Zu neugierige Mörder: 9 Krimis. Karl Plepelits

Zu neugierige Mörder: 9 Krimis - Karl Plepelits


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Die Befreiungsfront wird wiederkommen.“

      „Aha. Und weiter?“, erkundigte sich der Baron so gelassen, als wollte er etwas über den Theaterspielplan der Mailänder Oper wissen.

      „Das mit dem Flugzeug geht ja eindeutig auf Ihre Kappe. Die Befreiungsfront wird Sie dafür zur Rechenschaft ziehen. Sie und Ihre Leute.“

      „Sehr gut. Kurzum, ihr braucht ein paar Dumme, von denen ihr sagen könnt, dass die es gewesen sind. Rosco, Sie sind ein Idiot. Man will Sie, und man wird sich letztlich an Sie halten. Audi wenn Ihnen die beiden dort etwas anderes erzählen, aber daran glauben die schon nicht mehr, wenn sie den Mund aufmachen.“

      Mackenzie übernahm wieder die Initiative. „Quatschen Sie nicht! Stellen Sie sich mit erhobenen Händen an die Wand und halten Sie die Schnauze! Das Ding geht verteufelt schnell los!“

      „Es sind noch fünf Schuss drin“, sagte der Baron. „Kriege werden Sie damit nicht mehr führen können, Mackenzie.“

      „Für euch reicht es. Bauchschüsse werden es wenigstens.“

      „Oh, wie ich dich bewundere, Georgy!“, hauchte Jenny voller Hingabe.

      „Ja“, sagte Nina Rosco nicht ganz so überzeugend, „er ist ein tüchtiger Mann.“

      Mackenzie grinste geschmeichelt. „Los, an die Wand, bevor ich die Nerven verliere, Großfürst!“

      Der Baron wog seine Chancen ab, aber er sah keine. Mackenzie stand günstig, und es war ihm zuzutrauen, dass er kaltblütig auf Home, Dacombe oder Robert schoss, wenn für ihn die Lage brenzlig werden sollte. Wenn es überhaupt eine Möglichkeit geben sollte, dann die einer raschen Flucht. Aber was hätte das den anderen genützt, die sich in der Gewalt Mackenzies befanden? Mackenzie sah aus wie ein Mann, der zu allem entschlossen war, und er wirkte brutal genug, um notfalls auch auf Dolly zu schießen.

      In diesem Augenblick verlor Charles Dacombe die Nerven. „Du kleiner verteufelter Dreckfink!“, schrie er Mackenzie an. „Mitmenschen mit einer Waffe zu bedrohen, die ebenso dran sind wie du! Warte!“

      Und er ging mit einem wütenden Schrei auf Mackenzie los. Zwei Schritte trennten ihn von dem Maschinisten, und für den Baron waren es mindestens fünf. Als Mackenzie seine MP herumriss, sprang auch der Baron vor, um zu verhindern, wozu Mackenzie zweifellos entschlossen war. Doch da krachte schon der Schuss.

      Dacombe wurde in die Schulter getroffen, von der Wucht des Treffers halb um die eigene Achse gewirbelt und zurückgestoßen. Bevor der Baron Mackenzie erreicht hatte, warf sich der Maschinist herum und schoss. Aber er verfehlte den Baron, der sich buchstäblich in letzter Sekunde zur Seite fallen ließ. Als Mackenzie erneut abdrücken wollte, krallte sich Mrs. Macombe in seinen Arm und riss daran.

      „Sie Schuft! Sie schreckliches Tier!“, kreischte die Frau, die sich vorhin noch so klug vorgekommen war. Nun hatte sie ihren Mann als Opfer desjenigen gesehen, dem sie vertraute.

      Mackenzie drückte noch den Einzelschuss ab, aber auch der traf nicht, weil ihn die kreischende Frau aus der Zielrichtung gebracht hatte.

      Dacombe war zusammengesunken, hielt die rechte Hand auf seine verletzte linke Schulter gepresst, und um die Hand färbte sich das Hemd blutig.

      „Bleib liegen!“, keuchte Mackenzie, als sich der Baron aufrichten wollte. „Niemand kommt mir zu nahe! Niemand!“ Dann war er schon mit dem Rücken an der Felswand. „Ihr verdammten Scheißer! Ihr denkt wohl, mit mir könnt ihr es machen, was? Mit mir nicht! Noch sind zwei Schuss drin. Wer will sie im Bauch haben? Wer?“

      Da rief es vom Eingang der Höhle: „Ich, Mackenzie, ich!“

      Le Beau, dachte der Baron. Le Beau, wer sonst?

      Mackenzie wirbelte herum, schoss, aber der Kopf, der am unteren Rand des Höhleneingangs aufgetaucht war, zuckte rechtzeitig weg. Und gleich danach kam der zweite Schuss, denn Mackenzie hatte in der Aufregung den Abzug bis hinten zum Dauerfeuer durchgezogen. Nun hatte er sich verschossen. Es klickte, und das war für den Baron wie ein Signal. Er sprang auf, flog auf Mackenzie zu, und gleichzeitig mit ihm sprang Dolly Willington nach vorn, hob den Arm und schleuderte Mackenzie eine Handvoll Sand ins Gesicht.

      Mackenzie riss die leergeschossene MP wie einen Stock schützend nach oben, aber der Rammer, den der Baron kerzengerade gegen Mackenzies Kinn schickte, wurde davon nicht gebremst. Mackenzie flog zurück und landete auf Jenny, die er mit sich zu Boden riss.

      Auf diesen Augenblick schienen die beiden Schwarzen gewartet zu haben. Sie sprangen mit schrillem Geschrei auf den Höhlenzugang zu, prallten mit Le Beau zusammen, der gerade dort auftauchte, und flogen mit ihm zusammen nach unten auf den Strand.

      Unten aber stand James, der diesem herabstürzenden Trio mit der Gelassenheit eines Schauermannes entgegen blickte, als seien dies drei Säcke, die er gleich weiterverladen müsste.

      Der eine Schwarze fiel ihm direkt vor die Füße. So flink er auch aufstehen wollte, James hatte einen schnellen Schlag, und meist einen, der die Dinge augenblicklich entschied. Mehr als den Ansatz einer Bewegung brachte der Haitirebell nicht mehr fertig, dann raubte ihm James’ Faust für die nächsten Minuten das Bewusstsein. Der zweite Schwarze kam noch auf die Knie, aber da traf es ihn von zwei Seiten. Le Beau jagte ihm die Handkante an den Hals, und James wuchtete ihm eine Gerade an die entgegengesetzte Schläfe. Das hätte jeden in den tiefsten Schlaf geschickt.

      „Schlafe, mein Kindchen, schlaf ein!“, sang Le Beau. Dann wischte er sich den Sand von der Hose und sah James grinsend an. „Ob unser großer Meister dort oben soweit ist?“

      James besah sich die beiden Schwarzen. „Und so etwas will die Welt verändern. Arme, geprügelte Schweine, tun mir sogar leid.“

      Oben rief der Baron: „Alles okay?“

      „Wie immer, Alex“, erwiderte Le Beau. „Wirf uns den lieben kleinen Maschinisten herunter. Wir wickeln ihn ein.“

      Kurz darauf tauchte der Baron oben auf und hatte den gewiss nicht leichten Mackenzie wie etwas Federleichtes am Kragen. „Da habt ihr ihn. Er hat Monsieur Dacombe angeschossen. Nehmt ihn euch an die Brust.“

      Damit ließ er Mackenzie los, der am Felsen herabrutschte und schwer in den Sand plumpste.

      *

      Den Nachmittag über versuchte Le Beau Fische zu fangen. Jenny, von allen revolutionären Ideen geheilt, half Mrs. Dacombe, den verletzten Industriellen zu pflegen. Der Baron hatte vorhin mit Roberts Hilfe das Geschoss aus der Schulter entfernt, aber dabei hatte Dacombe viel Blut verloren. Schwach und bleich lag er im Schatten des Felsens, neben sich die beiden Frauen.

      James hielt Schildwache bei den nunmehr drei Gefangenen, während Nina Rosco sich mit ihrem Mann stritt und ihn beschuldigte, sie in alles hineingezogen zu haben. Archibald Home versuchte indessen, sich eine Angelschnur zu fertigen, und dazu hatte er sich von Jenny und Dolly ein paar Haarsträhnen erbeten, die er zu einer Schnur flechten wollte.

      Der Baron und Dolly befanden sich abermals auf der Hochfläche auf Erkundungsreise. Sie erreichten wieder die Stelle, wo die Kiste mit dem Geld gestanden hatte, und von Robert - den er insgeheim eingeweiht hatte - wusste der Baron, dass es Falschgeld war, sogar ziemlich mieses. Allerdings hätte das nur ein Fachmann gesehen, Ausländer und einfache Leute in Haiti bestimmt nicht.

      „Ich muss Ihnen noch ein Kompliment machen, Doktorin“, sagte der Baron, als sie vor der Kiste kauerten.

      Dolly sah ihn skeptisch an. „Ist das die Einleitung zu etwas anderem?“, wollte sie wissen.

      Er lachte. Dann musterte er sie. Hübsch sah sie aus, klug war sie, Haare hatte sie auf den Zähnen, und Mut besaß sie auch. Mein Gott, dachte er, welch eine Frau!

      Sie gefiel ihm. Und der Wunsch, sie nicht nur anzusehen, wuchs mit jeder Minute. „Was haben Sie gegen mich?“ fragte er. „Sie gefallen mir eben.“

      „Fehle ich noch in Ihrer Sammlung?“, fragte sie spöttisch.

      „Ich lege keine Sammlung an. Sie überschätzen


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