Die Coltschwinger kommen: Extra Western Sammelband 7 Romane. Pete Hackett

Die Coltschwinger kommen: Extra Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett


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ins Schussfeld zu kommen. „Simp, Amigo, das vergesse ich dir nie …“

      „Bedank dich später!“, brummte der. „Schnapp dir lieber dein Schießeisen. Da drüben liegt es. Schätze, wir machen uns besser auf die Socken. Der Platz hier gefällt mir nicht, und die Gesichter, die diese Kerle schneiden, noch weniger. Hast du die Kanone? Well, dann pass auf, bis ich mit den Pferden vor der Tür bin. Das wird ‘ne verflixt heiße Jagd, schätze ich.“

      Er schlüpfte zur Tür hinaus. Chad hielt Bancroft und seine Männer in Schach, bis der Oldtimer mit den Gäulen zur Stelle war. Während dieser Zeit fiel kein Wort. Aber der verzehrende Hass in den Augen des Ranchers und seiner Söhne sprach Bände. Ihre Erstarrung brach erst, als das Wirbeln der Hufe vor der Bodega einsetzte. Fluchend, mit den Colts in den Fäusten, stürmten sie hinaus. Ihre Schüsse blieben wirkungslos. Dichter Staub verhüllte die beiden fliehenden Reiter. Bancroft war der Erste im Sattel.

      Sein wilder Schrei übertönte den Lärm. „Jagt sie! Tausend Dollar für Kelly, tot oder lebendig!“

      10

      Der Sturm heulte wie ein tausendmäuliges Ungeheuer zwischen den Klippen und Felsnadeln. Wie rasend zerrte er an der Kleidung der beiden Reiter, die gekrümmt auf ihren mühsam voranstampfenden Pferden hockten. Dichte Staubwolken brodelten um sie herum. Chad und Old Simp hatten keine andere Wahl, als den Tieren den Weg zu überlassen. Bei diesem Wetter konnte man keine fünf Schritte weit richtig sehen. In der Ferne grollte Donner. Ab und zu drang das matte Gleißen eines Blitzes durch die wild tanzenden Schwaden ringsum. Aber wahrscheinlich würde hier, in den Ausläufern der Sierra, genauso wenig wie in den vorangegangenen Wochen ein Tropfen Regen fallen. Die beiden ungleichen Männer hatten ihre Bandanas, die Halstücher, vor die untere Gesichtshälfte gebunden, um die Atemwege vor dem wirbelnden feinkörnigen Sand zu schützen. Jeder hatte außerdem den Lederriemen seines vom Sturm verbogenen Stetsons unterm Kinn festgezurrt. Das plötzlich entfesselte, tobende Element verschluckte jedes Hufgeräusch, so dass die beiden Reiter lautlosen gespenstischen Schemen glichen.

      Der Oldtimer musste sich zu Kelly hinüberbeugen und laut schreien, um von ihm gehört zu werden. „Bin gespannt, wie Bancroft jemals wieder unsere Fährte finden will! He, was ist los? Warum hältst du?“

      Chad wies auf einen halb von sturmgepeitschten Sträuchern verdeckten Höhleneingang. Sie sprangen ab und zogen die Gäule in den finsteren Schlund. Kein Lüftchen drang herein. Die Tiere schnaubten erleichtert. Simp riss seine verstaubte Bandana herab.

      „Geschafft! Teufel, ich glaubte schon, ich müsste da draußen ersticken. Alles, was ich jetzt brauche, ist ein Schluck …“

      11

      Nach dem Sturm breitete sich dumpfes, bleiernes Schweigen über das zerklüftete Land. Noch immer hingen dichte Wolken des aufgewirbelten Staubes in der nunmehr reglosen stickigen Luft. Die Sonne leuchtete dahinter wie ein blass-roter Lampion. Die düstere dämmrige Atmosphäre passte zu der Stimmung, in der sich Tom Bancroft befand. Er kauerte mit seinen Söhnen unter einer überhängenden Felswand und blickte kaum auf, als Jube Dwyer seinen struppigen Gaul aus dem sich wie in Zeitlupe senkenden grauen Staubvorhand heraus lenkte.

      Jess erhob sich ruckartig. Die Narbe auf seiner linken Wange leuchtete wie ein weißer Farbstrich. „Nun? Habt ihr was gefunden?“

      Dwyer hockte müde zusammengesunken im Sattel. „Nichts! Und wenn du mich fragst, Jess, wir werden auch nie mehr den Schimmer einer Spur von den beiden finden. Dieser verdammte Sturm hat alles zugeweht.“

      „Du kommst allein, Jube. Wo sind die anderen?“

      „Fort.“

      Mit ein paar langen Schritten war Jess bei dem gedrungenen Reiter. Seine Augen glühten. „Was heißt das?“, stieß er wild hervor.

      Dwyer zuckte die Achseln. „Fort eben! Abgehauen! Sie hatten die Nase voll von Mexiko und noch mehr davon, vergeblich hinter Kelly und Old Simp herzuschnüffeln. Sie sagten, sie würden für Rinderarbeit bezahlt und nicht dafür, auf Menschenjagd ihre Skalps zu riskieren.“

      Jess trat einen Schritt zurück. Seine knochige Rechte senkte sich auf den Revolver. Er wurde sich dieser eingefleischten Reaktion selber gar nicht bewusst. Will näherte sich rasch. „Verdammt, Jube, mach keine blöden Witze!“

      Dwyer lachte missmutig. „Sehe ich aus, als sei mir nach Späßen zumute? Die Jungs wollten nicht mehr, basta. Da waren ein paar Kerle, die etwas von ‘nem gewissen El Moreno faselten, der mit seinen Leuten diese Gegend unsicher machen soll. Sie hatten keine Lust, an ihn zu geraten, für dreißig lumpige Dollar im Monat, wie sie sagten. Außerdem war die Rede davon, dass sie vielleicht nicht mal dieses Geld mehr bekommen würden. Jefford ist doch mit dem Herdenerlös auf und davon. Na, ich weiß nicht, wenn das nicht den Ruin der Bancroft-Ranch bedeutet?! Die Jungs meinten, es wäre höchste Zeit, sich anderswo nach ‘nem neuen Job umzusehen.“

      „Elende Verräter!“, knirschte Will. „Da soll mir ja keiner mehr unter die Augen kommen!“

      Jess starrte Dwyer aus zusammengekniffenen Augen an. „Warum hast du nicht versucht, sie aufzuhalten?“

      „Du bist gut! Wie denn, he? Mit dem Schießeisen in der Faust? Damit einer auf die Idee kommt, mir von hinten ‘ne Kugel zu servieren? Bin ich der Boss? Zum Teufel, nimm die Pfote von der Kugelspritze, Mann! Ich kann‘s auch nicht ändern, dass die Jagd so ausgeht.“

      Der hagere Rancher hatte Dwyer leer und abwesend angestarrt. Jetzt richtete er sich hölzern auf. „Es kann keine Rede davon sein, dass wir aufgeben. Wir suchen weiter. Wir reiten erst auf die Ranch zurück, wenn Chad für Larrys Tod bezahlt hat. Los, packt die Sachen zusammen! Wir brechen auf!“

      Dwyer schüttelte den Kopf. „Wohin denn? Wir haben nicht den geringsten Anhaltspunkt! Das ist doch verrückt!“

      Ein Schimmer des alten stählernen Glanzes lebte in Bancrofts Augen auf. Er blickte Dwyer scharf an. „Hier gebe noch immer ich die Befehle. Ich habe geschworen, dass wir Chad zur Strecke bringen werden, und wenn es Wochen und Monate dauert!“

      „Ohne mich!“, brummte der gedrungene Cowboy. „Jess, Will, zum Geier, steht nicht da und glotzt mich so an! Sagt ihm, dass es verrückt ist, was er da vorhat! Sagt ihm …“

      „Du irrst dich, Jube“, schnitt Jess ihm kalt das Wort ab. „Wir sind einer Meinung mit Dad. Wir werden nicht ruhen, bis wir Larrys Mörder gestellt und an einen Ast geknüpft haben.“

      „Aber das ist doch … Ach, zum Teufel, macht, was ihr wollt. Harvey, Skinner und die anderen hatten recht. Ich hätte gleich mit ihnen verschwinden sollen. Bis ihr endlich zur Vernunft kommt und euch auf den Heimweg macht, ist es ja doch zu spät. Dann wird auch das letzte Rind von eurer Weide gewandert sein. Dann könnt ihr noch von Glück sagen, wenn herumzigeunernde Strolche eure Ranch nicht bis auf die Grundmauern niedergebrannt haben. Was sollte dann unsereins noch bei euch verloren haben? In der Gegend um Silver City wird man bald vergessen haben, dass die Bancroft-Ranch mal zu den großen Ranches in New Mexico zählte. Well, anderswo gibt‘s auch ‘nen Job …“

      Er wollte seinen Braunen wenden. Da zog Jess blitzschnell den Revolver. „Nicht so voreilig, Jube! Noch sind wir nicht soweit, dass wir ohne einen Cent in der Tasche auf der Straße stehen. Noch sitzt Jefford mit den vierzigtausend Bucks nicht im Trockenen. Und noch lassen wir uns von einem so miesen, hergelaufenen Kuhtreiber, wie du einer bist, auf diese Tour nicht abblitzen!“

      „Will“, keuchte Dwyer, „wir waren immer gute Freunde! Bring ihn zur Vernunft, Will! Du weißt, dass ich …“

      Achselzuckend wandte sich der junge blonde Mann ab und ging zu den Pferden. Jess grinste wölfisch. „Ehrlichkeit zahlt sich manchmal nicht aus, was, Jube? Du hättest wirklich nicht zurückkommen und uns Bescheid sagen sollen.“

      „Jess, um Himmels willen, ich …“

      „Zieh, du feiger Hund!“ Jess Miene war plötzlich eine wilde, hassverzerrte


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