Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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gegeben hätte.«

      Wyatt schob die Zigarre von einem Mundwinkel in den anderen. »Wir werden es schon schaffen, Virg. Ich mache jetzt noch meinen kleinen Rundgang. So long.«

      Er ging hinaus. Und die beiden horchten seinen harten unverwechselbaren Schritten nach.

      Als Wyatt das Office hinter sich hatte, schleuderte er den Zigarrenrest auf die Straße und blieb oben zwischen Gaby Bonneys Haus und dem Crystal Palace stehen, schob sich den Hut aus der Stirn und wischte sich durch sein heißes Gesicht.

      Er trat an die Vorbaukante und sog die reine Nachtluft tief in die Lungen ein.

      Die Arizonanacht war glasklar, und jetzt um Mitternacht schien der Himmel samtschwarz zu sein, und doppelt so viel Sterne sandten ihr magisches, flimmerndes Licht auf die Erde wie zu Beginn der Dunkelheit.

      Wyatt blickte die Straße nach Westen hinunter.

      Die Stadt schien zu schlafen. Nichts verriet die düstere Stunde, die der nächste Tag mit sich bringen sollte.

      Well, Wyatt und seine Brüder hatten schon in vielen Gunfights gestanden. Aber nun mußte er sich mit den beiden Brüdern in die kaum sieben Yards messende Enge dieses scheußlichen, verwahrlosten Wagenabstellplatzes zwängen, um mit einer Horde wahnwitziger Menschen einen Kampf auszutragen, der wahrscheinlich sinnlos war.

      Aber es gab kein Zurück mehr. Ike Clanton hatte sich nicht sprechen lassen. Er bestand auf seinem irrsinnigen Machtkampf, der nichts weiter war als Auflehnung gegen das Gesetz.

      Und die Earps vertraten das Gesetz in Tombstone!

      Aber hätte man nicht anderen Leuten den Kampf gegen die Willkür dieser Verbrecherbande überlassen sollen? Einer größeren Macht?

      Nein! Der Kampf mußte jetzt sein. Denn die Zeit, die das Gesetz andernfalls brauchte, um die Verbrecher zu beugen, konnte nicht lange auf sich warten lassen. Bis dahin würden noch viele Menschen unter den Schandtaten der Bande zu leiden haben. Es gab keinen Weg, der am O.K. Corral vorbeiführte.

      Wyatt zog seinen Hut wieder in die Stirn und ging weiter, an den Buntglasfestern des Crystal Palace vorbei, die noch immer ein schillerndes, magisches Licht auf den Vorbau warfen.

      Er hatte die Ecke erreicht und stand mit dem Rücken gegen die um diese Zeit ins Schloß geschobene Glastür der Bar. Nachts wurden die hölzernen Schwingarme nach innen geklappt.

      Auf der anderen Seite lag der Oriental Saloon. Ins seinen Fenstern war schon jedes Licht erstorben. Wie große gähnende Mäuler starrten ihn die Fensterhöhlen an.

      Hätte der Chinaman doch den Namen nicht ausgesprochen! Schon seit dem Augenblick, da Billy Clanton die Aufforderung zu dem Duell überbracht hatte, vermochte der Missourier den Gedanken an Doc Holliday nur noch mit Mühe zu unterdrücken. Wenn er sich jemals nach diesem Mann gesehnt hatte, dann jetzt! Es gab keinen Menschen, den er in diesem Fight lieber an seiner Seite gesehen hätte als ihn! Er mußte sich sogar eingestehen, daß er lieber mit ihm in diesen Kampf gegangen wäre als mit Virg und Morg.

      Man hätte dem Marshal die Wahl zwischen einem Dutzend schneller Männer und dem Spieler stellen können. Ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen, hätte er sich für Doc Holliday entschieden. Es gab im Westen keinen Kämpfer wie ihn, keinen Revolverschützen, der ihm das Wasser hätte reichen können. Keinen Mann, der mit so viel Eiseskälte, Umsicht und Todesverachtung einen derartigen Weg antreten konnte. Hundertmal hatte er in bitteren Stunden neben ihm gestanden, und ausgerechnet heute war er nicht hier.

      Der Marshal, der eigentlich nach Süden um das Quadrat hatte gehen wollen, in der unsinnigen Hoffnung, vielleicht einen Moment in die großen beruhigenden braunen Augen Nelly Cashmans blicken zu können, wußte selbst nicht, weshalb er sich plötzlich umwandte und die Tür des Crystal Palace öffnete.

      Wie zur Salzsäule erstarrt, verharrte der Mann aus Missouri auf der Stelle. In dem großen, für Tombstoner Verhältnisse sehr feudal eingerichteten Saloon brannten nur die vier Lampen an dem großen Querträger über der riesigen Theke. Ihr Licht wurde von dem gewaltigen Spiegeltrio aufgefangen und in den weiten Raum geworfen.

      Der Keeper hatte den Kopf in beide Hände gestützt und stierte mit gerunzelter Stirn vor sich hin.

      Der große Raum war leer – bis auf einen Tisch. Es war ein mit grünem Filz bezogener Spieltisch, der hinten im Halbdunkel stand.

      Ein einzelner Mann saß daran. Er war groß und hatte eine sehnige Figur. Sein Gesicht war hager und scharfgeschnitten. Markant die Stirn, die gerade Nase, energisch der Mund und vielleicht eine Spur zu hart das Kinn. Alles beherrschend die eisblauen, blitzenden Augen. Auf der Oberlippe trug er einen sauber getrimmten Schnurrbart. Sein volles Haar war zurückgekämmt und links gescheitelt.

      Welch ein Gesicht in dieser Umgebung! Das Antlitz eines Aristiokraten. Blütenweiß war das Hemd, und die schwarze Samtschleife war mit peinlicher Sorgfalt gebunden. Der schwarze Anzug war nach der neuesten St.-Louis-Mode geschneidert, und man glaubte auf zehnYards hin sehen zu können, daß er nicht die geringste Spur von Staub aufwies.

      Der Mann hielt seine Hände auf dem grünen Filz des Tisches; es waren feinnervige Hände, die mit Pokerkarten spielten, die einen Fächer aus ihnen zauberten, die zusammengleiten und wie eine Welle wieder auseinanderfliegen ließen.

      Neben der steifen Manschette des linken Handgelenks, an der eine goldgefaßte Perle blinkte, stand ein halbgefülltes Brandyglas. Und griffbereit neben der Rechten lag ein großer fünf-undvierziger Revolver, dessen Knaufschalen mit Elfenbein ausgelegt und dessen Lauf und Trommel stark vernickelt waren.

      Fasziniert starrte Wyatt Earp auf das Gesicht des Spielers. Sein Herz, das für einen Augenblick ausgesetzt zu haben schien, begann nun zu hämmern.

      Dann erst fiel ihm die seltsam fahlgrüne Blässe auf, die das Gesicht des anderen überzog.

      Der Missourier zog einen Nickel aus der Tasche, ging zu dem großen Orchestrion hinüber und warf das Geldstück in den Mündenschlitz.

      Ungestüm brach der Arizona-Song in den Raum – so, als sei er bis jetzt mit Gewalt festgehalten worden und müsse nun die wenig harmonischen Takte seiner schrillen Melodie möglichst rasch und stampfend in den Raum schleudern.

      Wyatt Earp wandte sich um und ging langsam an der Theke vorbei auf den Spieltisch zu.

      »Hallo, Doc.«

      »Hallo, Marshal.«

      Yeah, der Mann im schwarzen Habit des Gamblers war niemand anders als Doc Holliday. Er war also in der bittersten Stunde seines einziges Freundes zurückgekommen.

      Der Spieler hob den Kopf und sagte leise wie zu sich selbst, während er sich eine Zigarette zwischen die Zähne schob und ein Zündholz am Daumennagel anriß:

      »Wann geht es los?«

      »Bei Sonnenaufgang.«

      »Wo?«

      »Im O.K. Corral.«

      »Feiner Platz zum Sterben.«

      Holliday schob die Karten zusammen und ließ sie in seine linke Westentasche verschwinden. Dann blickte er auf den Revolver, warf die Trommel geräuschvoll herum und wirbelte dann die schwere Waffe mit spielerischer Leichtigkeit rotierend um den Mittelfinger.

      »Bred!«

      Der dösende Keeper schrak zusammen. Er sah den Revolver in der Hand des Georgiers.

      Holliday lachte müde und erhob sich, wobei er den Colt in einem Handsalto ins Halfter fliegen ließ.

      »Geben Sie mir eine Flasche mit!«

      Er ging auf die Theke zu und warf ein paar Münzen hin, die einen klimpernden Tanz auf dem Blech vollführten, ehe sie stillagen. Der Gambler nahm mit der Linken die Flasche, die der Keeper ihm hinreichte, und wandte sich nach dem Missourier um.

      »Alles klar, Marshal?«

      Wyatt nickte. »Yeah, Doc, alles klar.«

      »Good night.«


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