Mord-Art. Sigrid Drübbisch

Mord-Art - Sigrid Drübbisch


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ausliegenden Visitenkarten der beiden ein.

      „Wir sind pünktlich da“, versprachen die Künstlerinnen. „Jetzt müssen wir uns noch den anderen Gästen widmen. Schaut euch um und lasst es euch schmecken.“

      Lena und Violetta hakten sich unter und stürzten sich in das Getümmel.

      Der Raum füllte sich immer mehr und Karla und Inge sahen, dass rote Punkte geklebt wurden. Karla flüsterte Inge zu: „Die beiden gefallen mir. Sympathische junge Frauen mit großem künstlerischem Talent.“

      Inge und Karla tranken noch einen Schluck Sekt und stolzierten von Bild zu Bild. Sie diskutierten über Techniken, Farbgebung, Pinselführung, verzehrten zwischendurch immer mal wieder ein Schnittchen und merkten nicht, wie die Zeit verging.

      Karla wandte sich an Inge: „Ich glaube, wir fahren mal langsam zurück. Was meinst du?“

      „Ist mir recht! Morgen früh habe ich um sieben Uhr Blutabnahme und einen Termin bei der Chefärztin. Sekt sollte ich jetzt auf keinen Fall mehr trinken.“

      „Och, das merkt doch keiner“, grinste Karla.

      Inge stellte ihr Glas auf das Tablett und beide winkten den Künstlerinnen zu.

      Lena rief: „Es bleibt dabei, morgen um drei Uhr bei Karla in Utersum.“

      Freudig verließen Karla und Inge die Lokalität. Auf dem Weg zum Auto sahen sie zwei fein gekleidete Herren. Der eine trug einen schwarzen Anzug und hatte eine schwarze Kappe auf dem Kopf. Der andere stolzierte neben ihm im silbergrauen Nadelstreifenanzug. Er hatte dichte graue Haare, trug eine auffällige schwarze Hornbrille und hielt einen silbernen Stock mit Knauf in der Hand.

      Inge drehte sich noch mal um: „Sag mal, was waren das für Typen? Gibt es heute Abend eine Theatervorführung, oder aus welchem Film sind die entsprungen?“

      Karla schüttelte den Kopf.

      „Leute gibt es, da kannse nur stauen! Sach bloß, die wollen zur Ausstellung. Da werden sich die beiden Künstlerinnen aber freuen ...“

      Lachend überquerten sie die Hauptstraße von Nieblum und liefen zum Parkplatz an der Feuerwache.

      Neben Karlas Bus stand ein Polizeiauto, in dem zwei Beamte saßen.

      „Hallo Karla.“

      Sie zuckte zusammen und schaute in Piets strahlendes Gesicht.

      „Moin. Was machst du denn hier? Ermittelst du schon wieder?“

      „Nee, keine Sorge. Ich war mit Inge bei der Vernissage im ­Dörpshus“, konterte Karla

      „Das klingt gut. Die Frau Kommissarin außer Dienst. Meinst du, dass das so bleibt?“

      „Wenn du hier auf der Insel alles im Griff hast ... Sicher.“

      Während Piet mit Karla sprach, schaute er Inge immer wieder verstohlen an. Karla nahm die Aufregung des Kommissars wahr und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen..

      „Darf ich vorstellen, das ist meine Freundin Inge Bergheim aus Witten.“

      „Angenehm, Piet Dirksen. Meine Kollegin Adriane Holthusen.“

      „Hallo.“ Karla und Inge beugten sich leicht hinunter und begrüßten Piets Kollegin.

      „Karla Lang. Ich bin auch eine Kollegin, Mordkommission Bochum.“

      „Das ist ja spannend. Wir sehen uns sicherlich noch mal auf der Insel bei einem Kaffee?“

      „Da gehe ich von aus“, antwortete Karla.

      Auch Adriane Holthusen hatte die Reaktion von Piet mitbekommen und schaute ihren Kollegen belustigt an.

      „Sag mal, habt ihr etwa getrunken? Ihr grinst mich so an. Soll ich einen Alkoholtest machen und euch pusten lassen?“

      „Wo denkst du hin, nur ein büschen Sekt. Wir sehen uns.“ Karla setzte eine Unschuldsmiene auf.

      „Das will ich hoffen.“ Piet warf noch einen schnellen Blick auf Inge.

      Karla und Inge winkten den beiden Inselpolizisten zu und liefen zum Bus.

      „Sag mal, Inge? Hast du gemerkt, wie Piet dich immer wieder angesehen hat?“

      „Hat er das?“ Inge verzog verschmitzt die Lippen und errötete leicht.

      „Na, Inge, hat es etwa gefunkt?“

      „Das bekommen wir hin!“

      12. Flyer

      – Witten-Herbede; Donnerstag –

      Klaus und Karin verließen die A 43 an der Abfahrt Witten-Herbede. Die Fahrt vom Präsidium lief geschmeidig. Kurz vor Mittag gab es weniger Verkehr. Zu den Feierabendzeiten oder am Morgen sah das anders aus. Das Navi führte sie flott zur Firma Dröse. Zielsicher fuhr Klaus auf den Parkplatz und stellte den Wagen direkt neben dem Hauptportal ab.

      Die Automatiktüren öffneten sich. Die Mitarbeiter an der Info begrüßten sie freundlich, die Kommissare grüßten zurück. Als Kripobeamte stellten sie sich jedoch nicht vor.

      „Kann ich Ihnen helfen?“

      Karin zeigte auf ihrem Handy ein Foto von der Farbtube und dem Stahlseil.

      „Die Acrylfarbe und die Stahlseile finden Sie, wenn Sie in dieser Richtung weitergehen.“ Karin und Klaus bedankten sich.

      „Du meine Güte, was ist das für ein toller Laden. Ich sehe Karla vor mir, wie ihr Herz aufgeht, wenn sie hier ihre Malutensilien besorgt.“

      Klaus Pfeffer schaute sich staunend um. „Und wie viel Kohle sie hierlässt. Dirk wird begeistert sein.“

      Karin lief von Regal zu Regal und entdeckte die Künstlerfarbe mit dem Namen Fixus.

      „Ja, schau mal“, freute sie sich. „Unser Näschen ist auf der richtigen Fährte. Vielleicht finden wir hier einen Zusammenhang zur Tat.“

      „Kollegin, das ist erst der Anfang. Ich denke, dass wir hier noch mehr erfahren können. Lass uns mal ein wenig durch den Laden bummeln.“

      Ziemlich überraschend sprach Klaus Karin an: „Jetzt erzähl ma. Was ist mit dir und Lotter los? Bist du enttäuscht, dass Rolf ihn als Urlaubsvertretung für Uwe eingesetzt hat?“

      „Ach, weißt du, ich mühe mich seit Jahren ab. Ich denke, dass ich gute Arbeit mache. Jedes Mal wird mir Lotter vor die Nase gesetzt. Nur weil ich eine Frau bin, oder was?“

      „Quatsch! Rolf weiß doch, was du leisten kannst. Im Grunde genommen ist das doch nur eine Formsache. In der Besoldungsgruppe unterscheidet ihr euch nicht und seid ansonsten völlig gleichgestellt. Es ist doch alles gut. Würden wir beide sonst jetzt gemeinsam unterwegs sein? Eigentlich müsste es doch Lotter sein, mit dem ich jetzt als Leiter der MK gemeinsam ermittele. Oder? Aber Rolf hat die Aufgaben anders eingeteilt. Das hat doch seinen Grund. Lass mal stecken, Rolf macht das schon gut und er weiß genau, auf wen er sich besonders verlassen kann.“

      „Da hast du recht. Also lass uns unsere Arbeit erledigen.“

      „Richtig, Karin, denn dafür werden wir bezahlt.“ Klaus nahm seine Kollegin freundschaftlich in den Arm. „Und hör auf mit dem Rumgezicke! Damit machst du dir keine Freunde.“

      „Stimmt, ich werde mich besser im Zaum halten. Nur wenn ich Lotter sehe, könnte ich oft platzen. Sobald er dann auch noch eine seiner dummen Bemerkungen macht, ist es mit meiner Fassung meistens vorbei.“

      „Karin, lass es sein! Lotter hat auch seine Qualitäten.“

      „Ich sehe sie zwar nicht, aber ist ja schon gut.“

      Die beiden Hauptkommissare liefen an den Kassen vorbei, direkt


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