Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte. Pete Hackett

Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte - Pete Hackett


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Stroh brannten wie Zunder, meterhoch schlugen schon bald die Flammen aus dem Dach.

      Innerhalb weniger Sekunden war die ganze Stadt alarmiert. Die Straße war voll Menschen. Jemand brüllte nach dem Löschwagen. Ein Mann schrie: „Die Scheune ist nicht mehr zu retten. Versuchen wir zu verhindern, dass das Feuer auf den Mietstall und den Lagerschuppen übergreift. Verdammt, die ganze Stadt ist gefährdet!“

      „Unsere Pferde!“ Flint Dexters Stimme übertönte den Lärm. „Wir müssen unsere Gäule herausholen.“

      Der ganze Pulk drängte in die Richtung des Mietstalles. Männer, nur notdürftig bekleidet, verließen ihre Häuser, um beim Löschen zu helfen. Eine Eimerkette wurde gebildet. Rumpelnd und knarrend rollte der Löschwagen die Main Street hinunter. Ein halbes Dutzend Männer zogen und schoben ihn.

      Jim Hickock ließ sich von der allgemeinen Aufregung nicht anstecken. Er lief zum Jail. Den beiden Männern, die sich auf dem Gehsteig vor dem Office eingefunden hatten und die er als zwei seiner Gehilfen identifizierte, rief er zu: „Das ist kein Zufall! Passt auf! Duldet niemand in der Nähe des Office!“

      Ein Schrei lief durch die Stadt. „Es brennt auch im Norden! Flahertys Schmiede steht in Flammen! Der Wind treibt die Funken in die Stadt!“

      Hickock rannte in den Gefängnishof. Der Mann, der den Galgen zu bewachen hatte, hielt die Stellung. „Lass keinen in den Hof!“, brüllte Hickock. „Wer immer es auch ist – niemand darf herein. Du bist legitimiert, im Notfall von der Waffe Gebrauch zu machen!“

      Hickock hetzte zurück auf die Straße. Im Norden loderten Flammen zum Himmel. Ebenso im Westen, wo die Vorratsscheune des Mietstalles lichterloh brannte. Hickock sperrte die Officetür auf und ging hinein. Mit einer brennenden Laterne in der Hand betrat er den Zellentrakt. Harrison saß auf der Pritsche. In der Nebenzelle stand Slim Winslow an der Gitterwand. Das Licht der Lampen, die im Gefängnishof brannten, fiel durch die kleinen, vergitterten Fenster und zeichnete Schatten an die gegenüberliegende Wand, die den Trakt vom Office trennte.

      „Wer immer diesen Zauber inszeniert!“, presste der Sheriff hervor. „Er scheut vor nichts zurück, um wahrscheinlich euch beide aus dem Käfig zu holen. Aber es wird ihm nicht gelingen. Wenn doch, dann nur über meine Leiche!“

      Er warf sich wieder herum und hetzte nach draußen. Die Tür sperrte er ab. Seine Schritte verklangen. Das Geschrei, das durch die Stadt brandete, sickerte auch in die Zellen. Harrison, der schon abgeschlossen hatte, begann wieder Hoffnung zu schöpfen. Er stellte den Hocker unter das Fenster, erstieg ihn und blickte hinaus. Der Hals wurde ihm eng beim Anblick des Gerüstes, von dem die kunstvoll geknüpfte Schlinge mit den vierzehn Windungen baumelte.

      Er nahm eine huschende Bewegung im Schatten der Mauer wahr, die das Areal eingrenzte. Der Wachposten lief erregte vor dem Galgen auf und ab. Aus dem tintigen Schatten löste sich eine Gestalt. Geduckt lief sie auf den Posten zu, der ihr den Rücken zuwandte. Harrison staute den Atem.

      Der Hilfssheriff wirbelte herum. Aber da traf ihn schon der Gewehrkolben gegen die Schläfe. Wie von einem Blitz getroffen sackte der Mann zusammen. Die dunkle Gestalt nahm sein Gewehr und zog ihm den Colt aus dem Holster. Sie lief zur Wand des Gefängnisses mit den Fenstern.

      „Hierher!“, rief Harrison, und im selben Moment erkannte er Kathy. Er war einige Herzschläge lang total perplex, wie vor den Kopf gestoßen. Aber da war Kathy schon bei ihm und hielt die beiden Waffen in die Höhe. Sie keuchte: „Bei Colemans Corral stehen Pferde bereit. Ich erwarte euch dort. Bis später, McQuinn!“

      Harrison nahm ihr die Waffen ab. Sie machte kehrt. Für weitere Erklärungen fehlte es an der Zeit. Einem jähen Impuls folgend nahm sie eine der Laternen, die an einem Hacken neben dem Hoftor hing, und schleuderte sie auf die Plattform des Galgens. Klirrend zerbrach der Glaszylinder. Petroleum rann aus dem Tank. Bläuliche Flammen zuckten über die dicken Bohlen, und plötzlich entzündete sich der Brennstoff. Flammen züngelten an den Balken des Gerüstes in die Höhe, und es dauerte nicht lange, dann brannte das Holz.

      Kathy verschwand. Von einem flachen Schuppen aus gelangte sie auf die Mauerkrone, sprang hinunter und wurde eins mit der Nacht.

      Der brennende Galgen lichtete die Nacht über dem Gefängnishof. Harrison reichte Slim Winslow den Colt. Er richtete die Winchester auf das Zellenschloss und drückte ab. Er spürte den Rückschlag bis in die Schultergelenke. Der Knall staute sich im Raum und drohte ihn aus allen Fugen zu sprengen. Die Wucht der Kugel bog den Schlosskasten nach außen, und nach dem zweiten Schuss schwang die Tür auf.

      Harrison rannte ins Office. Er wusste, dass die Zellenschlüssel an einem Nagel hingen, den der Sheriff in den Türstock geschlagen hatte. Trotz der herrschenden Finsternis ertastete Harrisons Hand den Schlüsselbund auf Anhieb. Und eine halbe Minute später war Slim Winslow frei.

      Draußen war Geschrei. Jemand brüllte Befehle. Das Gebrüll verlagerte sich in den Gefängnishof. Harrison und Slim standen an der Officetür, die schussbereiten Waffen in den Fäusten. Sie wussten, dass sie die Hölle erwartete, wenn sie das Office verließen.

      Plötzlich peitschten Schüsse durch die Stadt. Ein Aufschrei erklang. Hastende Schritte polterten über Holzdielen. Ein Querschläger jaulte durchdringend. Jim Hickocks Stimme erklang: „In Deckung, Curly. Der Schuft, der da auf der Lauer liegt, kennt keinen Pardon!“

      Eine schrille Stimme, in der der Schreck mitschwang, antwortete: „Er hat Tanner eine Kugel verpasst. O mein Gott ...“

      Harrison stieß die Tür auf. Ein Gewehr krachte. Die Kugel zischte durch das gähnende Rechteck und meißelte den Putz von der Wand hinter dem Schreibtisch des Sheriffs. Weitere Schüsse brachen. Und als die Waffen schwiegen, schob sich Harrison aus der Tür. Und er begann sofort zu feuern. Geduckt rannte er nach links davon. Die Schussverletzung an seinem Oberschenkel war gut verheilt und stellte kein Handicap mehr dar. Seine Schritte dröhnten über den Stepwalk. Ihm folgte Slim. Der Colt in seiner Faust brüllte auf. Schuss um Schuss jagte er aus dem Lauf.

      Hickock und sein Gehilfe lagen am gegenüberliegenden Straßenrand flach am Boden. Die blindlings verfeuerten Kugeln der beiden Fliehenden konnten ihnen nicht gefährlich werden. Das Gewehr, mit dem sie unter Feuer genommen worden waren, ehe die beiden Gefangenen das Office verließen, schwieg jetzt.

      Hickock drückte ab.

      Und er traf.

      Slim Winslow wurde gegen die Officewand geschleudert. Der Oldtimer warf sich halb herum und lehnte jetzt mit dem Rücken an der Wand. Soeben verschwand Harrison in der Gasse, von der aus man in den Gefängnishof gelangte.

      Winslow spürte den Schmerz in seiner Brust und wusste, dass sein Trail hier zu Ende war. Er hob den Colt. „Hickock, du Narr!“, entrang es sich ihm, und das Sprechen bereitete ihm Mühe. Ein rasselnder Atemzug, er hüstelte. „Du hast den falschen Mann angeklagt. Bancroft wurde nicht von Harrison...“

      Eine Salve peitschte über die Straße. Die Geschosse nagelten Slim Winslow regelrecht gegen die Hauswand. Die Detonationen rollten die Main Street hinauf und hinunter und stiegen über die Dächer. Sogar der Lärm, der die ganze Stadt erfüllte wie ein höllischer Choral, wurde für Sekundenbruchteile überlagert.

      Langsam rutschte Slim Winslow an der Hauswand zu Boden. Seine Brust war von Kugeln zerfetzt. Er war tot. Auf der anderen Straßenseite zeigten sich Männer. Aus den Mündungen ihrer Waffen kräuselte Pulverdampf. Slim Dexter stieß ohne jede Gemütsregung hervor: „Der braucht nichts mehr. Allerdings sieht es ganz so aus, als wäre McQuinn entkommen. Auf die Pferde, Leute. Wir hetzen ihn und seinen unbekannten Freund, bis ihnen die Zungen zum Hals heraushängen.“

      Sie liefen zurück in die Seitenstraße, aus der sie gekommen waren, als hätte sie die Hölle ausgespuckt.

      *

      Bei den Corrals des Viehhändlers Coleman wartete Kathy Walker auf Harrison und Slim. Sie saß bereits im Sattel eines Rotfuchses und hielt die Leinen der beiden anderen Tiere in der Hand. Vom Lärm, der herantrieb, waren die Pferde ziemlich nervös.

      Harrison rannte wie von Furien gehetzt durch den engen Korridor zwischen zwei der Koppeln


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