Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.
und warf ein rotgoldenes Licht auf die Häuserfront der Mainstreet.
Im Utah Saloon herrschte eine Art gespannter Hochstimmung.
Die Break Crew wartete jede Minute auf den Mann, der das Eisen endgültig für sie aus dem Fenster reißen sollte.
Der Coltman Jake Clay hatte eine Nachricht an den Banden-Boß geschickt, daß er gegen acht Uhr eintreffen würde.
Dann kam die Overland. Polternd und dröhnend rollte sie unter einer Wolke von Staub in die Mainstreet.
Die Break Crew stand auf dem Vorbau der Schenke und sah auf den Wagenschlag. Aber der blieb zu.
Die Banditen sahen einander verblüfft an.
Dann rannte Hunter auf die Straße, riß den Schlag der Postkutsche auf und starrte in den leeren Passagierraum.
Der Coltman Jake Clay war nicht mit der Overland gekommen.
Als die Kutsche nach zehn Minuten die Stadt verließ, herrschte oben in der Schenke eine gedrückte Stimmung.
Eine Stunde verging.
Da drang der Hufschlag eines Pferdes bis in den Schankraum. Hunter rannte zur Tür.
Ein heiserer Jubelschrei entrang sich seiner Kehle. »Er ist es, Männer. Jake Clay!«
Draußen war eben ein Reiter an die Halfterstange geritten und rutschte aus dem Sattel.
Der Mann trug einen grauen Anzug, ein weißes Hemd und eine schwarze Schleife. Eine Waffe war nicht an ihm zu sehen.
Mit ruhigen Bewegungen schnallte er eine schwarze Reisetasche hinten vom Sattel und kam damit auf den Vorbau des Saloons zu.
Gordon Break stand über der obersten Treppenstufe, um seinen ›Mann‹ zu empfangen. Er tat dies mit einem theatralischen Aufzug und sehr gestenreich.
Das Gesicht des bestellten Revolvermannes, der wie ein Handwerker gekommen war, um etwas zu erledigen, blieb ausdruckslos, auch als ihm Hunter und Folgerson die Hand geschüttelt hatten.
»Kommen Sie rein, Clay. Die Schenke gehört mir. Wir werden einen Begrüßungsschluck nehmen. Schätze, daß Sie ihn nach dem scharfen Ritt nötig haben.«
Jake Clay lehnte mit einer kurzen entschiedenen Geste ab. »Nichts da, Break, ich trinke vorher nie.«
Die Gespräche der Männer verstummten.
Der Revolvermann schnippte ein imaginäres Fädchen von seinem linken Jackenärmel und stellte seine Reisetasche neben sich auf die Vorbaubohlen. »Wo?« fragte er nur.
Break hatte sich gerade eine lange Virginia angezündet. »Hier«, ging er auf den knappen Ton des Coltmans ein.
»Und wann?«
»Wann Sie wollen.«
»Am besten gleich. Ich will mich nur noch waschen und rasieren.«
Gordon Break ließ ihn von Folgerson auf eines der Zimmer oben über dem Saloon bringen.
Es dauerte genau eine Viertelstunde, bis Clay wieder erschien. Er war frisch gewaschen und glatt rasiert.
Als er an Hunter vorbeiging, zog der die Nase hoch und sog den Parfümduft, der hinter dem Schießer her wehte, mit säuerlicher Miene ein.
Clay wandte sich an Break. »Jetzt eine Tasse Kaffee!« sagte er befehlsgewohnt.
Break sah die spöttischen Gesichter seiner Leute, zog die Stirn in tiefe Falten und knurrte: »All right. Mat, mach einen starken Kaffee!«
Clay hob leicht die linke Hand an. »Keinen starken Kaffee. Mit Milch und Zucker, wenn ich bitten darf.«
Der Riese preßte die Lippen aufeinander, dann brummte er: »Wie Sie wünschen. Mat, du hast gehört, was Mister Clay gesagt hat.«
Der Coltman setzte sich an einen leeren Tisch und wartete auf das Getränk. Als es kam, trank er es langsam und in kleinen Schlucken aus.
Die Banditen standen im Kreis um ihn herum und starrten ihn an wie ein Wundertier.
Schließlich steckte er sich eine vorgedrehte Zigarette an und erhob sich. »Das Geld!« sagte er schnarrend.
Der Mörder Gordon Jim Break hatte auf diese Frage gewartet. Und er wußte auch die richtige Antwort darauf.
»Fünfhundert vorher, und fünfhundert nachher.«
Ein zynisches Lächeln flog um die dünnen Lippen des Revolvermannes. »Irrtum Break: tausend – sofort!«
»Das ist nicht üblich, Clay.«
»Ich bin auch nicht üblich, Break«, beharrte der Schießer. Dann fuhr er mit schroffem Ton fort: »Tausend, auf der Stelle, hier auf den Tisch!«
Break blieb stur. »Nichts da. Erst die Arbeit, dann der Lohn!«
»Well, Mister Break. Dann wäre hiermit der Fall für mich erledigt. Ich berechne Ihnen für den Ritt dreihundert Bucks, die Sie mir nach Askahol schicken können.«
Er nahm seine lederne Reisetasche auf und ging zur Tür. Break starrte ihm grimmig nach.
Da stieß Hunter den Boß an. »Du wirst ihn doch nicht wirklich laufen lassen!«
»Clay!«
Jim Break hatte es heiser ausgestoßen.
Der Schießer war stehengeblieben und wandte sich langsam um. »Sie halten mich auf, Mister Break!«
Der Riese schnaufte wütend. »All right, neunhundert sofort!«
»Tausend!« kam es eisig zurück.
Break fluchte leise, griff aber in die Jackentasche und nahm ein dickes Geldbündel heraus. Als er es laut auf den Tisch zählte, zählten seine Leute mit den Augen mit.
Jake Clay zählte das Geld sorgfältig nach, glättete mit aufreizendr Ruhe einige verknitterte Scheine und schob das Bündel in seine linke Jackentasche.
Dann stellte er seine Tasche auf den Tisch, öffnete sie und nahm einen Waffengurt heraus, an dem ein Revolverhalfter hing. Erst als er den Gurt über die Jacke geschnallt hatte, griff er wieder in die Tasche.
Neugierig beobachteten ihn die Banditen. Was für einen Colt hatte dieser Mann?
Es war ein leichter achtunddreißiger Revolver mit nußbraunen Schalen und brüniertem Lauf. Clay ließ die Trommel rotieren und schob die Waffe langsam in den Lederschuh.
Ein unbehagliches Gefühl hatte sich der Desperados bemächtigt. Wie faßte dieser Jake Clay denn den Revolver an? So, als ob es etwas Besonderes wäre, etwas Fremdes.
Der grobe Hunter mußte eine Probe haben. »Clay!« schrie er.
Man sah die Bewegung kaum, aber der kleine Revolver lag schußbereit und schon mit gespanntem Hahn in der Rechten des Revolvermannes.
Hunter wurde um einen Schein bleicher.
Und der Coltman sagte leise: »Lassen Sie das lieber, Jim. Ich habe es nicht gern, mit solchen Mätzchen aufgehalten zu werden.«
Break stand abwartend an der Tür. »Gehen wir?«
»Ich rauche meine Zigarette zu Ende«, erklärte der Schießer gelassen.
Und das tat er auch. Mit geradezu unheimlicher Ruhe und sichtlichem Genuß rauchte er seine Zigarette bis auf einen halben Inch herunter. Dann ließ er sie fallen und zertrat die Glut sorgfältig mit der Spitze seines rechten Schuhes.
Langsam wandte er sich um und ging durch die Gasse, die die Männer für ihn bildeten, zur Tür. Die Break-Leute blieben auf dem Vorbau stehen.
Clay ging langsam die Treppe hinunter. Er hatte nicht gefragt, mit wem er sich schießen sollte.
Clay blickte zu Break hinauf. »Kommt er – oder rufen Sie ihn?«
Yellow Jim geriet durch diese Frage in äußerste Verlegenheit.
Aber