Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte. Pete Hackett

Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte - Pete Hackett


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Kathy, schnell!“

      Er lief zu ihr, zerrte sie hoch und hinter sich her zur Tür. Die Hitze in der Küche war fast unerträglich. Sie gelangten in den Flur und zur Haustür. Ben entriegelte sie und zog sie auf. Frische Nachtluft schlug ihnen entgegen. Er zerrte Kathy hinter sich her in den Hof, atmete tief durch. Da krachte ein Gewehr. Beim Heuschober zerschnitt ein grelles Mündungslicht die Nacht. Ben stolperte und griff sich mit beiden Händen an die Brust. Seine Lippen klafften auseinander. Aber der Schrei erstickte im Ansatz. Nur ein ersterbendes Röcheln entrang sich seiner Kehle, er drehte sich halb um seine Achse und kreiselte zu Boden.

      Kathy begriff gar nichts. Sie war zu keiner Reaktion fähig. Sie presste nur die Fäuste vor den Mund. Und als das furchtbare Begreifen kam, schnürte ihr das Entsetzen den Hals ab. Sie fiel neben ihrem Mann auf die Knie. „Ben“, platzte es über ihre Lippen. Sie packte ihn am Nachthemd und rüttelte ihn. „Ben!“ Und dann kam der verzweifelte Aufschrei: „Mörder! Elende, niederträchtige Mörder!“

      Hufschlag entfernte sich.

      Hinter Kathy Walker breitete sich das Feuer aus. Sie kniete neben Ben, schluchzte, strich ihm unablässig über das erstarrte Gesicht und murmelte immer wieder: „Mörder! Die Hölle verschlinge dich und deinen Mörderverein, Big John. Ihr gemeinen Mörder ...“

      Kathy schien die Hitze nicht zu spüren, die sie wie ein Gluthauch berührte. Mit erloschenen Augen starrte sie in das reglose Gesicht Bens. Zu ihrer Erschütterung, ihrer Fassungslosigkeit, ihrer Verzweiflung und der namenlosen Trauer gesellte sich der Hass. Um sie herum war nur Knistern, Knacken und Prasseln.

      Die Gebäude der Ranch brannten lichterloh. Das Flammenmeer machte die Nacht zum Tag. Funken sprühten zum Himmel, verglühten und regne­ten auf sie und ihren ermordeten Mann herunter.

      Krachend stürzte das Dach des Ranchhauses ein, wie ein Feuerwerk muteten die hochwirbelnden Funken an. Immer wieder krachte und barst es, und dann fielen die Flammen in sich zusammen. Einsam kniete Kathy vor den glimmenden und rauchenden Trümmern der Ranch, vor den Trümmern einer Illusion, die sie und Ben vor nicht allzulanger Zeit bewogen hatte, hier den Grundstein für eine gute Zukunft zu legen. Blicklos starrte sie auf die Berg von qualmen­dem Schutt, der von ihrem Wohnhaus noch übrig war. Wie durch ein Wunder war das Feuer nicht auf die Nebengebäude übergesprungen. Im Stall tobten die Pferde. Und es war nur noch eine Frage von Minuten, bis sie mit den Hufen ihre Boxen zertrümmerten ...

      Etwas in der Frau zerbrach.

      Ihr ganzes Denken und Fühlen war nur noch auf tödliche Rache ausgerichtet.

      *

      Kath begrub ihren Mann. Dann sattelte sie sich ein Pferd und ritt zur McQuinn-Ranch. Ihre gesamte Kleidung und die Bens war verbrannt. Sie war waffenlos. Seit die McQuinn-Ranch verwaist war, hatten sie und Ben sich um das Vieh dort gekümmert. Auf der McQuinn-Ranch würde sie Kleidung und eine Waffe finden. Sie dachte nicht daran, Anzeige bei Sheriff Hickock zu erstatten. Den Glauben an die Gerechtigkeit hatte sie verloren. Zuerst die Sache mit Harrison – und jetzt der Mord an Ben...

      Kathy war bereit, ihre Sache selbst in die Hand zu nehmen. Sie war besessen von dem Gedanken, Big John, den Mann, der die Fäden in der Hand hielt und den sie für den Drahtzieher all der himmelschreienden Ungerechtigkeiten hielt, zu töten.

      Sie fand auf der McQuinn-Ranch, was sie suchte. Als sie die Ranch verließ, trug sie Männerkleidung. Sie hatte sich Hose, Hemd und Weste und auch die Stiefel aus dem Spint Tex Dooleys genommen, der nur ein mittelgroßer, hagerer Mann gewesen war und dessen Kleidung ihr am ehesten von allem, was sie anprobierte, passte.

      Im Sattelschuh steckte eine geladene Winchester.

      Und was Kathy im Herzen trug, war tödlicher als jede Waffe der Welt. Es war eine schwelende Glut aus Hass und Leidenschaft, vielleicht sogar Begierde. Ein Hass, der keine Zugeständnisse, keine Versöhnung und kein Entgegenkommen kennen sollte ...

      *

      Wieder brach eine Nacht an. Es sollte die letzte für Harrison McQuinn sein. Den nächsten Sonnenaufgang sollte er schon nicht mehr erleben. Am Abend waren Big John Steele und seine Revolvergarde in die Stadt gekommen. Sie mieteten sich Zimmer im Hotel, und jetzt befanden sie sich im Silver Moon Saloon.

      Auch die Small Rancher vom Califorina Creek und viele der Siedler vom Brazos River fanden sich in der Stadt ein. Die Stimmung in Stamford war angespannt und explosiv.

      Sheriff Jim Hickock machte seinen ersten Rundgang durch die Stadt. Er stieg auch auf den Vorbau des Saloons und blickte über die Ränder der Schwingtür in den Schankraum. An einem der Tische saßen Big John, Flint Dexter und noch zwei Männer, deren Namen auf Big Johns Lohnliste standen. Am Ende des Tresens lehnten drei weitere Brazos River-Männer. Im übrigen war der Saloon ziemlich voll mit Männern, die nicht in die Stadt gehörten und die gekommen waren, um der Hinrichtung am kommenden Morgen beizuwohnen. Die Sensationsgier hatte sie nach Stamford getrieben.

      Jim Hickock ging weiter. Er schritt durch die Gassen und Seitenstraßen der Stadt, betrat den Gefängnishof, in dem zwei Laternen brannten und den Galgen beleuchteten. Ein Mann stand hier Wache. Er hielt das Gewehr mit beiden Händen schräg vor seiner Brust. An seiner linken Brustseite funkelte der Stern eines Deputys. Hickock hatte kurzerhand eine Handvoll Männer aus der Stadt zu seinen Gehilfen ernannt. Da sich viele der Kleinrancher, die mit Harrison McQuinn sympathisierten, in der Town eingefunden hatten, befürchtete der Sheriff Manipulationen am Galgen. Darum ließ er das Gerüst bewachen.

      „Alles in Ordnung, Loney?“, fragte er den Mann.

      „Sicher. Ich denke, es wird keine Zwischenfälle geben.“

      „Ausschließen kann man nichts“, murmelte der Sheriff. „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Ich will die leidige Sache morgen früh reibungslos zum Abschluss bringen.“

      Er verließ wieder den Hof. Vorne an der Straße stand ein weiterer Hilfssheriff. Als er Hickock erkannte, entspannte sich der Mann und sagte: „Die Kleinrancher und ihre Leute werden nicht tatenlos zusehen, wenn wir McQuinn morgen früh den Strick um den Hals legen. Big John und seine Schnellschießer hingegen werden alles tun, um sicherzustellen, dass McQuinn in den Himmel der Gehängten eingeht. Es kann zum Krieg kommen in der Stadt. Und wenn das der Fall ist, dann Gnade uns Gott. Denn dann werden wir alle mit hineingerissen in den höllischen Verdruss.“

      „Mal den Teufel nicht an die Wand, Curly“, knurrte Hickock und ließ seinen Blick schweifen. Irgendwie konnte er das Gefühl nicht verdrängen, dass diese Nacht noch eine Reihe böser Überraschungen für sie alle bereit hielt. Die Finsternis zwischen den Häusern schien Unheil zu verkünden. Es war irgend etwas, das im Hintergrund seines Bewusstseins lauerte, das ihn zutiefst beunruhigte - und das sich seinem Verstand entzog.

      Er ging weiter.

      Währenddessen huschte eine schmächtige, mittelgroße Gestalt durch die Gassen und Winkel der Stadt. Es war Kathy Walker. Aus den Schlagschatten heraus beobachtete sie die Main Street, sie sah den Sheriff, als er sich mit dem Deputy unterhielt, und sie hatte in der Zwischenzeit herausgefunden, dass das Jail von insgesamt drei kurzfristig ernannten Sheriffsgehilfen bewacht wurde.

      Kathys Herz war kalt und tot. Sie kannte nur noch ein Ziel: blutige Rache. Alleine aber war sie zu schwach, um sich an der Brazos River Ranch zu rächen. Harrison McQuinn und Slim Winslow, die ebenfalls allen Grund hatten, Big John und seinem Verein einige Dinge gnadenlos und unerbittlich zu vergelten, waren die richtigen Gefährten für sie.

      Kathys Entschluss, die beiden aus dem Gefängnis zu holen, war unumstößlich. Sie hatte sich einen Colt umgeschnallt. Außerhalb der Stadt hatte sie drei Pferde bereitgestellt. Sie hatte nichts vergessen. In den Satteltaschen befand sich alles, was für eine längere Flucht notwendig war. In den Scabbards steckten Gewehre.

      Kathy gab ihren Platz auf. Hinter den Häusern und Gärten entlang rannte sie zu einem Heuschober, der zum Mietstall gehörte. Ein Schuppen schloss sich an, dann die Remise, deren Dach nur auf einigen armdicken Pfosten ruhte. Ein Stück weiter war der Lagerschuppen des General Store errichtet worden. Ein Wohnhaus folgte ...

      Kathy


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