Europa - Tragödie eines Mondes. Uwe Roth

Europa - Tragödie eines Mondes - Uwe Roth


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      „Was bedeuten diese Signale, Zeru, wissen Sie es?“

      Jirum redete sehr begeistert von dem, was die Wissenschaftlerin tat.

      „Wir haben seltsame Geräusche isolieren können. Wir wissen aber nicht genau woher sie stammen, noch weniger wissen wir, was sie bedeuten könnten. Was wir mit Gewissheit wissen, ist, dass sie aus dieser Anomalie kommen. Wir nehmen an, dass erst diese Anomalie das Durchdringen dieser Signale ermöglicht hat.“

      „Sie meinen den Ort, von dem die Befallskatastrophe ausging?“

      „Ja, genau das meine ich“, bestätigte Zeru und führte ihre Antwort weiter aus, „irgendetwas Intelligentes ist dort oben und ich lasse mir das nicht von irgendwelchen Gremien ausreden.“

      Jirum dachte da etwas anders. Er war mit den alten Prinzipien seiner Welt erzogen worden, die keinerlei Freiraum für irgendwelche Spekulationen über die Existenz anderen Lebens außerhalb ihres unmittelbaren Lebensraumes zuließen. Er nahm diese Erziehung immer so hin, wie sie eben war und kümmerte sich nie darum, ob das stimmte oder nicht. Wenn sie dort oben etwas entdeckten, was nicht seiner Erziehung entsprach, dann war es eben so und wenn sie nichts entdecken würden, auch gut. Er nahm an dieser Mission nur teil, weil er gut bezahlt wurde und weil er solche Expeditionen mochte. Aber, wenn er richtig darüber nachdachte, was er eigentlich nie getan hatte, dann wäre es erstaunlich, dort oben etwas Anderes anzutreffen, als das, was sie bis jetzt kannten.

      „Und Sie sind der Meinung, dass diese Signale von Lebewesen stammen könnten, die dort oben wohnen?“ Zeru überlegte, was sie ihm antworten sollte. Sollte sie frei heraus reden, so wie sie dachte oder sollte sie etwas vorsichtiger sein, mit dem was sie dem Geologen sagte. Auch wenn nun sogar der Präsident in Erwägung zog, dass dort oben etwas existierte, was allgemein als unmöglich galt, wollte sie in ihren Äußerungen doch zurückhaltend sein.

      „Ob es sich nun wirklich um lebendige Lebewesen handelt, kann ich nicht sagen. Immerhin haben wir aber Signale aufgefangen, die nur von intelligenten Wesen gesendet sein können, da es sich um Funksignale handelt.“ Sie war langsam genervt von dieser aufdringlichen Fragerei.

      Captain Tarom unterbrach zum Glück dieses Gespräch, um Zeru dem Biologen der Mission vorzustellen. Einem dicklichen, kleinen, untersetzten Maborier. Seine dicken, mit laschen Schwimmhäuten besetzten, Hände ließen Zeru zögern, ihn zu grüßen.

      „Das ist Waru, unser Biologe und Arzt.“

      Nachdem Waru vom Captain vorgestellt wurde, ergriff Zeru dennoch seine Flossenhand und grüßte ihn.

      „Tja und der fünfte im Bunde scheinen Sie zu sein, Shatu“, hieß der Captain den vom Präsidenten gesandten Maborier willkommen.

      „Ja, so ist es. Ich bin Regierungsvertreter und werde Sie als Berater begleiten, so wie es der Präsident verlangt hat.“

      Zeru war geschockt. Ein Vertreter der Regierung, dachte sie. Das hat ihr gerade noch gefehlt. Erst dieser Jirum, der das ganze Problem der Einzigartigkeit ihrer Welt wohl nicht so ernst nahm, aber immerhin, und nun noch dieser Regierungsbeauftragte.

      Shatu war ein gutaussehender, junger Maborier. Seine grünen Augen schienen Zeru zu durchdringen. Zeru reichte auch ihm die Hand zur Begrüßung. Shatu erwiderte ihre Freundlichkeit mit einem Lächeln. Er wurde durch den Präsidenten über die junge Wissenschaftlerin ausgiebig unterrichtet. Demnach selektierten sie und die anderen Wissenschaftler des Forschungszentrums Signale von der oberen Hemisphäre, was er sehr besorgniserregend empfand. Auch wenn er davon überzeugt war, dass dort oben kein Leben existieren konnte, so würde er seinen vom Präsidenten auferlegten Auftrag ausführen. Aber er fand, dass diese Zeru in seinen Augen nicht sonderlich bedrohlich wirkte, eher naiv. Auch wenn ihre Erkenntnisse den Gremien, die er vertrat, nicht zusagten, wagte er doch zu behaupten, dass Zeru sehr überzeugt von ihren Forschungsergebnissen war.

      „Ich begrüße Sie, werte Zeru.“ Sein charmantes Lächeln würde Zeru nicht darüber hinwegtäuschen, dass er von der Regierung geschickt wurde, um in ihre Forschungen einzugreifen, wenn es ihm beliebte. Aber das würde sie zu verhindern wissen. Sie würde erst mal mitspielen, ihren Forschungen nachgehen und reagieren, wenn er einzugreifen gedachte.

      „Ich grüße Sie auch“, erwiderte sie seinen Gruß, ohne ihn anzusehen. Sie würde ihn einfach ignorieren, dachte sie. Nachdem sich Zeru von Shatu abgewandt hatte, stellte der Captain die Mannschaft weiter vor.

      „Der, der schon weggeschwommen ist, war unser Mechaniker Kakom“, sagte der Captain, und wies mit dem Arm zur Luke, durch die der Mechaniker vor kurzem geschwommen war.

      „So, nun kennen Sie alle Mitglieder unserer Mission. Erlauben Sie mir nun, Sie alle zu unserem Aufstiegsschiff zu begleiten.“

      Die fast komplette Mannschaft schwamm nun durch mehrere Gänge, die unterirdisch in einen großen Hangar führten. In der Mitte befand sich ein etwa 30 Meter langes und 5 Meter hohes Aufstiegsschiff. Vorne lief es zu einer nach unten gebogenen Spitze zusammen. An den Seiten befanden sich kleine Aufwölbungen. Hinter diesen Aufwölbungen verbargen sich die Verschlusskappen der ausfahrbaren Greifarme. Vier Stück gab es davon. Zwei vorne, zwei hinten. Das gesamte Fahrzeug bedeckte eine blau schimmernde Legierung, durch die das gesamte Außenschiff beheizt werden konnte. So wollte man dem schnell voranschreitenden Einfrieren begegnen. Dies war eine besondere Entwicklung, an der auch Kakom mitgearbeitet hatte. Das Schiff befand sich etwa 5 Meter oberhalb des Bodens auf einer Rampe. Längsseits dieser Rampe befanden sich mehrere Überwachungscontainer, in denen sich das Überwachungspersonal aufhielt. Mehrere Meter oberhalb des Aufstiegsschiffes, an der Hangardecke, befand sich eine Luke, die etwas größer als der Apparat war. Durch die würde das Schiff in ein paar Stunden nach draußen gelangen, um seine Mission zu beginnen. In den oberen Ecken des Hangars befanden sich auf jeder Seite zwei gigantische Strahler, die ihr gelbes Licht direkt auf das Schiff schickten.

      Als sich Zeru zu dieser Mission gemeldet hatte, hatte sie zwar Pläne des Schiffes gesehen. Dass es aber so groß sein würde, hatte sie nicht geahnt. Es übertraf alles was sie bis dahin gesehen hatte. Am Heck des Schiffes wurden gerade noch die letzten Kisten mit Verpflegung und wissenschaftlichen Materialien verladen. Die sechs Expeditionsteilnehmer bewegten sich nun auf die Rampe zu. Dort schwammen mehrere Mitarbeiter des Bodenpersonals hin und her. Zeru bewunderte die rege Betriebsamkeit des Personals. Jeder von ihnen hatte offensichtlich etwas Wichtiges zu tun. Und das alles nur, um ihr diese Reise zu ermöglichen.

      „Ich begrüße Sie und Ihre Mannschaft, Captain Tarom.“ Ein grün schimmernder Schwimmer drehte sich den Ankömmlingen entgegen.

      „Ich darf Sie auf Ihre Plätze begleiten.“ Der Mitarbeiter des Bodenpersonals gab ein Zeichen, ihm zu folgen. Zeru und die anderen Folgten ihm ins Schiff. Ein schmaler Gang führte sie ins Innere des Schiffes. An den Seiten befanden sich mehrere Luken, hinter denen sich zu einer Seite die Mannschaftsquartiere und auf der anderen Seite die einzelnen Labore befanden. Kommunikatoren sowie Alarmmelder schmückten die Seiten der Luken. Beleuchtet wurde der Gang von der Decke. An dieser Decke des Korridors zogen sich links und rechts in den Ecken mehrere Rohrleitungen mit den unterschiedlichsten Flüssigkeiten für den Druckausgleich und andere Versorgungselementen entlang. Die Luke zur Kommandozentrale befand sich am Ende des Ganges. Zeru schwamm als Dritte in den großen Raum. Vorn fielen gleich die großen Fenster auf. Wie zwei große Augen nahmen die zwei Fenster fast die gesamte Vorderfront der Kommandozentrale ein. Lediglich in der Mitte durchzog ein schmaler Streifen von oben nach unten mit verschiedensten Instrumenten und Anzeigen die Vorderfront. An der rechten, bzw. linken Seite des Kommandoraumes strahlte grün schimmerndes Licht durch jeweils ein Fenster. Unterhalb der vorderen Fenster befand sich die Steuerkonsole, vor der der Kapitän und der Steuermann sitzen würden. Hinter ihnen reihten sich die Sitze der anderen Mitglieder ein. An den Wänden des Raumes befanden sich diverse Computer, Analyseaggregate und andere Instrumente.

      „So, dies ist also die Kommandozentrale“, begann der Chef des Bodenpersonals. Alle sechs Besatzungsmitglieder sahen sich in dem großen Raum um. Jeder von ihnen begab sich an die Konsole, die für seinen Arbeitsbereich zuständig war.

      „Na, dann können wir ja starten.“ Voller Enthusiasmus


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