Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte. Pete Hackett

Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte - Pete Hackett


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Angst um den Bestand seines Rinderreiches hat. Ich werde Tex und Slim rächen! Und wenn ich dabei selbst vor die Hunde gehe!“

      „Auch Ben ist tot!“, rief Kathy mit spröder Stimme. Sie warf Harrison die Leinen zu. „Sie brannten unser Haus nieder, und als wir vor dem Feuer ins Freie flüchteten, erschossen Sie Ben aus dem Hinterhalt.“

      Harrison traf die Nachricht bis in seinen Kern. Im nächsten Moment hatte er das Ungeheuerliche verarbeitet. Die Erkenntnis, was Kathy bewogen hatte, die ganze Stadt ins Chaos zu stürzen, um ihn zu befreien, fuhr ihm eiskalt in die Glieder, und wie eine furchtbare Flut überkam ihn das Verstehen. Doch jetzt darüber nachzudenken hatte er nicht die Zeit. Denn prasselnder Hufschlag erreichte sein Gehör. Er stieß hervor: „Nichts wie weg jetzt, Kathy. Hörst du das Hufgetrappel? Wenn wir ihnen in die Hände fallen – dann gute Nacht!“

      Sie trieben ihre Pferde an. Im stiegenden Galopp jagten sie nach Westen davon, wo sich, so weit das Auge reichte, Dornbuschland und öde Felswüste dehnte. Dort konnten sie ihre Verfolger vielleicht abschütteln und sich verkriechen wie wilde Tiere, bis sich die erste Aufregung im Lande gelegt haben würde und sie ihre nächsten Schritte überdenken konnten.

      Im Mondlicht waren sie auf eine Viertelmeile auszumachen. Der Hufschlag, den die wirbelnden Hufe ihrer Pferde verursachten, trieb in die Stadt. Das Rudel von der Brazos River Ranch riss die Pferde zurück. Der unmittelbare Lärm, der sie umgeben hatte, legte sich. Die Reiter lauschten. Flint Dexters Stimme ertönte: „Nach Westen! Sie versuchen in die Wildnis zu entkommen! Vorwärts! Hinterher!“

      Rücksichtslos peitschten sie die Pferde vorwärts.

      Als Harrison sich einmal umschaute, zeigte nur noch der vom Feuer erhellte Nachthimmel an, wo die Stadt lag. Vor dieser Kulisse jedoch sah er das Rudel Reiter über eine Bodenerhebung jagen. Und er ahnte, dass es sich um Big Johns Sattelwölfe handelte, die an ihren Fersen klebten.

      Und während sie in die Einöde flohen, hatten die Menschen in der Stadt die Brände in den Griff gekommen. Brenzliger Geruch durchzog die Stadt. Einer der Hilfssheriff war verwundet. Die Kugel hatte seine Schulter zerschmettert. Sheriff Jim Hickock brüllte über die Köpfe der Menge hinweg, die die Main Street bevölkerte: „Ich brauche Freiwillige für ein Aufgebot. Stellt euch auf eine längere Jagd ein. Versorgt euch mit ausreichend Munition und Proviant. Ich erwarte euch in einer halben Stunde vor dem Sheriffs Office.“

      Jemand in der Menge brüllte wütend: „Meine Leute hetzen McQuinn und seinen geheimnisvollen Freund bereits. Es bedarf keines Aufgebots mehr, Sheriff. In einer halben Stunde haben die Banditen überdies einen Vorsprung herausgeritten, den Sie niemals mehr aufholen können. Und da draußen in der Wildnis gibt es tausend Verstecke. Sie werden verschwinden wie ein Staubkorn in der Wüste.“

      Es war Big John Steele, der sich in die Menge gemischt hatte. Heißer Zorn durchflutete Jim Hickock. Er rief mit verdunkelter Stimme: „Es ist nicht die Sache der Brazos River Ranch, das Gesetz in die Hand zu nehmen, Steele. Ihr schießwütiger Verein hat bereits genug Blut vergossen. Zuerst musste Tex Dooley ins Gras beißen, und dort auf dem Gehsteig liegt Slim Winslow. Sie und Ihre Leute sind weder Richter noch Henker, Steele.“

      „Wenn das Gesetz versagt, Hickock, dann sind Männer wie wir gefordert. Sie haben versagt. Der Mann, den sie morgen früh aufknüpfen sollten, ist über alle Berge. Ja, Sie haben versagt, Hickock. Die ganze Stadt weiß es. Drum spucken Sie lieber nicht so große Töne. Wie leicht könnte man Ihnen den Stern herunterreißen und sie aus Stamford hinausjagen.“

      Beifälliges Gemurmel erhob sich. Jim Hickock spürte ganz deutlich, dass die Stimmung gegen ihn umzuschlagen drohte. Die Menschen standen noch voll und ganz im Banne der Geschehnisse. Um ein Haar wäre ihre Stadt niedergebrannt. Es gab eine Schießerei, bei der Blut floss. Ein zum Tode verurteilter Mörder war entkommen. Das alles brachte die Volksseele zum Kochen.

      Aber da mischte sich Cole Faithfull ein, einer der Small Rancher. Mit Donnerstimme gab er zu verstehen: „Irgend jemand hat McQuinn befreit, um zu verhindern, dass morgen früh ein Unschuldiger am Galgen stirbt. McQuinn hat in der Verhandlung die Namen der wahren Schuldigen genannt. Aber er stieß damit auf taube Ohren. Wir Rancher vom California Creek werden nicht tatenlos zusehen, wie sich nun die Sattelwölfe von der B.R. auf ihn stürzen. Holt eure Pferde, Leute! Wir reiten mit dem Sheriff. Und wehe, wenn deine Schießhunde kurzen Prozess gemacht haben, Steele!“

      Die Atmosphäre in der Stadt war wie mit Elektrizität geladen. Sie knisterte förmlich vor Explosivität. Die Stadt glich einem Pulverfass, in das nur noch der zündende Funke fallen musste.

      Jim Hickock rief beschwörend: „Nehmt Vernunft an, Leute. Es hat keinen Sinn, sich hier in Beschimpfungen, Schuldzuweisungen und Bedrohungen zu ergehen. Wir müssen handeln. Darum noch einmal: wir müssen ein Aufgebot bilden und den Fliehenden folgen. Es liegt mir sehr am Herzen, dass auch Männer aus der Stadt mitreiten. Eine halbe Stunde ist kein großer Vorsprung. In drei – vier Stunden wird es hell. Ich verstehe mich einigermaßen darauf, Fährten zu lesen. Es wird an euch, den Bürgern dieser Stadt, liegen, ob Unrechtmäßigkeit und vielleicht sogar Gesetzlosigkeit hier einziehen. Es gilt, gegen derlei Auswüchse einzuschreiten. Also, Männer von Stamford, überlegt es euch gut, ehe ihr die Verantwortung für eure Stadt von euch weist und die Augen vor dem verschließt, was sich anzubahnen droht.“

      „Große Worte, Hickock!“, kam es klirrend von John Steele. „Doch wird bald jeder hier auf Ihren Stern spucken, wenn es sich erst herumgesprochen hat, dass Sie nur ein Maulheld sind.“

      Jim Hickock winkte verächtlich ab und lief hinüber zum Office. Big John wollte ihn provozieren. Das war deutlich. Und der Sheriff wollte sich nicht darauf einlassen. Seine Stunde kam vielleicht noch.

      Als eine halbe Stunde später das Aufgebot die Stadt verließ, stand Steele auf dem Vorbau des Saloons. Mit ausdrucksloser Miene blickte er den Reitern hinterher. Und als der Hufschlag nur noch schwach heranwehte, setzte er sich in Bewegung, um hinüber zum Hotel zu gehen, wo er sich ein Zimmer gemietet hatte. Er murmelte für sich: „Auch du wirst von der Bildfläche verschwinden, Hickock. Dein Platz ist für einen von meinen Männern bestimmt – einen Mann, der mein Gesetz vertritt. Ich werde dem Landstrich hier meinen Stempel aufdrücken. Und nach dir wird kein Hahn krähen, Hickock!“

      Die Menschen hatten sich verlaufen. Nur einige Männer hielten beim Mietstall, bei der Schmiede und im Hof des Sheriff’s Office Brandwache. Ruhe kehrte ein in Stamford. Die wilden Impulse, die noch bis vor einer halben Stunde die Stadt wie mit einem giftigen Atem durchzogen, hatten sich verflüchtigt. Die Stadt duckte sich wie unter einer unsichtbaren Knute.

      *

      Die Pferde stolperten nur noch dahin. Das Land um Harrison und Kathy herum bestand aus Felsgestein und Staub. Das Dornbuschland lag hinter ihnen. Die Tiere unter ihnen röchelten und röhrten. Schaum troff von ihren Nüstern.

      Der Morgen graute. Meile um Meile waren sie geritten. Und es war ihnen nicht gelungen, die Verfolger abzuschütteln. Wie Schweißhunde klebten sie auf ihrer Fährte. Es waren ein halbes Dutzend Reiter. Der Wille zum Töten beseelte sie.

      Sie folgten den Windungen zwischen den Hügeln. Die Sterne verblassten. Morgendunst hing in den Einschnitten und umwogte die bizarren Felsgebilde. Stachlige Comas und Mesquitesträucher bildeten die Vegetation. Hier und dort fristete ein riesiger Kaktus sein Dasein.

      „Geht es noch, Kathy?“, fragte Harrison besorgt.

      „Ich schaffe es schon“, erwiderte die Frau lahm und zog die Jacke enger um ihren Oberkörper, denn es war kühl. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen.

      Sie ließen die erschöpften Pferde im Schritt gehen. Dort, wo die Tiere die Hufe durch den Staub zogen, blieben tiefe Spuren zurück.

      Schnell kam die Helligkeit. Die Sonne stieg über den Horizont im Osten. Es wurde warm.

      Harrison wusste Bescheid. Nach ihrer stürmischen Flucht aus der Stadt hatten sie nach einigen Meilen die Pferde anhalten müssen, um sie nicht zuschanden zu reiten. Und während sie den Tieren eine Verschnaufspause gönnten, hatte ihm Kathy alles erzählt. Harrison bewunderte den Mut und die Courage der Frau. Der Hass indes, der


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