Mord-Art. Sigrid Drübbisch

Mord-Art - Sigrid Drübbisch


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verließen gemeinsam mit Rolf Sahner den Raum.

      „Tschüss, Leute, viel Erfolg“, rief Rolf in die Runde. Die Staatsanwältin und der Pressemann winkten kurz.

      Klaus Pfeffer und Karin Bock machten sich auf den Weg nach Witten-Herbede, um sich in dem Kunstgroßhandel ein wenig umzuschauen.

      11. Vernissage

      – Föhr, Nieblum; Donnerstag –

      Die beiden Freundinnen schlenderten nach dem Essen von der Kurklinik zu Karlas Apartment zurück. Gemütlich fuhren sie in Karlas Bus nach Nieblum und parkten neben der Feuerwehr.

      Das Ostergeschäft lief auf vollen Touren. Viele Touristen tummelten sich in dem kleinen Ort. Die Stimmung war entspannt und ohne Hektik. Die Insel strahlte dies mit dem ihr eigenen Flair aus. Inge und Karla schlenderten von einem Geschäft zum anderen, spähten hier und dort in die Auslagen.

      Karla entdeckte eine große Tasse, auf der in blauer Schrift Friesenpott stand. Auf der Rückseite dick ihr Name: Karla!

      „Guck mal, Inge! Hier ist auch eine mit deinem Namen.“

      Auf dem Boden der Tasse las sie das Wort Ebbe und am oberen Rand Flut.

      „Das wird meine Bürotasse“, freute sie sich und ging zur Kasse.

      Inge schnappte sich ihre Namenstasse und stelle sich auch in die Schlange.

      „Jetzt essen wir eine leckere Friesenwaffel“, schlug Karla vor.

      „Ja, sicher“, Inge schüttelte den Kopf.

      „Ich habe schon wieder Hunger. Das Essen in der Klinik war zwar lecker, aber auch nicht zu viel.“

      „Du meine Güte, Karla. Wo du das alles lässt. Ich muss das morgen mühselig abtrainieren.“

      „Ach, hör auf. Stell dich nicht so an, was ist schon ein kleines Wäffelchen? Die atmen wir doch ein. Du kannst es dir allemal leisten mit deiner Figur.“

      Beide hakten sich ein und schlenderten zur Föhrer Teestube.

      Im antiken Ambiente setzten sie sich an einen Tisch am Fenster. Der Raum war schon österlich geschmückt und strahlte eine heimelige Atmosphäre aus. Tulpen und Narzissen auf den rustikalen Holztischen zauberten Frühlingsgefühle.

      „Nehmen wir beide die Friesenwaffel mit einem Cappuccino?“

      Inge bestätigte Karlas Frage mit einem kurzen Nicken. „Ja, sicher. Was sonst?“

      Schon stand die Bedienung am Tisch und nahm die Wünsche der Frauen auf.

      Inge und Karla plauderten über alte Zeiten.

      „Mensch, Karla, weißt du noch? Wir beide auf dem Abiball. Schillergymnasium in Witten.“

      „Mein Gott, sahen wir gut aus. Du im roten und ich im nachtblauen Abendkleid. Als wir auf der Bühne unser Zeugnis abholen mussten, bin ich vor lauter Aufregung mit meinen Stöckelschuhen fast auf die Nase geflogen.“

      „Oh ja, ich hatte auch meine Probleme auf den hochhackigen Pumps. Und beide hatten wir tolle Typen dabei.“

      „Genau, du deinen Horst und ich den ach so schönen Manni.“

      „Und die Eltern von den beiden …“

      „Die Mutter von Horst mit der extravaganten Hochsteckfrisur glich dem Turmbau zu Babel.“

      „Und Mannis Vater hat vermutlich seinen Hochzeitsanzug wieder ausgegraben. Er sah aus wie reingeschossen.“

      „Unsere Eltern sahen allerdings klasse aus. Und sie waren so stolz! Und dann noch die unvergessliche, rauschende Ballnacht, die bis zum späten Nachmittag des nächsten Tages dauerte. Wir haben es aber auch richtig krachen lassen! Die Erinnerung nimmt uns keiner mehr.“

      Karla ergriff Inges Hand. „Nun sitzen wir beiden alten Schachteln hier und genießen das Leben.“

      „Quatsch! Alte Schachteln. Das Leben geht jetzt erst mal richtig los. Mit fünfzig hat man Zeitwende.“ Das war das Stichwort. Inge schaute auf die Uhr. „Die Vernissage beginnt gleich. Zahlen wir?“

      Karla gab der Bedienung ein Zeichen und auf ging es zum Dörpshus.

      Karla und Inge betraten das Erdgeschoss. Dort hing das erste großformatige Bild. Ein Schildchen wies darauf hin, dass es ein Werk von Lena Beck war. Daneben wurde eine Arbeit von Violetta Fey präsentiert. Ein feiner Scherenschnitt auf dunklem Grund. Karla und Inge schauten nach oben. Sie sahen, dass ein Stockwerk höher schon viele Gäste versammelt waren. Dort fand die Vernissage statt. Noch beeindruckt von den ersten Kunstwerken stiegen sie langsam die steile Treppe empor. Eine nette junge Dame empfing sie und reichte ihnen ein Glas Sekt. Die Gäste wandelten von einem Bild zum anderen. Die beiden Künstlerinnen Violetta Fey und Lena Beck standen mit einigen Besuchern zusammen und unterhielten sich angeregt. Karla und Inge schauten sich in Ruhe die Kunstwerke an und ließen sie auf sich wirken.

      „Guten Tag“, wurden sie von den beiden begrüßt.

      Inge und Karla stellten sich vor und erzählten, dass sie aus Bochum und Witten waren. Violetta und Lena hatten sichtlich Spaß und plauderten mit Karla und Inge über die Kunst.

      Unterbrochen wurden sie von der Museumsleiterin Svenje Laarsen, die um Aufmerksamkeit bat. Sie begrüßte die Besucher, führte in das Werk der Künstlerinnen ein, wies auf die sehenswerte Gemeinschaftsausstellung im Museum hin und lud zur Veranstaltung am Ostersonntag zum Plaudern und zum Sektempfang ein.

      Inge und Karla staunten über die Leckereien, die zwei Damen hereintrugen.

      „Oh, jetzt noch Häppchen auf die Friesenwaffel! Das grenzt doch an Völlerei“, stöhnte Inge.

      „Ist aber lecker“, lachte Karla. Schwupps! Schon hatte sie ein Brot mit Lachs und Salat in der Hand. Betont langsam und genüsslich biss sie hinein.

      „Mein Gott! Was kannst du alles verdrücken?“

      „Das war doch nur ein Happeschen.“ Danach legte Karla schnell noch ein zweites nach. Und schon hatte sich Inge auch ein Stückchen von dem herrlichen Fingerfood genehmigt.

      Violetta gesellte sich zu ihnen.

      „Es ist so schön, dass Sie auch aus dem Ruhrgebiet kommen.“

      „Jetzt mal nicht so förmlich! Ich heiße Karla und das ist Inge.“

      „Okay, duzen wir uns! Violetta und Lena“, schlug Violetta vor.

      „Die Namen von euch beiden haben wir uns schon gemerkt. Ihr seid ja schon Berühmtheiten.“

      Violetta lachte und Lena kam hinzu, weil sie ihren Namen gehört hatte und mehr über Karla und Inge wissen wollte. Dann lenkten sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Kunst.

      „Eine tolle Ausstellung habt ihr hier. Am Sonntag kommen wir auf jeden Fall ins Museum, um eure anderen Arbeiten zu sehen.“

      Karla hatte schon vom Sekt und vor Aufregung einen roten Kopf. Sie erzählte, dass sie auch öfter mal zu Pinsel und Farbe greife und sich immer wieder freue, wenn sie etwas Neues lerne.

      Lena wollte wissen, ob Karla Malutensilien dabeihatte.

      „Klar, ich habe mein gesamtes Atelier dabei.“

      „Wie findet ihr die Idee, wenn wir morgen mal zusammen malen? Wir bringen einiges mit und dann legen wir los. Wenn ihr Fragen habt, können wir euch gern einiges zu Techniken und Farbgestaltung sagen.“

      Karla war völlig aus dem Häuschen und Inge schaltete sich ein. „Ich komme mit, wenn es euch recht ist. Morgen ist Karfreitag. Nachmittags haben wir therapiefrei.“

      „Ja, habt ihr denn überhaupt Zeit? Müsst ihr nicht hier und im Museum anwesend sein?“, wollte Karla wissen.

      „Klar, wir sind an beiden Orten die meiste Zeit vertreten. Aber einen Nachmittag malen, das geht immer.“

      „Okay,


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