Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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willst mir doch nicht weismachen, daß er sich da drüben in der chinesischen Schenke aufhält?«

      »Nein, Marshal, das will ich nicht. Aber Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich Ihnen das Quartier meines Bruders verrate.«

      »All right!« Wyatt stieß die Luft geräuschvoll durch die Nase aus. »Aber du machst einen großen Fehler, Bill.«

      »Kann sein. Ich kann es nicht ändern. Ike muß schlafen. Er hat in den letzten Nächten zu…«

      »Sprich nur weiter, Billy. Nicht? Dann werde ich es für dich tun. Dein Bruder hat in den letzten Nächten zuviel mit der Herde um die Ohren gehabt – stimmt’s?«

      Billy warf den Kopf hoch und starrte in das von mattem Sternenlicht fahl erhellte Gesicht des Missouriers.

      »Woher wissen Sie das?« entfuhr es ihm.

      »Meine Sache. Ich will dir noch mehr sagen: Ike und die anderen wollen die große Herde durchs County und die Stadt treiben. Aber Ike wird es die anderen tun lassen. Er selbst will kämpfen.«

      Bill wich einen Schritt zurück. »Sie – können das – doch gar nicht wissen…«

      »Ich weiß es aber. Schließlich kenne ich deinen Bruder lange genug. – Hör zu, Bill. Sag mir, wo Ike ist, und dann reitest du nach Hause. Er wird nie erfahren, von wem ich sein Quartier erfahren habe. Ich muß mit ihm sprechen. Es ist wichtig.«

      Der Bursche dachte eine Weile nach und schüttelte dann wieder den Kopf, um halsstarrig zu antworten:

      »Es geht nicht.«

      »Billy, sei vernünftig. Es ist Wahnsinn, was dein Bruder vorhat! Willst du mit daran schuld sein, wenn morgen Tote auf den Straßen Tombstones liegen? Willst du selbst vielleicht einer dieser Toten sein? Weißt du, ob nicht Ike einer von ihnen sein wird…«

      Da zuckte der Bursche zurück und funkelte den Marshal an.

      »Wenn er fällt – haben Sie ihn getötet. Ein anderer kann ihn nicht schlagen. Und wenn Sie ihn töten, töte i c h S i e.«

      Der Jüngling hatte diese Worte in flammendem Ernst hervorgestoßen.

      Wyatt schüttelte ärgerlich den Kopf.

      »Du bist noch ein halber Junge, Billy. Sei vernünftig. Der Kampf ist bitter – und noch nichts für dich.«

      »Yeah, ich weiß. Ike und Phin ha-

      ben es mir tausendmal gesagt. Aber

      ich werde mitkämpfen! Ich werde fighten. Ich werde schießen – bis mich

      die tödliche Kugel umreißt.« Und

      während er das Gesicht umwandte, sagte er fast leise: »Und ich wünschte mir, daß diese Kugel dann von Ihnen käme…«

      Wyatt riß ihn zu sich herum.

      »Billy, du redest Unsinn! Du selbst kannst mir helfen, diesen Kampf zu verhindern. Ich muß mit Ike sprechen.«

      »Was wollen Sie von ihm? Ihn umstimmen? Wo er sich zum entscheidenden Fight gegen Sie und Ihre Brüder entschlossen hat? Das ist barer Unsinn! Das wissen Sie selbst. – Lassen Sie mich, Wyatt. Es – tut mir leid…«

      »Was?«

      »Daß ich – vielleicht auf der falschen Seite stehen muß – in diesem Kampf.« Er wandte sich ab und lief wie ein Junge davon.

      Wyatt sah ihm mit brennenden Augen nach.

      Kampf!

      Wie ein Damoklesschwert hing dieses Wort über der nächtlichen Stadt.

      Jeder wußte, daß es Kampf geben würde. Straßenkampf. Krieg in Tombstone.

      Langsam ging der Missourier zum Office zurück.

      Seine Brüder sprangen auf, als er eintrat.

      »Nun…?« Virgil hatte beide Hände ausgestreckt.

      Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Wyatt, ob er das morgen abend auch noch tun könnte, sein Bruder, der Vater zweier Kinder?

      Und Morgan, der etwas blasse Bursche, der mit zusammengezogenen Brauen in der Tür zum Schlafzimmer stand.

      Wyatt schluckte. An sich selbst dachte er keine Sekunde, nur an die Brüder.

      »Verdammt noch mal, wir sollten unsere Sachen zusammenpacken und reiten.«

      Eine volle Minute war es still.

      Dann fragte Virgil: »Wohin?«

      Wyatt wandte sich ab. »Ich weiß es nicht.«

      Da trat Virgil hinter ihn.

      »Sie würde uns doch folgen, die Sage von der Clanton-Gang, Wyatt, wohin wir auch reiten. Sie würde lauten, daß wir feige waren, daß wir das Gesetz nicht verteidigen wollten, daß wir den Stern an der Brust nicht verdienten, daß wir…«

      »Wir reiten ja nicht.« Der Marshal hatte es rauh und ernst gesagt. »Das ist es ja eben.«

      »Weißt du schon etwas Näheres?«

      Wyatt schüttelte den Kopf. Dann sagte er wie zu sich selbst:

      »Es ist nur – kämpfen wir eigentlich noch fürs Gesetz, wenn wir gegen sie antreten?«

      Virgil blickte den Bruder entgeistert an.

      »Du zweifelst…?«

      »Ich weiß es nicht,Virg. Ich weiß es nicht!«

      Wyatt ließ sich auf der Schreibtischkante nieder und zündete sich eine seiner geliebten schwarzen Zigarren an.

      »Auch eine?« Er hielt Virg das abgewetzte Lederetui hin.

      Der schüttelte mißmutig seinen massigen Schädel.

      »Morg…?«

      Auch der jüngste Earp winkte ab.

      Ihre Kehlen waren wie ausgetrocknet.

      »Kämpfen wir eigentlich dann noch für das Gesetz?« wiederholte Wyatt.

      »Aber ich bitte dich!« empörte sich Virg händeringend. »Was redest du da? Die Clantons sind Gangster, Banditen, Desperados, Verbrecher – Mörder! Du weißt es so gut wie ich. Sie wollen die Stadt und das County beherrschen, um ungehindert ihrem schmuztigen Gewerbe, dem gesetzlosen Handwerk nachgehen zu können. Nur wir – wir allein, Wyatt, hindern Sie daran! Und jetzt wollen Sie den Kampf. Den Kampf gegen uns. Willst du da sagen, daß wir uns außerhalb des Gesetzes stellen, wenn wir diesen Kampf annehmen? Ist es nicht sogar unsere Pflicht, mit ihnen zu kämpfen? Wyatt! Sag endlich etwas!«

      Der Dodger Marshal sah seinen Bruder nachdenklich an.

      »Sicher hast du recht, Virg – aber wir legen den Stern ab, wenn wir gehen.«

      »Den Stern?« stammelte Virgil fassungslos. »Du verlangst, daß ich ohne Stern in den Kampf gehe? Daß die Menschen nachher sagen: Der, der da im Staub liegt, ist irgendein Bursche, der Earp heißt! Virgil Earp! – No, Brother. Ich bin der Gesetzesmann Earp und werde als der Gesetzesmann Earp zu kämpfen und zu sterben wissen.«

      Morgan schluckte und wandte sich ab. Er starrte in das dunkle Zimmer. Einen Moment glaubte er drüben an den Scheiben ein Gesicht zu sehen. Ein Frauengesicht. Das Antlitz der Mutter.

      Wenn sie morgen nun alle drei draußen auf der Straße lagen, niedergemäht von den Kugeln der Clantons – die doch in großer Überzahl waren? Was dann?«

      Damned, um mich ist es nicht schade! klang es im Hirn des Burschen. Aber Virg – er hat zwei Kinder und eine Frau.

      Und Wyatt!

      Der Gedanke, daß der von ihm so heißverehrte Bruder Wyatt auf der Straße liegen könnte, von einer Clantonkugel niedergerissen – der trieb ihm das Blut hämmernd in die Schläfen.

      Nein, Wyatt durfte nicht in diesem elenden Drecksnest sterben. Nur weil die


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