Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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sich über den wie leblos daliegenden Körper Hollidays.

      Mit weiten Augen blickte Wyatt Earp auf dieses Bild. Es herrschte plötzlich eine fürchterliche Leere in seinem Hirn. Nur leise wie aus ganz weiter Ferne vernahm er das Schluchzen der Frau.

      Was war denn geschehen? Etwas Unerwartetes? Ganz sicher nicht. Seit Jahren schon trug Doc Holliday die furchtbare Krankheit in seiner Brust. Ihretwegen war er überhaupt erst in den Westen gekommen. Er hatte sich von der milderen Luft hier Linderung seines Leidens erhofft. Und war es nicht ein Wunder? Ein volles Jahrzehnt hatte er noch hier verbringen können! Niemals hatte man ihm sein Siechtum angesehen. Sicher, Wyatt wußte, daß Holliday zuweilen von Hustenanfällen geschüttelt wurde und schwere Nächte durchzustehen hatte; aber immer wieder hatte die unwahrscheinlich zähe, eiserne Natur den Georgier wieder auf die Beine gebracht.

      Und jetzt sollte es also zu Ende sein?

      Wyatt trat an das Bett, nahm einen der großen Revolver aus dem Waffengurt des Spielers, betrachtete ihn nachdenklich und schob ihn hinter seinen eigenen Gurt.

      »Du kriegst ihn wieder, John«, sagte er tonlos vor sich hin. »Aber morgen früh werde ich ihn im Gurt tragen.«

      Ohne noch einen Blick auf den Mann in den Kissen zu werfen, wandte er sich mit einem Ruck um und ging hinaus.

      Unten vor der Tür stand Morgan.

      »Ist er krank?«

      Wyatt nickte. »Ja, Morg, sehr krank. Ich glaube, es geht zu Ende.«

      Die beiden gingen zum Office zurück.

      Virgil, der ihnen bis zur Tür entgegengeeilt war, brauchte nichts mehr zu fragen. Er konnte also in den Gesichtern der Brüder lesen.

      In dumpfem Dahinbrüten verbrachten die Männer eine fürchterliche Nacht.

      Als im Osten der erste graue Silberstreif über den Horizont kroch, erhob sich Wyatt Earp, lockerte die Revolver in den Halftern und sah seine Brüder an.

      »Es wird Zeit«, sagte er düster.

      In diesem Augenblick polterten schnelle Schritte über den Vorbau.

      Sie hatten alle ihre Revolver in den Fäusten, als ein Mann am Türfenster auftauchte.

      Billy Clanton!

      Er winkte mit der Hand zum Zeichen, daß er hineinkommen wollte.

      Wyatt schob seinen Revolver in den Lederschuh zurück und nickte.

      Der Cowboy quetschte sich durch den Türspalt ins Office. Sein Gesicht war schweißnaß, und die schwarzen Haarsträhnen klebten in seiner Stirn.

      »Sie müssen noch warten, Wyatt!« stieß er mit pfeifenden Lungen hervor. »Ike sagt es.«

      Wyatt deutete auf Virgil. »Er ist hier der Marshal.«

      Virgil hüstelte. »Was wollt ihr?« fragte er knurrend.

      Der Bursche druckste herum.

      »Ike wartet noch auf zwei Männer.«

      »Noch auf zwei Männer?« fauchte Virgil. »Bist du verrückt? Seid ihr nicht gerade genug? Sieh uns an, wir sind zu dritt. Verschwinde, und sage Ike, daß wir kommen.«

      »Es geht nicht«, stotterte der Bursche mit verstörtem Gesicht. »Die Männer, auf die Ike wartet, sind wichtig. Es sind die beiden McLowerys.«

      »Ach!« zischte Virgil, »die beiden McLowerys. Haben die Hunde sich etwa verkrochen?«

      »Nein, Ike hat sie in der Nacht irgendwo hingeschickt. Sie sind noch nicht zurück.«

      Da trat der Marshal von Tombstone dicht vor den Burschen hin und brüllte:

      »Was fällt dir ein? Glaubst du, daß wir wegen der beiden Halunken hier warten, bis wir grau sind? Ihr seid Leute genug. Ihr wäret auch dann genug, wenn nur die im Corral wären, die den Namen Clanton tragen. Wir sind auch nur zu dritt.«

      »Aber Phin ist nicht da«, sagte Billy.

      Virgil lachte heiser auf. »Das haben wir auch nicht erwartet. Dafür werden genug andere Schufte da sein. Billy Claiborne, Spence, Stilwell, Curly Bill, der Mestize, Ferguson und weiß der Teufel was sonst noch für Gesichter. Verschwinde, und sage Ike, daß wir kommen.«

      Da ballte der Bursche die Fäuste und wandte sich brüsk an Wyatt.

      »Sie werden das nicht zulassen, Mister Earp! Die McLowerys gehören zu uns!«

      Wyatt wechselte einen raschen Blick mit dem Bruder.

      Da schnaufte Virg wütend, wandte sich um und sagte im Abdrehen: »All right, wir warten hier.«

      Der Bursche wollte hinaus.

      Ein Ruf des Dodger Marshals hielt ihn auf.

      »Billy, hol dein Pferd und reite nach Hause. Das ist nichts für dich, was Ike da heraufbeschworen hat.«

      Aus den dunklen Augen des Burschen sprühten Blitze.

      »Wir werden kämpfen, Mister Earp!« preßte er schroff durch die Zähne. »Wir werden so lange kämpfen, bis kein Earp mehr lebt!«

      Mit einem wilden Sprung rannte er hinaus.

      Die Sonne stieg wie ein roter Feuerball über den westlichen Horizont und warf purpurne Strahlenbündel in die Hauptstraße von Tombstone.

      Wyatt stand an dem zertrümmerten Fenster und blickte hinaus. Niemals schien ihm ein Tag so schön begonnen zu haben. Die Häusergiebel, Vorbaudächer, Pfeiler und Treppen, Pferdetränken und Querholme waren wie mit rotem Gold übergossen. Sogar der helle gelbbraune Sand der Straße leuchtete rot.

      In der Stadt war noch alles still.

      Der ›König von Arizona‹ ließ sich Zeit.

      Es wurde sieben Uhr, und immer rührte sich noch nichts.

      Die Ungewißheit zerrte den drei Männern nach der durchwachten Nacht furchtbar an den Nerven.

      »Er trommelt seine ganze Crew zusammen«, stieß Virg hervor. »Sie werden überall sitzen. Hinter den Zaunlücken, auf den Dächern und hinter den Wagenwracks im Corral.«

      Gegen acht öffnete Wyatt die Tür und trat auf den Vorbau.

      Die Straße, die sonst um diese Zeit schon stark belebt war, lag wie ausgestorben da.

      Eine weitere Stunde verrann.

      Kurz nach neun kam Dora Earp.

      Virgil wechselte nur wenige Worte mit ihr, dann ging sie wieder, nicht ohne ihren Schwager Wyatt mit einem finsteren Blick zu bedenken.

      Wieder kroch eine neue Stunde im Schneckentempo vorüber.

      Es war eine Hölle für die drei Männer im Marshals Office.

      *

      Gegen drei Uhr morgens war Ike Clanton mit seinem Bruder Billy und den beiden McLowerys, Bill Claiborne, Frank Stilwell, Curly Bill, Pete Spence und Indian Charly von der Ecke der Thirdstreet am Haus seines Onkels Walter Arthur Harwood vorbei auf den Eingang des vereinbarten Kampfplatzes zugeritten.

      Quer über der torlosen Einfahrt hing das große Schild:

      O.K. Corral

      Links, wenn man vorm Corraleingang stand, war Flys Photogalery. Schräg gegenüber, etwa dreißig Yards entfernt, lag das Haus der Hutmacherin Addie Bourland, jener Frau, die später als einzige Augenzeugin über den Kampf aussagte.

      Zwei Häuser weiter befand sich John Clums Zeitungs-Office, der Tombstone Epithaph.

      Ein Stück weiter links, neben dem Eingang des Corrals und Flys Photogalery, war Bauers Butchershop, und daneben stand die City Hall.

      Ike ritt in den Corral hinein und rutschte aus dem Sattel.

      Billy blieb vorn am Eingang.

      Die anderen Banditen krochen bei ihrem Anführer aus ihren


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