Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band. Alfred Bekker
dabei.
Milo zog die SIG.
"Wussten Sie, dass ein abgerichteter Kampfhund vor Gericht als Waffe eingestuft werden kann? Bewaffneter Angriff auf Polizisten ist ein schwerwiegendes Verbrechen!"
Johnson lief rot an.
Eine Sekunde lang schien er zu überlegen, dem Tier den entscheidenden Befehl zu geben.
Aber zum Glück blieb er ruhig und sah ein, dass er keine Chance hatte.
Er ließ sich in den Sessel zurückfallen.
"Vielleicht können wir ja jetzt ein vernünftigeres Gespräch führen", sagte ich. "Sagen Sie uns, wo sich Jacky Tasso aufhält..."
"Der würde mich umbringen!"
"...und zweitens, was Sie über das Videoband wissen. "
"Das ist Erpressung!"
"Wir wollen die Wahrheit, sonst nichts."
Johnson lachte heiser auf, verschränkte die Arme vor der Brust.
"Zur ersten Frage: Jacky Tasso ist jemand, der gewissermaßen keinen festen Wohnsitz hat, weil der unter der fixen Idee leidet, dass ihm jemand an die Gurgel will!"
"Das wissen wir."
"Ich kenne noch nicht einmal alle seine Nester..."
Milo und ich wechselten einen kurzen Blick.
"Lochen wir ihn ein", meinte Milo. "Der denkt gar nicht dran, mit uns zu reden!"
In diesem Moment schrillte mein Handy.
Ich griff zum Apparat.
Auf der anderen Seite der Verbindung meldete sich Mister McKee. In knappen Worten fasste er zusammen, was inzwischen im !VENGA! geschehen war. "Ruiz ist tot und wurde vorher furchtbar gefoltert", sagte unser Chef. "Und Jacky Tasso war dabei! Das bestätigen Zeugenaussagen, nach denen er mit ein paar Gorillas in den Club vorgedrungen ist."
"Das bedeutet verstärkte Fahndung nach Tasso!", schloss ich.
"So ist es, Jesse."
"Genau das machen wir gerade!"
Ich unterbrach die Verbindung, steckte das Gerät wieder ein. "Jacky Tasso und seine Meute hat sich im !VENGA! eine wilde Schießerei geliefert und Mister Ruiz umgebracht", stellte ich fest. "Wenn Sie jetzt nichts sagen, hängen Sie mit drin..."
Johnson grinste.
"Okay", sagte er. "Ich gebe Ihnen ein paar Adressen, wo Jacky häufiger anzutreffen ist. Aber eine Garantie auf Vollständigkeit gibt es nicht."
12
Dale Johnson stand am Fenster, blickte zur Straße hinaus.
Er beobachtete die beiden G-men, wie sie in den Sportwagen stiegen, der am Straßenrand abgestellt worden war.
Jacky Tasso auf der Flucht!, ging es ihm durch den Kopf.
Das war eine Gelegenheit, wie man sie sich nicht entgehen lassen durfte. Vielleicht habe ich ja Glück und die Cops sorgen dafür, dass ich Jacky endlich loswerde und seine Geschäfte übernehmen kann...
Ein stilles, kaltes Lächeln erschien in seinem Gesicht.
Er nahm den drahtlosen Telefonhörer in die Hand, tippte eine Nummer ein.
Den G-men hatte er Jacky Tassos Unterschlupf-Adressen als Köder vor die Füße geworfen und sie hatten angebissen.
Das würde sie eine Weile beschäftigen.
In der Zwischenzeit konnte Johnson vielleicht ein anderes Problem lösen...
"Ron? Hier ist Dale Johnson. Du musst mir helfen. Eine gewisse Isabel Norales muss so schnell wie möglich aus dem Verkehr gezogen werden... Nein, ich kann das nicht selbst erledigen, weil ich nicht weiß, ob ich beschattet werde. Außerdem muss es schnell gehen. Ich gebe dir die Adresse durch. Wahrscheinlich ist sie jetzt zu Hause."
13
Unmittelbar nachdem wir das Haus in Riverdale verlassen hatten und in unserem Sportwagen saßen, meldeten wir uns telefonisch bei Mister McKee im Field Office. Unser Chef ordnete im Zuge der Fahndung nach Jacky Tasso auch eine Observation von Dale Johnson an. Schließlich war nicht auszuschließen, dass er mit seinem Boss Kontakt aufzunehmen versuchte.
"Die Telefonüberwachung muss erst noch genehmigt werden. Aber spätestens in zwei Stunden ist das durch", berichtete uns der Chef des FBI Field Office New York im Rang eines Special Agent in Charge.
Unsere Kollegen waren schon unterwegs, um sich auf die Lauer zu legen.
Clive Caravaggio war inzwischen ins St. James Hospial gebracht worden. Glücklicherweise schwebte er nicht in Lebensgefahr.
Insgesamt fünf Adressen hatte uns Dale Johnson gegeben.
Wir gaben sie an Mister McKee durch, damit ein koordinierter Einsatz erfolgen konnte.
Wenig später schon wurden wir zum Gonzales Building in Spanish Harlem beordert.
Unsere Innendienstler Sid Maddox und Max Carter waren die Sache systematisch angegangen.
Tasso und seine Meute war vermutlich per U-Bahn entkommen.
Also hatten Adressen Priorität, die sich in unmittelbarer Nähe von Subway-Stations befanden.
Nach der Schießerei, die sich die Tasso-Meute sowohl mit Ruiz' Leuten, als auch mit unseren Kollegen geliefert hatte, gab es unter ihnen möglicherweise Verletzte. Davon abgesehen, war ihre Kleidung vielleicht mit Blut besudelt.
Insbesondere Ruiz war, den Berichten unserer Kollegen nach, schrecklich zugerichtet worden. Dass das Outfit der Täter dabei völlig sauber geblieben war, konnte man kaum annehmen.
Das alles sprach dafür, dass Tasso und seine Leute den kürzest möglichen Weg genommen hatten.
Daher bekam der Einsatz am Gonzales-Building in Spanish Harlem, wo Tasso offenbar eines seiner Unterschlupf-Nester besaß, die höchste Priorität. Dieses Gebäude besaß nämlich sogar eine eigene Subway-Station.
Zu den anderen Adressen wurden ebenfalls Kräfte von FBI und City Police geschickt, allerdings mit der Order, zunächst einmal nur zu beobachten.
Mit seinen 20 Stockwerken war das Gonzales-Building für New Yorker Verhältnisse nicht einmal besonders groß. In der unteren Hälfte befanden sich Passagen mit Geschäften.
Wer lateinamerikanische Küche