Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte. Pete Hackett

Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte - Pete Hackett


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Ein steckbrieflich gesuchter Mörder und eine Frau, die ihn mit Waffengewalt vor dem Henker bewahrte. Das heißt, dass alles, was wir unternehmen, von vornherein zum Scheitern verurteilt sein wird. Um zu verlieren will ich aber nicht nach Texas zurückkehren. Ich will gewinnen. Ich will Big John und seinen skrupellosen Handlanger Dexter tot vor mir sehen.“

      Harrison war erschüttert angesichts der Besessenheit, die sie plötzlich verströmte. Er war der Meinung gewesen, dass sie in den vergangenen Wochen ihren mörderischen Hass begraben hatte und nur noch wollte, dass der oder die Mörder ihres Mannes ihre gerechte Strafe erhielten. Aber Kathy wollte gnadenlose, blutige Rache. Sonst nichts.

      Sie hatte in all den Wochen nicht mehr darüber gesprochen. Sie hatte ihre Gefühle tief in ihrem Innersten vor ihm verborgen gehalten. Jetzt aber hatte es sich Bahn gebrochen.

      Harrison verspürte unvermittelt einen Knoten im Hals. Er versuchte ihn hinunterzuwürgen, aber es gelang ihm nicht. Er zwang sich zu klarem Denken. Es waren die gegensätzlichsten Beweggründe, die sie nach Texas zurücktrieb. Dies erkannte Harrison in dieser Minute klar und deutlich, und es krampfte ihm den Magen zusammen. Er sagte: „Drück dich deutlicher aus, Kath. Ich weiß nicht, worauf du hinaus möchtest.“

      Er fixierte sie zwingend, wie jemand, der in den Zügen des anderen zu lesen, der die geheimsten Winkel im Bewusstsein des anderen zu ergründen und zu analysieren versuchte.

      „Wir müssen uns Geld beschaffen!“, stieß Kathy hervor. „Und dann heuern wir eine Handvoll Männer an, die Big Johns schnellschießenden Aasgeiern gewachsen sind. Wir führen einen Krieg gegen die Brazos River Ranch, zermürben Big John und am Ende versetzen wir ihm und seinem Anhang den Todesstoß. Das schwebt mir vor, Harrison. Und das will ich auch durchsetzen. Um jeden Preis.“

      „Sprich weiter, Kath“, forderte Harrison verwirrt und bestürzt zugleich.

      Kathy erhob sich und nahm eine unruhige Wanderung im Zimmer auf. Plötzlich blieb sie beim Fenster stehen und starrte auf die Straße hinunter. Ihr Blick schien sich nach innen gekehrt zu haben. Sie wirkte nachdenklich, um nicht zu sagen geistesabwesend.

      „Kath, ich warte!“, drängte Harrison.

      Sie machte kehrt und nahm Front zu ihm ein. „Gut, Harrison. Hör mir zu. Man hat uns übel mitgespielt, und ich glaube nicht mehr an Recht und Gesetz. Ich will Gleiches mit Gleichem vergelten. Kennst du die drei Jungs, die Abend für Abend am Tresen herumlungern und mich mit ihren Blicken geradezu verzehren? Ich rede von Winword, O’Leary und Stanton. Sie würden für mich in die Hölle reiten und dem Teufel ins Maul spucken. Die drei wären bereit, mitzumachen.“

      Harrison prallte regelrecht zurück. „Mitzumachen – bei was?“, platzte es aus seinem Mund, und er ahnte Schlimmes. Mit einem Ruck stand er. Beinahe kippte der Stuhl um, auf dem er gesessen hatte. Aus engen Lidschlitzen starrte er die Frau an, die ihm plötzlich so fremd erschien wie ein Wesen von einem anderen Stern.

      „Ich habe beschlossen, die Bank in Hobbs auszurauben, um mit der Beute meinen Krieg gegen die Brazos River Ranch zu finanzieren.“

      Es war heraus. Kathy hatte die Worte regelrecht in Silben zerlegt, als sie sie ausstieß.

      Harrison stand da wie vom Donner gerührt. Dann entrang es sich ihm: „Du hast die drei Tagediebe doch nicht eingeweiht, Kath? Wissen sie um unsere wahre Identität?“

      „Noch nicht, Harrison. Ich wollte erst mit dir darüber sprechen. Nun, ich kenne deine Einstellung. Du willst nicht der Vergeltung wegen nach Texas zurück, dich treibt der Gedanke zurück, dich freizuwaschen vom Vorwurf des Mordes, und du willst den wahren Mörder Bancrofts entlarven. dass sie dich mit richterlicher Sanktion für ein Verbrechen hängen wollten, das du nicht begangen hast, scheinst du vergessen zu haben. Soviel zu Recht und Ordnung, an die du glaubst und deren Fahne du nach allem immer noch in den Wind zu halten versuchst. Aber Recht und Ordnung sind in unserem Fall zur Farce degradiert. Denkst du denn, sie fackeln lange, wenn du plötzlich wieder auftauchst? Du wirst tot sein, ehe du richtig zum Denken kommst.“

      Sie hatte zuletzt fast beschwörend auf ihn eingeredet.

      „Bei Gott, Kath, was du vor hast, würde uns noch tiefer hineinreißen in den Sumpf der Rechtlosigkeit. Winword, O’Leary und Stanton sind Maulhelden. Mit ihnen kämen wir vom Regen in die Traufe. Nein, Kath, schlag es dir aus dem Kopf. Wir schaffen es auch auf andere Art, nach Texas zurückzukommen. Ich werde mit den wohlhabensten Männern der Stadt pokern, und ich kann genug Geld gewinnen, um uns das Ticket nach Texas zu sichern. Lass den Gedanken sausen, Kath. Und vergiss auch deine Rache. Die Mörder deines Mannes sollen nach Recht und Gesetz bestraft werden. Alles andere führt zwangsläufig in den Untergang.“

      „Über das, was danach kommt, will ich nicht nachdenken, Harrison“, versetzte sie fast schroff. „Ich habe mich jedenfalls entschieden. Du solltest – ehe du ablehnst -, daran denken, dass du mir dein Leben zu verdanken hast.“

      Harrison griff sich an den Kopf. Das war nicht die Kath, die er kannte. Diese Frau vor ihm war vom Hass zerfressen, die Gier nach tödlicher Rache vergiftete ihr Gemüt, für sie gab es nur noch ein Ziel: zu zerschlagen, zu zerstören, zu töten. Auge um Auge! Zahn um Zahn!

      „Yeah“, murmelte dehnte Harrison, „ich stehe in deiner Schuld. Aber ich bin nicht bereit, meine Schuld bei dir abzutragen, indem ich mich selbst zu dem abstemple, was zu widerlegen mein ganzes Bestreben ist, nämlich dass ich kein Bandit bin.“

      Er ging zur Tür, legte die Hand auf die Klinke, schaute noch einmal über die Schulter zurück und gab mit harter Stimme zu verstehen: „Überdenk alles noch einmal, Kath. Ich lasse dich jetzt allein. Ehe es Abend wird und ich in den Saloon gehe, um zu spielen, komme ich noch einmal her. Dann hoffe ich, dass du Vernunft angenommen hast. Andernfalls werden sich unsere Wege trennen müssen. Es täte mir leid, Kath.“

      Er verließ das Zimmer.

      Kathy warf sich auf das Bett und presste die Hände vor das heiße Gesicht. Ein trockenes Schluchzen ließ ihren Körper erbeben. Sie wusste selbst nicht mehr, was richtig war. Aber der Hass hatte sich unauslöschlich in ihr eingebrannt. Und er gewann wieder die Oberhand über ihre Unschlüssigkeit.

      Einer jähen Eingebung gehorchend erhob sie sich. Auch sie verließ das Zimmer. Sie stieg die Treppe hinunter. Verwaist lag die Hotelhalle vor ihr. Nur hinter der Rezeption döste der glatzköpfige Clerk mit der Drahtgestellbrille auf der Nase vor sich hin.

      Als Kathy ins Freie trat, packte sie der Sturm wie mit einer Riesenfaust, drohte sie umzuwerfen und nahm ihr den Atem. Regen traf ihr Gesicht. Von Harrison war nichts zu sehen. Sie lief im Schutz der Vorbaudächer den Gehsteig hinunter und erreichte den Saloon. Kurzerhand betrat sie ihn. Hinter dem Tresen polierte der Salooner gerade den großen Spiegel zwischen den Regalen. Drei Kerle um die zwanzig standen an der Theke und tranken Brandy.

      „Dein Dienst beginnt erst um acht Uhr, Joan“, empfing der Salooner die Frau.

      Wasser lief über ihre Gesicht und tropfte aus ihren Haaren. Sie erwiderte: „Sam und ich haben uns gestritten. Wir gehen uns langsam gegenseitig auf die Nerven. Ich wollte nicht alleine bleiben drüben in dem Hotelzimmer. Ich brauche Gesellschaft. Lass dich also nicht stören, Fred.“

      Sie holte sich einen Whisky und setzte sich an den Tisch, der am weitesten von der Theke entfernt war. Die drei jungen Burschen, denen der Leichtsinn in die Gesichter geschrieben stand, nahmen ihre Gläser und die Flasche, die schon halb geleert war, und kamen näher. Einer von ihnen, ein blondhaariger, verwegen grinsender Bursche, sagte: „Du brauchst Gesellschaft, Joan. Nun, du wirst mit uns vorlieb nehmen müssen. Hast du was dagegen, wenn wir uns zu dir setzen?“

      „Nein“, gab sie halblaut Bescheid. „Nein, ganz sicher nicht.“

      Sie erwiderte das Lächeln. Es sollte ein verführerisches, verheißungsvolles Lächeln werden. Aber der Ausdruck um ihren Mund mutete eher ausgesprochen gequält und aufgesetzt an. Kathy sagte leise, so dass ihre Worte schon nach wenigen Schritten nicht mehr zu hören waren: "Ihr müsst mir einen Gefallen erweisen, Jungs. Ich werde mich euch auch erkenntlich erweisen."

      "Für dich reiten wir in


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