Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Brauen blickte der Marshal ihm nach. War ihm schon vorhin das fahlgrüne Gesicht des Freundes aufgefallen, so erschrak ihn sein müder, fast schon schleppender Schritt jetzt wirklich sehr.

      »Doc!«

      Der Gambler war schon in der Tür, wandte aber den Kopf über die Schulter.

      »Fehlt Ihnen was, Doc?«

      »Fehlen?« kam es bitter von den Lippen des Georgiers. »Im Gegenteil. Ganz im Gegenteil.«

      Klirrend fiel die Tür hinter ihm ins Schloß.

      Da erst bemerkte der Marshal die Frau, die bisher still hinter einer schwarzen roten Portiere gesessen hatte. Jetzt erhob sie sich, um der Tür zuzustreben.

      Kate Fisher.

      Wyatts Linke schoß vor und ergriff das Handgelenk der Frau.

      »Miß Kate!«

      Die Frau blieb stehen und wandte dem Missourier ihr Gesicht zu. In ihren großen, immer noch schönen Augen schimmerten Tränen. Ihre Lippen bebten.

      »Was ist mit ihm?« fragte der Marshal.

      »Er ist krank. Sterbenskrank. Ich war mit ihm in Gleeson, da lag er bis vor ein paar Stunden mit Fieber im Bett. Plötzlich stand er auf und zog sich an. Der Arzt, den ich gegen Johns Willen rief, sagte, er dürfe unter keinen Umständen aufstehen.«

      Wyatt blickte an der Frau vorbei und schluckte schwer.

      »Bitte, Miß Kate«, sagte er mit rostiger Stimme. »Gehen Sie sofort zu Doc Goodfellow. Sagen Sie ihm, daß er kommen soll, und bitten Sie den Arzt, zehn von den Pillen mitzubringen, die er kürzlich Virgil Earp verschrieben hat.«

      Die Frau nickte erregt und wollte fort.

      »Noch etwas, Miß Kate.« Die Stimme des Marshals war dumpf und fast leise geworden. »Wenn er schläft, dann bringen Sie mir bitte seine beiden Revolver. Ich bin im Office meines Bruders.«

      Die Frau nickte wieder und eilte hinaus.

      Wyatt stand noch immer neben dem grünen Spieltisch. Mit starrem Blick sah er auf das halbvolle Brandyglas, das Doc Holliday stehengelassen hatte. Er nahm es in die Hand, führte es an die Lippen und kippte das scharfe Getränk hinunter. Scharf brannte der Alkohol in seiner Kehle.

      Wyatts große Hand spannte sich um das Glas – und plötzlich klirrte es, und die Scherben fielen auf den Boden.

      Der Keeper fuhr erschrocken zusammen.

      »Um Himmels willen, Mister Earp, haben Sie sich verletzt? Kommen Sie – ich werde…«

      »Thanks.«

      Der Marshal warf ein Geldstück auf die Theke und verließ ebenfalls den Chrystal Palace.

      Im Office warteten Virgil und Morgan auf ihren Bruder. Es war ihren Gesichtern deutlich die Erleichterung anzusehen, als sie ihn zurückkommen sahen.

      Wyatt trat an den Schreibtisch, nahm den bleiernen Papierbeschwerer auf und sagte wie nebenher:

      »Wir werden vielleicht nicht allein gehen.«

      »Nicht allein?« entfuhr es Virgil.

      »Er ist hier«, entgegnete der Missourier dumpf.

      Morgan war mit zwei raschen Schritten am Tisch und klammerte seine großen Hände um die Kanten.

      »Willst du damit etwa sagen – daß Doc Holliday in der Stadt ist?«

      Wyatt nickte und ließ sich in den Schaukelstuhl neben dem Gewehrständer nieder. Er nahm seinen Hut ab und schleuderte ihn mit einem geschickten Griff auf einen Wandhaken.

      Morgan und Virgil blickten einander verblüfft an. Aber sie schwiegen. Jetzt erinnerten sie sich in tiefer Beschämung daran, daß sie, wie all die anderen Menschen, den Bruder früher ständig vor dem Georgier gewarnt hatten.

      Und nun war er also gekommen! Er war in der Stadt! Dieses Bewußtsein gab ihnen plötzlich ein seltsam beruhigendes Gefühl. Well, was aber war gewonnen? Ein vierter Mann.

      Aber welch ein Mann!

      Es vergingen zwei Stunden, zwei quälend endlose Stunden, bis Wyatt die Schritte der Frau auf dem Vorbau hörte. Er sprang auf.

      Morgan und Virgil erhoben sich ebenfalls.

      Kate Fischer war allein. Aber wie sah sie aus! Völlig aufgelöst und tränen-überströmt.

      Der Missourier mußte wieder gegen ein dumpfes, schmerzliches Gefühl in der Kehle ankämpfen.

      »So sprechen Sie doch!«

      Kate Fisher hatte die Hände über der Brust zusammengepreßt.

      »Es ist furchtbar, Mister Earp«, brach es über ihre Lippen. Sie versuchte, den Weinkrampf, der sie zu ersticken drohte, zu unterdrücken. Aber es gelang nur halb. »Es ist furchtbar…«

      Virgil, der mit erschrockenen Augen die Szene beobachtet hatte, kam rasch hinzu.

      »Was ist los?«

      Wyatt schob der Frau einen Stuhl hin. Sie stank darauf nieder.

      »Ich glaube, es geht zu Ende, Wyatt«, stammelte sie mit kalkigem Gesicht.

      Wyatt preßte die Lippen aufeinander, und dann warf er seinen Brüdern einen kurzen Blick zu.

      »Ich komme geich wieder«, sagte er und ging zur Tür.

      »Kommen Sie bitte, Miß Kate.«

      Fünf Minuten später betraten sie das Haus, in dem der Spieler meistens wohnte, wenn er in der Stadt war.

      Wyatt stürmte die Treppe hinauf. Oben mußte er an sich halten, um nicht die Tür aufzureißen.

      Er wartete, bis die Frau neben ihm war. Sie betätigte den Messinggriff vorsichtig nach links. Trotzdem knarrte die Tür leise und sprang auf.

      Wyatt, der über Kates Kopf blicken konnte, sah in den von einer kleinen Petroleumlampe matt erleuchteten Raum. Die schweren grünen Samtvorhänge waren zurückgezogen und das Fenster stand offen.

      Mit geisterhaft bleichem, eingefallenem Gesicht lag der Georgier auf dem Bett. Er wandte den Kopf und blickte den Marshal an. Ein müdes Lächeln spielte um seine Lippen und kroch hinauf in die Winkel seiner feuchtglänzenden Augen.

      »Tut mir leid, Wyatt«, kam es röchelnd von den Lippen des Kranken, »aber das macht nichts, morgen früh ist es vorbei.«

      Vorbei! Dieses Wort dröhnte im Hirn des Missouriers. Vorbei. Was ist morgen früh vorbei?

      Es gab keinen Zweifel, und ganz deutlich spürte Wyatt, sein Freund, der Doktor John Henry Holliday, erwartete zu sterben. In dieser Nacht. In dieser bitteren, entscheidenden Nacht.

      Wyatt senkte den Kopf und nahm den Hut ab. Da winkte der Spieler die Frau mit den Augen heran.

      »Gib mir die Flasche, Kate.«

      Kate Fisher stand links vor der Kommode, preßte die kleine Brandyflasche gegen sich und schüttelte heftig den Kopf.

      »Nein, Doc, du darfst nichts mehr trinken, keinen Schluck mehr.«

      Holliday wandte den Kopf weiter zur Seite und sah den Marshal wieder an.

      »Wyatt, seien Sie vernünftig, ich kann jetzt nicht mit ihr rechnen. Geben Sie mir die Flasche.«

      Als er sie in der Hand hielt und über das Glas führte, zitterte sie so sehr, daß Wyatt den Blick abwenden mußte. Er trat ans Fenster und sah hinaus auf die nächtliche Straße.

      Nach einer Weile schreckte ihn das Geräusch zersprungenen Glases auf. Er fuhr herum.

      Das Glas war heruntergefallen. Die Flasche hing auf der Bettkante und lief aus.

      Der Spieler lag mit seltsam eingefallenem, maskenhaftem Gesicht in den Kissen. Seine Augen waren geschlossen. Wyatt schluckte und vermochte doch seine trockene Kehle nicht zu befeuchten.

      »Ist


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