Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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      Und jetzt täuschten sie die Kapitulation vor, indem sie taten, als wollten sie die Hände heben.

      Es war der unselige Frank McLowery, der Teufel in der Clanton-Crew, der den Funken auf das Dynamitfaß überspringen ließ. Seine Rechte zuckte zum Revolver und riß die Waffe hoch.

      Und es war Wyatt Earp, der am raschesten reagierte. Gedankenschnell flog seine Linke zum Revolver. Der schwere Buntline Special röhrte auf, und fauchend sprang der Schuß den hinterhältigen Verbrecher an. Die Kugel traf den älteren McLowery wie ein Hammerschlag in die rechte Hüfte und ließ ihn zusammenzucken.

      Tom McLowery stieß in rasender Wut den Revolver auf Doc Holliday vor.

      Aber schon schlug ihm wie mit einem Donnerschlag ein Feuerhagel von gehacktem Blei aus dem traumhaft schnell hochgerissenen Schrotgewehr entgegen.

      Schwer in der rechten Brust getroffen taumelte der Outlaw gegen die Wand.

      Er währte eine Minute, eine einzige Minute nur – der Kampf im O.K. Corral und doch sollte sich von dem Sekundenbruchteil an, in dem Frank McLowery die unselige Bewegung zum Revolver machte, bis zum Ende des Kampfes das Echo von neunundzwanzig Schüssen an den Wänden des Corrals brechen.

      Und es geschah so unendlich viel in dieser einzigen Minute, daß es selbst von den Beteiligten kaum einer voll erfaßte.

      Frank McLowery schoß im Fallen Virgil Earp nieder, und Billy Clanton, der ebenfalls auf Virgil gefeuert hatte, wurde um den Bruchteil einer Sekunde vorher von der Ladung aus dem zweiten Lauf des Spielers getroffen.

      Und mitten in diesem fürchterlichen Furioso, in dieser Hölle von Detonationen, Pulverrauch und quellenden Schreien vollzog sich noch ein weiteres Drama. Fast unbemerkt: Ike Clanton, der große Ike Clanton, stand tatenlos da und starrte mit glasigen Augen auf den mörderlichen Fight, sah seinen Bruder und die McLowerys fallen und vermochte keine Hand zu rühren.

      Plötzlich warf er die Arme hoch und schrie etwas Unverständliches.

      Wyatt Earp brüllte ihn durch das Klatschen, Jaulen und Brüllen der Geschosse an.

      »Kämpfe oder verschwinde!«

      Aber Isaac Clanton, der König von Airzona, der größte Bandenführer, den der Westen je gekannt hatte, wandte sich um und rannte, heisere, hysterische Schreie ausstoßend, in die Tiefe und stürmte auf die Stallungen zu, durch die er hindurchhastete, um keuchend die Allenstreet zu erreichen.

      Aber noch war vorn im Corral die entsetzliche Minute nicht zu Ende.

      Frank McLowery schoß im Fallen noch auf den ebenfalls zusammenbrechenden Virgil Earp.

      Billy Clanton, selbst tödlich getroffen, riß, auf den Knien liegend, Morgan von den Beinen.

      Tom McLowery, vorn links an der Wand niederrutschend, feuerte auf Wyatt Earp, fehlte ihn, feuerte weiter und traf immer noch nicht.

      Wie Nebelschwaden lastete der Pulverrauch zwischen den Mauern des Corrals.

      Neunundzwanzig Schüsse knatterten wie das Stakkato einer Höllenmelodie durch die Enge des grauen Wagenabstellplatzes. Die Pferde stiegen auf, schlugen aus, wieherten ängstlich, rissen sich los und brachen mit schnaubenden Nüstern und weitaufgerissenen Augen nach vorn auf den Ausgang zu, stürmten an den Kämpfenden vorbei und entkamen auf die offene Straße.

      Dann war es still.

      Der letzte Schuß war gefallen.

      Nur langsam senkte sich der Pulverrauch. Und als oben in Kopfhöhe wieder freie Sicht herrschte, bot die Toreinfahrt ein grauenhaftes Bild.

      Rechts an der Wand, fast schon am Eingangspfosten, lag Frank Robert McLowery, von mehren Kugeln tödlich niedergestreckt.

      Links, beinahe auf der Straßenmitte, schon vor dem Haus seines Onkels Harwood, lag Billy Clanton auf den Knien, die Hände auf den Leib gepreßt, den Kopf im Straßenstaub.

      Einen Yard hinter dem Eingang, schon im Corral, lag Morg Earp flach auf dem Rücken. Anderthalb Yards neben ihm, mit dem Kopf zur Straße, Tom McLowery. Drei Yards weiter im Corral kauerte Virgil am Boden.

      Und nur zwei der acht Kämpfer standen noch auf den Beinen und starrten, nachdem sie sich mit Grausen umgesehen hatten, einander entgeistert in die Gesichter:

      Wyatt Earp und Doc Holliday.

      Doc Holliday preßte die Lippen hart aufeinander und schleuderte das Schrotgewehr von sich. Dann ging er fast gleichzeitig mit dem Missourier auf Morgan zu.

      Der jüngste Earp hatte ein blutdurchtränktes Hemd.

      Holliday riß es ihm auseinander.

      »Schulterschüsse«, kam es rostig aus seiner Kehle. »Er kommt durch.«

      Auf den Knien robbte Holliday zu Virgil. Wyatt folgte ihm sofort. Auch Virg wies keine tödliche Verletzung auf, wie Holliday sofort feststellte.

      Über den Körper Virgils hinweg blickte der Georgier in die Augen seines Freundes, für den er den Weg durch diese Hölle mitgegangen war.

      »Sie… sind unverletzt, Wyatt?«

      Der Marshal sah an sich hinunter, erhob sich und stand schwankend da.

      »Yeah, ich glaube. Und Sie?«

      Holliday senkte den Blick und starrte in den Staub des Corrals.

      »Es ist der alte Song gewesen. Mir ist leider nichts passiert…«

      Wyatt blickte auf das Schrotgewehr.

      »Weshalb haben Sie es mitgenommen?«

      Holliday antwortete: »Wußte ich denn, wo sie sich hier verstecken würden und vor allem, wie viele es waren? Außerdem, ich fürchtete, daß meine Hände noch zittern könnten vom Fieber. Und das ist übel für einen Revolverschützen.« Langsam stand er auf und blickte auf Tom McLowery; er hatte nur einen kurzen Blick in dessen Gesicht geworfen, als er sagte: »Er ist tot.«

      Rechts an der Ecke lag Frank. Auch ihn, den diabolischen Desperado, hatte das Geschick also ereilt.

      Wyatt hatte sich umgewandt, und während er sich die beißenden Augen rieb, starrte er auf den knienden Burschen auf der Straße, der sich im Todeskampf wand.

      »Billy…!« Er rannte auf ihn zu.

      Benommen blieb Doc Holliday in der Mitte des Corrals stehen.

      Da kamen die beiden alten Harwoods aus ihrem Haus gestürzt, packten den tödlich verwundeten Neffen und schleiften ihn in den Korridor, wo er starb, als sie ihn niederlegten.

      Unten, in der Tiefe des Corrals, hinter radlosen Wagenkästen verborgen, hockte zusammengekauert, der Bandit Bill Claiborne. Er hatte den Kampf beobachten können, aber die Schüsse waren wie Donnerschläge an sein Ohr gedrungen. Und es war ihm, als ob jede Kugel ihn selbst getroffen hätte. Bleischwer waren seine Glieder. Er wagte sich nicht zu erheben, auch dann noch nicht, als längst alles still war.

      Der Missourier stand auf der Straßenmitte und vermochte nicht mehr in den Corral zu sehen.

      Er hatte von diesem Augenblick an noch fast ein halbes Jahrhundert zu leben. Neunundvierzig Jahre. Und niemals, in keiner Tages- und Nachtstunde sollte er diese furchtbare Minute vergessen. Er würde noch leben, wenn alle, die am Kampf beteiligt waren, längst unterm grünen Rasen lagen. Kurz vor seinem Tode würde der Achtzigjährige, in diese Stadt zurückkehren, um mit dem Mann, der seine Lebensgeschichte schreiben wollte, den Weg, den er in der Mittagsstunde des 26. Oktober 1881 zusammen mit seinen Brüdern und Doc Holliday von der Ecke der Allenstreet hierher zum O.K. Corral durchmessen hatte, noch einmal zu gehen.

      Niemand von den Tombstonern des Jahres 1929, die an einem Januarmorgen in der Fremonstreet standen und den hochaufgerichteten weißhaarigen Mann sahen, konnte ahnen, was hinter seiner Stirn vorging, als er in den fast unveränderten Corraleingang blickte.

      Eine alte Frau, die auf der anderen Straßenseite stand, deutete mit dem gichtigen Zeigefinger auf ihn und sagte


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