten – was Marja alles, den Atem anhaltend, betrachtet.

      »So, die wird passen!«

      »Nein, nein! so etwas nehme ich nicht!«

      »Nimm's nur – nimm's nur!«

      »Was für ein gräßliches Gold mag das kosten?«

      »Laß es kosten, was es will!« sagte Juha.

      »Du wirst doch nicht?«

      »Ob ich werde!«

      Und Juha lief in demselben Augenblick hinaus und über den Hof nach seinem Speicher.

      »Zeig doch,« sagte Marja und ergriff die Spange und versuchte sie unter ihrem Halse anzubringen.

      »Komm, laß sie mich festmachen,« sagte Schemeikka.

      »Weshalb dich?«

      »Das


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