Zu neugierige Mörder: 9 Krimis. Karl Plepelits

Zu neugierige Mörder: 9 Krimis - Karl Plepelits


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gemächlich auf die Insel zugeflogen. Die Propeller ihrer beiden Motoren rotierten so schnell, dass es im Sonnenlicht aussah, als befänden sich vorn zwei silberne Scheiben, die immerzu flimmerten und blitzten.

      Während die Menschen herumliefen, Hemden, Tücher und überhaupt alles über sie schwenkten, das halbwegs wie eine Signalflagge wirken konnte, summte der schwerfällige Vogel näher und näher.

      Der Baron starrte wie gebannt auf das Flugzeug, dessen Hoheitsabzeichen er nicht erkennen konnte. Robert, der neben ihm stand, ließ seinen inneren Computer die Daten ausspucken. „Eine Sunderland. Es gibt noch drei auf den Bahamas, meist zu Rundflügen und zum Transport von Gütern von Insel zu Insel eingesetzt. Sie alle gehören einer kleinen Flugreederei, die immer auf der Grenze zum Bankrott balanciert.“

      „Es ist mir völlig gleich, Robert. Hauptsache, die Jungs sehen uns und können uns helfen.“

      Die Maschine kam nun direkt über die Menschen geflogen, die. unten wie irr winkten.

      „Die müssen uns gesehen haben!“, rief Dr. Rosco, der angesichts einer Rettung schon wieder zuversichtlicher geworden war.

      „Und ob die uns gesehen haben“, meinte Archibald Home, der Attache. „Ich sehe ja auch, was unten ist, wenn ich mit dem Flugzeug unterwegs bin.“

      Die Sunderland zog eine Schleife und kam zurück. Auf der Insel brach ob dieser Tatsache frenetischer Jubel aus. Indessen kreiste die Sunderland noch einmal, zog tief übers Wasser hin, als suchten die Piloten eine Stelle, wo sie mit ihrem schweren Vogel niedergehen konnten.

      „Sie wollen landen!“, schrie Mrs. Dacombe mit überschnappender, ein wenig hysterisch klingender Stimme.

      „Das heißt doch wassern, meine Liebe“, korrigierte sie ihr Mann.

      Sie begriff nicht gleich, was er wollte und schnappte dann: „Immer weißt du alles besser! Ja, sie landen!“

      „Die gehen wirklich ’runter!“, rief Le Beau.

      Der Baron stand wie zufällig wieder neben Dolly Willington und sagte sanft: „Dann könnten wir heute Abend ja möglicherweise noch das besprochene Dinner im Waldorf nachholen, was?“

      Sie sah zu ihm auf, lächelte verzeihend, wie man gegenüber dem wirren Gerede eines kleinen Kindes Nachsicht übt und erwiderte: „Was Sie brauchen, Baron, ist ein Arzt. Aber wählen Sie einen guten. Vielleicht hat er Glück und Sie werden wieder gesund.“

      Wider Erwarten lachte der Baron. „Wir wollen es hoffen, denn dann wäre wenigstens einer von uns beiden wieder im Vollbesitz seiner geistigen Kraft. Da, sehen Sie, jetzt setzt die Maschine auf.“

      „Umwerfend, Baron, wie Sie das bemerkt haben. Aber ich habe auch Augen im Kopf.“

      „Ja, sehr schöne sogar. Die sind ein bisschen weit von der Küste, wie? Heh, James, Le Beau, bringt das große Boot zu Wasser!“

      Le Beau winkte ab. „Die haben ein Schlauchboot. Da, jetzt werfen sie es aus der Tür. Es bläst sich sofort auf.“

      Das geschah auch. Der gelbe Klumpen, der eben ins Wasser geplatscht war, quoll plötzlich wie ein Hefekloß auseinander, wuchs und wuchs, und dann war tatsächlich ein großes Schlauchboot daraus geworden. Zwei Männer sprangen aus der Tür direkt ins Boot, zwei weitere folgten.

      Die Entfernung war zu groß, um die Männer genauer erkennen zu können. Dennoch meinte James, dessen Augen geradezu legendär scharf waren: „Das sind Farbige.“

      „Na und, sind das vielleicht keine Menschen?“, fragte Le Beau herausfordernd.

      Die Sunderland schaukelte im Wasser, aber die Propeller der Maschine drehten sich noch immer langsam, obgleich der Motorenlärm längst verklungen war. Dafür knatterte jetzt ein Motor, und fast gleichzeitig näherte sich das Schlauchboot der Küste.

      „Wir sind gerettet, wir sind gerettet!“, schrie Jenny schrill.

      Der Baron warf einen Blick zur Seite und bemerkte, wie sich Dr. Rosco plötzlich umdrehte und auf die Wellblechbaracke zulief. Außer dem Baron schien niemand dieses wie eine Flucht wirkende Weglaufen bemerkt zu haben.

      Inzwischen war das Schlauchboot so nahe, dass jeder der Schiffbrüchigen sah, was für Männer dort ankamen. Es waren Schwarze in verwaschenen, graugrünen Drillichuniformen, wie sie auch die USArmy trug. Das Boot landete ganz nahe vom Liegeplatz des Rettungsbootes, und alle liefen zu dieser Stelle, alle außer dem Baron, Le Beau und Robert. Und Dr. Rosco war auch nicht darunter. Der schien aus der Baracke nicht mehr herauskommen zu wollen, als seien diese vier Schwarzer seine persönlichen Feinde.

      In dem Augenblick, da alle vier aus dem Boot stiegen, brach der Jubel der Schiffbrüchigen jäh ab. Mit finsteren Gesichtern, Maschinenpistolen in den Händen, standen sie neben ihrem Boot bis zu den Knien im Wasser. Niemand hatte zuvor Waffen bemerkt, aber nun waren sie unübersehbar.

      Le Beau, der gut zwanzig Schritt entfernt von der Landestelle neben dem Baron stand, pfiff durch die Zähne. „Komische Retter, was?“

      „Wenn ich das schon richtig begriffen habe, heiße ich Smith“, sagte der Baron.

      Plötzlich knatterte eine Kette von Schüssen über die Köpfe der Menschen hinweg, die wie erstarrt im Halbkreis vor den vier Schwarzern standen. Einer der Männer, ein dunkelhäutiger, baumlanger Bursche, rief bellend: „Zurück, bis an die Felsen zurück!“

      Und damit niemand auf dumme Gedanken kommen sollte, schoss er dreimal über die Leute hinweg. Die Geschosse schlugen in den Felsen der Steilküste und pfiffen dann als Querschläger nach allen Seiten.

      Kreischend vor Angst lief Nina Rosco als erste davon. Mildred Dacombe schloss sich ihr mit hysterischem Geschrei an, und Jenny plärrte wie ein geprügeltes Schulmädchen und fiel, als sie davonlaufen wollte, raffte sich wieder auf und hetzte, als sei der Teufel hinter ihr her, auf die Felsen zu.

      Tipo, der kleine Mexikaner, verdrückte sich stillschweigend und mit misstrauischen Blicken über die Schulter hinweg auf jene vier.

      Lino Benares schrie die Schwarzer auf spanisch an: „Ihr verfluchten Nigger, seid ihr gekommen, um uns diese Musspritzen unter die Nasen zu halten? Wir brauchen Hilfe!“

      „Du sagst Nigger?“, fragte der baumlange Schwarze in seinem rauen Englisch. Plötzlich riss er seine Maschinenpistole hoch und drückte ab. Lino Benares schrie, als wäre er getroffen, aber die Geschosse spritzten nur dicht vor seinen Füßen in den Sand. Lino begann zu laufen, und hinter ihm her krachten die Schüsse, immer haarscharf hinter seinen Fersen in den Sand peitschend. Lino lief wie ein Reh. Aber da war er schon an der Felswand, konnte nicht mehr weiter und drehte sich entsetzt um. Doch der tödliche Schuss, auf den er offenbar wartete, kam nicht. Statt dessen winkte der lange Schwarze Mackenzie und Mr. Home mit dem Lauf seiner Waffe zu, sie sollten an den Felsen gehen wie alle anderen.

      „Was sind das für Kerle?“, fragte Le Beau. „Ich glaube, gegen ihre Pfefferbüchsen haben wir wenig auszurichten.“

      „Noch nicht“, erwiderte der Baron. „Tun wir also zunächst, was sie wollen. Robert, James, an die Wand. Wenn sie uns erschießen wollten, hätten sie das bereits mit Benares getan.

      Dolly gehorchte der Aufforderung nicht. Sie trat dem langen Mann entgegen und sagte scharf: „Sie sollten uns helfen, statt uns wie Vieh durch die Gegend zu hetzen. Wir sind Schiffbrüchige!“

      „Gehen Sie zu den anderen, Madam!“, befahl der Schwarze ungerührt. „Wir schießen nicht gerne auf Frauen, aber ehe wir uns von Ihnen stören lassen, würden wir das doch tun.“

      „Tun Sie, was er sagt, Miss Willington!“, rief ihr der Baron zu.

      Sie sah ihn verächtlich an. „Seid ihr alle nur Waschlappen?“, fragte sie.

      „Jedenfalls keine Narren“, erwiderte er.

      Der lange Schwarze war dadurch auf den Baron aufmerksam geworden, und während seine drei Gefährten die Leute am Felsen in Schach hielten, kam er auf den Baron zu. „Wo ist Dr. Rosco?“

      „Dr.


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