Der komplette Projektmanager. Roel Wessels

Der komplette Projektmanager - Roel Wessels


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voller Plackerei und Stress Feedback von einem Erfahrungträger darüber, wie die Projektumsetzung besser oder flüssiger verlaufen könnte?” Oftmals meldet sich dann niemand. Die Teilnehmer berichten eher von Reaktionen, wie “Projekte überschlagen sich hier immer. Gewöhnen Sie sich einfach dran…”, oder “Unser Umfeld ist so komplex, dass Sie kein normales Projektmanagement anwenden können.”

      Illustration Erhalten Sie während oder nach einem Projekt Feedback, wie es besser laufen könnte?

      Offenbar haben es Projektmanager und deren Umfeld resignierend akzeptiert, dass Projekte nicht so verlaufen, wie es wünschenswert wäre. Es mangelt an Erfahrungsträgern, die die Schwächen herausfinden und Verbeserungsvorschläge machen könnten. Oder noch schlimmer ausgedrückt: Es mangelt den Beteiligten schlicht an der Erkenntnis, dass es überhaupt besser laufen könnte. Um im Bild der Anekdote zu bleiben: Es fehlt die Erkenntnis, dass sich erfahrene Skifahrer auf die schwarze Piste freuen und nicht leiden, wenn sie eine solche Aufgabe vor Augen haben. Es mangelt an dem Verständnis, dass Schwarze-Pisten-Projekte, also schwierige Projekte mit beispielsweise vielen Unsicherheiten oder schwierigen Auftraggebern, dennoch solide und gediegen ausgeführt werden können. Und wenn erst einmal allgemein akzeptiert wurde, dass nichts besser gemacht werden muss oder kann, dann verkümmert die Lernbereitschaft innerhalb der Organisation und es mangelt an Projektmanagern, die ja gerade Schwarze-Pisten-Projekte verlangen, weil sie komplexe Projekte interessant und spannend finden und sich selbst weiterentwickeln möchten.

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      Ich nenne diese scheinbaren Widersprüche, die hierbei überwunden werden müssen, das &-&-& -Paradoxon: Unsicherheiten zulassen und trotzdem flexibel sein und das Projekt erfolgreich abschließen und dabei den gesamten Prozess genießen können! Projektmanager, die sich kontinuierlich verbessern, um immer schwierigere Umstände bewältigen zu können, sind Erfahrungsträger, die den Würgegriff des &-&-& -Paradoxons durchbrechen können.

      Bestimmt sind Ihnen nach dem Lesen dieser kleinen Anekdote bereits weitere Situationen eingefallen, in denen das &-&-& -Paradoxon für Projektmanager vorkommen kann. In diesem Kapitel beschreibe ich drei wesentliche Ausprägungen dieses Paradoxons. Dabei konzentriere ich mich an dieser Stelle besonders auf die Herausforderung, die das jeweilige &-&-& -Paradoxon mit sich bringt. Die dazugehörigen Lösungsansätze und Methoden werden in einem späteren Kapitel dieses Buches beschrieben.

      1. Mehr durch weniger: Das Projekt muss so schnell wie möglich abgeschlossen werden und Änderungen müssen jederzeit möglich sein und die Kosten sollten so gering wie möglich ausfallen und auf funktioneller Ebene sollten möglichst viele Feautures implementiert sein und...

      2. Die Kontrolle behalten und dem Team (kreativen) Freiraum lassen.

      3. Unsicherheiten erkennen und gegenüber des Abgabetermins und der Projektkosten Commitment zeigen.

      Dieser Abschnitt beschreibt den ersten Punkt: Mehr durch weniger. Die anderen beiden Aspekte folgen in den Abschnitten 1.2 und 1.3. Indem mehr als nur der Projektmanager in der Analyse miteinbezogen wird, wird das Umfeld, in dem man sich heutzutage befindet, genauer berücksichtigt. Es wird deutlich, in welchen Bereichen sich ein Projektmanager weiterentwickeln sollte, um erfolgreich bleiben zu können.

       Adieu Trade-off

      Das &-&-& -Paradoxon beschreibt also Situationen, bei denen mehrere scheinbar Gegensätzliche Aufgaben und Ziele erledigt bzw. verfolgt werden müssen ohne einzelne vernachlässigen zu können. Um dies zu erklären, verwende ich gerne das etwas überspitzte Beispiel der drei Automarken Volvo, Alfa Romeo und Mercedes vor 30 Jahren und heute. Der Volvo war damals der sichere Wagen, wobei das langweilige Design und Erscheinungsbild als sichtbares Merkmal der Sicherheit in Kauf genommen wurde. Für ein schönes Design konnten Sie einen Wagen der Marke Alfa Romeo kaufen, aber dann war jedem klar, das man hinsichtlich der Zuverlässigkeit Zugeständisse machen musste. Und Mercedes war bekannt als der Qualitätswagen, der Zuverlässigkeit und Erscheinungsbild miteinander optimal kombinierte, aber dafür wiederum mit einem schmerzhaft hohen Kaufpreis verbunden war.

      Derzeit erkennen wir, dass dieses klassische oder-oder-oder-Trade-off immer weniger akzeptiert wird. Aufgrund von neuen Technologien, der zugenommenen Konkurrenz, Globalisierung und Zusammenarbeit von Unternehmen wird die Latte immer höher gelegt. Viele damalige Unterscheidungsmerkmale sind heute zum Standard geworden. Für Qualität möchten wir nicht mehr zusätzlich bezahlen müssen. Dasselbe gilt für zusätzliche Features, Sicherheit, Dienstleistungsniveau, etc.. Auch auf der Herstellerseite sind die Ansprüche gewachsen. Die Dauer der Produktentwicklung sollte möglichst kurz und Entwicklungskosten trotzdem niedriger sein. Mehr durch weniger also. Und für den Projektmanager von heute gilt: Wenn Sie es nicht schaffen, die Wünsche der Kunden und Ihres eigenen Unternehmens zu vereinen, dann haben Sie das Nachsehen; we want it all.

      Illustration Erkennen Sie die zunehmende Nachfrage nach und-und-und?

       Sachverstand und Kreativität der Führung

      Auch innerhalb von Projekten wollen wir und...und...und... Man könnte sagen, dass ein Projekt heutzutage das “devil‘s triangle” überwinden muss, welches angibt, dass Geld, Qualität und Zeit wechselwrikend miteinander verbunden sind. Technologisch gesehen gelingt dies in den letzten Jahrzehnten ganz gut. So sieht Raymond Kurzweil ein exponentielles Muster im Fortschritt der technologischen Entwicklung, die die Welt in einer beispiellosen Geschwindigkeit verändert, was letztendlich zur Singularität (Abbildung 1.1) führen wird. Singularität verweist hierbei auf den Moment, in dem technologische Mittel das menschliche Gehirn übertreffen (Kurzweil, 1999). Betrachten wir also nun rückblickend die bisherige Entwicklung hin zu dem heutigen Zustand, so sind viele Projekte und Organisationen aufgrund neuer Anforderungen und vor allem auch aufgrund einer inhärenten Komplexität immer vielschichtiger und anspruchsvoller geworden. Das &-&-& -Paradoxon bedingt also gleichzeitig Herausforderungen und Beschränkungen für das Projektteam. Ist das schlimm? Ein Fußballer, der auf kleinem Raum dennoch ein Tor schießt, ist ein wahrer Held. Radrennfahrer wünschen sich oftmals eine erschwerte Rennstrecke, damit nur die Besten in der Endphase des Wettkampfes mit dabei sind. Wenn Sie realisieren, dass jeder mit den Beschränkungen des &-&-& -Paradoxons zu kämpfen hat, dann könnten Sie auch sagen, dass derjenige mit der größten sachverständigen Geschicklichkeit die größte Chance auf Erfolg hat. Sachverständige Geschicklichkeit lohnt sich also!

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      Beschränkungen stimulieren die Kreativität. Um das &-&-& -Paradoxon zu lösen, benötigen wir kreative Konzeptbrüche, denn eine “normale” Ausbreitung bewirkt bei der Produktentwicklung eine gleichzeitige Zunahme an Kosten, Teilen, etc. Schlaue Lösungen sind erwünscht, wie beispielsweise das Einrichten von schnelleren Systemen, indem etwas weggenommen wird, oder wie effizientere Organisationen, indem diese vereinfacht werden.

      Kurz gesagt geht es um Sachverstand in Kombination mit einem hohen Maß an Kreativität! Dies stellt nicht nur an die Mitarbeiter Anforderungen, sondern auch an den Führungsstil des (Projekt)Managers. Dieser sollte loslassen, aber dennoch Fristen setzen können; Struktur bieten und den Mitarbeitern gleichzeitig (kreativen) Freiraum lassen können; Mitarbeiter inhaltlich herausfordern, ohne alle Details vorzugeben. Eigenschaften, die vor allem und-und-und erfordern und somit viel Führung des Projektmanagers.

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