Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
die Hühnerzeit in Abi-lene?«

      Jack Bride berichtete dem Kollegen das, was sich ereignet hatte.

      But Ferguson zog sich seine Weste an und krempelte die Hemdsärmel hoch.

      »Das wird sich doch aufklären. Der Driver ist offenbar vom Wagen gestürzt. Die Gäule sind möglicherweise weitergelaufen und haben die Karre so strapaziert, daß das Rad gebrochen ist…«

      Bride schüttelte den Kopf. »Das ist keine Erklärung, But. Natürlich ist dem Driver etwas passiert, fragt sich nur, was?«

      Ferguson winkte ab und ließ sich am Tisch nieder.

      »Setz dich erst mal hin. Ihr da drüben in Salina seht immer gleich Gespenster.«

      »Gespenster?« fragte Bride ernst. »Wir sehen im Gegenteil etwas nicht, was wir gern sähen: nämlich den Overland Driver.«

      »Vielleicht hat er Nasenbluten gehabt und ist…«

      »Was ist er? Davongelaufen? Um sich die Nase auszuschnaufen? Wohin denn? Vielleicht nach McPherson hinunter oder nach Concordia hinauf? No, But.« Und dann sprach Sheriff Bride das aus, was Ferguson nicht hören wollte: »Die Overland ist überfallen worden!«

      Der Sheriff von Abilene setzte die eben angehobene Kaffeetasse mit einem Ruck wieder ab.

      »Überfallen worden! Unsinn! Wer soll sie denn überfallen haben. Seit anderthalb Jahren herrscht endlich Ruhe in der Gegend. Seit die Billinger-Bande ausgeräuchert worden ist, haben wir keinen Schuß mehr in der Stadt gehört…«

      Bride ließ sich auf einen Hocker, den ihm die Frau hingeschoben hatte, nieder und streckte die Beine weit von sich.

      »Offenbar aber gibt es einen Burschen, der zu der Ansicht gekommen ist, daß es lange genug still war in der Gegend. Ich bleibe dabei: Die Overland ist überfallen worden!«

      Zwei Stunden später wußte es die ganze Stadt.

      Auch in Salina wußte es jeder.

      Die Angst, die früher über diesem heißen Landstrich gelegen hatte, und die sich scheinbar mit den Billingers davongemacht hatte, war wieder zurückgekehrt. Sie nistete sich in die Häuser ein, geisterte durch die Straßen und sorgte dafür, daß die Menschen wieder unter jenem Gefühl lebten, das ein halbes Jahrhundert lang neben ihnen hergelaufen war.

      Jimmy Degorey fuhr die Postkutsche.

      Der neununddreißigjährige Postmaster von Abilene war dem alten Wilkins in Salina unterstellt, da dieser die Salina Overland Company leitete. Degorey war von seinem neuen Job nicht eben begeistert, vor allem, da er seine schöne, bequeme Station in Abilene mit dem windigen heißen Kutschbock vertauschen mußte, auf dem vor wenigen Tagen erst sein Vorgänger verschwunden war und nichts als eine winzige Blutspur hinterlassen hatte.

      Die Posthalterei der Company in Abilene fand rasch einen neuen Mann, den siebenundzwanzigjährigen ehemaligen Bahnarbeiter Gordon Felbert.

      Genau um elf Uhr am Vormittag nahm Degorey die Zügel auf.

      Um elf Uhr sieben hatte er Abilene hinter sich.

      Und neun Minuten nach fünf kam er in Salina an.

      Der alte Wilkins stand auf dem Vorbau. Er hatte seine Uhr in der Hand.

      »Hallo, Jim. Ganz gut für den Anfang.«

      »Bin ich zu spät?«

      »Neun Minuten. Aber das sagt nichts. Du kennst die Strecke doch nicht so wie Norton sie kannte, und vielleicht mußt du dich auch noch mehr an die Pferde gewöhnen…«

      Der ersten Fahrt waren Jack Bride und But Ferguson, jeder im Abstand von fast einer halben Meile südlich und nördlich der Fahrstraße, gefolgt. Das hielten die beiden Gesetzesmänner drei Tage so. Dann gaben sie es auf. Andere Aufgaben riefen nach ihnen. Schließlich waren sie nicht dazu da, den Begleitschutz für die Overland abzugeben.

      Am vierten Tag fuhr Jimmy Degorey allein.

      Genau um elf verließ er die Station in Abilene. Der junge Gordon Felbert reichte ihm noch die Hand zum Abschied.

      »Mach’s gut, Jim!«

      »All right, bis dann…«

      Das waren die letzten Worte, die je ein Mensch von dem Overland-Mann Degorey gehört hatte.

      Die Kutsche lief noch vier Minuten vor der Zeit in Salina ein.

      Der alte Wilkins sprang verdutzt von seinem Schreibtisch hoch, als er das Poltern hörte, blickte zur Uhr und meinte:

      »Damned, entweder geht die Uhr jetzt falsch, oder Jim ist tatsächlich noch schneller als Bill. Das hätte ich allerdings für unmöglich gehalten.«

      Er trat auf den Vorbau – und blieb wie angenagelt stehen.

      Der Kutschbock war leer.

      Schweißtriefend und sehr unruhig standen die Pferde vor dem Zügelbalken, schnaubten und wieherten.

      Wilkins stürzte auf die Straße.

      Dann riß er den Schlag der Kutsche auf.

      Leer. Keine Passagiere und keine Postsäcke.

      Er kletterte auf den Kutschbock.

      Nichts.

      Mit müden Schritten ging der alte Overland Chief hinüber zum Sheriffs Office.

      Jack Bride war nicht da. Er hatte auf einer nahegelegenen Ranch zu tun. Da waren in der vergangenen Nacht zwei Pferde weggekommen.

      Als Bride in die Stadt zurückkam, fand er vor der Overland Station einen Menschenauflauf.

      Die Augen des Sheriffs wurden hart, als er mit dem alten Wilkins gesprochen und die Kutsche in Augenschein genommen hatte. Er stieg gar nicht erst vom Pferd, sondern wandte das Tier und sprengte in voller Karriere nach Osten davon.

      Und als er spät am Abend zurückkam, war sein Gesicht düster.

      Wilkins nagte an seiner Unterlippe.

      »Nichts?«

      »Nichts!«

      Es war alles wie bei Bill Norton gewesen; nur, daß Jimmy Degorey nicht einmal eine Blutspur hinterlassen hatte. Er war wie vom Erdboden verschwunden.

      Die Angst in den beiden Städten wuchs.

      Und niemand wollte die Overland mehr kutschieren.

      Es war ja nicht nur die Verbindung zwischen den beiden größeren Städten, die jetzt plötzlich abgeschnitten war – von Salina aus führte eine weitere Linie nach Ellworth hinüber, weiter westlich nach Russell, Hays Grainfield und Oakley. Und von Abilene aus ging die wichtige Straße nach Junction City und Topeka hinüber bis nach Lawrence. Mitten in dieser Kette fehlte jetzt ein Glied.

      Und nirgends war ein Mann zu finden, der dieses Glied wiederherstellen wollte.

      Die acht Wechselpferde standen im Corral der Salina Overland und sandeten.

      Die Company erhöhte den Sold für den neuen Driver. Aber es fand sich keiner, der den gefährlichen Job annehmen wollte.

      Sheriff Bride hatte die beiden Meldungen nach Topeka gesandt, und Jeff Wilkins’ Berichte lagen auch bereits dem Boß der Salina Overland, Mister Tim Callaghan vor. Da das mittlere Kansas diese Verbindung jedoch lebensnotwendig brauchte, unternahm die Company weitere Anstrengungen, an einen neuen Driver zu gelangen.

      Eines Vormittags meldete sich bei Wilkins im Office ein junger hartgesichtiger Bursche, der den Job übernehmen wollte, von dem er unten in McPherson gehört hatte. Der alte Postmaster war hocherfreut und zahlte dem Burschen gleich den halben Lohn im voraus aus.

      Der junge Hunter, so hieß der Mann, war verblüfft.

      »He, das lasse ich mir gefallen. So einen Job habe ich schon lange gesucht…«

      Als er drüben in Websters Bar seinen Einstand mit sich selbst feiern wollte, fanden sich


Скачать книгу